Inhaltsverzeichnis
- Anamorphot
-
Richtungsoptimierung des DBAs
- Neue gekrümmte Leinwand mit High Gain und Maskierung
- Messleinwand
- Softwareerweiterung für Seitenverhältnismanagement
- Männerlinse (ISCO DLP Cinema 1.25)
- Projektorschaden und neuer DLA-NP5
Einleitung
Es wird Zeit, dass ich hier mal einen neuen Bauthread erstelle, nachdem mein alter Thread und mein ganz alter Thread mit Beisammen gestorben sind.
Ich werde den gesamten Werdegang hier nicht wiederholen, da das drüben ja immer noch lesbar zur Verfügung steht (hier und hier). Kurz: Heimkino ist seit Ende der 90er mein Hobby und das hier ist die 4. Inkarnation.
Bild
Es entsteht wahrscheinlich der Eindruck, dass mir nur der Ton wichtig ist, weil ich zum Bild zumindest als PDF nichts veröffentlicht habe. Das ist aber nicht so. Ich hatte damals den Sony VPH-G90 mit neuen Röhren, einer der besten Röhrenprojektoren, der je gebaut wurde. Weiterhin habe ich mir 2006 einen VideoEqualizer geschrieben, lange bevor die Kalibriererei den Massenmarkt erreichte. Damit konnte ich die 2D-LUT der Grafikkarte zurechtbiegen und somit die Gammakurve kalibrieren.
Ich habe auch immer sehr viel in Richtung Ruckeln, Chroma Upsampling und Skalierung (Aliasing) am HTPC geforscht und optimiert. Damals alles noch mit ReClock, ffdshow usw. MadVR gab es noch nicht. Einen HTPC benutze ich schon seit der DVD-Zeit. Da hatten wir noch ganz andere Probleme. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Blu-ray die Scheibe mit den geringsten Problemen beim Abspielen war. Durch das Tone Mapping der UHD ist bescheuerterweise wieder ein Freiheitsgrad dazugekommen, der nur Chaos erzeugt.
Aber jetzt zum Iststand: meine Leinwand 4,1 m breit, akustisch transparent, gekrümmt (ca. 10 %) und im 2,4:1-Format. Als Tuch dient die Opera High Gain mikroperforiert, die auf einem aufwändigen Alurahmen gespannt ist. Der Gain des Tuchs beträgt ca. 1,6. Damit erreiche ich ca. 19 fL, was für die Bildgröße und einen Konsumerprojektor ein gutes Ergebnis ist. Im Gegensatz zu den meisten High-Gain-Tüchern glitzert die Opera High Gain nur minimal (siehe hier). Die Krümmung verhindert einen sichtbaren Hotspot und erzeugt, vor allem in der Größe, einen schön immersiven Eindruck.
Der Rahmen besitzt eine motorisierte Maskierung, die von den Seiten ein akustisch transparentes Tuch vor die Leinwand fährt. Die Maskierung ist stufenlos und voll automatisiert. Sie wird über meinen MovieManager und die Metadaten an den Filmen beim Starten des Films in die korrekte Position gefahren.
2,4:1
2:1
1,78:1
Als Projektor kommt ein JVC DLA-NP5 mit ISCO DLP Cinema 1.25 zum Einsatz. Damit wird die Konstanthöhe (siehe CIH) realisiert und jedes Format besitzt dieselbe Leucht- und Pixeldichte. Die ISCO bleibt also immer im Lichtweg. Das Bild wird beim Start des Players automatisch auf die volle Höhe skaliert. Auch dafür nutze ich die Metadaten am Film.
Entzerrt wird die Geometrie über die Software Immersive Display Pro, für die ich mich nach einer Evaluierung entschieden habe. Inzwischen habe ich allerdings selbst Warping-Shader entwickelt, die man direkt in den Player einbinden kann. Dessen Qualität ist noch mal etwas besser.
Ton
Schon in meinem letzten Heimkino hatte ich den Plan, irgendwann die Lautsprecher in eine künstliche Wand („Baffle Wall“) einzubauen. Das hatte ich somit bei der Entwicklung meiner vollaktiven HKL-01 berücksichtigt und diese möglichst flach ausgeführt. Das war 2011. Die vollständige Dokumentation der HKL-01 gibt es hier. Die HKL-01 waren von Anfang an für die Anbindung an ein Subwoofersystem ausgelegt. Sie werden bei 80 Hz getrennt.
Hier ist das optimierte, horizontale Abstrahlverhalten der HKL-01:
Die vier Surrounds sind immer noch die uralten Behringer B2031A, die ich damals in Flachgehäuse eingebaut habe. Sie sind inzwischen per FIR-Filter phasenlinear entzerrt und klingen nicht schlecht. Da ich den Surroundbereich nicht für sonderlich wichtig erachte (vorne spielt die Musik 😉), habe ich momentan keine Pläne, die zu ersetzen. Irgendwann in der Zukunft vielleicht mal. Ebenso steht die Entwicklung von Deckenlautsprechern noch aus.
Die vordere Wand besteht bei mir nahezu komplett aus Subwoofern. Es sind 18 x Tymphany XXLS-12 in geschlossenen Gehäusen, die ich damals als bedämpftes SBA mit rückwärtigem Absorber gebaut hatte, der Absorber aber leider Schimmel an der Außenwand erzeugte. Ich hatte zwar eine Maßnahme, die das verhindern sollte, die unterlag allerdings einem Denkfehler.
Inzwischen ist der hintere Absorber weg und 6 x Koserthal Luftverschieber haben das Gebilde zu einem DBA erweitert. Die Übertragungsfunktionen passen zwar nicht wirklich gut zu den XXLS12, aber dank FIR-Filter und Phasenentzerrung lässt es sich trotzdem gut einstellen. Dass es die Luftverschieber geworden sind, hatte nur Kostengründe. Ich hatte sie noch rumliegen und die XXLS12 sind in der Anzahl dann doch eine Hausnummer. Vom Verschiebevolumen her passt es jedenfalls.
Die schiere Menge der Subwoofer hatte den Grund, dass uns damals nicht klar war, wie hörbar bzw. spürbar der Bass überhaupt bei tiefen Frequenzen und hohen Pegeln ist. Also habe ich geklotzt und nicht gekleckert! Inzwischen weiß ich, dass alles unter ca. 18 Hz praktisch irrelevant ist und sich der taktile Tiefbass eher im Bereich von 25 – 40 Hz befindet. Daher würde ich jetzt wohl nur noch die Hälfte an Treibern verbauen. Das wäre im Nachhinein aber ein riesiger Aufriss, weil die Gehäuse dann nicht mehr zu den Treiberpositionen passen würden, also lasse ich es. 😉
Die komplette Dokumentation zu dem SBA von damals findet ihr hier. Der Maximalpegel von 130 dB bei 20 Hz ist jedenfalls ausreichend für jede Demovorführung. Bei normalem Filmpegel ist das DBA heillos unterfordert.
Angetrieben wird das DBA von einer Sanway FP14000, die immer noch klaglos ihren Dienst verrichtet.
Das komplette Heimkino wird durch mehrere Evaluation-Boards (ADAU 1452) entzerrt. Die lassen sich durch das Sigma Studio frei programmieren. Alle Lautsprecher inklusive der Subwoofer sind per FIR-Filter minimalphasig entzerrt. Wie es sich gehört, sind die Evaluation-Boards auf einem formschönen Brett montiert und die Kabel sauber geführt!
Inzwischen habe ich das richtungsoptimierte DBA realisiert, bei dem der Bass der Surrounds auf ein eigenes DBA geroutet wird, das von hinten nach vorne abstrahlt. Es laufen also zwei DBAs mit denselben Treibern in meinem Heimkino.
Bei der Raumakustik ist leider die Geburt meines ersten Kindes dazwischengekommen und in dem Zustand verharrt sie jetzt noch. Es sind vorne Absorber an der Decke und an den Seiten angebracht. 2D-Diffusoren über den Sitzplätzen und der Plan war, hinten an den Seiten 1D-Diffusoren anzubringen. Ich hatte viel gemessen und ausgewertet, damit werde ich irgendwann weitermachen. Konkrete Pläne gibt es aber im Moment nicht. Der Raum ist ausreichend bedämpft und die RT60 ist relativ frequenzneutral, das ist eine gute Grundlage und keine akute Baustelle.
Steuerung
Ich hatte mir damals einen kompletten Filmmanager selbst geschrieben, den MovieManager (ja, ein sehr einfallsreicher Name ). Ich hinterlege an jedem Film technische Metadaten wie Auflösung, Bildrate, Seitenverhältnis, EOTF usw. hinterlegt sowie Daten aus gängigen Filmdatenbanken wie Zusammenfassung, Bild, Bewertung usw.
Das gab es damals in den Grundzügen schon, allerdings nicht in Verbindung mit technischen Metadaten, die beim Filmstart Aktoren ansteuern. Der Hintergrund war schon damals meine automatische Maskierung, die je nach Seitenverhältnis die Maskierung in die richtige Position gefahren hat. Ich wollte keine Erkennung der schwarzen Balken, weil das Fehleranfällig ist und bei Filmen mit wechselndem Format ohnehin nicht funktioniert. Das funktioniert auch heute noch mit der motorisierten Maskierung meiner Leinwand. Es wird dort ein selbstprogrammierter Arduino über Netzwerk angesteuert, der die Motoren in die gewünschte Position fährt.
Der MovieManager hat noch ein paar andere Features wie paralleles Kopieren usw., die aber heutzutage immer weniger eine Rolle spielen. Eine schöne Oberfläche war mir immer egal, daher nutze ich auch Kodi nicht. Ein einfacher Player wie MPC-HC reicht vollkommen aus. Einen Screenshot stelle ich hier lieber nicht rein, damit keiner sieht welche "Urlaubsfilme" ich habe.
Die wichtigsten Funktionen für das Seitenverhältnismanagement habe ich inzwischen in den MovieStarter ausgelagert und veröffentlicht. Gerade in Bezug auf die virtuellen Auflösungen ist mir keine Software am Markt bekannt, die das in der Form kann.
Mit einer Freihandmausfernbedienung von Gyration habe ich die nötige Kontrolle auf dem Desktop und habe gleichzeitig genügend Tasten, um im Dunkeln nur mit einer Hand bestimmte Funktionen im Player auszulösen (Sprache, Pause usw.). Die Steuerung mit einer Hand war mir immer sehr wichtig. Ich halte nichts von Touchkonzepten, bei denen man zwei Hände benötigt und im Dunkeln nichts ertasten kann.
EventGhost steuert das Licht abhängig vom Zustand des Players (Pause/Play). Weiterhin löst das Klingeln an der Haustür über die Hausautomation ein Pausieren aus, damit man den Pizzaboten nicht verpasst. 😉
Den PWM-Dimmer für die 12V-LEDs hatte ich damals auch selbst entwickelt. Es handelt sich um einen Mikrocontroller mit LAN-Schnittstelle, der in C programmiert ist und am Ausgang eine flimmerfreie 16 Bit PWM mit Gammakorrektur ausgibt. Die Gammakorrektur war das, was damals bei den meisten Dimmern fehlte, also musste ich es selbst entwickeln. Ich kann damit flüssig extrem weit runterdimmen ohne, dass das Licht flackert. Heutzutage ist das überflüssig, weil das Problem in der Stärke nicht mehr existiert. Aber der Controller verrichtet weiter brav seinen Dienst.
EventGhost steuert auch die Vorstufe. Da der HTPC die einzige Quelle des Heimkinos ist, ist quasi die gesamte Steuerzentrale dort untergebracht. Das hat den Vorteil, dass ich direkt auf Ereignisse von beliebiger Software (z.B. von MPC-HC) reagieren kann, was über Macros so nicht möglich wäre.
Sitzplätze
Insgesamt hat mein Heimkino acht Sitzplätze. Drei vorne und fünf hinten. Das vordere Podest Podest ist auf Stahlfederisolatoren aus dem Industriebereich gelagert, um einen gewissen taktilen Effekt zu erreichen. Ohne die merkt man vom Bass nicht viel, weil die Bodenplatte keinen Mikrometer mitschwingt.
Das hintere Podest ist fest installiert. Die Sessel sind allesamt noch Provisorien. Die vorderen sind von billiger Natur und die hinteren gebrauchte Kinosessel. Da ich das hintere Podest wegen des fehlenden Absorbers des SBAs vergrößern konnte, stellte sich immer die Frage nach anderen Sitzgelegenheiten. Auf der anderen Seite sind die roten Dinger auch nicht unbequem. Das ist jedenfalls ein Thema, dass auch keine Eile hat. Im Moment schauen maximal meine Kinder mit und die sind klein und noch ohne Anspruch.
Das vordere Podest ist inzwischen aktiv angetrieben von zwei Tauchspulenmotoren. Sie verbinden das Podest direkt mit dem Fundament und folgen dem Tiefbass unterhalb von 30 Hz bis in den Einstelligen Bereich. Sie sind wirklich eine Bereicherung für das Filmerlebnis und erweitern den spürbaren Bereich merklich nach unten hin. Durch den Direktantrieb sind die Motoren in der Lage, auch kurze Impulse ohne Verzögerung wiederzugeben.
Den Amplitudengang des Podests habe ich mit einem Laserdistanzsensor gemessen und linearphasig entzerrt. Zusätzlich kommt ein Compressor zum Einsatz, der dafür sorgt, dass genug Taktilität auch in leiseren Passagen vorhanden ist.