CouchScreen Leinwand - mein erster (Seh-)Eindruck

  • Hallo,


    eigentlich lese ich hier immer nur ein wenig mit und erspare mir normalerweise meinen „eigenen Senf“ zu ergänzen. Da ich aber am Wochenende auf den Norddeutschen HiFi Tagen war und somit vermutlich zu den wenigen Personen gehöre, die hier im Forum mitlesen und mir dort die mir bisher unbekannte CouchScreen Leinwand ansehen konnte, habe ich mir einmal einen Account angelegt, um Euch kurz meinen Eindruck über diese neue Leinwand schildern zu können.


    Die Norddeutschen HiFi Tage finden in den Räumen des Holiday Inn statt, was auf der einen Seite eine etwas ungewohnte Messesituation ist, andererseits hatten viele Aussteller so jeweils ein eigenes kleines (Wohn-)Zimmer, was auch akustisch natürlich viel näher am Heimumfeld ist, wie jede Messehalle es je sein könnte.


    Im 17. Stock stieß ich etwas unerwartet mitten zwischen verschiedenen HiFi-Produkten auf eine offensichtlich nicht nur mich auf Anhieb beeindruckende Projektion in einem nicht abgedunkelten Raum.


    Es wurde eine 16:9 Leinwand mit ca. 230 cm Bildbreite gezeigt. In dem Raum kam noch etwas Licht von außen von dem hinter der Leinwand liegenden einzigen Fenster des Raumes. Eine andere Platzierung der Leinwand wäre aufgrund der Raummaße aber wohl auch nicht möglich gewesen. Zusätzlich waren ein Deckenfluter und eine Stehlampe eingeschaltet. Der Raum hatte somit vermutlich ca. 100 bis 140 Lux an Helligkeit, also in etwa das, was man auch zu Hause im Wohnzimmer hat, wenn die Familie mit im Raum ist.


    Als Projektor wurde ein Panasonic PT AT6000 (LCD 2400 ANSI Lumen FullHD) benutzt, der laut Rückfrage auf Kino2 Einstellung lief.


    Bereits beim Hineinkommen in den Raum war ich sofort von dem gezeigten Bild begeistert, denn die Darstellung hatte eine sehr hohe Plastizität, wie ich sie bisher nie in einer Projektion bei Restlicht erlebt hatte. Man hatte den Eindruck, dass schwarze Bildinhalte wirklich schwarz waren, wurde jedoch das Objektiv des Projektors zugehalten, so konnte man sehen, dass die Leinwand eine silbergraue Beschichtung verwendet.


    An einer Seite der Leinwand hingen zwei weiße Leinwandstreifen, so dass man sofort den direkten Vergleich hatte, denn auf den weißen Streifen konnte man die gelbliche Aufhellung durch das Kunstlicht deutlich wahrnehmen und Schwarztöne sahen eher blassgräulich aus, so wie man es leidvoll von zuhause kennt.


    Die Firma Revosoft hat sich große Mühe gegeben den staunenden und zum Teil verblüfften Besuchern zu erklären warum das projizierte Bild auf dieser neuen Leinwand, die unter dem Namen CouchScreen im Markt erscheinen soll, so viel besser aussieht.


    Ich versuche es einmal verkürzt für euch wiederzugeben:


    Die Leinwand hat eine silbergraue Beschichtung, so dass dunkle Bildinhalte bei Restlicht im Raum bereits um einiges dunkler wirkten, wie auf den beiden weißen Leinwandstreifen. Parallel wurden kleine Muster der Draper React sowie der Supernova (und noch andere die ich mir nicht gemerkt habe) gezeigt, wobei die Supernova Leinwand eine noch dunklere Darstellung zeigte, die Draper in etwa vergleichbar dunkel wirkte. Schaute man sich dann jedoch die hellen Bildbereiche an, so sah man bei der Supernova, dass die Leuchtdichte gut 20% weniger intensiv wirkte wie auf den weißen Leinwandstreifen, die Draper wirkte in etwa ähnlich hell wie die weißen Leinwandstreifen; auf beiden Musterstücken fehlte in den hellen Passagen jedoch die Brillanz. Auf der CouchScreen Leinwand hingegen wirkten die Farben richtig knackig und brillant. Die Leinwandoberfläche soll einen Gainwert von ca. 6 aufweisen und in Kombination mit der silbergrauen Grundfarbe einen im Vergleich zu weißen Leinwänden über Faktor 12 besseren Kontrastumfang bei Restlicht ermöglichen. Mir persönlich kam der Unterschied sogar noch deutlich größer vor.
    Die CouchScreen Leinwand hat eine horizontale Krümmung. Dies wurde damit erklärt, dass man bei einer planen Highgainleinwand sehr schnell eine ungleichmäßige Lichtverteilung erzielen würde, so dass das Sehvergnügen sehr stark beeinträchtigt würde. Die Krümmung der Leinwand soll so ausgelegt sein, dass man in etwa auf Breite der Leinwand einen optimalen Sichtbereich hat. Vier bis fünf Personen nebeneinander waren gut möglich. Der Abstand des Projektors sollte in etwa ab der 1,8 fachen Bildbreite oder darüber hinaus gewählt werden, damit mit der fest vorgegebenen Wölbung eine möglichst homogene Ausleuchtung erreicht wird.


    Interessant war es auch zu sehen, wie sich die Darstellung durch Ein-/Ausschalten des neben der Leinwand platzierten Deckenfluters auswirkte. War der Deckenfluter eingeschaltet, so zeigten die weißen Leinwandstreifen einen deutlichen Gelbschleier, war der Deckenfluter aus so war nur der typische Grauschleier auf den weißen Leinwandstreifen zu sehen, auf der CouchScreen Leinwand hingegen sah man den Unterschied kaum, vornehmlich in den Bereichen nahe der Lampe. Dies soll daran liegen, dass aufgrund der gewählten Beschichtung und Wölbung seitlich einfallendes Licht größtenteils nicht zu den Betrachtern sondern zur gegenüberliegenden Seite reflektiert wird.


    Natürlich hat sich nach all diesen Erklärungen und Hinweisen jeder im Raum gefragt, warum dennoch die schwarzen Bildpassagen so dunkel aussehen, wo doch die Oberfläche nur silbergrau ist. Diese spannende Frage wurde so erklärt, dass das menschliche Gehirn ab einer gewissen Helligkeitsdifferenz zwischen hellen Bildbereichen und dunklen Bildbereichen dunkle Bildbereiche als schwarz bewertet, obwohl diese in der Realität gar nicht schwarz sind. Eigentlich ganz logisch, denn sonst könnte eine weiße Leinwand ja auch kein Schwarz abbilden.


    Beeindruckend war somit nicht nur die Qualität des Bildes bei so hellem Restlicht sondern auch die umfangreichen Erläuterungen und das Einbeziehen auch anderer Leinwandsorten, denn auch für die anderen Leinwandsorten wurde der jeweils optimale Anwendungsfall aufgezeigt, so dass die Vorführung auch für Personen die das Licht beim Schauen abschalten können oder die keinen Platz für eine feste Leinwand haben, lohnenswert war.


    Revosoft sieht die CouchScreen Leinwände nicht als Heimkinoleinwand sondern als familientaugliche Wohnzimmerleinwand für die Nutzung mit Restlicht am Tage (mit Jalousien) bzw. künstlichem Licht in der Nacht.


    Die aufgezeigte Preisgestaltung, 120 Zoll 16:9 für 1999€, hat viele Anwesende erstaunt, da die erstaunlich gute Darstellungsqualität auch bei mir gleich den Hintergedanken aufkeimen ließ, die werde ich mir wohl kaum leisten können, aber bei einem im Vergleich zur gebotenen Bildqualität so moderat erscheinenden Preis denke ich jetzt eigentlich nur noch darüber nach, wie ich am besten meine Familie davon überzeugen kann, dass wir den 55 Zoll TV besser ins Schlafzimmer stellen sollten.


    Beeindruckt hat mich zudem, dass auch offen über die Einschränkungen des Produktes gesprochen wurde. So ist es zum Beispiel nicht geplant eine aufrollbare Version herauszubringen, da man davon ausgeht, dass die für Highgainleinwände erforderliche optimale Planlage (inkl. Wölbung) nicht bei einer Rollware dauerhaft sichergestellt werden kann. Aktuell gäbe es Überlegungen, ob die Serienversion mit einer Abdeckhülle ausgeliefert wird, damit man bei Nichtnutzung dann eine weiße plane statt einer silbergrauen gewölbten Fläche sieht. Auch Hüllen mit Motiv wären ggf. denkbar, hieß es.


    Die an anderen Stellen bzgl. Highgainleinwänden angesprochenen Probleme wie ungleichmäßige Lichtverteilung oder ein Glänzen der Bildfläche habe ich bei der CouchScreen Leinwand nicht ausmachen können.


    Auf Nachfrage wurde mir auch die 3D-Funktion des Projektors gezeigt. Damit das Flimmern der Shutterbrille nicht unnötig den Sehgenuss schmälert, wurde der seitliche Deckenfluter bei 3D abgeschaltet, obwohl das Bild an sich auch mit Deckenfluter beeindruckend kontrastreich war. Ohne Deckenfluter war der 3D Eindruck dann trotz Restlicht im Raum fast noch brillanter wie in manchen 3D Kinos – nicht nur die entgegenfliegenden Teile sondern insbesondere die tolle Plastizität der Darstellung hauten mich wahrhaftig um.


    Hier noch ein Foto:
    [Blockierte Grafik: http://up.picr.de/17255493zq.jpg]


    Mein persönliches Fazit:


    Allein schon wegen dem Erlebnis eine solche Leinwand einmal persönlich gesehen zu haben, hat sich der Weg zu den HiFi-Tagen mehr als gelohnt, insbesondere, da ich bisher so eine gute Darstellungsqualität bei Restlicht per Projektion gar nicht für möglich gehalten hätte. Die Darstellungsqualität ist absolut beeindruckend. Ich frage mich inzwischen, warum an anderen Stellen immer vor Highgainleinwänden gewarnt wird, aber vermutlich fehlten den anderen Highgainleinwänden einfach die weiteren bei der CouchScreen Leinwand berücksichtigten Faktoren um ein so gutes Gesamtergebnis zu ermöglichen. Die gewählte Krümmung ist noch relativ gering, die Verzerrungen entsprechend unauffällig und verschmerzbar, insbesondere wenn man sieht, wie viel besser das Bildergebnis im Vergleich zu allen bisher von mir gesehenen Leinwänden bei so viel Restlicht im Raum wirkt. Schade nur, dass die Verfügbarkeit der Serienversion vermutlich noch ein bis zwei Monate dauern wird, aber so habe ich auch noch etwas Zeit um meine Familie davon zu überzeugen, dass wir unser Wohnzimmer um ein familientaugliches Kinoerlebnis erweitern sollten und ein wenig Vorfreude mit dem Wissen, dass man nicht von dem Produkt enttäuscht werden wird, ist ja durchaus erträglich, auch in Hinsicht auf die WM im Sommer ...

  • Hallo Kuno


    Sehr interessanter und gut verständlich geschriebener Bericht. :respect:


    Ich habe leider noch nie eine Silberne Leinwand gesehen. Aber nach deinem Bericht würde mich ein
    Vergleich mit einer weissen Leinwand , mal wirklich interessieren.
    Das ganze als Rolloleinwand wäre noch das I Tüpfelchen, für eine perfekte Wohnzimmer Integration.



    Gruss Chris

  • Hallo,


    vielen Dank für den Besuch auf den HiFi-Tagen und diesen ausführlichen Bericht.


    Hier noch ein frisch bei Youtube eingestellter Videoclip, der zwei der auf den HiFi-Tagen gezeigten Clips enthält und zudem eine Möglichkeit des Vergleichs mit weißem Gain 1.0 Leinwandmaterial sowie kleinen Samples der Draper React 2.1 und der DNP Supernova bei Sonnenuntergang neben einer Glasfront ermöglicht.


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    Grüße aus Lübeck
    Bodo Olschewski

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