Vorwort
Hallo zusammen,
wie in meinem Vorstellungs-Beitrag bereits berichtet, habe ich bisher meine Surround-Anlage im Wohnzimmer stehen. Mit dem Umzug in ein - nun eigenes - Haus ist die Anlage zwar mit umgezogen, kann dort aber nicht in vernünftiger Weise aufgestellt werden. Und aufgrund unserer kleinen Kinder ist es auch nicht praktikabel, das Wohnzimmer zum Filme-schauen oder Musik-hören zu nutzen.
Aus diesem Grunde bestand bereits seit einiger Zeit die Überlegung, die Anlage in einen eigenen Raum unterzubringen. An ein echtes Heimkino habe ich dabei anfangs nicht gedacht, aber nachdem ich mich etwas mit der Materie beschäftigt habe, würde ich es nun gerne auch „richtig“ machen.
Der mir zu Verfügung stehende Raum befindet sich im Keller und hat folgende Abmessungen: Länge 6,96 m und Breite 4,00 m. Die Höhe beträgt leider nur 2,22 m, zumal dies ab Estrich gemessen ist, d.h. es werden noch mehrere Zentimeter für den Bodenbelag weg gehen. Im Raum befinden sich außerdem zwei kleine Kellerfenster, ein Heizkörper und ein Kaminschacht:
Nachdem ich mich etwas in die Thematik eingelesen hatte, hatte ich mich daran gemacht, einen Entwurf für das Kino zu erstellen. Mit dem ersten Entwurf war ich aber nicht so recht zufrieden, der zweite Entwurf gefiel mir schon besser und wurde von mir auch recht weit ausgearbeitet, zumindest bis zur Berechnung der Erstreflektionspunkte. Aber nachdem ich mich hier eine Weile in eurem Forum herumgetrieben habe, würde ich diesen Entwurf auch noch einmal überarbeiten wollen.
Ohne jemanden langweilen zu wollen, möchte ich aber trotzdem beide Entwürfe vorstellen, damit verständlich wird, wie ich gedanklich an den aktuellen Stand gekommen bin, zumal dieser Stand auch Grundlage für Diskussion und weitere Planung wäre.
Und ja: ich weiß, der nachfolgende Text ist seeehr lang geworden. Und ich entschuldige mich an dieser Stelle dafür bereits. Man soll es kaum glauben, aber ich habe mich sogar bemüht, ihn so gut es geht einzukürzen, aber gut gelungen ist es mir nicht. Ich habe eine ganze Weile mit mir gerungen, ob ich ihn wirklich in dieser Länge hier einstellen soll, habe mich dann aber doch dafür entschieden, weil ich denke, dass ansonsten meine erste Frage (ob es für mich Sinn machen würde, professionelle Planungsunterstützung in Anspruch zu nehmen) ohne diesen Hintergrund nicht viel Sinn ergäbe.
Zielsetzungen für die Planung:
- eine möglichst große Leinwand
- Leinwandformat 21:9
- seitliche Maskierung, elektrisch und extern ansteuerbar
- geeignet für 3D sowie HDR
- Abstand zur Leinwand ca. Faktor 1,2 – 1,3 (zumindest bisher konnte ich mich mit einem geringeren Abstand wie z.B. Faktor 1,0 bisher nicht anfreunden)
- ein Lautsprecher-Setup für Dolby Atmos, möglichst mit 4 Deckenlautsprechern (also nicht indirekt)
- Positionierung der Lautsprecher entsprechend der Dolby-Vorgaben (bei den Deckenlautsprechern aufgrund der geringen Deckenhöhe sicherlich problematisch)
- auf der Frontseite eine Baffle Wall
- die Front-Lautsprecher sollen nicht nur für Filme, sondern auch zum Musik-hören taugen
- entsprechend die Position des Haupt-Sitzplatzes passen (also möglichst nah am Stereo-Dreieck)
- insgesamt zwei Sitzreihen, wobei ich bei Reihe 1 mit 3 Sitzen geplant habe und bei Reihe 2 mit 4 Sitzen. Auf diese Weise gibt es in Reihe 1 einen optimalen Sitzplatz in der Mitte und andererseits insgesamt genug Sitze, damit die ganze Familie (4 Personen) plus 2-3 Gäste Platz findet.
Die komplette Technik im Sinne von Vor- und Endstufen, Playern etc. kommt übrigens in einen Schaltschrank im Flur.
grundlegende Raumplanung Version 1.0:
Während der Planung hatte ich mich recht schnell für ein 7.x-Setup entschieden:
Entwurf 1.0 - Lautsprecher.png
Bei dieser Konstellation (max. breite Leinwand) komme ich allerdings auf den Abstandsfaktor 1,1, was mir eigentlich schon zu nah sein dürfte. Andererseits, wenn die Sitzreihen weiter in Richtung Rückwand wandern würden, wäre insbesondere der Abstand der zweiten Reihe zu den Rears viel zu gering. Vor allem stehen aber die Lautsprecher nicht an den laut Dolby sinnvollen Positionen (Fronts L/R und Rears L/R sind dabei bei mir jeweils auf einer Linie).
Abgesehen von der falschen Lautsprecher-Position fand ich den Abdeckungsbereich der Lautsprecher problematisch. Als Grundlage für diese Betrachtung habe ich die Dispersion-Angabe einer B&W CT 7.3 von 60° verwendet:
Entwurf 1.0 - Lautsprecher-Abdeckung.png
Während der Center die Sitzplätze gut abdeckt, werden die äußeren Sitzplätze der ersten Reihe von den Fronts nur gerade so eben abgedeckt. Bei den Rears ist die Situation deutlich schlechter, ebenso bei den Sides. An diesen Positionen wären daher Lautsprecher mit einer wesentlich größeren Dispersion sinnvoller.
grundlegende Raumplanung Version 1.1:
Aus diesem Grunde habe ich mich dazu durchgerungen, die Lautsprecher anzuwinkeln, obwohl mir eine solche Lösung aus dem Bauch heraus nicht wirklich gefällt: in meinen Augen widerspricht eine solche Aufstellung auch dem Gedanken der Baffle Wall, dass alle Lautsprecher bündig in einer geraden Wand eingelassen sein sollen.
Dieser Entwurf sieht so aus (die Rückwand ist nicht fertig ausgearbeitet, daran bitte nicht stören):
Entwurf 1.1 - Lautsprecher-Position.png
Hier befinden sich nun alle Lautsprecher an einer laut Dolby sinnvollen Position. Nebenbei hatte ich begonnen, gedanklich mit einem DBA zu spielen, daher die vier eingezeichneten Subwoofer.
Die Abdeckung der Sitzplätze ist ebenfalls deutlich besser, wenngleich es immer noch sinnvoll wäre, wenn die Rears und Sides eine Dispersion > 60° aufweisen würden:
Entwurf 1.1 - Lautsprecher-Abdeckung.png
Die erste Sitzreihe befindet sich außerdem in einer Position (bezogen auf die Längst-Achse des Raumes), die recht Moden-freundlich sein sollte. Der Faktor „Leinwand-Abstand“ beträgt in diesem Fall 1,17, allerdings mit einer etwas geringeren Leinwand-Breite.
So, die restlichen Überlegungen nun nur noch im Schnelldurchlauf:
- Anhand des zwischen den Fronts zu Verfügung stehenden Platzes habe ich die Größe der Leinwand abgeleitet und bin dabei auf 302 x 129 cm gekommen (plus seitlich jeweils 10 cm für die Maskierung, grob geschätzt).
- Anhand der Leinwand-Dimensionen habe ich geprüft, wie die Sichtlinien und Projektposition aussehen würden und bin zum Ergebnis gekommen, dass es passt. Zwar ist die Kopf-Freiheit der hinteren Reihe sehr gering, zum Sitzen reicht es aber.
- Danach habe ich noch die Erstreflektions-Punkte des Raumes bestimmt, nach bekannter Spiegelmethode, für jeden Sitzplatz und Lautsprecher.
- Und zu guter Letzt habe ich mir auch Gedanken über die Belüftung des Raumes gemacht.
Das fertige Kino könnte grob dann in etwa so aussehen, die Lautsprecher wären allerdings natürlich durch die Wandverkleidung verdeckt (bitte nicht an den komischen Lampen stören: ich habe etwas mit der Beleuchtung in Sweet Home 3D gekämpft):
Heimkino 2020-07-02 (5) klein.png Heimkino 2020-07-28 (1) klein.png Heimkino 2020-07-28 (2) klein.png
Weiteres Vorgehen:
Da nun schon die Hälfte des Kalenderjahres vorbei ist, würde ich natürlich gerne langsam mit dem Bau loslegen. Anfangen wollen würde ich mit der Baffle Wall und der Raumbelüftung.
Es gibt aber noch einige Punkte, bei denen ich unentschlossen bin bzw. bei denen mir noch die nötigen Informationen fehlen.
Das wären z.B.:
- macht eine professionelle Planung Sinn?
- Grundkonzept akustische Behandlung des Raumes
- Entscheidung pro/contra DBA
- Auswahl der Lautsprecher
- Planung der Baffle Wall (Aufbau, Lüftung, ..)
- Auswahl der Leinwand (fertiges Produkt oder Selbstbau)
Über alles müssen natürlich die Kosten grob abgeschätzt werden, damit das Projekt nicht aus dem Budget läuft. Dementsprechend würde ich den nächsten Entwurf des Kinos angehen.
Nach der langen Vorrede nun zu meiner grundlegenden ersten Frage aus dem obigen Themenblock:
professionelle Planung:
Als ich damit begonnen habe, mit dem Gedanken an ein richtiges Heimkino zu spielen, bin ich davon ausgegangen, dass es am sinnvollsten sein würde, Geld für eine professionelle Planung in die Hand zu nehmen: sofern es sich um eine sinnvolle Größenordnung handelt. Diese würde ich bei mir im Rahmen des Budgets (sagen wir mal deutlich < 50.000 Euro) bei maximal 2000 Euro sehen. Da ich den Bau in Eigenregie durchführen möchte (schon alleine aufgrund der Kostenersparnis) geht es also wirklich nur um eine Planung. Ggf. noch um den Bezug von Komponenten.
Nachdem ich nun aber bereits einen guten Teil der Planung wie oben beschrieben bereits im Grunde grob erledigt habe (Auswahl des Lautsprecher-Setup, Lautsprecher-Positionierung, Positionierung der Leinwand, Planung der akustischen Behandlung), denke ich, dass ich auch ohne professionelle Planung auskommen müsste. Ich habe zwar noch einen Sack offener Fragen (daher auch meine obige Liste), aber ich hoffe, dass ich sie mit eurer Hilfe klären kann.
Bei Stöbern durch die Forenbeiträge habe ich mitbekommen, dass zumindest ein paar Leute hier die Leistung eines professionellen Installateurs in Anspruch genommen haben, gilt dies aber auch nur für eine reine Planung zum Selbstbau? Und wenn ja, hat sich die Investition für sie gelohnt?
Wie ist eure Meinung?
LG Frank