Greenwood - Kinobaubericht

  • Gestärkt nach einem leckeren Essen und etwas Ratlosigkeit bat mich Uwe, mich des Subs noch einmal anzunehmen, da ihn das echt wurmte. Die Tatsache, dass mit den gesetzten EQ's ein recht ordentlicher Frequenzgang resultierte und widerum mit keiner der üblichen Einstellung eine Verbesserung erzielt werden konnte, bestärkte mich in der Annahme, dass die Subs bewusst so eingestellt wurde wie sie waren. Sie liefen also derzeit als entzerrte Multisubs.

    Also einmal kurz auf Anfang, EQ raus, Laufzeit grob rein, Pegel hinten -2dB, Polung ein Array positiv, eines negativ und das Ergebnis war zum Mäusemelken und einfach nicht nachvollziehbar. Nach einigem hin und her viel auf, dass der Impuls sich beim Verpolen nicht nur spiegelte, sodnern sich merkwürdig veränderte und anders anhörte. Alles sehr suspekt. Irgendwann fiel dann der Schalter und das Problem war erkannt. Es wurde beim Umschalten trotz eines Verlinkens immer nur ein Kanal invertiert an den Stereoendstufen jedes Arrays. Weiterhin hatte Uwe scheinbar schon hardwareseitig ein Array verpolt und vergessen.

    Nachdem wir all diese Probleme erkannt hatten und eine Funktion fanden, die eine Anpassung der Pegel der einzelnen Arrays in 0,1dB-Schritten ermöglichten, machte es endlich klick! Was waren wir happy! Die 26Hz-Mode blieb wie angenagelt und da führte auch kein Weg herein. Insgesamt gibt es immernoch einige Ausschwinger aber gerade bei 26Hz waren wir uns einig, dass das eher vielleicht noch etwas aufpeppt und zudem nun so deutlich mehr Tiefbass, Ausgewogenheit und Knackigkeit gegeben ist. Weiterhin lief der Frequenzgang so wieder relativ sauber hoch und der Bass war auch überall im Raum wieder recht homogen entgegen der zuvorigen Einstellung.


    Das Ergebnis sieht als Subwoofer so aus, dabei nicht irritieren lassen, von dem vermeintlich längeren Nachhallzeiten. Der Ausgangspegel ist bei einigen Frequenzen nun auch deutlich höher, zudem ist Uwe auch ab und an durch den Raum gewandert während des ganzen Prozederes :) :


    SW Wasserfall neu.jpg


    Als LFE sieht es dann wie folgt aus (recht ähnlich aufgrund der hohen Trennfrequenz):


    LFE.jpg


    LFE Wasserfall.jpg


    Danach mussten die Laufzeiten und Übergänge natürlich wieder optimiert werden.


    FL SW neu.jpg


    FR SW neu.jpg


    C+SW neu.jpg


    In der Summe ergab sich so laut Uwe eine deutliche Steigerung zumr Vorab-Situation. Ich sehe in den Übergängen noch Potenzial aber es war zu dem Zeitpunkt bereits nach Mitternacht und wir wollten es aufgrund des Ergebnisses auch erst einmal dabei beruhen lassen. Die ersten Hörungen waren für mich etwas ernüchternd und ich wollte schon am EQ nach Gehör spielen bis Uwe bemerkte, dass ich den manuellen EQ aktivieren muss, den wir zuvor eingestellt hatten, da dieser durch die Scene-Einstellungen wieder abgeschalten war. Puh. Nach dem Umschalten war alles gleich viel frischer und differenzierter. Den Sub habe ich zu den Messungen dann nach Gehör noch 1,5dB abgesenkt, fand das aber so dann schon wirklich richtig gut und auch nicht zu fett oder angedickt. Da haben wir es mal richtig krachen lassen und dabei bemerkt, dass Uwe normalerweise wohl auch 10-20dB leiser hört, als ich es tue. Das würde den Basspegel auch etwas erklären.

    In der Summe läuft die Front so nun auch gleichmäßiger. Ich würde aber gern wie angesprochen mit einer tieferen Trennfrequenz noch einmal nachjustieren. Membranfläche ist genügend da und ich denke da wäre noch eine ganze Ecke zu holen. Auch in der Tonalität sehe ich noch etwas Potenzial in Frische und Antritt im Mittelton.


    Front.jpg


    Weil ich es gerade noch im Vergleich sehe, probiere auch ruhig mal noch den Center noch 1,5dB anzuheben. Da blieb einfach nciht mehr genügend Zeit für einen Abgleich der Pegel usw. und die Surrounds stehen auch ncoh völlig aus.

  • Ach was ich auch interessant finde, aber noch nicht deuten kann. Bei 21Hz fällt der Pegel innerhalb 170ms auf ein Tief von -37db und steigt danach wieder an. Oberhalb der ersten Längsmode bei 29Hz ebenso nach 120ms schon -30dB und wieder ein Anstieg. Direkt bei der Mode sogar nach 90ms -22dB und dann schwingt die ewig nach. Als wenn in dem ganzen Bereich etwas großflächig schwingt und das DBA als solches so schon ordentlich funktioniert. Wie bereits angesprochen klingt es aber aufgrund der Tiefe der Frequenz nicht unsauber. Das kann man auf dem Wasserfall oben auch erahnen, dass im Bereich der ersten Längsmode das Ausschwingen zunächst besser ist und dann wieder ansteigt.


    Edit: Hier sieht man bei Betrachtung 1s dass der Bereich unter der ersten Mode wie wellenartig zu schwingen scheint. Sehr merkwürdig, das habe ich bisher so noch nicht gesehen


    Wasserfall LFE 1s.jpg


    Das hintere Array ist nun mit 18,2ms verzögert und um 1,8dB zum vorderen Array abgesenkt. Die aufgearbeiteten relevanten Messergebnisse sende ich dir gern noch einmal per mail oder Whattsapp zu. Falls du es im Text überliest, Center +1,5dB, wenn du wieder daheim bist :big_smile:

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  • Hallo Martin,


    bevor ich die Augen zumache ( liege schon im Bett, muss morgen zeitig raus) nochmals vielen vielen Dank für diese überragende Dokumentation und Erläuterung der Messungen und Ergebnisse. ( Woanders wäre das fast schon eine Bachelorabeit!):heilig::heilig::heilig:


    Ja, diese seltsame Eigenheit der Yamaha PX Endstufenserie hat uns viel Arbeit gemacht...


    Wen es interessiert: Man kann diese DSP- Stereoendstufe so konfigurieren , das Kanal A der Master, Kanal B der Slave ist. So muss man alle DSP -Einstellungennur am Kanal A vornehmen. Der sogenannte Channel-link stellt dann den Kanal B exakt genau so ein............ähhhh zumindest theoretisch.


    Bei der Invertierung z.Bsp. macht er das nicht! Hier muss man Kanal B händisch umschalten! Die PEQs und vieles andere funktionieren aber so wie es soll...


    Da ich je eine Stereoendstufe für die Front- und eine für die Rearsubs verwende, hatten wir dadurch zwischenzeitlich ganz absonderliche Konstellationen, vorn links und rechts normal, hinten links invertiert und hinten rechts aber normal. Die Messkurven waren dementsprechend grauslich....



    Martin, dass mit dem Center teste ich :opi:


    Gute Nacht


    Uwe

  • Ja zwischenzeitlich hatten wir auch zwei unterschiedliche Setups, bei denen Laufzeittechnisch sich noch keines wirklich als besser herausfiltern ließ. Weiterhin messen sich die Mains identisch laut und dennoch ist der Phantomcenter deutlich nach rechts versetzt. Erst ein Pegelunterschied zwischen R/L von 2-2,5dB brachte den Center in die Mitte. Hören und Messen sind dann auch noch zwei paar Schuhe und von diesen Phänomenen gibt es oft häufige.


    Ich mache das alles total gern (mittlerweile seit 15 Jahren) und stehe da vorallem bei dieser spontanen Sympathie auch mit viel Leidenschaft zur Seite. Dabei kann man immer wieder viel lernen und löst sich auch aus dem eigenen Gewohnheitskreis etwas heraus. Es gibt doch nichts schöneres, als wenn gerade jemand so hörerfahrenes wie Uwe danach begeistert ist und sagt, das war ein toller Sprung. Ich hoffe zumindest und appelliere auch an andere sich da nicht von Dankbarkeit und Höflichkeit befangen zu lassen und zu äußern, wenn nach so einer Session manches noch nicht so toll ist. So ein Setup muss auch einstellungstechnisch reifen und manchmal ist auch so eine Nacht ein Schuss in den Ofen oder ein Schritt zurück. Das kennt eigentlich jeder, der schon lange einstellt und wird dafür auch nicht böse sein.

    Ich habe früher einige Fahrzeuge eingestellt und da lernt man sehr schnell, dass man Anlagen zwar technisch verbessern kann aber gerade die tonale Vorstellung doch von Hörer zu Hörer sehr auseinanderdriftet und das muss man auch akzeptieren und dementsprechend agieren. MIr bringt das nichts, wenn es mir danach total gefällt, aber der Uwe oder andere sind damit nicht glücklich, auch wenn man manchen einen Wegweiser mit auf den Weg geben möchte :big_smile: Das Stereosetup zeigt aber klar, dass Uwe und ich in manchen Bereichen da ähnliche Vorstellungen haben. :sbier:

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  • Über Euren Besuchsbericht bin jetzt doch sehr überrascht. Danke für die ausführliche Dokumentation. :thumbup:

    Ich habe mich sehr darüber gewundert, dass da beim Opa Uwe noch so viel rausholen war. :waaaht: Sicher konnte er an dem Abend sehr viel über REW dazulernen.
    Der Bass sollte jetzt viel dynamischer und präziser klingen. Leider säuft der Hochtonbereich noch ab. Habt ihr mit dem 90Gard File gemessen?

  • Hallo Andi, ja wir haben mit dem 90°-File gemessen und auch irgendwo bei 10-12kHz glaube ich breitbandig +6dB reingeschoben :big_smile: Wirklich tiefer beschäftigt, habe ich mich mit der Tonalität noch nicht, dafür fehlte dann schlicht die Zeit. Daher auch mein Wunsch eines Zweitbesuches um unter anderem auch das Thema Tonalität noch unter die Lupe zu nehmen. Der Bass war aber schon sehr fein! Wenn man bei 6-7kHz etwas rauszieht, ist der Abfall der Höhen in Relation auch nicht mehr so drastisch, wobei ich in dem Bereich auch nicht sooo viel auf die Messungen gebe, sondern lieber nach Gehör entscheide. Da Uwe an der Decke großflächig bedämpft hat und die Decke sehr flach ist, geht da im Hochton sicher einiges an Energie bei der 90° Messung flöten.

  • Hallo Andi, hallo Martin,


    im Hochton fehlt mir gar nix:opi:. Habe gestern nacht Konzert Blu Rays gesehen/ gehört bis heute früh um zwei. Die Verbesserung im Bass, gerade in der Kickbasszone macht alles viel satter und gleichzeitig "konturierter. Die anderen Eingriffe sind schwer zu beschreiben , wie immer beim Klang. Jedenfalls bin ich schwer zufrieden damit. Interessanterweise höre ich jetzt doch mit deitlich höherem Pegel.


    Zitat Latenight: "Ich habe mich sehr darüber gewundert, dass da beim Opa Uwe noch so viel rausholen war" Danke, dass ist zuviel der Ehre. Fakt ist, dass ich mit meiner Anlage sehr zufrieden war und eigentlich auch gut hätte damit leben können. Wie immer ist aber auch hier, das Bessere der Feind des Guten.i


    Ob ich bei REW viel gelernt habe ist die Frage B)...gesehen habe ich jedenfalls, wie es ist, wenn ein Profi die Tasten bedient. Und ich habe erkannt, dass winzige Änderungen große Auswirkungen haben. Leider fehlt mir die Zeit, mich ausgiebig mit REW zu beschäftigen, wenn man nicht regelmäßig damit arbeitet, geht in der Zwischenzeit doch viel verloren.


    Leider kommen gleich Gäste zu mir, sonst wäre ich schon wieder im Keller:big_smile:,


    LG


    Uwe

  • Ja das steht auch außer Frage und wollte ich damit nicht ausdrücken. Ich kann und möchte mir da auch kein Urteil erlauben, weil ich das vorher nicht gehört habe und am Ende, wie wir es vor Ort ja auch schon besprochen haben, vieles Geschmacks- und Gewohnheitssache ist. Nur das gerade der Bassbereich, so wie ich ihn im Nachgang gehört habe, sehr gut war und auch fernab dessen nichts besonders negativ herausgestochen hat, ganz im Gegenteil war das ein rundes Ding. Im Mittelton habe ich ja bereits auch vor Ort gesagt, könnte es für meine Gewohnheit noch etwas frischer sein (belegt wäre da ein zu starkes Attribut) und die Anbindung der Surrounds haben wir schlicht überhaupt nicht geprüft, aber auch nicht explizit "behört".

    Interessanterweise höre ich jetzt doch mit deitlich höherem Pegel.

    Haha, willkommen auf der dunklen Seite :freu::woohoo:. Dann bleibt abzuwarten, ob deine Frau einen zweiten besuch zulässt :rofl::big_smile:

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  • Das erste mal.

    In Greenwood.


    „Papa, schläfst Du?“


    Die Stimme kam wie aus dem Nichts und unterbrach eine sinnlose Anreihung von lange vergessenen Erinnerungen und noch nicht erfüllten Träumen. Er machte die Augen auf und sah in ein frech lächelndes Gesicht. Die Freude ging so schnell wie sie kam und eine Sorgenfalte bildete sich auf seiner Stirn: „Wie spät ist es?!“. Er griff zum Wecker und ein Erleichterungsseufzer entfuhr seinen Lippen.

    Später im Auto lächelte er über sich selbst und fand seine eigene Aufregung irgendwie kindisch aber auch wertvoll zugleich – sie erinnerte ihn an die Tage, wo ein Nachmittag eine Ewigkeit dauerte und es beinah jede Stunde etwas aufregendes passierte. Im Büro erlebt man das nicht mehr – dort strebt man ständige Veränderung mit kongruenten Mitteln an. Aber heute war es für einen kurzen Augenblick wieder so wie einst vor vielen Jahren.

    Eigentlich machte er sich keine Sorgen, aber ein, zwei aufdringliche Gedanken konnte er dennoch nicht loswerden: „Was ist, wenn er nicht nett ist? Und nur grimmig guckt? Im Grunde kenne ich ihn ja gar nicht“. Doch auch diese Merkmale des Erwachsenseins, die einem Kind nie in den Sinn kommen würden, verflogen sofort als ihn ein breit übers Gesicht lächelnder in sommerlichen Shorts und Sandalien gekleidete Mann in die Einfahrt einwies.


    „Willst Du zunächst einen Kaffee?“
    „Das wäre schön… „ Er war erleichtert, dass noch Zeit zum Kennenlernen blieb.
    „Das ist meine Frau.“ Der Gastgeber lächelte und seine Frau reichte freundlich die Hand.

    Der Kaffee tat gut, der Ausblick war herrlich und das Gespräch lies vermuten, dass die beiden ein bodenständiges Paar waren – vom Leben gelehrt aber nicht gebrochen. Das mochte er – euphorische Schreier oder nörgelnde Schwätzer waren schon lange nicht mehr interessant für ihn.

    „Wollen wir?“, fragte der Gastgeber und ein Funke brannte in seinen Augen auf.
    Das Herz klopfte. Was er noch niemandem verraten hat, war die Tatsache, dass er noch nie ein solches Erlebnis hatte. Er, der nach eigenen Angaben „seit zehn Jahren träumt“. Er, der schon eine gefühlte Ewigkeit Zeit, Mühe und Geld nicht scheut, muss jetzt die größte Frage für sich beantworten, die ihn seit langer Zeit quält: „Lohnt es sich wirklich?!“. Wie oft ist er einer Idee verfallen, die er mit der Begeisterung irgendwo auffing und bis zum bitteren Ende verteidigt hat? Wie oft hatte er schon sehr früh deutliche Anzeichen des Irrtums gesprüht und sie gekonnt wegmeditiert? Wird es diesmal auch so sein?


    Sie gingen runter. Die Treppe lies nicht vermuten, dass da unten etwas lag, was ungewöhnlich, einmalig und außerwählt war. Unten angekommen hat er sofort die offene Tür bemerkt und wusste – da ist es! Doch der Gastgeber ließ sich Zeit. Zunächst wurden der Vor- sowie Nebenraum besichtigt und natürlich sind – wie kann es sonst bei dieser Sorte Mensch sein – schon viele Veränderungen geplant. Diese müssen selbstverständlich erklärt und besprochen werden. (Das Herz klopfte währenddessen weiter.)

    „Nach Dir.“
    Es war soweit. Der heilige Raum durfte betreten werden. Er ging hinein und das erste, was er sah, war eine saubere, aufgeräumte, ja, fast schon geometrisch symmetrierte Front, die nur eins enthielt – die Leinwand. Sie war gefühlt überall. Er war wie benebelt – er sah nur die Leinwand, den Teppich und die Sesseln. Alles andere verschwand in einer schwarzen nebensächlichen Wolke aus Vorhang, Abdeckungen und Technik.


    „Was kommt als nächstes?“ Wie ein Raucher, der eine wertvolle Zigarre in die Hände bekam, wie ein Sammler, der seine lang gesuchte Münze erschleichen konnte, wollte er nicht sofort mit der Vorführung beginnen, sondern wollte zunächst alles im Detail begutachten, verstehen und wie ein Kind anfassen. Der Gastgeber schien nicht abgeneigt zu sein und zeigte stolz den Aufbau.


    „Bespannungsrahmen waren zu kompliziert – ein Vorhang an den Seiten ist viel praktischer. Die Leinwand ist eine Alphaluxx, selbst bespannt.“
    „Hast Du ein weißes Backing? Das wurde vor kurzem durchdiskutiert.“
    „Nein, aber siehst Du die Struktur?“
    „Nicht wirklich….“


    Der Gastgeber nickte zufrieden und fuhr seine Einweisung fort. Passive Lautsprecher und die Ähnlichkeit zu den B300 wurden besprochen sowie die Geschichte mit dem Umbau, um die Position des DBA um 10cm zu optimieren.
    „Noch mal würde ich es nicht machen. Hören tut man es nicht.“ Dieses Fazit überraschte ihn sichtlich, doch tief im inneren bestätigte es seine tiefsten Ängste.
    „Ist es wirklich wert, eine millimetergenaue Planung und Umsetzung anzustreben? Sollte ich nicht lieber den Ball flacher halten und zusehen, dass irgendetwas fertig wird?“, ängstigste er sich und begann die Reise seiner Abkehr.


    Sie sprachen viel: über Geräuschentwicklung des Beamers (dies fand er gar nicht so schlimm – unhörbar war das) und der Endstufen (ja, diese waren laut, aber im Film nicht hörbar) und über die neu erworbenen USIT’s. Er durfte alles anhören, anfassen und probesitzen – ganz nach seinem Geschmack.

    Nun war es soweit: ungeachtet dessen, was er mitgebracht hat, legte der Gastgeber die erste Scheibe ein. Er durfte den Masterplatz einnehmen und nach kurzer Unsicherheit, „Bist Du sicher?“, war es klar: „Du bist heute der Gast – das ist Dein Platz“. Er weiß nicht mehr, was als erstes gezeigt wurde, aber er kann sich noch sehr gut an das Gefühl erinnern: „Das Bild war wahnsinnig. Wahnsinnig groß und wahnsinnig scharf.“ Dass es ein 16:9 mit beinahe 1:1 Abstand war, hat er erst später realisiert. Es wird ja heute viel darüber diskutiert und philosophiert und das – das gibt er ungerne zu – verunsicherte ihn sehr. Es heißt, 16:9 mit 1:1 Abstand ist zu groß. Das geht gar nicht! Das ist eindeutig überdimensioniert! Und er (Depp) hat es aber so geplant. Aber… Moment mal… Das macht ja Spaß?! Es war ein überwältigendes Gefühl: die ganze Wand vor ihm bewegte sich. Er konnte regelrecht hineinsteigen.


    „Zum Teufel mit den Regeln und Meinungen. Mir gefällt es so“, entschloss er sich und die Frage der Leinwandgröße war für ihn ein für alle Mal geklärt.


    Doch der Sound… Er war gut, aber… Wie soll man es sagen, er hatte ein komisches Gefühl: die Hände waren feucht, das Herz flatterte. Er war nervös. Der Gastgeber guckte zufrieden und sagte: „Das sind die Urängste eines Menschen beim tiefen Bass.“ Scheinbar hatte er noch nie das erlebt. Es war tatsächlich angsteinflößend. Doch dies besserte sich mit der Zeit. Zum Schluss war er überwältigt von diesem tiefen, trockenen Bass, der mitten in die Brust ging und das Geschehene in den ganzen Körper transportierte. Besonders beindrückend fand er die Avatar-Szene, in der die vielen Hubschrauber in den Kampf aufstiegen. Diese Wucht, dieser Druck, dieses Durchschütteln hatte er noch in keinem öffentlichen Kino erlebt. Und das ohne Diffusoren, ohne Baffle Wall, ohne Bassfallen, Folienschwinger oder sonstigen Konstruktionen, deren Namen man nur nach wochenlangen Übungen aussprechen kann.


    „Wieso?“, fragte er.
    „Fehlt Dir etwas?“, fragte der Gastgeber und schmunzelte ihn an.
    „Nein, nicht wirklich…“, wiederholte er sich und seine persönliche Umwertung aller Werte setzte sich fort…


    Es ist die Stunde der Musik geschlagen! Er hatte noch nie eine Anlage gehört, auf der sich Metallica so anhörte, wie er sich das vorstellt. Als „Enter Sandman“ ertönte, war er enttäuscht – flach und ausdruckslos – eben genauso, wie er das bisher überall gehört hat.


    „Moment mal, die Subs sind ja aus“, sagte der Gastgeber und sprang auf. Was danach kam, war der Erwartung schon sehr nahe. Zum Vergleich wurde „Nothing else Matters“ auf der CD und der Blu-Ray „Through the Never“ angehört. Nach dem Philosophieren über die nicht ganz brillanten Hochtöne hat der Gastgeber seine dedizierte Stereokette entstaubt. Es wurde alles gehört: von Nils Lofgren (Neuentdeckung für ihn!), über Katie Melua bis hin zu Klassik – Tschaikowsky’s Nussknacker, Mussorgsky in einer Orgel-Variante (er traute sich eine kühle Schulter der Orgel zu zeigen) und Vivaldi – alles war dabei. Abgerundet war es mit Schallplatten – auch der Westernhagen durfte sein Alphatier zeigen.


    Es wurde auch gelegentlich gegen die Kino-Kette mit DBA verglichen. Er hatte das Gefühl, dass die Stereokette in Mittel- und Hochtönen bei Musik klar überlegen war, aber im Bassbereich nicht die Wucht eines DBA erreichte. Eine interessante Kombination der Stereo-Lautsprecher mit dem zugeschalteten DBA blieb leider aus.

    Beim Kaffee und Kuchen konnte er das erlebte verarbeiten. Dabei fiel ihm auf, dass der Grund seines Besuchs in den Hintergrund gerückt war. Und so wurde in der zweiten Hälfte die Stereokette zurückgebaut und der Beamer erstrahlte wieder in seinem tiefschwarzen Glanz. Terminator mit seinem rumfliegenden Bus brachte die Wände fast zum Einstürzen – dies hat er als Referenz mitgenommen und sich als Maßstab gesetzt. 4K-Scheiben mit HDR wurden begutachtet und für gut empfunden, aber nicht den Sprung darstellend, wie damals beim Umstieg von DVD auf HD.

    Nach 6 langen Stunden saß er wieder im Auto. Die freundliche Familie winkte und verabschiedete ihn auf seinen Heimweg. „Was ist heute passiert? Was bedeutet das für mich?“ Darüber grübelte er so tief nach, dass nicht mal zwei ausgelösten Blitzer ihn aus diesem Gedankengang erwecken konnten. Beim Parken wusste er es: „Es lohnt sich! Es ist ein Hobby, das aller Mühe wert ist. Aber man muss nicht überall einen goldenen Henkel dranhaben. Pragmatismus ist kein Fein der Qualität“.

    „Papa, Du bist wieder da!“ Und schon war das einmalige Erlebnis abgeschlossen und in eine wertvolle Schatulle verpackt. Das gewohnte Leben kehrte unaufhaltsam zurück…

  • Lieber Anton,


    wirklich sehr, sehr nett geschrieben! Und gar nicht ermüdend, im Gegenteil. Sehr erfrischend Deine literarische Form, in der dritten Person Einzahl zu schreiben". Ganz toll!


    Es freut mich, deine Emotionen auch nochmals im Nachgang so zu spüren.:sbier: Vielen lieben Dank!


    Zur Konkretisierung: Augenabstand zur Leinwand 3,13 m, Leinwandbreite 2,73 m = 1,15.


    Dein Geschenk ( die oben schon erwähnte Westernhagen LP) ist prima, auch hierfür nochmals vielen Dank!


    Jetzt wünsche ich Dir, das Dein Traum vom Heimkino schnell in Erfüllung geht.


    LG


    Uwe

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