Diskussion - Grenzen der Moral & Diskriminierung. Posten oder doch lieber nicht?

  • Ich sehe es genau anders herum. Warum aufgrund Fehler anderer in der Vergangenheit all das nun umschiffen?


    Bei jedem anderen Land ist Nationalstolz etwas legitimes, aber wehe deutsche sind stolz darauf. Ich kann nichts für die Verbrechen meiner vorfahren. Das kann man auch auf fussballvereine oder jegliche anderen Themen übertragen und das hat für mich auch nicht immer etwas mit mangelndem Wissen zu tun. Ich kann doch glücklich sein, über das was Deutschland an vielen Punkten heute darstellt und als Gemeinschaft erreicht hat. Muss ich aber aufpassen, da ich dann schnell in die rechte Ecke gedrängt werde. Wenn Franzosen kein Wort mit einem wechseln, weil man sie auf englisch statt französisch anspricht, ist das völlig normal. Ich möchte die Diskussion auch garnicht in diese Richtung lenken, aber für mich gehört auch das zu Toleranz und Akzeptanz der Vergangenheit.


    Edit : ich möchte auch noch einmal betonen, dass ich nichts davon verharmlose, ganz im Gegenteil finde ich das absolut unbegreifbar, was in der Vergangenheit passiert ist. Solche Redewendungen nun aber auf alle Lebenszeit damit zu belasten, obwohl das im heutigen Sprachgebrauch vielleicht völlig andere Dinge meint, ändert daran nichts oder verharmlost diese meiner Meinung nach auch nicht.

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  • Das mag sein , wir können uns gern auf Säugetiere beschränken.

    Hab letztens eine Doku über Koala-Bären gesehen - ja, diese putzigen, kleinen Kerlchen mit den lustigen Puschelohren.

    Der hat die Dame im Nebenbaum schlicht vergewaltigt und das nicht zimperlich.

    Also generell wäre ich mit Tieren als leuchtendes Beispiel für friedliches und respektvolles Miteinander eher vorsichtig.

  • Ich sehe es genau anders herum. Warum aufgrund Fehler anderer in der Vergangenheit all das nun umschiffen?


    Bei jedem anderen Land ist Nationalstolz etwas legitimes, aber wehe deutsche sind stolz darauf. Ich kann nichts für die Verbrechen meiner vorfahren. Das kann man auch auf fussballvereine oder jegliche anderen Themen übertragen und das hat für mich auch nicht immer etwas mit mangelndem Wissen zu tun. Ich kann doch glücklich sein, über das was Deutschland an vielen Punkten heute darstellt und als Gemeinschaft erreicht hat. Muss ich aber aufpassen, da ich dann schnell in die rechte Ecke gedrängt werde. Wenn Franzosen kein Wort mit einem wechseln, weil man sie auf englisch statt französisch anspricht, ist das völlig normal. Ich möchte die Diskussion auch garnicht in diese Richtung lenken, aber für mich gehört auch das zu Toleranz und Akzeptanz der Vergangenheit.

    Mir ging es um die Wortwahl und den KZ-Spruch. Was meinst du, wie sich Nachkommen der Opfer fühlen, die oft selbst zumindest finanzielle Opfer der damaligen Zeit sind, wenn sie diesen Spruch heute im allgemeinen Sprachgebrauch lesen?

    Meinst du nicht, dass wir besser damit fahren, wenn solche Dinge Beachtung finden? Da hilft ein Blick von außerhalb ungemein.

  • Ich gehöre urgrossvaeterlicherseits dazu. Ehrlich für mich ist das so fern, mich tangiert das 0. Ich finde es generell schlimm, was passiert ist, aber auch wenn mein Stammbaum das sagt, habe ich dazu keinerlei Verbindung. Ob nun heute ein Kind in Benachteiligung geboren wurde aufgrund von Ereignissen vor 80 Jahren oder einfach weil es jetzt in einer sozial schwachen Familie ohne diesen background aufwächst, ist den meisten Kindern sicherlich herzlich egal. Das möchte ich keinesfalls auf andere projizieren, aber oft wird von aussenstehenden Partei für vermeintlich Betroffene ergriffen, obwohl es die Betroffenen überhaupt nicht interessiert.

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  • @hocky, niemand sagt und meint wirklich dass Tiere immer friedlich und respektvoll miteinander umgehen. Aber dort geht es meist um das Überleben an sich. Ich glaube aber nicht dass es bei Tieren Sadismus und blanke Boshaftigkeit oder so gibt. Irgendwelche Ausnahmen bestätigen die Regel :zwinker2:

  • Ist "Suum cuique" besser? Oder "Jeder wie er mag"?


    Das Problem ist doch nicht Kombination von Variablen sondern die Taten, die unter diesem Banner geschehen sind.

    Mir ging es um die Wortwahl und den KZ-Spruch. Was meinst du, wie sich Nachkommen der Opfer fühlen, die oft selbst zumindest finanzielle Opfer der damaligen Zeit sind, wenn sie diesen Spruch heute im allgemeinen Sprachgebrauch lesen?

    Meinst du nicht, dass wir besser damit fahren, wenn solche Dinge Beachtung finden? Da hilft ein Blick von außerhalb ungemein.

  • "Suum cuique" wurde dann zum Wahlspruch des preussischen Schwarzen Adlerorderns und dürfte quasi der Ursprung von "Jedem das Seine!" sein - bedeut ja auch das gleiche. Wieso wertest Du beides unterschiedlich? Erschließt sich mir nicht.

  • War ich sogar schon 2x, zeigt doch aber, dass heutige Generationen damit etwas völlig anderes verbinden und das ist mMn auch gut so. Einfach weil ich es wichtig finde, sich von diesem Ballast frei zu machen und solch zweckentfremdete Formulierungen auch völlig unbeschwert ohne implizierte Verharmlosung oder politische Gesinnung nutzen zu können.


    Wichtig ist doch, dass in Erinnerung bleibt, was geschehen ist und wie es dazu kam um das auch in Zukunft zu vermeiden. Daran ändert die (nichtbe-) Nutzung einer solchen Phrase für mich nichts.

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  • Insgesamt sollten wir nicht aus den Augen verlieren, dass menschliche Sprachen nicht bloß ein abstraktes System von kombinierten Signifikanten (im Falle z. B. westeuropäischer Sprachen) sind, das man außerhalb dieser Funktion als nicht existent und damit wirkungslos betrachten kann, sondern dass sie unser Sein und die Gesellschaft prägen und tatsächlich (mit)erschaffen.


    Von daher ist Repräsentation von Signifikaten in einer Sprache kein Luxus, sondern geradezu eine Notwendigkeit, da wir ja nicht auf Kategorisierung verzichten können, weshalb wir möglichst differenziert zu repräsentieren versuchen sollten.


    Konkret: Wenn ich einen Menschen als 'Mädchen' bezeichne, ist dies mehr eine Zuschreibung als eine Beschreibung. Wenn ich gar keine Bezeichnung vornehme, unterbinde ich Repräsentation.

  • Natürlich sagt die mir etwas. Aber ich finde es einfach nicht richtig und auch schade, bestimmte "Phrasen", die inhärent erst einmal keine negative Bedeutung mitbringen, dauerhaft zu stigmatisieren, weil sie jemand in einem bestimmten Kontext benutzt hat.


    Wie heißt es so schön "Waffen bringen niemand um, aber ich." :zwinker2: Die Waffe ist nicht böse, die Phrase auch nicht.


    Irgendwie sind wir aber auch wieder bei South Park und der Folge mit der Flagge angelangt mittlerweile ...

  • Was bestimmte Wörter und Ausdrücke angeht, müssen wir uns auch zwingen, nicht nur die etymologische Seite zu betrachten, die eine Verwendung in den meisten Fällen rechtfertigt.


    Die zeitgenössische Betrachtung der pragmatischen Seite zeigt dann aber leider oft, dass es zum oben beschriebenen "Kapern" kommt, dessen Unterbindung auf jeden Fall wünschens- und erstrebenswert ist.


    Bühne frei für die Reifizierung: Wie kann ich diese Wörter verwenden ohne ihnen oder ihrer untergeschobenen Bedeutung erneut Gewicht zu verleihen? Wenn man beispielsweise die binäre Unterscheidung von "männlich/weiblich" aufbrechen möchte, kommt man dennoch zumeist nicht umhin, diese Dichotomie zu verwenden und trägt somit gleichzeitig wieder zum Anwachsen ihrer gesamtkulturellen Konstruktionsmacht bei.


    Ein einfaches Ignorieren dieser Sachverhalte löst das Problem nicht; frei nach Umberto Eco ~"für jedes komplexe Problem gibt es eine einfache Lösung... und die ist die falsche" ;)

  • Nichts. Ich kann doch trotzdem eine andere Meinung haben als Du, die ich auch als solche kenntlich gemacht habe, oder?


    Und ja, ich bin - wie geschrieben - einerseits für ein Stechen des "Schutzprinzips" und handle auch in der Regel danach, dennoch sehe ich einige Themen & Entwicklungen in diesem Kontext differenziert und teils auch kritisch.


    Das ist aber mMn. auch eine Diskussion auf verschiedenen Abstraktionsebenen.

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