Vorab:
Mit DLPs meine ich hier die state-of-art Projektoren z.B. den iLEP, und "knackiger" bezieht sich auf Bilder mittlerer und höherer Helligkeit.
Dass die JVC bei niedrigen ADL Werten den DLPs (außer Christie Eclipse) aufgrund ihres besseren Schwarzwerts mindestens gleichwertig oder überlegen sind ist weitgehender Konsens und lässt sich leicht nachvollziehen.
Es geht also primär um Bilder mit mittlerer und höherer Helligkeit.
Zunächst zwei Zitate dazu.
Meine persönliche Motivation, warum ich mich seit einiger Zeit immer mehr mit der Materie befasse, ist die, dass mich der Punch, die Dynamik und die sagenhafte Schärfe von richtig guten DLPs einfach echt mehr anmachen als das immer etwas matschige, verwaschene, griselige Bild der D-ILAs.
Und spezifisch zum iLEP, einem 3 Chip DLP mit RGB Laser Engine:
Was mir sofort (schon beim Eintreten in den Raum) aufgefallen ist, das das Bild insgesamt sehr crisp und scharf rüber kommt. Exakt so kenne ich das von den 3 Chip DLP Maschinen
und für mich immer wieder der Beweis, für genau diese Chip Technik und den absoluten Vorteil darin (gegenüber LCOS, Dila, SXRD, LCD).
Auch ein Freund von mir aus Süddeutschland, der vor kurzem den iLEP gesehen hat, war von dessen Bild extrem begeistert.
Ich wäre selbst sehr daran interessiert solch ein Bild einmal mit eigenen Augen anzuschauen, idealerweise in einem "sauberen" Vergleich zu einem JVC Projektor unter praxisnahen Bedingungen auf einer normal großen Leinwand (z.B. 350 cm).
Eine solche Möglichkeit ist mir jedoch nicht bekannt.
Leider gibt es auch fast keine bebilderten Vergleiche im Netz anhand derer man sich zumindest näherungsweise ein Bild machen könnte (einen Vergleich habe ich gefunden, siehe Beitrag #2).
Daher bleibt das ganze für alle diejenigen, die bisher solche Geräte nicht mit eigenen Augen gesehen haben, sehr mysteriös, an dem "Mythos" scheint jedoch schon etwas dran zu sein.
Was sind nun die Unterschiede, die für diesen Bildeindruck verantwortlich sind?
Mir sind dazu folgende Erklärungsansätze geläufig:
1) Helligkeit
Ein helleres Bild wirkt per se kontrastreicher und schärfer.
Da die DLPs meist sehr lichtstark sind trägt dies definitiv zum knackigen Bildeindruck bei.
Z.B. ist der iLEP in der Vorführung ein 7000 lumen Modell, das unter Zuhilfenahme eines Anamorphoten eine Leinwand von 410 cm Breite beleuchtet.
Im Vergleich zu einer typischen Heimkinoinstallation (300 cm LW, 1800 lumen) ist das mehr als die doppelte Helligkeit.
Für Andy war auch das allerdings immer noch zu wenig Licht, was zeigt, wie unterschiedlich die Ansprüche sind.
Bei der Frage nach der Helligkeit sind natürlich Randbedingungen wie Leinwandgröße, Gain, Anamorphot ja/nein und nicht zuletzt die persönliche Präferenz massgeblich.
Und wie üblich gilt das Prinzip des abnehmenden Grenznutzens, d.h. eine Steigerung von 15 FL auf 30 FL wird für den Bildeindruck einen größeren Unterschied machen als von 30 FL auf 60 FL.
2) RGB Laser Engine
Streng genommen ist das kein DLP vs JVC Thema, da jedoch einige der gelobten DLPs über RGB Laser verfügen, die JVC jedoch nicht, gehört es in diese Betrachtung.
Die RGB Laser haben zwei Vorteile, zum einen die Abdeckung eines größeren Farbraums (oft ca. 100% BT.2020), zum anderen die jeweils engen Wellenlängenspektren von R, G, B.
Die Vorteile des größeren Farbraums sind offensichtlich, damit entfällt auch ein lichtschluckender Farbfilter wie JVC ihn verwendet um für die Top Modelle den DCI-P3 vollumfänglich abzudecken - was immer noch bei weitem nicht dem BT.2020 Farbraum entspricht.
Interessant ist aber auch der zweite Aspekt da schon des öfteren berichtet wurde, dass RGB Laser Modelle bei gleicher gemessener Helligkeit heller, leuchtkräftiger und farbstärker wirken.
Es scheint also so zu sein, dass die Breite der Wellenlängenspektren für unsere Farbwahrnehmung einen Unterschied macht.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die schmalen Laser-Spektren auch einen Nachteil haben (Laser-Speckle), hierzu gibt es Methoden wie dieses reduziert bzw. vermieden werden kann.
3) Bildschärfe / Mikrokontrast / ANSI Kontrast
Die DLPs werden durchgängig für ihre hohe Bildschärfe gelobt.
Bei einigen Modellen bestehen auch zusätzliche Möglichkeiten, die Konvergenz mechanisch zu justieren.
Selbst einigen Pixelshift Modellen wird eine ausgezeichnete Bildschärfe zugeschrieben (siehe Beispiel in Beitrag #2).
Wie erreichen die DLPs die hohe empfundene Bildschärfe?
Die Auflösung ist offensichtlich nicht der entscheidende Punkt, da selbst einem iLEP FHD DLP eine höhere Schärfe als den UHD LCOS Modellen zugeschrieben wird.
Ich denke, dass hier der Pixel-zu-Pixel Kontrast / Mikrokontrast eine Rolle spielt, das legt das Beispiel in Beitrag #2 nahe.
Es ist weiterhin naheliegend, dass der Pixelkontrast im Zusammenhang mit dem ANSI Kontrast steht und im ANSI sind die DLPs bekanntermaßen führend.
Oder umgekehrt formuliert, die Streulicht und Halo Phänomene der JVC Projektoren (insbesondere N Serie) schmälern den Pixel-zu-Pixel Kontrast im Vergleich zu den DLP Projektoren.
4) Schärfealgorithmen
Dieser Punkt ist streng genommen ein separates Thema. Bei 1) bis 3) geht es um eine möglichst exakte bzw. vorteilhafte Wiedergabe des Bildoriginals.
Bei 4) geht es um eine bewusste Veränderung der Darstellung.
Beispiele für solche Algorithmen sind Darbee (Beitrag #4), die Reality Creation von Sony und die Schärfealgorithmen von madVR.
Ich denke, dass dieser Punkt am stärksten eine Frage der persönlichen Präferenz ist ("Wie viel Schärfe hätten's denn gerne?").
Auch bei der Bildschärfe gibt es natürlich ein des Guten zu viel.
Wenn man es mit der Schärfe übertreibt wirkt ein Bild unnatürlich und man sollte auch nicht vergessen, dass Schärfealgorithmen Artefakte erzeugen (können).
Wo hier jeweils das Optimum liegt ist daher eine Geschmacksfrage.
Worin besteht nun der Zusammenhang zwischen den Schärfealgorithmen und der Frage DLP vs JVC?
Zum einen: Wenn man nachschärfen möchte dann ist es so, dass bei einem DLP noch einiges geht während ein JVC schneller an seine Grenzen stößt weil er keinen so hohen Pixelkontrast abbilden kann.
Zum anderen: Manche DLPs werden anscheinend als default mit einer stärkeren Nachschärfung eingestellt um den Vorteil der Bildschärfe noch stärker hervorzuheben.
Ich vermute, dass die genannten 4 Punkte die beschriebenen Unterschiede in der Bildwahrnehmung oder zumindest deren wesentlichen Teil ausmachen.
Ob deshalb nun ein DLP die bessere Alternative zu einem JVC Gerät ist hängt von vielen Faktoren ab und lässt sich sicher nicht verallgemeinern.
Zumal es ja auch nicht den einen DLP gibt sondern eine ganze Vielfalt, die sich trotz der prinzipiellen Gemeinsamkeiten durchaus unterscheiden.
Für mich z.B. kommt der iLEP nicht in Frage da ich in der Referenzreihe eine Abstand von weniger als 1:1 der Bildbreite zur Leinwand habe, da sieht man dann bereits das "Fliegengitter" des iLEP.
Für die meisten Heimkinobetreiber sehe ich die JVC Modelle weiterhin als die passendere Lösung.
Das Paket aus Best-In-Class Schwarzwert und guten anderen Bildeigenschaften bei vergleichsweise moderaten Preisen sehe ich bei moderaten Leinwandbreiten immer noch als ungeschlagen.
Eine spannende Frage ist, wie sich die neue NZ Generation von JVC schlagen wird.
Meine Einschätzung dazu basierend auf den bisher vorliegenden Informationen:
1) Lichtstärke
Die neuen Modelle haben mehr Licht, liegen aber immer noch bei weitem nicht auf dem Niveau der lichtstarken DLPs.
In diesem Punkt kommt es wie oben beschrieben auf die jeweiligen Randbedingungen und die persönliche Präferenz an.
2) Laserspektren
Der oben beschriebene Effekt der schmalen Spektren von RGB Lasern gilt nicht für die neuen Lasermodelle von JVC.
Bei der sogenannten "Blu-Escent" Lasertechnologie von JVC ist nur das blaue Spektrum das original schmale Laserspektrum während grün und rot über eine Phosphorfläche erzeugt werden.
Die Phosphorfläche erzeugt für R und G ein breites Spektrum ähnlich einer Lampe.
Da der blaue Farbanteil den geringsten Beitrag zur wahrgenommenen Gesamthelligkeit hat liegen die JVC Laserprojektoren ähnlich wie die Lampenprojektoren und sind nicht vergleichbar zu einem RGB Laser.
3) Bildschärfe / Mikrokontrast / ANSI Kontrast
Lt. JVC wurde das Streulicht im Lichtweg reduziert und damit soll die Bildqualität signifikant besser geworden sein.
Die ersten ANSI Werte wie von grobi veröffentlicht bestätigen eine deutliche Verbesserung gegenüber der Vorgängerserie.
Ich vermute, dass wenn man ein Exemplar mit einer guten Konvergenz erwischt, dann könnten insbesondere NZ8 und NZ9 einen Fortschritt im Hinblick auf Schärfe und Pixelkontrast erreichen.
Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass selbst ein NZ9 mit dem großen Objektiv im Pixelkontrast komplett zu den Top DLPs aufschließen kann (ich lasse mich jedoch gerne eines besseren belehren).
4) Schärfealgorithmen
Hier ist die Frage wie viel Headroom prinzipiell vorhanden ist um Schärfealgorithmen sinnvoll anzuwenden.
Dazu wissen wir aktuell zu wenig um hier eine Aussage zu treffen.
Im Fazit erwarte ich eine Verbesserung der neuen JVC Generation, insbesondere bei den Modellen NZ8 und NZ9 aufgrund des "Hochkontrast-Lichtwegs".
Ich erwarte jedoch nicht, dass ein NZ9 damit vollständig zu einem iLEP oder einem Christie aufschliessen kann.
Wie man diesen Aspekt in Kombination mit den anderen relevanten Bildeigenschaften und in Relation zum Preis sieht ist natürlich jedem selbst überlassen.
Ich werde diesen Beitrag aktualisieren wenn sich neue Aspekte ergeben um hier zum Einstieg eine Übersicht für interessierte Leser bereit zu stellen.
In Beitrag #2 werde ich später einige Bilder von einem Vergleich posten, die ich im Netz gefunden habe.
Für weitere konkrete Vergleichsbilder DLP - JVC wäre ich übrigens sehr dankbar.
zxlimited Vielleicht magst Du dazu ein paar Bilder einstellen?
Ergänzung vom 27.09.:
zxlimited hat einen sehr guten Beitrag zu den aufgeworfenen Fragen geschrieben (Nr. 45 in diesem Thread).
Wer abkürzen möchte, hier ist der Link:
RE: DLPs "machen" ein knackigeres Bild als ein JVC - Tatsache oder (falscher) Mythos?