Joe gegen den Vulkan (1990)
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"Beinahe die ganze Welt schläft! Jeder Mensch den du kennst, jeder Mensch den du siehst, jeder mit dem du redest. Nur wenige Menschen sind wirklich wach. Und diese wenigen sehen sich in einer Welt, die sie aus dem staunen nicht mehr rauskommen lässt."
Mit "Joe gegen den Vulkan" hat John Patrick Shanley quasi im Alleingang (Drehbuch und Regie) ein modernes Märchen erschaffen, in welchem er uns die Leere und Einsamkeit des modernen Lebens unter die Nase reibt, durch welches wir alle nur als Sklaven des Kapitalismus und der Konzerne schlafwandeln.
Joe ist einer dieser Sklaven, dem es durch eine Schicksalsfügung gelingt, aus diesem Albtraum zu erwachen und sich fortan den Wundern dieser Welt gegenüber sieht. Joe zeigt uns aber auch, dass es Mut und einen Sprung des Glaubens braucht, um den ersten Schritt in diese Welt zu tun.
Dies war der erste von insgesamt drei Filmen, in denen Tom Hanks und Meg Ryan gemeinsam vor der Kamera standen (wenn man Ithaca mal außen vor lässt, in welchem TH nur ein paar kurze Cameos hatte). Und die Leinwandchemie zwischen den beiden ist in der Tat außergewöhnlich. Zumal es kaum zwei symphatischere Hauptdarsteller geben könnte. Lediglich der typische Slapstick-Humor von Tom Hanks in den 80ern und 90ern wirkt (auf mich) heutzutage etwas sehr flach, mit leichten Tendenzen zum Fremdschämen. In diesem Film hält sich das glücklicherweise aber sehr stark in Grenzen und die wenigen Stellen sind auch heute noch recht komisch. Was den Film aber eh ausmacht, ist Joes fantastische Reise - sowohl physisch, vor allem aber mental. Weg vom Blick nach innen und hin zu den uns umgebenden Wundern. Und der Film ist auch ein Wegweiser aus der Einsamkeit, die unsere heutige Zeit mit sich bringt.
Der Film ist auch ein tolles Beispiel dafür, warum Filme damals noch funktionierten und heute nicht mehr, oder deutlich seltener. Früher stand die Idee und der Wille, eine Geschichte zu erzählen, im Vordergrund. Heute haben geldgierige Konzerne auch diese letzte Bastion der Magie restlos entzaubert. Wenn ein Film heutzutage nicht mind. 1 Mrd. Umsatz macht, gilt er als Flop.
Joe gegen den Vulkan entführt einen für 100 Minuten aus dieser Welt, was für mich mittlerweile eines der schönsten Kriterien ist, die ein Film erfüllen kann!
FILM: 8.5/10
BILD: 7.0/10
TON: 6.5/10
LG,
Nupsi
P.S.: Es gibt eine interessante Theorie zu dem Film....(ACHTUNG: Könnte die Magie des Films etwas entzaubern!)
In dieser Theorie erlebt Joe diese Reise nicht wirklich, sondern träumt sie nur. Hinweise darauf finden sich überall und unentwegt. So zeigt Joes Lampe, die ihm als Fluchtmittel aus dieser grauen Neonhölle dient, bereits ganz am Anfang die ihm bevorstehende Reise in deutlichen Bildern auf dem Lampenschirm. Meg Ryan, anfänglich seine Kollegin, spielt sämtliche Frauen, die ihm auf seiner Reise begegnen. Sie ist das einzig schöne in Joes trister, kalter Welt, weshalb sie in seiner Fantasie eine so präsente Rolle, von Schönheit und Wärme einnimmt. Die diagnostizierte "Gehirnwolke" von Joe dürfte vermutlich ein Tumor sein, der auf Röntgenbildern oftmals als eben jene, nebulöse Wolke zu sehen ist. Und diese lässt ihn entweder in diese Fantasie flüchten, oder Dinge sehen, die schlicht nicht existieren.
Irgendwo hatte ich auch mal gelesen, dass John Shanley in einem Interview diese Theorie bestätigte, was dem Film einen doch sehr düsteren Touch verleiht. Denn statt mit einem "Happily ever after" endet die Geschichte mit Joes Tod. Ohne, dass er diesem tristen Leben je entkommen ist.