Hallo zusammen,
ich möchte hier gern einen Thread über Einbaulautsprecher eröffnen, in dem Diskussionen zum Thema geführt werden, und zwar hoffentlich auch dann noch, wenn er einmal für ein paar Wochen oder Monate unbeachtet zurückfallen sollte. Zuerst einmal kurz und trocken:
Was sind die Vorteile von Inwall Lautsprechern ?
- Sie haben keinen Baffle Step.
- Sie verstärken den Tiefbass um ca. 6 dB. Da sie aber bereits auf Ausgewogenheit getrimmt sind, bedeutet das vor allem Verzerrungsfreiheit bei gleichem Basspegel.
- Sie haben mangels Gehäuse keine Probleme mit gehäusebedingten Beugungseffekten.
- Sie sind per Definition „wandnah“ – man muss sie also nicht in einem Abstand von rd. einem Meter (bezogen auf die Schallwand) vor der Rückwand des Raumes aufstellen.
- Sie sind vergleichsweise unkritisch, was die Entfernung von den Seitenwänden und das Gehäusevolumen betrifft. Man sollte Ihnen zwar ein angemessenes Gehäusevolumen spendieren, wenn das aber nicht gelingt, gibt es genügend Konstruktionen, die entweder ein eigenes, sehr kompaktes Gehäuse mitbringen oder gar kein Gehäuse benötigen (die meisten Inceilings). Sie lassen sich ohne Platzverlust aus den Ecken hervorholen und hinter akustisch durchlässigen Leinwänden verbergen.
- Selbst hochwertige Lautsprecher lassen sich innenarchitektonisch unauffällig in einen Wohnraum integrieren.
- Inwalls sind (meist) deutlich preiswerter als die ihnen entsprechenden Standlautsprecher, da für den Hersteller das Gehäuse, das oft bis zur Hälfte der Herstellungskosten ausmacht, wegfällt. Man muss jedoch beobachten, dass manche Hersteller wegen der angeblich niedrigen Stückzahlen zum „Absahnen“ neigen. Dann werden die großen Stückzahlen in den USA und in Frankreich vorsorglich nicht mitgezählt. Zwar kommen noch die Kosten für eine „Fake Wall“ hinzu: Bezogen auf hochwertige Standlautsprecher sind diese Kosten allerdings minimal.
Was sind die Nachteile von Inwalls ?
- Inwalls liefern (meist) einen niedrigeren Schalldruck als große Standboxen.
- Man hat zunächst einmal nur einen Schuss: Einmal aufgebaut klingt die Sache oder sie klingt eben nicht. Das ist richtig. Ich habe mir deshalb für die Auswahl der Boxen und die Konstruktion der Fake Wall mehr als ein Jahr Zeit gelassen.
- Man benötigt handwerkliches Geschick oder entsprechende Freunde (wenn man sich die Lautsprecher professionell einbauen lässt, kostet das richtig viel Geld).
- Man ist auf einige Zeit festgelegt, da man Inwalls nicht so gern und häufig austauscht oder upgradet wie Boxen. Es gibt ja praktisch keinen Gebrauchtmarkt. Auf der Anderen Seite ist ein Tausch oder Upgrade aber auch nicht unmöglich. Speziell eine Fake Wall ist mit recht geringem Aufwand erneuert – mit etwas Glück, z.B. wenn man reichlich Gehäusevolumen gelassen hat, muss man nur die aus Gipskarton gebaute Schallwand erneuern.
- Man kann nicht, wie insbesondere High-Ender dies gerne tun, die Lautsprecher durch zentimeterweises Verschieben, optimierte Kabel etc. laufend weiter verbessern und experimentieren. Das ist richtig. Wer daran Interesse hat, muss sich überlegen, ob Einbaulautsprecher für ihn das Richtige sind. Einbaulausprecher sind mitnichten Brülldöschen zum Beschallen von Kaufhäusern, Küchen und Badezimmern. Die populäre Bandbreite hochwertiger Einbaulautsprecher deckt nach meinen Recherchen heute etwa den Bereich von 450 bis 4500 Euro (pro Stück !) ab
- Man kann Inwalls nicht probehören. Das stimmt in dieser Allgemeinheit nicht wirklich - es gibt viele (auch ich), die es Interessierten gern ermöglichen, Inwalls einmal probezuhören. Schwierig, meines Wissens unmöglich ist es nur, Inwalls im direkten Vergleich zu hören. Das allerdings ist auch nicht sehr tragisch, denn die Hersteller bemühen sich mit Erfolg, ihren Einbaulautsprechern die gleichen Tugenden und Charakter anzugewöhnen wie ihren Standboxen.
- Man kann nicht zeigen, was für lautsprechertechnisch mächtige cojones man hat.
Was gibt es sonst noch zu berücksichtigen ?
- Diese Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen macht nur Sinn, wenn man bereit ist, sich nach den Spielregeln für eine korrekte Aufstellung von Lautsprechern zu richten. Soll heißen: Alle Standlautsprecher, die für freie Aufstellung konzipiert sind, werden auch einen Meter vor der Rückwand und einen Meter weg von jeder Seitenwand aufgestellt. Bei einer Leinwandbreite von nur zwei Metern bedeutet das also eine Raumbreite (Schmalseite) von 5,00 Metern zuzüglich Breite der Boxen. Wer das nicht respektieren mag, sondern seine Standboxen für freie Aufstellung in die Ecken quetscht, spielt die Vorteile von Standlautsprechern gar nicht erst aus. Große Lautsprecher, die ordentlich Schalldruck abgeben, sind nun einmal nahezu ausnahmslos für freie Aufstellung konzipiert. Und nun schauen wir uns einmal die Fotos von allen Heimkinos an, die die User hier eingestellt haben. Ich brauche da gar nicht erst zu diskutieren, ob meine Wohnzimmekinolautsprecherchen incl. Subwoofer genügen Schalldruck erzeugen.
- Einmessautomatiken à la Audyssey lassen bei vielen wohl den Eindruck aufkommen, die Aufstellung ihrer Lautsprecher sei egal, da ihr Frequenzgang schon wieder geradegebogen würde. Das ist aus Gründen, die wir später einmal gern diskutieren können, grundfalsch. Ein aufgeblähter, dicklicher, unpräziser Bass wird nicht dadurch besser, dass er in der Lautstärke zurückgenommen wird.
- Eine Baffle Wall zum Einbau großer Boxenlautsprecher kann einen sinnvollen Kompromiss darstellen. Dies allerdings nur, wenn auch die Lautsprecher für einen Einbau in eine Wand ausdrücklich konzipiert sind. Es wäre schön, wenn hier einige Kandidaten genannt werden könnten.
So, das soll es für den Anfang gewesen sein. Ich bin für alle Aspekte, Inwalls betreffend, offen und freue mich über zusätzliche Tipps und eine rege Diskussion. Damit das Eingangsposting nicht zu lang wird, habe ich meine eigenen Erfahrungen nebst Fotos in einen pdf-Anhang gepackt. Interessierte können es sich diese Erfahrungen ja einmal zu Gemüte führen.
Beste Grüße
Stefan