Exkurs: dieser Link führt zur Diskussion mit Follgott zum Thema, eins der ungezählte Beispiele wie er einem geduldig die kompliziertesten Sachverhalte erklärt
Kammfilter im Hochton durch Reflexion und/oder Brechung an AT Leinwand
18. März 2014, 07:40
Hallo,
diese Messsungen aus 2012 hatte ich woanders schon mal gezeigt. Hier noch mal besser sortiert.
Beschreibung wird gleich dazueditiert,
Edit, weil ich bin beim Schreiben unterbrochen worden
Beim Aufbau meiner aktuellen Leinwand mit neuen Lautsprechern wollte ich was über die Relevanz des Abstandes der Lautsprecher von der Leinwand ermitteln. Hie und da geht das Gerücht, ein gewisser Mindestabstand sei gut. Nachvollziehbare Argumente dafür werden dabei aber nicht gegeben.
Die Leinwand ist ein 3,6x1,7 m Phifer Sheerweave Tuch, aufgespannt auf einen gekrümmten Holzrahmen. Diese Konstruktion kann auch selbständig auf flachem Boden stehen. Lautsprecher ist ein Behringer B3031a Truth, welcher recht mittig im stark bedämpften 35m2 Kino auf einem Barhocker steht. Das ECM8000 Mikro im Stativ ist auf Achse auf den Punkt zwischen TMT und Hochtöner ausgerichtet, das ist eine Höhe von 1,17 m. Die Entfernung beträgt 50 cm. Aller 8 Frequenzspektren im Bild sind ungeglättet, zur besseren Übersichtlichkeit sind die Diagramme paarweise mit einem Offset von 5 db dargestellt.
Diese Messentfernung wurde gewählt um die nächst entfernten Wandreflektionen möglichst spät und gedämpft zum Direktschall zu empfangen. Die erste kommt vom hochflorigen Teppichboden in 117cm Entfernung, die nächste vom 10cm Mineralwollabsorber an der Decke in 232cm Höhe, beide in sehr steilem Winkel. Die Raumwände sind alle etwas weiter weg, die Messtrecke steht diagonal im Raum.
In der Messreihe wurde die Leinwand an drei verschiedenen Positionen zwischen Lautsprecher und Mikro senkrecht aufgestellt, letztere wurden nicht bewegt. Der Abstand zur Schallwand beträgt 9cm, 16 cm und 38 cm. Als Referenz dient die Messung ohne Leinwand (grau, bzw. schwarz).
Angregt durch die Diskussion in FoLLgoTTs Bauthread ist hier neben der REW Standardeinstellung zur FFT (Turkey 0,25. rechtes Fenter 500 ms) jeweils auch die IR Berechnung mit einem rechten Fenster von 0,5 ms dargestellt. Damit sollten alle Reflektionen außer die zwischen Leinwand und Schallwand ausgeblendet werden.
Im Vergleich zur Referenzmessung ohne Leinwand, erzeugt die Leinwand bei 9 und 16 cm einen deutlich messbaren Kammfiltereffekt im Frequenzamplitudengang des Direktschalls. Das misst auch Follgott mit seinem Centerstage XD bei 7 cm Abstand. Mit steigendem Abstand wird die Struktur im Diagramm feiner (sagt man "schmalbandiger"?). Leider habe ich keine Messung mit noch geringerem Abstand gemacht. Leider auch keine Messung mit einer schallabsorbierenden Schallwand, um den Effekt tatsächlich auf Reflektionen der Schallwand zurückzuführen.
In wiefern solche Kammfilter hörbar sind kann man mit Testprogrammen (Hörtrainer, z.B. von Harman) ausprobieren. Durch Addition und Interferenz mit dem Raumschall sind sie in der Praxis nicht messbar, Praxis meint Hörabstand deutlich größer als Wandabstand.
Bei der INterpretation der gefensterten Impulsantworten bin ich mir noch nicht ganz sicher, dazu kommt hoffentlich später nochmal was. Außerdem hatte ich nach der finalen Aufstellung von Leinwand und Lautsprechern noch eine Reihe von Experimenten mit dem Einwinkeln und Bedämpfen der Schallwand durch Aufkleben von Basotect gemacht. Auf Grund des Raumeinflusses waren da aber keine systematischen Rückschlüsse möglich. Durch die neue Erkenntnis den Raum bei der Impulsantwort ausbelnden zu können nehme ich mir mal vor diese Messungen noch mal neu auszuwerten.
...einige Posts später....
heute habe ich ein Probestück vom Centerstage XD gemessen. Ein messbarer Kammfiltereffekt konnte nicht gefunden werden. Die Leinwand wurde in den Abständen ca. 10, 50 und 100 cm vor den Lautsprecher gehalten, auch hierbei wurde kein gravierender Unterschied festgestellt. Überrascht bin ich vor allem von der sehr geringen Dämpfung des Tuches auch im Hochtonbereich.
Gemessen wurde mit den analogen Anschlüssen der onboard Soundkarte, Zurvor wurde die Kalibrierung als loopback gemessen und auch in REW eingestellt. Die dem ATB_PC Mikro beigelegte Kalibrierkurve wurde ebenfalls im Progamm hinterlegt., Der Pegel wurde mit meinem Testo Pegelmesser eingestellt. Die Spendor BC1A hat ihre eigene Endstufe und war direkt an der Soundkarte angeschlossen, der andere Kanal diente per loopback als Zeitreferenz für die Messung. Die Leinwandhalterung ist etwas provisorisch, die restlichen Grafiken sind hoffentlich selbsterklärend.