Sind Comic-Verfilmungen dumm?

  • Hallo,


    endlich spricht es jemand aus :big_smile::

    https://www.n-tv.de/leute/Sind…dumm-article22435060.html

    Zitat

    "Pate"-Regisseur Francis Ford Coppola gab ihnen den Stempel "abscheulich", wohingegen sie seinen Kollegen Martin Scorsese an "Freizeitparks" erinnerten. Scorsese sprach den Marvel-Filmen gleich ganz die Zugehörigkeit zum Kino ab.

    Zitat

    "Comic-Filme seien trotz ihres immensen Erfolgs schließlich nur etwas für 12-jährige Kinder und dumme Erwachsene", schrieb etwa ein Kommentator unter eine vernichtende Kritik des neuen Films der "Avengers"-Regisseure Joe und Anthony Russo. Einige Filmkritiker und Kinofans scheinen es genauso zu sehen wie Coppola und Scorsese. Comic-Filme und -Serien seien nur etwas für Kinder oder für Menschen, denen entweder die nötige Bildung fehle oder die von gut gemachtem Kino nicht die geringste Ahnung hätten.

  • Zitat

    Comic-Filme und -Serien seien nur etwas für Kinder oder für Menschen, denen entweder die nötige Bildung fehle oder die von gut gemachtem Kino nicht die geringste Ahnung hätten.

    Diese pauschale Aussage zeugt jedenfalls nicht von Intelligenz.

  • Ich finde diese Aussage nicht korrekt. Es kommt schließlich darauf an, WIE ein Comic verfilmt wird. Viele dieser Verfilmungen basieren ja auf Comics, die teilweise mehr als 50 Jahre auf dem Buckel haben (ich weiss noch, dass ich auf dem Schulhof immer den Dr. Oktopus spielen musste, während mein Freund die Spinne spielen durfte)...

    Comics in dieser Zeit waren in der Tat etwas „einfach“ gestrickt und wenn man diese Machart 1:1 in die heutige Zeit transferiert, wirken die tatsächlich wie für Kids gemacht (wobei ich Kinder nicht als dumm bezeichnen will, aber eben weniger anspruchsvoll)


    Es kommt aber auch drauf an, was man mit der Verfilmung erreichen will. Will man eine Umsetzung des Comics, dann gehört u.U. eine „platte“ Darstellung in Handlung und Sprache dazu... für ältere Menschen mitunter etwas schwierig.


    Ich will jetzt bewusst kein Beispiel anführen, weil alleine das wiederum zu Diskussionen führt.

    Wenn man auf dem Standpunkt steht, dass Comicverfilmungen generell als „dumm“ gelten, dann frage ich mich wie man die anderen Filme ansehen muss, die in etwa die gleiche Machart, aber keine Comic-Vorlage haben.


    Filme sollen unterhalten und so manche Comics haben genauso Potenzial zur Verfilmung wie Bücher.

    Scorsese & Co. drehen eine andere Art von Filmen, die wenig oder nichts mit Comics zu tun haben... kann man sich dann ein Urteil über andere Machwerke erlauben...?

  • Ich denke, Scorsese als der ultimative Cineast wollte hauptsächlich eine Debatte anstoßen, ob die gewaltige Dominanz der Comicverfilmungen im letzten Jahrzehnt für das Kino an sich noch gut sein kann oder vielmehr sogar eine Bedrohung (zumindest der Vielfalt) darstellt.

    Und um in der heutigen Zeit Gehör zu finden, muss man halt drastisch und provokant formulieren.

  • Micha

    Hat den Titel des Themas von „Sind Comic Verfilmungen dumm?“ zu „Sind Comic-Verfilmungen dumm?“ geändert.
  • Ich verfolge wenig Comicverfilmungen, aber pauschal kann man nicht sagen, ist schlecht oder dumm.

    Batman basiert ja auf Comics und Dark Knight und Co sind alles andere als dumm.


    Wenn ich nicht irre, sind Sin City und Dredd ja auch auf Comics basierend, oder ?

    30 Days of Night ebenfalls, der ist düster, das ist nix für 12 Jährige.


    Avengers hat, wie schon erwähnt, nicht den Anspruch auf ein filmisches Meisterwerk, das ist Popcorn Kino, welches Unterhalten möchte und gute Laune bringen soll.

    Ob das gefällt oder nicht, ist Geschmacksache. Ich glaube, es gibt deutlich dümmere und schlechtere Filme.

    Der zweite Teil von Hostel war unsäglich mieß, selten so einen Schund gesehen. Aber auch hier ist es wieder eine Frage des Geschmacks und des eigenen Anspruchs bzw der Erwartungshaltung.

  • An der Uni gabs vor kurzem mal einen Vortrag über das Thema Comicverfilmungen und warum sie gerade jetzt so erfolgreich sind. Ich war leider nicht dort, aber soviel habe ich mitbekommen: In unsicheren Zeiten suchen die Menschen Halt in Superhelden. Es gibt ein klar definiertes Böses, welches am Ende vernichtet wird, das Gute triumphiert. Provokant gesagt also das Gegenteil der Realität. Auch der Erfolg von Populisten, welche sich als "starke Männer" inszinieren hängt damit zusammen. (hier ist "das Böse" dann eben das Establishment)


    Ich will nicht zu weit ausholen, aber es gab seit dem zweiten Weltkrieg wohl kaum solch unsicheren Zeiten wie gerade. Mit unsicher meine ich nicht die Bedrohung der Existenz, wie z.B. im Kalten Krieg, sondern eine "Krise des Wissens" wie es Oliver Nachtwey formuliert. Was ist wahr, was ist gefälscht? Wem kann man trauen, wer will einen verarschen?


    Massenvernichtungswaffen im Irak/die Brutkastenlüge/Tonking Zwischenfall/Panama Papers/Spendenaffäre/"Deutschland wird am Hindukusch verteidigt"/ etc etc etc ,

    Gründe den Politikern nicht zu vertrauen gibt es genug, da hat der Stammtischteilnehmer auch aus wissenschaftlicher Sicht 100% recht.

    (Lügen ist aber natürlich eine Grundkonstanze der Politik, wer schonmal Machiavellis "Der Fürst" gelesen hat, wird sehen, dass das auch im 15. Jahrhundert nicht anders war.)


    Das Vertrauen in die (politischen) Institutionen war selten so gering wie heute, es kommt zu einem "epistemischen Widerstand". Die Menschen beginnen selber zu recherchieren, was in Zeiten des Internets natürlich so einfach ist wie nie zuvor. Nur leider gibt es dort auch viele Falschinformationen, die Auswirkungen sind in Bewegungen wie Q-Anon etc zu finden. Gerade in der Corona Zeit, führt das dann auch zu sowas wie den Querdenkern, deren Inhalte zwar blödsinning, der Grund ihres Widerstandes aber in gewisser Weise nachvollziehbar ist.


    Es fehlt auch die unmittelbare Erfahrbarkeit. "Kennst du jemanden mit Corona?" war eine häufige Frage in meinem Bekanntenkreis.

    Man muss sich darauf verlassen, dass einem eine Mittlerinstanz wie die Medien die Wahrheit erzählt. Die oben genannten Bewegungen wollen diesen Mittler mitthilfe des Internetes ausschalten...


    Jetzt habe ich natürlich trotz anders lautender Ankündigung zu weit ausgeholt...


    Sie sind also nicht unbedingt dumm (auch wenn ich sie nicht mag), sondern Produkte ihrer Zeit, deren Anziehungskraft ich nachvollziehen kann. Man erinnere sich mal an die Klamaukfilme der Nachkriegszeit, da wollte keiner mehr Kriegsfilme sehen..

  • Scorsese ist halt ein alter arroganter Sack. Er hat 3, 4 überragende Filme gemacht und sich ansonsten immer und immer wieder selbst kopiert, ermüdender geht's nicht.


    Diese ollen Gangster Klamotten, bei dehnen also immer Johnny Zahnstocher in den ewig gleichen Nachtclub geht, in dem sich dann auf Kommando nacheinander Mecky Messer, Tony Taubstumm und eben alle coolen Bösewichte in die Kamera drehen und mit einem coolen, respektvollen Spruch grüßen. Das hatte ich ja so was von schnell über und er hat in praktisch jedem Film diese billo Klischees geliefert.


    Wolf of Wallstreet würde mit seiner bunten Wildheit übrigens glatt als Comicverfilmung durchgehen, und das, obwohl er diese Vorlage nicht hatte.


    Was will der Mann also mitteilen?

  • pillepalle123, Erfolg haben Comicverfilmungen schon seit über 10 Jahren, also schon vor den riesigen Erfolgen des Populismus. Deswegen glaube ich nicht an einen größeren Zusammenhang.

    Für mich, der ich schon seit ca. 40 Jahren Comicfan bin, geht mit diesem Comicfilm Zeitalter einfach einTraum in Erfüllung. Da bin ich und bleibe auch gerne Kind, und hoffentlich auch noch mit 90 Jahren

  • Die plakative Äußerung von Scorcese finde ich nicht optimal. Allerdings kann ich mir sehr gut vorstellen, was ihn, der gleich mehrere Meisterwerke geschaffen hat, möglicherweise zu der Aussage motiviert hat (alles Spekulation, aber bewertet es für Euch):

    • Die Verfilmungen basieren auf Comics, die häufig holzschnittartige Charaktere im Zentrum haben
    • Simple Storys mit einfachem Gut-Böse Schema
    • Große Budgets sind im Spiel, d. h. aus betriebswirtschaftlichen Gründen werden wenig kreative Risiken eingegangen
    • Inhaltlich geht es i. d. R. darum, die Welt (Universum) zu retten, darunter geht es nicht mehr
    • Die Filme sind gerne reiner Fan-Service mit großen Materialschlachten
    • Das Medium Comic muss plakativ arbeiten. Überträgt man das 1-zu-1 auf einen Realfilm wirkt das schnell ein wenig flach.

    Natürlich gibt es Ausnahmen, die obige Aufzählung trifft nicht auf alle Comic-Verfilmungen vollständig und gleichermaßen zu. Darum geht es mir auch gar nicht.


    Ich teile obige Argumente. Es gibt dagegen Ausnahmen, die zeigen, was man filmisch aus Comic-Verfilmungen rausholen kann - wenn die Künstler die Freiheit haben, eigene Wege zu gehen:

    • 300 zeigt eindrucksvoll, wie man die Optik eines Comics perfekt auf die Leinwand holen kann
    • Sin City ebenfalls in beeindruckender Optik
    • Batman Begins / The Dark Knight für die Extra-Portion Realismus mit einem gespaltenen Charakter
    • The Matrix wurde zuerst in Form von Comic Panels gezeichnet, und dann verfilmt. Das sieht man dem Film an, deswegen zähle ich den auch zu den Comic-Verfilmungen
    • Watchmen mit einem ganz eigenen Feeling
    • ...

    Ich verstehe seine Aussage, auch wenn ich die Formulierung nicht optimal finde. Vermutlich musste er so formulieren, damit die Aussage überhaupt wiedergegeben wird. Oder damit die Aussage in einen Tweet passt.

  • Moin, auch wenn du schreibst dass es auch Ausnahmen gibt. Dieser Aussage zum simplen Gut-Böse Schema würde ich widersprechen. Das ist vielleicht meist so. Es gibt aber genug Comicverfilmungen wo das nicht so pauschal gesagt werden kann imho.

    In Civil War ging es hauptsächlich um den Heldenkonflikt. Es gab zwar den Gegenspieler Zemo aber der war sicher nicht simpel böse.

    In Captain Marvel geht es um den Konflikt zweier Völker. Und auch wenn die Kree nicht gerade nett sind, simpel böse aber auch nicht.

    In Black Panther ist der Gegenspieler auch nicht nur einfach böse.
    Dann Loki, der ist zwar vieles, aber einfach nur böse bestimmt nicht. Das selbe bei Magneto


    Und die Helden sind auch nicht immer nur gut, schau dir mal z.B. den Hulk an :zwinker2:

  • ..hohles Gelaber weisser, alter Männer:big_smile:


    Rock ist keine richtige Musik, nicht so wie Bach .

    Hopper ist kein richtiger Maler, nicht wie Cezanne.

    Und Pele ist immer noch der beste Fussballer, den die Welt je gesehen hat..


    -nee, es geht hier im wenstelichen, wie oben auch schon geschrieben, um Claims, Eitelkeiten und Altersstarrsinn..

    Einmal editiert, zuletzt von kinodehemm ()

  • pillepalle123, Erfolg haben Comicverfilmungen schon seit über 10 Jahren, also schon vor den riesigen Erfolgen des Populismus. Deswegen glaube ich nicht an einen größeren Zusammenhang.

    Für mich, der ich schon seit ca. 40 Jahren Comicfan bin, geht mit diesem Comicfilm Zeitalter einfach einTraum in Erfüllung. Da bin ich und bleibe auch gerne Kind, und hoffentlich auch noch mit 90 Jahren

    Den Erfolg von Comicverfilmungen habe ich nicht am Erfolg des Populismus festgemacht, sondern an der Unsicherheit. Und die müsste ich eigentlich auch noch weiter definieren, denn es geht nicht nur um das Wissen, sondern natürlich auch um ökonomische Unsicherheit. Extreme Zunahme von prekären Beschäftigungsverhältnissen, Hire and Fire, der völligen Entkopplung von Produktivität und Lohnniveau etc...

    Moin, auch wenn du schreibst dass es auch Ausnahmen gibt. Dieser Aussage zum simplen Gut-Böse Schema würde ich widersprechen. Das ist vielleicht meist so. Es gibt aber genug Comicverfilmungen wo das nicht so pauschal gesagt werden kann imho.

    In Civil War ging es hauptsächlich um den Heldenkonflikt. Es gab zwar den Gegenspieler Zemo aber der war sicher nicht simpel böse.

    In Captain Marvel geht es um den Konflikt zweier Völker. Und auch wenn die Kree nicht gerade nett sind, simpel böse aber auch nicht.

    In Black Panther ist der Gegenspieler auch nicht nur einfach böse.
    Dann Loki, der ist zwar vieles, aber einfach nur böse bestimmt nicht. Das selbe bei Magneto


    Und die Helden sind auch nicht immer nur gut, schau dir mal z.B. den Hulk an :zwinker2:

    Das stimmt. Da fällt mir gerade auch Thanos ein, dessen Handlungen zwar gefühlt böse sind, dessen Endziel jedoch sogar positive Auswirkungen auf die Galaxis haben könnte. Gibt ja sogar im echten Leben Gedankenspiele der Überbevölkerung durch Kastration/Genveränderung o.ä. Herr zu werden. Der echte Genozid zum Zwecke der Bevölkerungskontrolle ist bestimmt auch schon gedacht worden...

    (Wobei es zum Thema Überbevölkerung eine schöne ARTE Doku gibt, die die Frage stellt, wer eigentlich "zu viel ist". Der Inder oder der 100 mal so viel Ressourcen verbrauchende Westeuropäer?)


    Vielleicht müsste auch ich meine Aussage oben umformulieren, habe ja ebenfalls von einem Gut-Böse-Schema gesprochen..

    Superhelden haben zumindest die Macht etwas an der Welt zu ändern, eine Eigenschaft oder zumindest ein Gefühl, welches im echten Leben immer mehr abhanden kommt. Die größte Partei sind immernoch die Nichtwähler und ihre Zahl hat in den letzten 50 Jahren stetig zugenommen.

    Muss ich nochmal drüber nachdenken..

  • Das stimmt. Da fällt mir gerade auch Thanos ein, dessen Handlungen zwar gefühlt böse sind, dessen Endziel jedoch sogar positive Auswirkungen auf die Galaxis haben könnte. Gibt ja sogar im echten Leben Gedankenspiele der Überbevölkerung durch Kastration/Genveränderung o.ä. Herr zu werden. Der echte Genozid zum Zwecke der Bevölkerungskontrolle ist bestimmt auch schon gedacht worden...

    Siehe z.B. James Bond - Moonraker.

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