Hörgewohnheiten und Lautsprechertypen

  • Die Fragen werden doch eh nicht beantwortet :heilig:


    Du hast zwei Fragen gestellt:


    Zitat

    Wie ist denn die Definition von Horn und wie die von Schallführung?


    Ich weiß nicht ob es "offizielle" Definitionen gibt.
    Nach meinem Verständnis ist eine Schallführung eine Oberfläche im direkten Abstrahlbereich eines Chassis mit dem die Schallausbreitung zielgerichtet beeinflusst wird.
    Damit fallen für mich sowohl Waveguides als auch Hörner unter den Oberbegriff Schallführung.
    Unter einem Horn verstehe ich eine ungefähr trichterartige Geometrie.
    Entspricht das auch Deiner Sichtweise?


    Zitat

    Wie ist denn das Abstrahlverhalten Deiner Chassis in ihrem Einsatzbereich mit und ohne Schallführung?


    Ist die Frage durch Nils Erläuterungen nicht ausreichend beantwortet?


    Die Frage nach der Son B kann ich nicht beantworten, das ist richtig.
    Da Du meinen Wohnraum gut kennst sollte das für Dich jedoch nachvollziehbar sein.
    Oder würdest Du einen Vergleich bei zwei so extrem unterschiedlichen Räumen ziehen?

  • Das sind aber auch schwere Fragen:
    Ich würde sagen Hörner führen UND verstärken den Schall (das Ziel eines Horns).
    Waveguides sollen nur führen.
    Vielleicht etwas plump aber wie gesagt: So richtig einfach ist die Erklärung nicht.


    Ja, das ist noch ein guter Punkt:
    Bei Waveguides geht es primär um die Führung (siehe Studiomonitore).
    Insbesondere bei PA Anwendungen von Hörnern in Kombination mit Kompressionstreibern geht es wohl meist primär um die Verstärkung.

  • Im Grunde gibt es gar keine einheitliche Definition von Horn oder Waveguide. Beides sind Schallführungen. Beide haben grundsätzlich dieselben Eigenschaften, nur unterschiedlich stark ausgeprägt. Waveguides sind kurze Hörner und andersrum. Mehr steckt eigentlich nicht dahinter.


    In grauer Vorzeit hatte ein Horn vor allem das Ziel, den erbärmlichen Kennschalldruck zu steigern. Daher waren sie meist relativ lang. Das ist bei Waveguides nicht so, auch wenn sie es in abgeschwächter Form natürlich tun. Trotzdem liegt der Fokus eher auf einer Verstetigung des Abstrahlverhaltens.


    Dann muss man aber noch unterscheiden zwischen zweidimensionalen Konturen und eindimensionalen. Die Aries M verwendet eine approximierte eindimensionale. Vertikal ist dort nur eine Schallführung, weil es sich im Wandeinbau nicht anders realisieren lässt. Die Tiefe muss ja irgendwie ausgeglichen werden und harte Kanten hatten Nachteile.
    Die freistehende Version, die ich auch noch im Simulator habe, hat die vertikalen Schrägen nicht und benötigt diese auch gar nicht. Sie haben im Gegensatz zu einer zweidimensionalen Schallführung keine Funktion. Die Richtwirkung wird vertikal nur über die Interferenzen der Treiberpärchen erzeugt. Interferenz ist die stärkste Maßnahme, um Richtwirkung zu erzeugen. Sie hat allerdings nicht den Vorteil, dass der Kennschalldruck gesteigert wird. Die Richtwirkung entsteht ja durch Auslöschung. Das heißt, die traditionelle Eigenschaft von Hörnern, nämlich eine starke Steigerung des Kennschalldruckes, hat die Aries M so gut wie nicht.


    Hier habe ich mal alle Arten, eine Richtwirkung zu erzeugen, dokumentiert. Vielleicht hilft das dem einen oder anderem.

  • Aus meiner Sicht:


    Ein Horn verstärkt und beeinflusst das Abstrahlverhalten.


    Ein Waverguide verstärkt und beeinflusst das Abstrahlverhalten.


    Also machen sie per se erstmal das Gleiche. Nur unterschiedlich ausgeprägt.


    Früher wollte man Hörner wegen der Verstärkung einsetzen, da man keine Verstärkerleistung hat. Heutzutage ist das kein Problem, da will man das Abstrahlverhalten beeinflussen (z.B. Linearray etc.).


    Beim Studiomonitor nutzt man den Vorteil der Verstärkung um die Verzerrungen zu verringern.


    Aus meiner Sicht ist ein Waveguide ein (Stummel)Horn.


    Bei der Aries M hat man die Besonderheit, dass das Abstrahlverhalten vertikal nicht durch eine Schallführung erzeugt wird, sondern durch Interferenzen. Aber horizontal schon. Wenn man sich das horizontale Abstrahlverhalten der einzelnen Chassis mit und ohne der Schallführung ansieht, sieht man, dass eine Beeinflussung des Abstrahlverhaltens stattfindet. Ist ja auch logisch, sonst bräuchte man die Schallführung ja auch nicht. Ebenso findet eine Verstärkung statt.


    Letztlich ist es mir auch völlig egal, ob die Aries M als ein Horn gesehen wird oder nicht.


    Aries, aus meiner Sicht wurde meine zweite Frage nicht beantwortet.



    Gruß


    Stefan

  • Aus meiner Sicht:
    ...


    Hallo Stefan,


    nun verstehe ich Deinen Punkt.
    In der Sache sehe ich es sehr ähnlich, ich habe nur die Begriffe anders verwendet.


    Um es noch einmal mit Deinen Begriffen zu präzisieren:
    Meine Erfahrung ist ...
    ... dass ich bei weiteren und offeneren Schallführungen keine Artefakte gehört habe.
    ... dass ich Artefakte bei engeren Schallführungen und bei Kompressionstreibern gehört habe.
    Um es noch einmal zu betonen:
    Diese Aussage bezieht sich nur auf die von mir gehörten Fälle und ist nicht im verallgemeinernden Sinne gemeint.


    Zur Aries M:
    Den höheren Pegel eines Horns brauche ich nicht.
    Da wir die von mir gewünschte vertikale enge Bündelung über die paarweise Anordnung der Chassis erreichen konnten bestand keine Notwendigkeit einer entsprechend engen vertikalen Schallführung.
    Warum hätte ich dann das potenzielle Risiko einer engen vertikalen Schallführung eingehen sollen?


    Und um es konkret zu machen:
    Bei den Aries Lautsprechern höre ich keine Artefakte.
    :sbier:


    Gruß,


    Aries


  • Hör Dir mal ein modernes PA System mit Druckkammertreiber und Horn davor an. Da hörst Du auch keine Artefakte...


    Gerne, vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit.



    Noch eine Frage in die Runde, sowohl an die Verfechter von Hornsystemen als auch an diejenigen, die keine Hornsysteme einsetzen (z.B. Junior!):


    Die Vorteile von Hornsystemen hinsichtlich Wirkungsgrad sind wohlbekannt.
    Habt Ihr eine Erklärung, warum Hornsysteme (oder präziser: engere Schallführungen) häufig im PA Bereich, jedoch nur selten im Hifi Bereich und bei Studiomonitoren eingesetzt werden?

  • Ich denke einer der Hauptgründe ist der Platzbedarf und natürlich betriebswirtschaftliche Gründe (Nachfrage, Fertigungskosten etc.).


    Edit: ich habe aber das Gefühl, dass das Thema Constant Directivity zunehmend an Bedeutung gewinnt und dementsprechend auch die Nachfrage steigt für entsprechende Hochton-WG. Wirklich gute gibt es da ja eher wenige.

    auch gewerblich als User "Speaker Base" unterwegs

  • Ich denke einer der Hauptgründe ist der Platzbedarf und natürlich betriebswirtschaftliche Gründe (Nachfrage, Fertigungskosten etc.).


    Die B300 ist doch gar nicht groß?
    Und selbst die neue B500 ist nach High-End Maßstäben zierlich.
    Wenn ich mir im Vergleich dazu die Lautsprecher von Junior anschaue ...
    (Wir reden hier ja nicht über meterlange Basshörner)



    Zitat

    Aber bei einem Monitor sitzt man i.d.R. näher dran.
    Bei einem Horn bedarf es eines gewissen Sitzabstands damit der Lautsprecher eine Einheit wird.


    Einverstanden, das gilt für Nahfeldmonitore wie z.B. die Neumann KH120.
    Auf kurze Distanz ist auch keine große Bündelung erforderlich.
    Was ist mit den Midfieldern wie z.B. der Neumann KH420?
    Wäre da eine enge Schallführung um auch auf die größere Entfernung eine entsprechende Bündelung zu erreichen nicht genau das Wünschenswerte?

  • Wenn du diese mit einbeziehst, sieht man ja auch bei Klipsch etc. dass die durchaus gängig sind. Mir ging es jetzt eher um Vollbereichshörner oder zumindest Mittelton.

    auch gewerblich als User "Speaker Base" unterwegs

  • Die B300 ist doch gar nicht groß?
    Und selbst die neue B500 ist nach High-End Maßstäben zierlich.
    Wenn ich mir im Vergleich dazu die Lautsprecher von Junior anschaue ...
    (Wir reden hier ja nicht über meterlange Basshörner)


    Die b300 und b500 sind darauf ausgelegt mit einem Subwoofer zusammen zu spielen. Dadurch werden sie kleiner als Fullrangeboxen.


    Aber weißt Du, was in der b500 steckt? ;)



    Gruß


    Stefan


  • Die b300 und b500 sind darauf ausgelegt mit einem Subwoofer zusammen zu spielen. Dadurch werden sie kleiner als Fullrangeboxen.
    Aber weißt Du, was in der b500 steckt? ;)


    B500:
    Da hast Du bis jetzt ja keine Fragen beantwortet!
    Von daher kann ich nur spekulieren ... aber:
    Falls ein Horn (oder auch zwei) drinsteckt lag ich richtig.
    Falls kein Horn drinsteckt dann sind wir alle auf Deine Erklärung gespannt!
    ;)


    Zu Fullrange:
    Klar, damit sparst Du Volumen, das ist bei den Aries Lautsprechern genau so.
    Mein Argument war ein anderes:
    Ein HT Horn bei einem 2 Weger wie den B300 braucht nicht viel Platz.

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