Hallo zusammen,
heute schreibe ich mal von der dunklen Seite (zumindest für mich gerade gefühlsmäßig) unseres schönen Hobbys rund um das Heimkino.
Ich wollte mal in die Runde Fragen, ob schon jemand Erfahrungen mit Fotosensibilität (neurologische Ausfälle/ Anfälle durch Bilder) in Verbindung mit einem eurer Heimkino-Gäste oder euch selbst hattet?
Gestern war es bei mir das erste mal soweit und irgendwie hab ichs immernoch etwas im Magen liegen. Ein Kollege aus dem Dorf war Nachmittags bei Mir und wir haben zusammen etwas für unsere Gemeinde erledigt. Er liegt mir schon jahrelang im Ohr und gibt immer Spitzen, dass er noch nicht eingeladen worden wäre und das er gerne mal schauen würde, was ich so im Keller hab (ein geplanter Filmeabend viel aufgrund von Corona aus). Während einer kleinen Arbeitspause wollte ich Ihm dann mein Kino mal zeigen. Gesagt, getan. Technik angeschmissen, kurz über den Raum geredet und dann gings auch schon los. Weil wir den "Blaumann" am Körper hatten, haben wir uns nicht hingesetzt (das mache ich ab jetzt nie wieder mit "Neulingen") und standen ca. 2m entfernt von der Leinwand seitlich. Ich warne Neulinge eigentlich immer vor motion sickness (oder ähnlichen "leichten" Nebenwirkungen), wenn das Großbild so nicht zur Gewohnheit gehört. Auch das habe ich hier getan, aber der junge Mann konnte mir versichern, dass er Bescheid gibt, wenn ihm übel wird.
Los gings mit 5 Minuten Oblivion, danach 5 Minuten König der Löwen. Während dieser Zeit war alles gut, wir haben uns über die Technik usw unterhalten. Ich wollte dann eigentlich schon wieder alles abschalten, und dann viel mir Blade Runner 2049 ein (der Bass). Also den Film angeschmissen. Nach einem Vor- und Zurückspringen (10-Sekunden-Sprünge) waren wir dann nach dem Intro bei ziemlich genau 120 Sekunden (Timestamp). Die Szene vorher (das sich öffnende Auge) haben wir uns noch unterhalten. Das Bild war also der Schwenk über diese Spiegel, der Bass war tief und ich hab natrülich in dem Moment keine Unterhaltung geführt. Während dann in den Himmel geschwenkt wurde und der mit dem Auto aus dem Bild gen Horizont flog, habe ich den Ton leiser gemacht und angefangen zu Reden. In dem Moment sehe ich den Kollegen im Augenwinkel einfach nach hinten umfallen (gerade wie ein Stock, also nicht zusammenfallend). Er ist exakt die Podeststufe hochgefallen (da sind etwa 55cm zwischen Side-Surround und Sessel) und hat weder Lautsprecher noch Sessellehne mitgenommen (das hätte echt schon böse ausgehen können, wegen der ganzen Ecken). Ich dachte zuerst er sei gestolpert und habe Ihn gerufen und schon Pause gedrückt. Aber es gab keine Reaktion. Als dann das Licht anging Stand ich schon zu seinen Füßen; er lag da mit offenen Augen an die Decke starrend, die Arme leicht nach oben/vorne haltend (wie, wenn man unter eine Kiste greift, um diese zu tragen) und zeigte keinerlei Reaktion. Gerade als ich mich an Ihm vorbeizwängen wollte, um an seinen Kopf zu gelangen, fängt er an zu blinzeln und ist wieder voll bei Sinnen. Ich hab ihm beim Aufstehen geholfen und habe ihn dann auf den Sessel (in Liegepostition) gelegt und wir haben mal drüber gesprochen. Er hatte natürlich eine Erinnerungslücke und nichts von dem ca. 45 Sekunden andauernden Spuk mitbekommen. Er meinte, bei der Szene dieser Spiegel hätte er "etwas gemerkt", aber sich nichts gedacht. Im Gespräch zeigte er keinerlei offensichtliche Nebenwirkungen mehr (zum Glück auch keine Verletzungen an Rücken oder Kopf), hat ganz normal geredet, wusste alles (bis auf eben diese kurze Zeit). Ich habe gleich mal nach Epilepsie gefragt, aber er meinte, er hätte so etwas (bewusst) noch nie gehabt (er ist ca. 30 Jahre alt) und Ihm sei da auch nichts bekannt. Einer seiner Sprüche war: "Dein Kino hatte eine wirklich umwerfende Wirkung auf mich!"
Für mich als Medizin-Laie deutete das auf einen epileptischen Anfall, hervorgerufen durch eben genau diese Szene im Großbildformat, hin.
Er wollte das auf jeden Fall kurzfristig abchecken lassen (klar). Ich weiß aber bisher nur, dass es ihm den restlichen gestrigen Tag und heute Morgen gut ging (eben "normal").
Ich glaube, ich werde Neulinge jetzt erstmal "meiden", bis ich den Schreck verdaut habe. Auf jeden Fall werde ich jetzt anders mit Gästen umgehen (Vorführung nur sitzend) und diese wahrscheinlich viel genauer beobachten.
Hat von euch schon jemand solche "Schreckmomente" im eigenen Heimkino erlebt?