Soylent Green (1973), dt. Titel "Jahr 2022... die überleben wollen", gestreamt von Apple Movies
Inhalt
Der Film ist eine Mischung aus Polizeifilm und Dystopie. Ein Mordfall soll aufgeklärt werden, doch recht schnell stellt sich heraus, dass es um viel mehr geht.
Meinung
Der Streifen spielt im Jahr 2022, was gleichzeitig der Anlass war, ihn mal wieder anzuschauen. Ich habe den Film als Kind oder Teenager gesehen, hatte den in ganz guter Erinnerung, und wollte wissen, wie er gealtert ist.
In Summe muss ich sagen, dass er nicht gut gealtert ist. Die Mischung aus Polizeiarbeit und Dystopie zündet irgendwie nicht richtig. Er ist filmhistorisch interessant, weil er eine der ersten Ökodystopien ist. Das basiert aber eher auf dem Buch, weniger auf der filmischen Umsetzung des Stoffs.
Die Polizeistory ist maximal durchschnittlich. Da bieten andere Filme aus den 70ern deutlich mehr, z. B. The French Connection (1971).
Wenn die Polizeistory schon nicht überzeugt bleibt ja evtl. die Dystopie. Diese ist stark vom Club of Rome und dessen Veröffentlichung von 1972 "Die Grenzen des Wachstums" beeinflusst (das Werk selbst hat bei Wissenschaftlern übrigens nicht den besten Ruf, siehe z. B. hier. Man erkennt es auch daran, dass alle Diagramme des Werks Achsen haben, die nicht beschriftet sind).
Wie sieht die Dystopie aus? Im Jahr 2022 herrscht starke Übervölkerung. Es gibt nicht genug zu essen, die Menschen müssen sich von synthetischen Lebensmitteln ernähren. Interessant: im Film wird der Klimawandel durch den Treibhauseffekt kurz thematisiert. Viele Darsteller werden dauernd verschwitzt dargestellt, weil es so heiß ist. Das war es aber leider auch schon zum Klimawandel.
Tiere und Pflanzen gibt es so nicht mehr. Strom gibt es nicht, wer Licht haben möchte, muss auf einem Fahrrad strampeln und selbst Strom erzeugen. Frauen werden nicht wirklich wie Menschen behandelt, sie sind eher Sklavinnen, die mit einer Wohnung mitvermietet werden. Es gibt Regelmäßig Aufstände, die mit Schaufelradbaggern "beseitigt" werden. Die Zivilisation ist im Niedergang, es geht nur noch ums nackte Überleben, wie der deutsche Titel verrät.
Kurz und gut: die Dystopie ist überhaupt nicht gut gealtert. Eigentlich sind alle Elemente der Dystopie so nicht eingetreten: Es gibt mehr als genug zu essen (ja, stimmt, da ist immer noch viel zu tun, aber der Anteil der weltweit Hungernden hat sich gegenüber den 70ern halbiert, Quelle), es gibt die Übervölkerung so nicht, die Menschen haben viel für Gleichberechtigung getan und tun es weiterhin, Menschen leben immer länger und gesünder. Das einzige Thema, mit dem die Menschen wirklich zu kämpfen haben - Klimawandel - kommt im Film nur ganz nebenbei vor.
Die Schauspieler liefern gut ab, in den Hauptrollen Charlton Heston und Edward G. Robinson. Kamera, Produktionsdesign, Kostüme (die Polizeiuniformen erinnern mich an chinesische Häftlinge) und die paar Spezialeffekte fallen im besten Fall nicht weiter auf, teils wirken sie heute ein wenig lächerlich.
Fazit: Filmfreaks schauen mal wieder rein, wer kein Interesse an Filmhistorie hat lässt den Film vermutlich besser aus.
Wertung (meine Bewertungsskala)
Film: Maximal Gut, aber eher aus filmhistorischen Gründen (Nerds der Filmgeschichte vergeben evtl. ein Sehr gut)
Bild: Mittelmaß
Sound: Mittelmaß (war glaube ich nur Mono, bin gerade nicht sicher)