Django Unchained

  • Django Unchained


    Rezi aus dem Jahre 2013 (...)


    Aloha!


    Dies ist bis jetzt – auch bedingt durch die großen Vorschusslorbeeren – die größte Enttäuschung des Videojahres. Ich dachte mir schon, dass die meisten nicht wagen, am Sockel zu kratzen, wenn Tarantino draufsteht, dann passen viele ihren Geschmack lieber dem Film an. Dieser Streifen ist extrem langatmig und in großen Teilen auch langweilig inszeniert. Dass Tarantino zudem nun auch schon auf Rap- und Hip-Hop-Musik setzt, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass er im absoluten "Mainstream" angekommen ist.


    Christoph Waltz – vor kurzem dachte ich noch, dass seine verbleibenden Lebensjahre zu wenig seien, da ich ihn so großartig fand. Nun muss ich leider konstatieren, dass er immer nur sich selbst und dieselbe Rolle spielt – einen sich mit etwas antiquierten Worten wohltuend gut ausdrückenden Zyniker. Nach "DU" denke ich, dass mich diese Facette in spe nur noch langweilt, sie ist ausgelutscht.


    Ganz klar, wäre dies irgendein Film, wäre ich lange nicht so hart in meinem Urteil, aber von einem Tarantino erwarte ich viel, viel mehr.


    Fazit: Mit der schlechteste Tarantino, den ich je sah, dabei war ich frohen Mutes und freute mich total drauf, den endlich zu sehen. Aus heutiger Sicht sah ich den zum Glück nicht im Kino, weil ich dann noch hätte ansehen müssen, wie jeder die totale Begeisterung vorspielt.


    Film: 3 [mit gutem Willen]

    Ton: 2-

    Bild: 3

    Gruß Mickey

    Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)

    Rezensionen und deren Bewertungen beruhen auf der BD-Fassung.

    Einmal editiert, zuletzt von MickeyKnox ()

  • Christopher Waltz – vor kurzem dachte ich noch, dass seine verbleibenden Lebensjahre zu wenig seien, da ich ihn so großartig fand. Nun muss ich leider konstatieren, dass er immer nur sich selbst und dieselbe Rolle spielt – einen sich mit etwas antiquierten Worten wohltuend gut ausdrückenden Zyniker

    Abgesehen davon, dass der Waltz auf Christoph getauft wurde, stimme ich dem zu 100% zu. Im Übrigen ist von seiner Leistung mehr als die Hälfte dem Drehbuch zu verdanken, ein gefundenes Fressen für jeden Schauspieler. Dass er dann auch noch kurz hintereinander seinen zweiten Oscar für die gleiche Rolle bekam, setzt dem Ganzen die Krone auf und muss ein Schlag ins Gesicht jener Kollegen gewesen sein, die seit Jahren bei der Vergabe ignoriert wurden.


    Das ist aber auch schon das Einzige, dem ich in dieser Rezension zustimmen kann. Deine Abneigung gegen Rap- und Hip-Hop-Musik hast Du schon öfter zum Ausdruck gebracht und dass Du kein Fan von Western bist, ebenfalls. Schlechte Voraussetzungen für den Film. Dem Streifen aber Langeweile und langweilige Inszenierung zu attestieren, kann ich nicht ansatzweise nachvollziehen.

    Ich dachte mir schon, dass die meisten nicht wagen, am Sockel zu kratzen, wenn Tarantino draufsteht, dann passen viele ihren Geschmack lieber dem Film an

    ...

    weil ich dann noch hätte ansehen müssen, wie jeder die totale Begeisterung vorspielt.

    Kannst Du nicht einfach akzeptieren, dass Leute von dem Film tatsächlich begeistert sind statt permanent zu unterstellen, sie würden sich selbst was vormachen?

  • Dass Tarantino zudem nun auch schon auf Rap- und Hip-Hop-Musik setzt, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass er im absoluten "Mainstream" angekommen ist.

    Ich finde, die Einbeziehung von Rap- und Hip-Hop-Musik lässt nicht darauf schließen, dass Tarantino "im absoluten Mainstream angekommen ist". Vielmehr zeigt es eher seine Genialität und Kreativität, ein völlig untypisches Stilelement (Musikgenre) für einen Western zu nutzen - einen Italo-Western.

  • Waltz ist, zumindest in der ersten Szene, der einzige Lichtblick des Filmes.
    Der Rest ist ein müder Abklatsch von Inglourios Bastards.

    Ich bin auch der Meinung: Tarantino hat sich in den 90iger einen Namen und Fanbasis aufgebaut, von dem er noch zerrt.

    Ähnliches kennt man von vielen Musikern und Schauspielern: Der Name zieht, auch wenn der Film/die Musik eher Mittelmass sind.

  • Wäre Tarantino ein wirklich kreativer Kopf

    Dann würde er z.B. auf die Idee kommen, moderne Musik in einem historischen Film zu verwenden. :zwinker2:


    einen Italo-Western.

    Nur weil der aus den Italo-Western stammende Name Django in Tarantinos Film benutzt wird, ist dieser noch lange kein Italo-Western. Diese haben völlig andere Merkmale.

  • Nur weil der aus den Italo-Western stammende Name Django in Tarantinos Film benutzt wird, ist dieser noch lange kein Italo-Western. Diese haben völlig andere Merkmale.

    Ein klassischer Italo-Wester ist Django sicherlich nicht. Das greift IMO zu kurz. Der Film lehnt sich an damaligen Italo-Western an.

    Typische Merkmale wie Titelmusik, Eröffnungsszene, Vorspann, Kleidung sind entsprechend vorhanden.

    Dass Tarantino das Thema "Italo"-Western für mich neu interpretiert und andere Genres aus den 1970er-Jahre integriert - wie den Blaxploitaition - dazu u. a. moderne Hip-Hop-Musik mixt, entspricht Tarantinos Genialität. Insofern sehe ich Django insgesamt mehr als Hommage - zusammengefasst eher als einen "modernen" Italo-Western, gleichwohl Django nicht in Italien gedreht wurde.

  • Ich bin auch der Meinung: Tarantino hat sich in den 90iger einen Namen und Fanbasis aufgebaut, von dem er noch zerrt.

    Tarantino arbeitet nicht für die "Fans". Er ist sein eigener Fan, der als Autorenfilmer das macht, was er möchte ohne auf irgend etwas Rücksicht zu nehmen. Zu Beginn hatte er noch Weinstein als Förderer, aber mittlerweile ist er wirklich unabhängig.

    Wenn es ihm um (finanziellen) Erfolg im Mainstream ginge, würde er auch viel mehr drehen und auch über die angekündigten zehn Kinofilme hinaus.


    Für mich hat er seinen Stil (der zugegebenermaßen auch nur im Wiederbeleben und Zusammenführen vergangener Stilepochen liegt) immer mehr weiterentwickelt, was letztendlich auch zu einem immer höheren Dialoganteil geführt hat (wo er für mich seine eigentliche Genialität hat), was ihm die Fraktion, die eher auf die Brutalitätskomponente steht, dann als Langatmigkeit auslegt.

  • Wenn es ihm um (finanziellen) Erfolg im Mainstream ginge, würde er auch viel mehr drehen und auch über die angekündigten zehn Kinofilme hinaus.

    Ob es bei diesen angekündigten 10 Filmen bleibt, ist abzuwarten. Ich halte diese Aussage für Marketing, die wie man sieht, ja ganz gut zündet.

    Ich gebe auf derlei Pauschalaussagen nichts mehr, weil es in der Filmgeschichte genug Beispiele gibt, frei nach dem Motto: Was interessiert mich mein Gerede von gestern.



    Kommt ein elfter Film, werden Fans das feiern. Unabhängig davon, was Tarantino vorher gesagt hat.

  • An die zehn Kinofilme glaube ich schon, dafür hat er sich bereits zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich bin aber auch sicher, dass er nach dem zehnten Film nicht in den Ruhestand geht. Er wird halt dann andere Dinge machen z.B. als Produzent oder Autor. Und dass er fürs TV/Streaming (evtl. Serie) sogar wieder auf dem Regiestuhl Platz nimmt, will ich auch nicht ausschließen, denn das wären dann ja keine Kinofilme mehr und somit auch kein Widerspruch zu früheren Aussagen.

  • Tarantino arbeitet nicht für die "Fans". Er ist sein eigener Fan

    Das mag sein, ändert aber nichts daran, dass er sehr, sehr treue Fans hat.

    die eher auf die Brutalitätskomponente steht, dann als Langatmigkeit auslegt.

    Auf der einen Seite bist beleidigt, wirst fast aggressiv, siehe "The Gentleman" Thread, wenn Tarantino Fans eine rosarote Brille nachgesagt wird, auf der anderen Seite teilst Du aber selbst aus, indem Du alle Tarantino Neu Kritiker als stumpfe Blutfetischisten hinstellst.......
    Für meinen Teil brauch diese Gewaltdarstellung wie in Kill Bill überhaupt nicht, sehe dies eher als kindisch an, am Ende von Once Upon on Time bei der Art des Filmes sogar fehl platziert.
    Aber mir fehlt bei den neueren Filmen eine vernünftige, spannende Handlung. Bei Jacky Brown, Pulp Fiction usw. paßte noch das Verhältnis aus Dialogen und Handlung

  • Aber mir fehlt bei den neueren Filmen eine vernünftige, spannende Handlung.

    Also ich finde gerade Inglourious Basterds sowie Django haben viel mehr Story als z.B. Jackie Brown oder auch als Reservoire Dogs, H8 stimme ich zu, dort ist es halt nur eine Story die sehr detailliert ausgeschmückt und langsam erzählt wird.


    Gruß Jan

  • Das mag sein, ändert aber nichts daran, dass er sehr, sehr treue Fans hat.

    Ich weiß nicht, ob ich mich als Fan bezeichnen würde, aber ich finde das, was er bislang gemacht hat, hervorragend. Und zwar nicht aus irgendwelcher Treue oder Gewohnheit, sondern weil er sich meine Anerkennung ganz einfach mit jedem Film mehr erarbeitet hat. Sicher sind nicht alle gleich gut, aber jeder Einzelne ist (für mich) deutlich überdurchschnittlich und seine schwächeren sind für mich nicht die zuletzt gemachten.

    auf der anderen Seite teilst Du aber selbst aus, indem Du alle Tarantino Neu Kritiker als stumpfe Blutfetischisten hinstellst.......

    Erstens stark übertrieben und zweitens eben NICHT ALLE, sondern nur ...

    die Fraktion, die eher auf die Brutalitätskomponente steht

    ... und diese gibt es zweifellos. Ich habe nicht gesagt, dass das für "alle Tarantino Neu Kritiker" gilt bzw. alle zu dieser Gruppe gehören.


    Auf der einen Seite bist beleidigt, wirst fast aggressiv, siehe "The Gentleman" Thread, wenn Tarantino Fans eine rosarote Brille nachgesagt wird

    Aber wenn ALLEN (und das ist der Unterschied), die nicht der Meinung von MK sind, automatisch von ihm die rosa Brille nachgesagt wird, dann bin ich zwar weder beleidigt noch aggressiv geworden, sehe mich aber doch veranlasst, dem zu widersprechen.

    Unabhängig davon hat für mich "The Gentlemen" nicht das Geringste mit Tarantino und seinem Stil zu tun, auch wenn MickeyKnox glaubt, der Trunk Shot wäre eine Bezugnahme auf ihn, was wie dort erklärt, überhaupt nicht zutrifft, sondern wesentlich verbreiteter und auch älter ist als bei Tarantino.

  • Tarantino arbeitet nicht für die "Fans". Er ist sein eigener Fan, der als Autorenfilmer das macht, was er möchte ohne auf irgend etwas Rücksicht zu nehmen. Zu Beginn hatte er noch Weinstein als Förderer, aber mittlerweile ist er wirklich unabhängig.

    Wenn es ihm um (finanziellen) Erfolg im Mainstream ginge, würde er auch viel mehr drehen und auch über die angekündigten zehn Kinofilme hinaus.


    Für mich hat er seinen Stil (der zugegebenermaßen auch nur im Wiederbeleben und Zusammenführen vergangener Stilepochen liegt) immer mehr weiterentwickelt, was letztendlich auch zu einem immer höheren Dialoganteil geführt hat (wo er für mich seine eigentliche Genialität hat), was ihm die Fraktion, die eher auf die Brutalitätskomponente steht, dann als Langatmigkeit auslegt.

    Aloha, bin gerade unterwegs, deswegen nur kurz dazu: Solltest Du mich meinen, liegst Du klar falsch. Gerade die Dialoge waren bei QT immer mein Ding, auch wenn ich Gewaltdarstellungen auch mag. Sie sind nur leider seit den 10ern zum Selbstzweck verkommen.


    Allgemein äußere ich einfach meine Meinung, die sicher nicht auf Nutzer des Forums abzielt.


    Der eine sieht Genialität bei dieser "Musik", der andere Kommerz oder vor allem Ohrenkrebs.


    Name von W. ändere ich, danke.


    Western bin ich wohl doch gar nicht so abgeneigt, wie ich bei Westworld (Serie) feststellte.


    Mantra, Jackie Brown, mit ie.

    Gruß Mickey

    Grundlage meiner Filmbewertungen: Abiturnotensystem 1 – 6 (15 – 0 Punkte)

    Rezensionen und deren Bewertungen beruhen auf der BD-Fassung.

  • Hallo Freunde,


    da hier ja mehrere Filme von Tarantino diskutiert werden, sollte man ev. einen separaten Tarantino Thread daraus machen.


    In der Hoffnung, dass dies erfolgt, jetzt mal etwas OT:


    Ich bin gar kein Tarantino -Fan. Habe wohl alle seine Filme gesehen und insgesamt viele gute einzelne(!) Szenen und Dialoge genossen, aber als einzigen Film von ihm sehe ich mir nur Pulp Fiction immer mal wieder an. ( Das ist mein Maßstab für einen guten FilmB) )


    LG


    Uwe

  • Pulp Fiction immer mal wieder an. ( Das ist mein Maßstab für einen guten Film

    Meiner auch, einer meiner seltenen 10/10.

    da hier ja mehrere Filme von Tarantino diskutiert werden

    Immerhin schon ein Fortschritt gegenüber der Diskussion im "Gentlemen"-Thread. :big_smile:

    Eigener Tarantino-Thread hätte durchaus seine Berechtigung (falls immer noch nicht alles gesagt ist), dürfte aber mittlerweile eine administrative Herausforderung sein.

  • Ich finde Django Top.Gehört zu meinen Lieblingen und ich mag C.Waltz wegen dieser >höflichen Ausdrucksweise< die am Hofe gesprochen wurde.J.L. Fox einfach genial i.d. Bunten Outfit das an die 70er Jahre erinnert.Don Johnson & Leonardo als Sklavenhalter ...super gespielt.Dazu der Italo Look,top.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!