... und dann lief diese Woche noch ...
Liebe zwischen den Meeren
Film: 7/10 - Tom (Michael Fassbender) kehrt Ende des ersten Weltkrieges von der Front zurück in die Heimat, erschüttert und gebrochen. Um zur Ruhe und sich selbst zurück zu finden, nimmt er kurzerhand einen Job als Leuchtturmwärter auf einer einsamen Insel vor der Küste Australiens an. Auf dem Weg zu seinem Posten lernt er Isabel (Alicia Vikander) kennen, und kurzerhand heiraten beide, sie zieht mit ihm zum Leuchtturm. Eines Tages retten Sie unverhofft einen Säugling aus einem Ruderboot und den Armen des toten Vaters. Den Unfall melden und das Kind zurückgeben, oder das Kind behalten? Bis hierhin soll die grobe Zusammenfassung reichen.
Was als sehr anrührende und schöne Liebesgeschichte im ersten Akt beginnt, wandelt sich über die Laufzeit immer mehr zu einem Drama, der erste Absatz deutet es bereits an. Die Buchverfilmung von Derek Cianfrance wird mühelos von der Chemie zwischen Vikander und Fassbender getragen - die sich bei den Dreharbeiten 2014 kennen und lieben lernten und seit 2017 verheiratet sind. Auch wenn das letzte Drittel etwas durcheinander und vielleicht holprig gerät, finde ich den Film und Schluss sehenswert - für all die, die sowas auch in den Player werfen. Das ist keine luftig leichte Romanze, sondern ab der Hälfte durchaus ernsterer Stoff.
Ich schrieb bei Gunpowder Milchshake, dass ich Karen Gillan gerne sehe, sie aber keinen Film alleine tragen kann. Sieht man nun im Vergleich Vikander, ist der Unterschied wirklich ziemlich eklatant.
Bild: 7,5/10 - technisch ist das Bild nicht unbedingt außergewöhnlich, dafür aber wurde das rund zweistündige Werk sehr erlesen von Adam Arkapaw fotografiert. Arkapaw schwelgt in der rauhen Schönheit der Küstenlandschaft genauso wie er die Innenaufnahmen mit Bedacht und sicherem Gespür für schöne Einstellungen einfängt - sehenswert.
Ton: 7,5/10 - gehen die Melodien ins Ohr und tragen maßgeblich zur Stimmung eines Filmes bei, ist es nicht selten Alexandre Desplat zu verdanken - so auch in der Liebe zwischen den Meeren. Desplat hat einfach ein Händchen für die richtigen Noten zur richtigen Zeit, die die Bilder unterstützen und praktisch nie vordergründig daherkommen. Davon abgesehen werden Wind, Wetter und Stürme recht effektvoll und mit Druck durchs Kino geweht, nicht nur von allen Seiten sondern auch mit passendem Bassfundament.
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25 km/h
Film: 7,5/10 - Zwei Brüder treffen nach Jahrzehnten der Entfremdung auf der Beerdigung ihres Vaters wieder aufeinander. Während Georg (Bjarne Mädel) daheim in Süddeutschland geblieben ist und sich um den Vater gekümmert hat, hat es Christian (Lars Eidinger) die Karriereleiter hinauf und um die ganze Welt gezogen. Völlig betrunken und ebenso spontan entschließen sich beide in der Nacht nach der Beerdigung dazu, ihre als Jugendliche geplante Mofatour von Villingen-Schwenningen bis zum Timmendorfer Strand durchzuziehen. Dabei bleibt nicht aus, dass sich die beiden nicht nur zusammenraufen und einander wieder näherkommen, sondern auch dass sie manch kuriose Episode erleben.
Spätestens seit dem Tatortreiniger habe ich Mädel ins Herz geschlossen - diese wunderbare Mischung aus Charme und entwaffnender Trockenheit muss man einfach mögen. Gemeinsam mit Eidinger wird er in diesem fluffig inszenierten Roadmovie von Markus Goller durch allerlei kurzweilige Situationen geführt. Von kurzweilig über lustig, nachdenklich bis zu anrührend ist wirklich alles dabei was das Feel-Good-Herz höher schlägen lässt.
Deutsche Filme sind häufig anstrengend, dank der absurden Filmförderei im Land zerrissen zwischen Location- und Product-Placement, kruden Drehbuch-Entscheidungen und nervtötendem Pipi-Kacka Humor der vielen Produktionen anheftet und mit dem ich so rein gar nichts anfangen kann. Goller hat es geschafft um all das herum zu navigieren, oder aber es so geschickt einzubauen vermocht dass es nicht stört und zur Handlung beiträgt. Die beiden Hauptdarsteller spielen sich wunderbar gelaunt durch den episodenhaften Film. Nebenfiguren sind manchmal überspitzt (Wotan Wilke Möhring als Hantel) und manchmal sehr zurückhaltend (Jella Haase als Willie) angelegt, in Summe aber tragen sie maßgeblich dazu bei, dass die zwei Stunden wie im Flug vergehen und man mit einem Lächeln im Gesicht nach dem Abspann noch zwei Minuten sitzenbleibt.
Bild: 8,5/10 - das 2,35:1 Bild ist sensationell scharf und kontrastreich und ein wahrer Augenschmaus. Während die Finesse aus großen Hollywoodfilmen in der Beleuchtung vielleicht fehlt, wird das durch sehr solide Handwerkskunst wieder wettgemacht und geht völlig in Ordnung. Schöne Ecken in Deutschland sind in schönen Panoramen eingefangen und wenn es mal hektisch wird, scheut die Kamera nicht davor zurück, auf Tuchfühlung zu den beiden Jungs zu gehen - echt gut!
Ton: 7,5/10 (deutsch DTS HD Master) - der Film lebt von seinen Dialogen und diese stehen auch eindeutig im Vordergrund. Aber genauso dreht der Ton mühelos auf wenn es gefordert wird. Mal schmeißt er fette Discobeats samt Bass-Kicks dynamisch ins Kino, mal wird das Großstadtleben effektvoll auf allen Lautsprechern aufgebaut, mal ist es einfach der Soundtrack, der räumlich durchs Kino pumpt.
Schöner Ton, feines Bild, überraschend netter Film!