Diskussion - Grenzen der Moral & Diskriminierung. Posten oder doch lieber nicht?

  • Aber selbst wenn wir Geschlecht biologisch zu bestimmen versuchen, ist dies nicht trivial.

    Google sagt zu "anteil divers bevölkerung":

    In der Fachliteratur wird die Häufigkeit eines uneindeutigen Genitales bei Geburt auf etwa 1:4500 bis 5500 geschätzt, andere schätzen die Zahl der intergeschlechtlichen Personen in Deutschland auf etwa 0,2 % der Bevölkerung oder 0,007 % der Neugeborenen.


    Wenn ich da mal einen mittleren Wert annehme dann ist die biologische Bestimmung des Geschlechts bei 4999 von 5000 Personen "trivial".

    Und bei der 5000. Person ist es dann eben divers.

    So kompliziert finde ich das nun nicht.

  • Nun ja, vereinfacht gesagt gibt es eben eine ganze Reihe von Möglichkeiten: Die Bestimmung über Chromosome, über Hormone (Auswahl nicht trivial), über (sekundäre) Geschlechtsorgane (die Unterschiede zwischen Penis und Vulva sind scheinbar eindeutig) usw. Dabei kommen dann auch schon uneindeutige Ergebnisse raus und das sind wiederum Methoden, die auf unserer jetzigen Durchdringung beruhen.


    Um "divers" ging es mir gar nicht, das geht wieder in Richtung der Kulturwissenschaft.

  • Beim Tot-Schlag-argument "Gender pay gap" krieg' ich Pickel. Da werden ganz viele Dinge miteinander gemischt, die miteinander so viel zu tun haben wie Kuchen backen und Pobacken. Es sind tatsächlich verschiedene Gründe, die auch zu unterschiedlichen Antworten führen.

    a) Frauen suchen sich Berufe aus, die schlechter bezahlt sind.

    b) Frauen übernehmen auch heute noch den überwiegenden Teil der Kindererziehung und haben deswegen häufiger Pausen in ihren Erwerbsbiografien

    c) Manager werden häufig nach dem Ähnlichkeitsprinzip ausgesucht, Spitzenpositionen werden meist von Männern besetzt. Deswegen haben Frauen hier z.T. das nachsehen.


    Es sollte gelten:

    Gleiches Geld für gleiche Arbeit

    So wie Du es auch schreibst, das Geschlecht sollte bei der Bezahlung keine Rolle spielen.

    Im übrigen, in "meinem" Unternehmen hat die Anzahl der Frauen in Führungspositionen in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

    Ich gehe davon aus, dass "gleiches Geld ..." auch heute schon in vielen Bereichen verwirklicht ist.


    Zu den genannten Punkten noch einige Ergänzungen:


    ad a)

    Es ist nicht so, dass Frauen bewusst schlechter bezahlte Berufe "suchen".

    Frauen gewichten den Punkt "gute Bezahlung" bei der Berufswahl geringer als Männer.


    ad b)

    Ja.

    Auch hier wieder: Andere Prioritäten


    ad c)

    Und wieder: Andere Prioritäten

    Für eine berufliche Karriere muss man/frau einiges an Opfern bringen.

    Bei Männern ist ein höherer Anteil dazu bereit als bei Frauen.

    (Die Beobachtung basiert auf meinen beruflichen Erfahrungen in diversen Personalentwicklungskonferenzen)


    Die genannten Punkte sind Tendenzen und natürlich gibt es Frauen, denen Karriere wichtig ist und die dafür auch die entsprechenden Schritte gehen.

  • Frauen sind aber nicht in der grundsätzlich selben Position wie Männer, nämlich dass man von ihnen nicht erwartet, dass sie die Kinder erziehen, sodass die Priorisierung auch "erlernt" sein kann, da sie sozial erwünscht ist. Rein rational muss und soll das alles nicht so sein, das ist klar. Über einen Mann würde man also vermutlich nicht sagen, dass er einer derjenigen ist, für den Karriere wichtig ist, sondern es wäre mehr oder weniger eine Selbstverständlichkeit.

  • Ja, die Motive sind individuell nicht zu bestimmen, weshalb auch ich sie nicht betrachte; daher ja auch mein Bezug zur Erwartungshaltung, die eben auf der Wahrnehmung der Person als weiblich beruht, d. h. von einer Frau wird möglicherweise tendenziell eher selbstverständlich erwartet, dass sie etwas tut, was auf der Definition dieser Person als weiblich beruht, nämlich die Familie über den Beruf zu stellen.

  • R2D2

    Ich teile Deinen Standpunkt zwar nicht aber ich respektiere ihn.

    Damit sollten wir das Thema Corona nun wieder sein lassen - aufgrund negativer Erfahrungen ist es hier im Forum nicht erwünscht - bevor einer der Mods/Admins sich genötigt fühlt einzugreifen.

    Danke.

    Wohl wahr, wobei ich den Bodycount innerhalb der erweiterten Familie vermutlich leider gewonnen hätte :(

  • Den Versuch, sich möglichst wenig diskriminierend zu verhalten, würde ich nicht als "Dreck" bezeichnen, wenn auch die Reaktion im angeführten Beispiel sicherlich nicht lösungsorientiert war.

    Das war ein Zitat von Walter Ulbricht - ein Klassiker - weil ungewollt komisch, vollständig heißt es: "Ist es denn wirklich so, dass wir jeden Dreck, der vom Westen kommt, kopieren müssen? Ich denke Genossen, mit der Monotonie des Yeah, Yeah, Yeah und wie das alles heißt, ja, sollte man doch Schluss machen." War also augenzwinkernd gemeint.

  • Für mich ist präzise Sprache tatsächlich nicht unwichtig und sie prägt auch mein Denken -- sämtliche Fachsprache durch Erläuterungen zu ersetzen erschwert die Kommunikation dann auch wieder und ist eben auch nicht trivial.


    Um bei einem meiner anderen Beispiele zu bleiben: Wenn jemand nicht weiß, wie man mit komplexen Zahlen rechnet, wird es eben auch schwierig, sich über bestimmte Bereiche der Mathematik zu unterhalten.


    Ich lebe aber auch nicht davon, hier gehört zu werden und einen Preis für Wissenschaftsvermittlung werde ich auch nicht mehr gewinnen, von daher ist es sicherlich richtig, darauf hinzuweisen, dass es schwierig ist. Andererseits habe ich an einer Stelle etwas polemisch zugespitzt und das ist von Jürgen dann auch sofort erkannt und zurecht bemängelt worden.

    Albert Einstein:

    "Wenn Du es einem Sechsjährigen nicht erklären kannst, hast Du es selbst nicht verstanden." Ich will Dir nicht unterstellen, dass Du es nicht verstanden hast. Aber wenn Du in allem sicher bist, was Du formulierst, solltest Du auch in der Lage sein, es allgemeinverständlich zu formulieren, wenn Du nicht unter deinesgleichen bist.

    Ich muss meinen Patienten jeden Tag komplizierte Sachverhalte ohne den Gebrauch von Fachtermini und Fremdwörtern vermitteln, so dass diese auch die Chance haben es zu verstehen. Versuche es doch auch mal.

  • Fachsprache, seriously?! Wir befinden uns hier in einer Diskussion, die so furchtbar weit weg vom Stammtisch nicht ist.... und das ist in Anbetracht des Themas - Wahrnehmung von (oder sollte ich für Dich 'Rezeption' schreiben? ) und Umgang mit Rassismus - auch gut so. Wir sind hier alle per Du und werden keinen Gesetzesentwurf und keine Pressemitteilung verfassen. Komm mal auf'n Teppich (ich benutze das Stilmittel der Umgangssprache vollumfänglich mit Absicht, in der Intention... bla... ihr versteht.. ;) )


    Vom Nigga zu dem pseudo abgehobenen Stil... Da könnte ich direkt wieder eine Seite Meinung zu haben.


    Warst Du mal in Brooklyn, der Bronx oder LA, da wo das alles her kommt? Die würden Dich nicht verstehen und es auch nicht wollen. Tut mir leid.

  • ....Ich schaue mich um in meinem Umfeld, ich versuche die Zahlen zu deuten und gleiche sie ab mit dem was ich seit einem Jahr persönlich an Erfahrung gesammelt habe. Es gibt weder in meinem engen Bekanntenkreis,in der Familie , im weitläufigen Bekanntenkreis, oder dem von anderen auch nur EINEN EINZIGEN kritischen Corona Fall, geschweige auch nur einen Toten. Sprich ich kenne persönlich keinen, und kenne auch keinen der einen kennt!

    Kleiner Tipp: Nimm mal Krankenhauspersonal in deinen Bekanntenkreis auf ... dann ändert sich das schnell.


    Albert Einstein:

    "Wenn Du es einem Sechsjährigen nicht erklären kannst, hast Du es selbst nicht verstanden." ....

    Derselbe Einstein, der sein Leben lang um eine Intrpretation der Relativitäts- und noch mehr der Quantentheorie gerungen hat??

    Klingt für mich nach einen "Cäsar-Zitat" (der auch gesagt haben soll, dass 90% der Zitate im Internet falsch sind) ;-)


    Ich halte es da eher mit (((atom))): Es gibt Themen, die fachsprachliche Exaktheit erfordern ... aber bei diesem hier bringt der Schritt vom Sprachdiplom zu Sprachprofessur nicht mehr viel.

    (ich würde mbischo gerne mal ein Fußballspiel kommentieren hören :sbier:)


    Gruß


    Simon2

  • Noch eine Ergänzung zum "Gender-Pay-Gap".


    Es ist nicht so, dass Frauen bewusst schlechter bezahlte Berufe "suchen".

    Frauen gewichten den Punkt "gute Bezahlung" bei der Berufswahl geringer als Männer.


    Ich denke, dass die wesentliche Ursache für diesen Umstand wie folgt begründet werden kann:

    Bei der Partnerwahl ist das Einkommen des Mannes für Frauen ein wesentliches Kriterium.

    Für Männer spielt das Einkommen einer Frau keine wesentliche Rolle bei der Partnerwahl.


    Damit ensteht ein Selektionsdruck, den die Frauen auf die Männer ausüben und dieser führt dazu, dass Männer, die stärker auf Einkommen und Status fixiert sind, erfolgreicher bei der Weitergabe ihrer Gene sind.

    (Es gibt natürlich auch entsprechende Effekte in umgekehrter Richtung, z.B. warum verwenden Frauen so viel Aufwand auf ihr Äußeres?)

    Diese archaisch anmutenden Verhaltensweisen (Versorger gesucht) sind in uns sehr stark "verdrahtet" und bestimmen letztlich unser gesamtes Verhalten - auch wenn das manchmal nicht besonders offensichtlich ist.

    Selbst das Bauen von Heimkinoräumen lässt sich evolutionär begründen.

    Es ist eine (ziemlich ausgefallene) Spielart des männlichen Bestrebens dem Weibchen ein möglichst gutes Nest vorweisen zu können um damit seinen Erfolg bei einer potentiellen Partnerin zu vergrößern.

    Ob nun ein Heimkino am Ende diesen Zweck tatsächlich erfüllt wage ich allerdings zu bezweifeln ... :zwinker2:

    Zum Thema Nestbauinstinkt und solchen Verhaltensweisen gibt es insbesondere bei Vögeln sehr interessante Beispiele.


    Es gibt noch viele weitere Beispiele wie sich unser Verhalten in einen evolutionären Kontext stellen lässt.

    Damit will ich es hier aber bewenden lassen, auf jeden Fall ist das ein extrem spannendes Thema ...

    :)

  • Fachsprache, seriously?! Wir befinden uns hier in einer Diskussion, die so furchtbar weit weg vom Stammtisch nicht ist.... und das ist in Anbetracht des Themas - Wahrnehmung von (oder sollte ich für Dich 'Rezeption' schreiben? ) und Umgang mit Rassismus - auch gut so. Wir sind hier alle per Du und werden keinen Gesetzesentwurf und keine Pressemitteilung verfassen. Komm mal auf'n Teppich (ich benutze das Stilmittel der Umgangssprache vollumfänglich mit Absicht, in der Intention... bla... ihr versteht.. ;) )


    Vom Nigga zu dem pseudo abgehobenen Stil... Da könnte ich direkt wieder eine Seite Meinung zu haben.


    Warst Du mal in Brooklyn, der Bronx oder LA, da wo das alles her kommt? Die würden Dich nicht verstehen und es auch nicht wollen. Tut mir leid.

    Doch ich kann mein Sprachregister sehr gut anpassen, insbesondere im Englischen. Dennoch bin ich grundsätzlich der Meinung, dass Fachsprache zur Klarheit beiträgt und ohne sie jegliches Gespräch bei Null anfangen müsste. Wenn man jedes Konzept und jede Idee, die bereits erarbeitet wurde, immer wieder neu anlegen müsste, wäre das nicht lesbarer. Wir kommen jetzt aber in den Bereich der Theorie über Erkenntnisgewinnung, der wirklich zu sehr off topic driftet.

  • ...woher weißt du dass sich keine Menschen aus diesem Umfeld in meinem Bekanntenkreis befinden?:think:

    Das habe ich daraus geschlossen, dass ich einige davon kenne und unter denen ist kein einziger, der "...keinen einzigen kritischen Coronafall, geschweigen denn nur einen Toten ...." kennt. Und wir sind eher Niedriginzidenzgebiet.

    ;-)

    Und: Sie berichten alle von den schwierigen Verhältnissen auf Intensivstationen - sowohl mit den Coronafällen selbst als auch mit der Masse/Dauer/steilem Anstieg phasenweise.


    BTW: Ich kenne auch keinen, der gefährlich Tetanus hatte, lasse mich aber trotzdem lieber impfen....(und gegen Malaria, FSB, ... wenn ich mal in solche Gebiete verreise). Ich kenne persönlich auch keinen Raucher, der Lungenkrebs hatte - obwohl ich nicht wenige davon im Laufe meines Lebens kennengelernt habe - und nehme das als Ansporn, nicht zu rauchen. In meinem

    Bekanntenkreis ist noch niemand gegen den Baum gefahren, trotzdem fahre ich vorsichtig, ...

    Kurz: Es gibt eine Menge Vorsichtsmaßnahmen, die ich nur auf Basis von "Hörensagen" treffe und fahre bislang ganz gut damit.

    Kann sein, dass mir im Nachhinein im Himmel gesagt wird, dass ich das alles nicht gebraucht hätte, aber dan bin ich halt schlauer, habe aber auch nichts verpasst.

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