Hallo Heimkino-Begeisterte,
immer wieder schwebt die Frage im Raum ob verschiedene Endstufen auch unterschiedlich klingen. Da hilft nur eines: im Direktvergleich ausprobieren. Von meinen Erfahrungen möchte ich euch in diesem Thread berichten.
Mehrere Themen in diesem Forum haben mich dazu bewogen, diesen Bericht nachzureichen. Hier findest du auch weitere thematische Infos und Diskussionen:
Klangliche Unterschiede zwischen Endstufen?
Vergleich verschiedener Digital Endstufen Module - Hypex, Pascal, Purifi etc.
Kann man Hörvergleichen trauen oder nicht?
Anforderungen
- Mehrkanal-Endstufe mit 5 oder 7 Kanälen
- Leistungsklasse ~ 125-250 W an 4 Ohm (20-20.000Hz)
- Verfügbarkeit gegeben, gerne auch auf dem Gebrauchtmarkt
- Preisklasse ~ 1.000-2.000€
Im Sommer 2021 ergab sich für mich die Gelegenheit über den Gebrauchtmarkt verschiedene Endstufen zu erwerben. Damals war noch genügend Zeit, Budget und Motivation übrig... und heute ist das Heimkino immer noch nicht fertig. Aber zur Sache:
Testgeräte
(in alphabetischer Reihenfolge)
Arcam PA720
7-Kanal Class G Mehrkanal-Endstufe, passend zu meiner Arcam AV40 Vorstufe, Testberichte im Internet loben stets das Class G Verstärkerkonzept, daher sehr spannender Vergleichskandidat
Audiophonics MPA-S250NC RCA
2-Kanal Class D Stereo-Endstufe, ein Hypex NCorce NC250MP Modul inkl. Schaltnetzteil und Verstärker auf einer Platine, zum Vergleich von digitalen Class D Endstufen
Emotiva XPA-9 Gen3
Leistungsstarkes Schaltnetzteil, modularer Aufbau, in dieser Konfiguration bestehend aus
5-Kanal Class H Mehrkanal-Endstufe in Mono-Verstärker Bauweise
4-Kanal Class AB Mehrkanal-Endstufe in Stereo-Verstärker Bauweise
Iotavx AVXP1
7-Kanal Class AB Mehrkanal-Endstufe, das klassische solide "Eisenschwein", in einschlägigen Foren für die Preis-/Leistung sehr beliebt
Rotel RMB-1555 (erst später im Vergleich)
5-Kanal Class AB Mehrkanal-Endstufe, im weitesten Sinne unauffällig
Marantz SR9600 (Referenz)
7-Kanal Class AB Mehrkanal-Receiver, THX Ultra2 Zertifizierung, komplett aufgetrennt, läuft und läuft und läuft...
Technische Daten
Arcam PA720 | Audiophonics MPA-S250NC RCA (Hypex NCore NC250MP) |
Emotiva XPA-9 Gen3 (Mono-Module) |
Emotiva XPA-9 Gen3 (Stereo-Module) |
Iotavx AVXP1 | Rotel RMB-1555 | Marantz SR9600 | |
Kanäle | 7 | 2 | 5 | 4 | 7 | 5 | 7 |
Class | G | D | H | AB | AB | AB | AB |
Netzteil | Ringkern | SMPS | SMPS | SMPS | Ringkern | Ringkern | Ringkern |
XLR-Eingänge | ja | --- | ja | ja | ja | --- | --- |
12V Trigger In/Out | ja / ja | ja / --- | ja / ja | ja / ja | ja / --- | ja / ja | --- / ja |
Kühlkörper | 1 Leiste gesamt | n.v. | 7 Leisten modular | 7 Leisten modular | 7 Leisten modular | 5 Leisten U-Form | 2 Leisten Kühltunnel |
Kühloberfläche je Kanal [cm²]* | 650 cm² | n.v. | 1.375 cm² | 1.725 cm² | 1.925 cm² | 2.100 cm² | ? |
Kapazität je Kanal [µF] | 2.857 / 6.286 µF** |
? | ? | ? | 12.857 µF | 16.000 µF | 14.286 µF |
RMS (20 Hz - 20kHz) [W], 8 Ohm, alle Kanäle | 100 W | 200 W*** | 200 W | 65 W*** | 120 W | 120 W | 140 W |
Verstärkung [dB] | ? | 25,6 dB | 29 dB | 29 dB | 29 dB | 26,5 dB | ? |
SNR [dB]**** | 105 dB | 121 dB | 91 / 117 dB | 91 / 117 dB | ? | 116 dB | 105 dB |
Gewicht [kg] | 18 kg | 1,86 kg***** | 24 kg | 24 kg | 30,3 kg | 21,8 kg | 26 kg |
* Kühloberfläche anhand verfügbarer Bilder vom Innenleben pixelgenau abgemessen und bestmöglichst geschätzt
** Kapazität je Kanal für den niedrigen Spannungsbereich (50V) und den hohen Spannungsbereich (80V)
*** Leistungsangaben bei der Hypex für einen Kanal, bei der Emotiva Stereo (AB) für zwei Kanäle
**** gemäß Herstellerangabe, genaue Datengrundlage nicht identisch oder nicht kommuniziert
***** Gewicht für zweikanalige Ausführung bei Audiophonics, andere Konfiguration möglich
Leider ist die Erhebung der Herstellerangaben für weitere Leistungswerte, Dämpfungsfaktoren, Eingangsimpedanzen und -empfindlichkeiten so unterschiedlich oder unvollständig, dass ein sinnvoller Vergleich nicht möglich ist.
Testaufbau
Als Hörräum diente mir der Zustand des Heimkinos im Sommer 2021 als fast alle Wände mit Holzfaserplatten gedämmt waren. Mehr dazu in meinem (noch nicht erstellten) Bauthread. Der Raum war damals ab dem unteren Mitteltonbereich quasi reflektionsfrei mit einer Nachhallzeit <200ms. Das resultierende dumpfe Klangbild war zwar nur Sub-optimal , aber bestens geeignet um Erfahrungen mit Lautsprecherpositionen, Abstrahlverhalten und immersiven Tonformaten/Upmixern zu bekommen. Der überdämpfte Raum erleichtert es auch feinste Klangunterschiede verschiedener elektronischer Geräte wie Endstufen wahrzunehmen.
Das Quellmaterial waren mehrere mir sehr gut bekannte Musikaufnahmen, die einem Marantz SR9600 Receiver zugespielt wurden. Dieser ist zwar schon >15 Jahre alt, läuft aber immer noch zuverlässig. Das Schöne an diesem Boliden ist, dass die eingebaute Vorstufensektion von den Endstufen per rückseitiger Kabelbrücke aufgetrennt ist und mehrere Lautsprecherpaare angeschlossen werden können. Ich kann also jederzeit die Vorstufe des Marantz SR9600 als Umschalter nutzen um verschiedene Endstufen zu testen. Ein überaus praktisches Feature! Der Marantz SR9600 ist in diesem Hörvergleich mein Ausgangspunkt, meine gewohnte Referenz. Nach Pegelangleichung konnte ich einen direkten paarweisen AB-Vergleich der Endstufen mit <1s Umschaltzeit realisieren. Als Lautsprecher habe ich zwei Paar Arendal Sound 1961 Monitor verwendet, direkt nebeneinander in Ohrhöhe aufgestellt, ideales Stereodreieck im Abstand von ~2,5m.
Im Testablauf erfolgten alle 15 AB-Vergleiche zufällig und wurden nach dem ersten Durchgang ebenfalls in zufälliger Reihenfolge mit dem anderen Lautsprecherpaar wiederholt. Zusätzlich musste durfte meine Frau den gesamten ( ) Testparcour als Blindtest mitmachen und konnte meine Höreindrücke größtenteils bestätigen. Danke!
Links oben: Arcam PA720
Links Mitte: Emotiva XPA-9 Gen3
Links unten: Iotavx AVXP1
Rechts oben: Oppo UDP-203 (Zuspieler)
Rechts mittig: Arcam AV40 Vorstufe (nicht in Betrieb)
Rechts unten: Marantz SR9600 Receiver (Referenz und Umschalter)
Verdeckt: Audiophonics MPA-S250NC RCA
Höreindrücke
Der alte Marantz SR9600 Receiver hat jeden Vergleich deutlich verloren. Da die klanglichen Unterschiede zu den anderen Endstufen schnell und zuverlässig bestimmt werden konnten, verzichte ich auf eine Darstellung der Höreindrück dieses Gerätes. Hier geht es nur um einen Vergleich dezidierter Endstufen untereinander. Im Vergleich zu Receivern sind die Höreindrücke verzerrt. Die Rotel RMB-1555 habe ich erst zu einem späteren Zeitpunkt getestet. Ein direkter AB-Vergleich hat nur gegenüber der Arcam und der Marantz stattgefunden.
Panorama
Wie breit oder eng baut sich eine Bühne vor einem auf? Habe ich mit geschlossenen Augen den Eindruck, dass echte Musiker vor mir stehen oder klebt der Klang an den Lautsprechern?
Besonders erwähnenswert sind hier die Hypex und die Emotiva Stereo (AB) Endstufen. Beide schaffen es eine weite Bühne im Bass aufzuspannen und trotzdem einzelne Instrumente (Gitarre) punktgenau abzubilden. Im Mittelfeld mit breiter Bühne, aber ohne präzise Lokalisation sind die Rotel, die Arcam sowie die Emotiva Mono (H). Nicht ganz so gut gefallen hat mir die Iotavx, da ich den Eindruck hatte, dass einzelne Instrumente leichter in Richtung Lautsprecher springen.
Lokalisation
Ist die Stimmenwiedergabe kontinuierlich und gleichmäßig? Verändert sich das Klangbild, wenn sich der Ton oder der Kopf des Hörers bewegt?
Hier ist alles so gleichmäßig wie es sollte: wenn ich versuche einen Klang, der von einem in den anderen Lautsprecher wandert, mit der Hand nachzufahren ergibt sich eine flache horizontale Linie. Leider fielen mir die Emotiva Mono (H) sowie die Iotavx negativ auf. Bei der Emotiva Mono (H) ergibt sich ein leichtes Wellenmuster, bei der Iotavx bewegt sich meine Hand im Zickzack. Bewegte Audioobjekte gehen in meinem Testsetup hier nicht ganz so flüssig ineinander über, sondern unterliegen gefühlt Lautstärkeschwankungen. Kann es sein, dass durch die vertikal parallele Anordnung der Verstärkermodule der Emotiva Mono (H) und der Iotavx ein Kanalübersprechen (Crosstalk) potentiell begünstigt wird?
Timing
Wie präzise und klar sind zeitlich schnell aufeinanderfolgende Klänge oder ist die Endstufe eher gefühlt träge und nicht so deutlich?
Ein typisches Beispiel ist eine Snare, die mehrmals pro Sekunde angeschlagen wird. Bei der Arcam, der Hypex, der Emotiva Mono (H) und der Rotel hört man hier ein feines tickticktick heraus. Das gefällt mir persönlich richtig gut. Diesen präzisen Eindruck hatte ich von der Iotavx und der Emotiva Stereo (AB) nicht.
Details und Feinauflösung
Kann man auf Aufnahmen feine Details wahrnehmen? Beispiele hierzu sind das Lösen eines Klavierpedals oder ob eine Trommel mit jedem Schlag unterschiedlich schwingt; hört man das Öffnen der Lippen bei guten Gesangsaufnahmen?
Arcam, Iotavx, Emotiva Mono (H) und Rotel geben alle Feinheiten so dar wie ich es gewohnt bin, das passt. Lobenswert ist, dass sich das digitale Hypex-Modul hier vom Rest der Testkandidaten deutlich absetzen kann. Die detailreiche Wiedergabe ist auf einem anderen Niveau. Punkt. Die Emotiva Stereo (AB) bekommt von mir hingegen nur ein naja, sie spielt hörbar am undeutlichsten. Vielleicht lässt sich das mit der Bauform begründen, da der konstruktive Aufwand hier eher preisoptimiert ist?
Bässe
Am besten hat mir hier die Rotel gefallen, da sie in allen Situationen die Kontrolle behält, kräftig ist und trotzdem eine konturierte Wiedergabe ermöglicht. Ebenfalls gut und ansprechend ist die Emotiva Stereo (AB), während die Emotiva Mono (H) eher in die kräftige Richtung tendiert. Einen gänzlich anderen Klangcharakter hat die digitale Hypex, die mit stets auffällig klaren Bässen aufwarten kann. Die Arcam spielt ebenfalls sehr konturiert, war mir persönlich im Bass aber fast schon etwas zu weich, nicht ganz so zupackend. Möglicherweise liegt das an den Class G Endstufen, die bei niedrigen Lautstärken im Class A Betrieb funktionieren? Die Iotavx klang in meiner Testumgebung in meiner Konfiguration tendentiell eher dröhnig und fett, hier ist der Spaßfaktor garantiert.
Höhen
In dieser Kategorie kann sich keine Endstufe hervortun. Meine Klangeindrücke sind wie folgt: die Arcam, die Hypex und die Emotiva Stereo (AB) sind alle angenehm und ausgewogen zu hören. Die Arcam kann hier glänzen, betont die Höhen aber fast schon zu viel. Ein schmaler Grat, den die Hypex hingegen für meinen Geschmack stets überschreitet, denn hier sind die hohen Tonlagen immer präsent und vordergründig. Das gesamte Klangbild erscheint mir so nicht ganz ausgewogen. Die Emotiva Mono (H) und die Iotavx sind mir etwas scharf, bei der Iotavx kann es auch mal anstrengend werden. Die Rotel spielt in den Höhen leider hörbar sanft und zurückhaltend.
Störanfälligkeit
Hier habe ich mit dem Ohr direkt vor dem Lautsprecher ohne Abstand die Wiedergabekette auf Rauschen, Brummen und Störgeräusche überprüft. Es entspricht also nicht der typischen Heimkino-Installation bei realer Nutzung. Ich bewerte hier auch kein Trafobrummen oder SMPS-Fiepen im Gehäuse selbst. In meinem Testsetup sind die Lautsprecher bei der Hypex und der Rotel flüsterleise, es ist einfach Ruhe. Die digitale Hypex verwendet so weit ich informiert eine nicht abschaltbare Gleichstromkomponente, was erfahrungsgemäß zu hörbaren Störungen führen kann, bei diesem Endstufen-Vergleich aber nicht. Leider tritt bei mir sowohl bei der Arcam als auch an beiden Emotivas ein leises Rauschen auf. Das ist nicht störend und bei Tonsignalen auch nicht mehr hörbar, kann sich aber bei Nutzung mehrerer Lautsprecher (Heimkino ) summieren und auch bei Lautsprechern mit hohem Wirkungsgrad deutlicher hervortreten? Die Iotavx hatte bei mir ohne Tonsignal ein hörbares Brummen im Lautsprecher. Ich möchte anmerken, dass die Wiedergabekette dieses Vergleichs trotz Nutzung eines professionellen Netzfilters nicht auf Störfreiheit hin optimiert wurde.
Klangfarbe
Das ist meine Zusammenfassung um mit wenigen Worten den Klangcharakter zu umreißen. Was sind die typischen klanglichen Eigenschaften, in welche Richtung geht es?
Die Hypex macht genau das was man von digitalen Endstufen erwartet: sie spielt in jedem Maße neutral. Die Iotavx bietet das gewohnt "warme" Klangbild klassischer Class AB-Verstärker. Die Emotiva Mono (H) hat einen eher dunklen, leicht dumpfen Charakter. Die Emotiva Stereo (AB) haben für mich das angenehmste und ausgewogenste Klangbild, es passt einfach alles gut zusammen. Die Rotel sticht insbesondere durch ihre körperhafte Wiedergabe hervor. Was mir bei der Arcam ganz typisch in Erinnerung bleibt und sonst nirgends zu finden ist: "es perlt", ich kann es nicht genauer beschreiben.
Übersicht
Arcam PA720 | Hypex NC250MP | Emotiva XPA-9 Gen3 Mono (H) |
Emotiva XPA-9 Gen3 Stereo (AB) |
Iotavx AVXP1 | Rotel RMB-1555 | ||
Panorama | breit | breit, genau | breit | breit, genau | springt zur Seite | breit | |
Lokalisation | gleichmäßig | gleichmäßig | wellig | gleichmäßig | Zickzack | gleichmäßig | |
Timing | ticktick | ticktick | ticktick | ok | ok | ticktick | |
Details und Feinauflösung | ok | gut | ok | naja | ok | ok | |
Bässe | gut, weich | klar | kräftig | gut | dröhnig, fett | kontrolliert | |
Höhen | angenehm | angenehm, vordergründig | etwas scharf | angenehm | etwas scharf, anstrengend | zu sanft | |
Störanfälligkeit | Rauschen | unhörbar / Rauschen | Rauschen | Rauschen | Brummen | unhörbar | |
Klangfarbe | "es perlt" | neutral | dunkel | angenehm | warm | körperhaft | |
Getränk |
Champagner | Wasser | Schwarzbier | Fruchtsaft | Helles | Wein |
Weitere unerhörte Kriterien
Preis und Verfügbarkeit
Ich habe mich entschlossen, hierüber keine Aussage zu treffen. Preise sind schon allein aufgrund der weltweiten wirtschaftlichen Lage nicht fix und haben sich zuletzt auch im Heimkino-Bereich deutlich nach oben bewegt. Soll ich nun eine frühere UVP, einen Neupreis, ein Angebot oder den Gebrauchtmarkt heranziehen? Hier sollte jeder für sich persönlich entscheiden, welche Investition man für sich selbst als sinnvoll erachtet.
Optik
Jedem was gefällt. Während die Endstufen in aller Regel schwarz sind hat die Arcam hat eine eigene Farbgebung in Anthrazit. Die Hypex-Module werden hingegen von diversen Manufakturen angeboten, die diese in verschiedene Gehäuse bauen (Apollon Audio, Audiophonics, Buckeye Amps, KJF Audio, Nord Acoustics, VTV Amplifier).
Gehäuseaufbau und Kühlkonzept
In dieser Kategorie muss ich die Hypex etwas außen vor lassen, da der Gehäuseaufbau sowie die Anschlussklemmen je nach Konfiguration unterschiedlich sind. Ein extra Kühlkörper wird bei diesen Digitalmodulen nicht benötigt (wird nur handwarm). Anders sieht das bei den beiden Emotivas sowie der Iotavx aus. Die Gehäuse sind robust aufgebaut. Die einzelnen Verstärkermodule sind vertikal parallel zueinander angeordnet, etwas beengt mit extra Kühlkörper pro Verstärkerzug. Die Luft strömt durch die im Deckel eingelassenen Belüftungsschlitze und lässt beide Geräte je nach Nutzung merklich warm bis heiß werden! Emotiva und Iotavx sind mit Anschlussklemmen von WBT ausgestattet, eine sehr nahe bauliche Verwandtschaft ist ersichtlich. Auch die Rotel nutzt Anschlussklemmen von WBT, der Materialaufwand des Gehäuses erscheint aber nochmal hochwertiger. Die einzelnen Verstärkerzüge und Kühlkörper der Rotel sind in U-Form um den zentralen Ringkerntrafo angeordnet. Die Wärme wird über großzügig dimensionierte und passend positionierte Lüftungsschlitze in Boden, Seite und Deckel außen am Gehäuse entlang geführt. Die Endstufe bleibt damit stets im handwarmen Bereich. Negativ fällt lediglich die Arcam auf. Die Materialqualität und die Anschlussklemmen sind weniger aufwendig gestaltet. Das Gehäuse der Endstufe ist identisch mit der Vorstufe und den Receivern aus der selben Serie. Obwohl damit im Gehäuse viel "Luft" herrscht, können wenige Belüftungslüftungschlitze im Deckel und ein einziger unterdimensionierter Kühlkörper im Class A Betrieb nicht verhindern, dass die Arcam temperaturmäßig ein heißes Gerät ist. Vorsicht!
Stromverbrauch
Sowohl die Hypex als auch die Rotel ziehen sehr hohe Einschaltströme. Möglicherweise fliegt also die Sicherung (Leitungsschutzschalter B ) ohne Einschaltstrombegrenzer raus. Zum Stromverbrauch muss ich leider sagen, dass ich diesen zwar gemessen habe, aber nicht so ausreichend dokumentiert, dass eine Vergleichbarkeit jetzt gewährleistet werden kann. Die zweikanalige Hypex weist zwar einen niedrigen Grundstromverbrauch auf, wenn man diesen aber auf die Anzahl der Kanäle hochrechnet, ist die Hypex von den anderen Endstufen bezüglich Stromverbrauch auch nicht mehr zu unterscheiden. Einen aufgrund des Schaltungskonzepts möglicherweise niedrigeren Verbrauch für die Emotiva Mono (H) unter Last kann ich aufgrund unzureichender Dokumentation leider nicht sicher bestätigen.
Sonstiges
Rotel und Emotiva haben gemäß der Produktangaben Fehlerschutzschalter eingebaut. Die Emotivas zeigen über Front-LEDs die Betriebsbereitschaft der einzelnen Kanäle an.
FAZIT
Mein mehrtägiger Vergleich von Mehrkanal-Endstufen hat mir viel Arbeit, aber auch viel Spaß bereitet. Als Zusammenfassung möchte ich zu jeder Endstufe eine Art kompakten Steckbrief verfassen, damit du meine Höreindrücke zusammen mit den grundlegenden Klangcharakteristika der Geräte einfach nachlesen kannst. Ich freue mich auf Fragen und Kommentare. Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und Tschüss...
Arcam PA720
- 7-Kanal Class G Mehrkanal-Endstufe
- Klangcharakter: "es perlt"
- Für wen geeignet? Audiophile
- Verbesserungspotential: vielleicht etwas mehr Kontrolle im Bass, ist aber Meckern auf sehr hohem Niveau
- Fazit: sauber mit gutem Timing, die Class G Endstufe ist sehr charmant und umschmeichelt den Hörer, man hört gerne damit, einzigartig!
- Sonstiges: Bauqualität entspricht nicht dem Preis, Kühlkonzept ist unzureichend dimensioniert (wird heiß!)
Audiophonics MPA-S250NC RCA
- 2-Kanal Class D Stereo-Endstufe (Hypex NCorce NC250MP)
- Klangcharakter: neutral
- Für wen geeignet? Messwerte-Fans und Selbstbauer
- Verbesserungspotential: mehr Charakter und Emotionen bitte, die fehlen bei mir leider, sonst perfekt
- Fazit: gutes Timing, absolut klar auch im Bass (muss man mögen), Feinauflösung auf höherem Niveau!
- Sonstiges: kompakte Bauform, benötigt keine Kühlkörper (handwarm)
Emotiva XPA-9 Gen3 bestehend aus
- 5-Kanal Class H Mehrkanal-Endstufe (Mono-Verstärker)
- Klangcharakter: dunkel & kräftig
- Für wen geeignet? Leistungshungrige und Lauthörer
- Verbesserungspotential: Leistung ist nicht alles, überzeichnet leicht
- Fazit: amerikanisches Muskelpaket, kräftiger Bass und guter Punch, perfekt für LCR Hauptlautsprecher
- Sonstiges: modularer Aufbau, wird warm, hochwertige Anschlussklemmen
- 4-Kanal Class AB Mehrkanal-Endstufe (Stereo-Verstärker)
- Klangcharakter: angenehm
- Für wen geeignet? Rationale Sparfüchse
- Verbesserungspotential: eine höhere Feinauflösung
- Fazit: Preis-/Leistungssieger, überraschend ausgewogen, immer stimmig mit angenehmem Punch, perfekt für Surround-/Höhenlautsprecher
- Sonstiges: modularer Aufbau, wird warm, hochwertige Anschlussklemmen
Iotavx AVXP1
- 7-Kanal Class AB Mehrkanal-Endstufe
- Klangcharakter: warm
- Für wen geeignet? Umsteiger und Filmliebhaber
- Verbesserungspotential: der letzte Feinschliff fehlt, bei mir hörbares Brummen in den Lautsprechern
- Fazit: Spaßfaktor garantiert mit gutem Antritt, perfekt für den Umstieg auf separate Endstufe, stets deutlich hörbare Verbesserung zu Receiver
- Sonstiges: schwer, modularer Aufbau, wird warm, hochwertige Anschlussklemmen
Rotel RMB-1555 (erst später im Vergleich)
- 5-Kanal Class AB Mehrkanal-Endstufe
- Klangcharakter: körperhaft
- Für wen geeignet? Musiker
- Verbesserungspotential: Höhen sind zu sanft
- Fazit: Gesamtperformance passt, toller Bass, malt immer mit einer faszinierenden körperhaften Klangfarbe
- Sonstiges: Rackmounts vorhanden, durchdachtes Kühlkonzept (handwarm), hochwertige Anschlussklemmen