John Buckner hat schon einen fabelhaften Bericht verfasst, daher nur einige Anmerkungen von meiner Seite dazu
Vom Gewöhnlichen, Gewohnheiten und Gewöhnen
Intro
Bei meinen ersten Schritten im Internet zu Kinobau (das ist 3-4Jahre her), bin ich auf Aries Bauthread gestoßen und habe diesen damals komplett gelesen (ohne auch nur 10 % zu verstehen).
Als wir überlegt haben das Moviecore zu besuchen, stand die Frage im Raum, ob wir nicht fliegen sollten, ein Besuch von "Aries Heimkinoraum" brachte uns dann zum Roadtrip und die Jetset-Allüren waren abgelegt.
Örtlichkeit
Um das Kino herum steht ein wunderschönes Haus in einer passenden Umgebung. Das Haus wurde genau nach den Bedürfnissen des Besitzers vom Hausherr selbst entworfen. Dabei sind einige außergewöhnliche Ideen umgesetzt worden, großartig: So eingestimmt und gestärkt ging es auch schon in das Kino am ästhetischen HiFi-Rack vorbei - Die Apollon Audio Endstufen rauschen nicht, haben Leistung und sehen auch noch grandios aus!
Kinoraum
[Bilder habe ich keine gemacht, bzw. Daniel hat diese schon gezeigt :), da verweise ich auf Seite 1 des Bauthreads]
Beim Betreten eines Raumes sieht und hört man nicht nur, sondern man bekommt ein Gefühl:
1) Der Raum hat eine fantastische Akustik, der Nachhall ist genau richtig für einen Raum, in dem auch Musik gehört wird (Umsetzung siehe Bauthread)
2) Der Raum hat durch den Holzboden, die "Steinapplikationen" an den Wänden einen hohen Wohlfühlfaktor - Mehr als Kino.
3) Die leicht angeleuchtete, nicht akustisch transparente Stewart Leinwand strahlt heller als die Wäsche in der "Weißer Riese" Werbung aus meiner Kindheit
4) Raumhöhe lässt sich durch nichts ersetzen, außer durch noch mehr Raumhöhe.
5) Die Kinositze sind sehr bequem und laden zum längeren Verweilen ein.
Insgesamt ergibt, dass eine schöne Komposition, die zeigt, wie wichtig eine sorgfältige Planung auf die eigenen Bedürfnisse ist.
Die tonale Abstimmung
Der Gastgeber hat für den ersten Hörabschnitt "Stereo" seinen Aufbau mit erhöhter Sitzposition (auf dem Absorber) mit der angepassten Verteilung der Diffusoren und Absorber vorbereitet. Dazu wurde auch eine entsprechende Einmessung mit der Trinnov vorgenommen.
Die sehr feine Auswahl von Musikstücken (Künstler und Titel sind für mein Gehirn Schall und Rauch) querbeet hat schon nach den ersten Minuten gezeigt, dass man auch im Kino Stereo kompromisslos wiedergeben kann. Räumlich, klar und neutral - Höhen, Mitten und Bass (mittels DBA da Trennung bei 80Hz). Dabei zeigte sich die Tendenz, je nach Musikstück, Stimmen leicht (!) oberhalb der Leinwandmitte erscheinen zu lassen.
Aries hat sich sehr viel damit beschäftigt, seinen Raum sogar umgebaut (Diffusoren abmontiert - Sitzposition verändert), da die Stimmen zuvor von der Decke zu kommen schienen.
Beim Wechsel zur Mehrkanalmusik wurde der Raum rückgebaut zum Ursprungszustand, damit die seitlichen Lautsprecher nicht verdeckt werden.
Wir haben das genutzt, um Stereo gegenzuhören: Für mich ergab sich mit dem bisher gehörten Preset ein klares Wandern der Stimmen zur oberen Leinwand kante.
Mit einem Preset ohne erhöhte Einmessung sind die Stimmen für mein Empfinden leicht heruntergewandert, aber höher als mit der erhöhten Sitzposition.
Kurzes Fazit: Der Raum ist toll für Stereo, Aries macht sich die Arbeit vor Musik den Raum umzubauen, das verstehe ich- streben wir nicht alle Perfektion an?
ICH bin ein gemütlicher Mensch und würde mich wohl mit dem minimalen Kompromiss zufriedengeben, Hauptsache nicht umbauen müssen.
Mehrkanalton kann ich ganz kurz beschreiben: Referenz, mir gefallen die Lautsprecher und hier war alles lückenlos aus einem Guss.
Da kommen wir zu eigenen Gewohnheiten:
John Buckner bevorzugt ganz klar native Wiedergabe, während ich ein Freund des Dolby Surround upmixers (zumindest seit der Trinnov) bin, wir konnten in Aries tollem Setup jeweils gut "herausarbeiten" und auch hören, wo die Vorzüge der jeweiligen Einstellungen liegt: nativ: Dynamik vs. upmixer: lückenlos geschlossene Effekte (Ob die alle genau so hingehören, ist mir, egal-wenn es für mich gut klingt, gefällt es mir)
Hier gibt es kein Richtig oder falsch: Das ist Gewohnheit bzw. eine Sache der eigenen Präferenzen.
Für mich besonders eindrücklich: die Atmos Trailer, ich bin nicht dazu gekommen das in meinem Setup gegenzuhören, aber die Räumlichkeit bei Aries war wie ober erwähnt: Referenz!
Nach einer kleinen Stärkung ging es zum Film, ein kurzes Intermezzo mit dem Filmtrailer des eigenen Hauses (nice!), und schon gings los:
Was bei Mehrkanal gut klingt, wird kaum schlechter im Filmbetrieb sein, und so war es auch. Top Gun Maverick ( macelman nicht der Streifen von 1994), Passengers hat das DBA zusätzlich gefordert. Auch hier ist die Handschrift des Kinobesitzers hörbar: ein neutraler Bass. Nicht zu wenig, und vor allem nicht zu viel. Persönlich mag ich etwas mehr, aber auch das geht eindeutig Richtung Gewohnheit.
Kurze Anmerkung zum Doppelcenter: Ich habe direkt vergessen, dass es kein mittig angeordneter Center hinter der Leinwand ist, das war zu keinem Zeitpunkt ein Thema: Perfekt!
Die Aries Lautsprecher sind nicht von der Stange, und das hört man auch. Es gibt wirklich nichts auszusetzten: Daniel hat das als Champions League beschrieben, dem kann ich mich nur anschließen.
Das Bild:
Ich habe letztes Jahr bei Grobi zum ersten mal einen JVC NZ9 gesehen, im "großen" Raum lief dieser im Vergleich zum Barco Bragi CS und hat diesen in allen Disziplinen deklassiert: Das war so deutlich, dass ich fast schon erschrocken war.
Mit diesem gespeicherten Eindruck habe ich mich sehr gefreut noch mal "den Consumer Beamer der Stunde" live erleben zu dürfen. Ich habe selbst einen Sony 890, welcher kein schlechtes Bild macht. Meine Erwartung war riesengroß:
Bei Passengers wurde die Stewart mit Licht geflutet und bei mir trat ein Gefühl von Ernüchterung ein: Die Farben strahlen nicht, die Schärfe ist da aber anders als ich es kenne: und direkt Aries meinen Eindruck mitgeteilt (ich hätte mir auf die Zunge beißen können, da war der Mund schneller als der Verstand).
a) Die Leinwand ist 385 cm, meine ist nur 320 cm, der Lichtvorteil geht da in der Bildbreite unter ... wenn auch bei Aries durch die Gain 1 Leinwand deutlich mehr Nits zu sehen waren als bei mir zu Hause.
b) Meine Kalibrierung wurde nach meinen Wünschen leicht in Richtung Effekthascherei gepimpt … die Farben strahlen mehr (Bonbonfarben light lassen grüßen)
c) Sony projiziert ein anderes Bild, auch wenn es nur leicht eingestellt ist, greift, sorgt die Reality Creation für ein "glattgebügeltes" DIGITALES Bild.
Je länger wir geschaut haben, desto mehr verflog der Eindruck: Meine Eindrücke haben sich gewandelt, die Farben stimmen, insbesondere der In-Bildkontrast ist der absolute Hammer, Schwarz ist sichtbar "schwärzer" als beim Sony- in Verbindung mit den 3000 Lumen ist das schon eine Hausnummer, zumal Aries mal demonstriert hat wie sich das Auge austricksen lässt - niedrige - mittlere - hohe Laser Einstellung klar ist die hohe Lasereinstellung top, aber die mittlere tut es auch das Bild ist einfach gut (und das auf knapp unter 4Metern !)
Es ist nicht schwer zu erahnen, dass ich Sony Bildfan durch und durch bin, ich habe vom VW550 über 2x VW760 (nach gedriftetem Sony760), einen JVC N5 Abstecher gemacht, um wieder einen VW 790 zu holen, jetzt habe ich einen 890er ... ich mag das Bild und das ist einfach anders als bei JVC, da ist es deutlich analoger, und daran musste ich mich erst mal gewöhnen.
Zusammenfassend ist der NZ9 mit der Stewart non-AT Leinwand kaum zu toppen, diese Kombi ist perfekt.
Ich glaube, dass hier trotzdem noch Potential nach oben in den Einstellungen ist. Nicht das es an was fehlen würde … das wäre noch die Kür.
Die Schlussfolgerung
Was für ein Besuch, abgesehen davon, dass wir ein unglaubliches Kino erleben durften, welches in allen Belangen großartig ist, etwas lernen durften, haben wir einen tollen Menschen kennengelernt.
Danke Aries
Natürlich, bist Du herzlich eingeladen, die Schwäbische Alb und das Allgäu mit seinen schrullen Bewohnern kennenzulernen,
Viktor