Was versteht ihr unter "HDR-Effekt"?

  • Das täuscht. Der Unterschied ist minimal (z.B. 247 statt 249 in 8 Bit). Die Highlights erscheinen aber in B teilweise etwas kleiner, weil das "Ausblühen" drumherum abgedunkelt ist. Das erzeugt dann subjektiv anscheinend einen ähnlichen Effekt. Die ADL im Bild ist halt geringer. Der Kontrast ist aber praktisch identisch.

    Ich denke, das Ergebnis wäre bei gleicher Medianhelligkeit und helleren Maximalwerten anders ausgefallen.

    So wie die Bilder nun vorliegen spiegelt es den Vergleich eines unterschiedlich stark "tonegemappten" Bildes wieder.

    Da gewinnt die höhere mittlere Helligkeit (der höhere ADL).

  • So wie die Bilder nun vorliegen spiegelt es den Vergleich eines unterschiedlich stark "tonegemappten" Bildes wieder.

    Genau das ist es und sollte es auch. Die Gewichtung im Tone Mapping ist ja mehr oder weniger der einzige Hebel, den wir zu hause bei unseren Konsumerprojektoren haben, weil einfach die Reserve fehlt (wirklich kleine Leinwände mal ausgenommen).


    Von daher ist es umso erstaunlicher, dass ein Kernfeature von HDR, nämlich der große Dynamikbereich der Spitzlichter, anscheinend in der Regel gar nicht genutzt wird und ein stinknormales SDR-Bild sogar bevorzugt wird. Trotzdem wird aber von "HDR-Effekt" gesprochen, der physikalisch ja überhaupt nicht mehr da ist und auch mit einer Blu-ray so abbildbar ist. Das passt aus meiner Sicht nicht zusammen.


    Da gewinnt die höhere mittlere Helligkeit (der höhere ADL).

    Ja, das wird bis zu einem, bestimmten Punkt sicherlich so sein. Das vermute ich auch.

  • Von daher ist es umso erstaunlicher, dass ein Kernfeature von HDR, nämlich der große Dynamikbereich der Spitzlichter, anscheinend in der Regel gar nicht genutzt wird und ein stinknormales SDR-Bild sogar bevorzugt wird.

    Wenn ich das richtig berechne dann liefert SDR einen Dynamikbereich von schwarz plus 1 : 219^gamma.

    Mit gamma = 2,2 ist das 1 : 141k, mit gamma = 2,4 ist das 1 : 414k.

    Ich denke, dass das völlig ausreichend ist - d.h. schon ein stinknormales SDR Bild hat einen sehr großen Kontrastumfang.

    D.h., HDR hätte es mMn nicht gebraucht.


    PS

    Anders sehe ich das hinsichtlich WCG (wide color gamut), eine Erweiterung des Farbraums war schon lange überfällig.

    Ebenso sehe ich auch einen Nutzen der höheren Auflösung.

    Eine höhere Frame Rate wäre ja bereits vorher verfügbar gewesen, leider wird sie jedoch (fast) nicht genutzt.

  • Sorry, ich hatte nach der Sichtung A und B verwechselt. Das dunklere Bild (B) hat mehr HDR-Effekt zu Lasten einer geringeren Grundhelligkeit. So gesehen wirkt das hellere Bild, hier am Monitor gefälliger.


    Ich halte es da wie Andreas. Bei HDR kommt der nächst höhere Laser-Modus zum Einsatz. Statt 90 Nits wie bei SDR, stelle ich dann 140 Nits zur Verfügung. Damit sorge ich für etwa die selbe Grundhelligkeit wie bei SDR und kann durch eine entsprechende DPL-Einstellung die Lichter akzentuieren.


    Ohne mehr Licht zur Verfügung stellen zu können, würde ich den Kompromiss einer abgesenkten Grundhelligkeit nicht gehen und ein Tonemapping wählen das der SDR-Version sehr nahe käme.

  • Wenn ich das richtig berechne dann liefert SDR einen Dynamikbereich von schwarz plus 1 : 219^gamma.

    Mit gamma = 2,2 ist das 1 : 141k, mit gamma = 2,4 ist das 1 : 414k.

    Da bei SDR der Schwarzwert eben auch 0 sein kann (OLED, LED-Wand, Röhrenprojektor) ist der Dynamikumfang unendlich. In der Hinsicht sind SDR und HDR identisch.


    Die großen Unterschiede sind zum einen in relativer vs. absoluter Standard, der höheren Genauigkeit/besseren EOTF von HDR (weniger Banding usw.) und die komplett unterschiedlichen Gewichtungen von allen Tönen überhalb des Referenzweiß. Der letzte Punkt ist der, der HDR aus meiner Sicht eigentlich ausmacht (und uns so viele Probleme bereitet). Im Vergleich zum Referenzweiß können Spitzlichter 100 mal heller sein. Bei SDR dagegen sind sie immer stark komprimiert, so dass sie Referenzweiß nicht überschreiten. Das Grading ist also fundamental unterschiedlich. Wenn wir HDR aber genauso komprimieren wie SDR, dann bleibt von diesem Feature nichts mehr übrig.

    Das heißt, Unterschiede sind nach dem Tone Mapping vor allem in unterschiedlichen Gradings unterhalb vom Referenzweiß zu finden (teilweise natürlich auch in den Highlights). Nicht selten ist die UHD BD steiler gegradet (und stärker gesättigt), so dass sie kontrastreicher wirkt. Das hat dann aber gar nichts mit HDR zu tun, sondern ist in SDR genauso möglich.

  • Für mich kam auf meinem PC Monitor bisher bei keinem der bisherigen Bilder der "HDR Effekt" sichtbar zur Geltung. Obwohl diese Szenen aus Alien Covenant mit Sicherheit das hergeben müssten.


    Ich habe übrigens auch 1 oder 2 SDR Filme, da hat es Szenen, bei denen ich von einem HDR Effekt sprechen würde - obwohl diese nur in SDR sind bei mir aktuell rund 110 Nits sehe. Ich habe da bspw den Film "A hard Day" im Kopf. Weil sie eben parallel sehr helle und dunkle Bildbereiche in einem Frame vorweisen können.


    Leider habe ich im Moment nur ca 110 Nits zur Verfügung (mittlerer Lasermodus). Einen kleinen Augenöffner hatte ich neulich bei Lucy mit etwa 1/3 mehr Licht im hohen Lasermodus: in Lucy Körper war die blaue Droge am Werken - das war schon deutlicher knalliger - das sieht schon einiges mehr nach HDR aus. Bei meinem alten Setup (Sony 760er mit 110" LW hatte ich auch 140+ Nits ... das macht schon recht viel aus. da war das Problem der SW, der mit zunehmender Laserleistung zu schlecht wurde. Jetzt habe ich halt nur noch etwas über 100 Nits mit der 150" LW. Wenn ich diesen Knall Effekt nachstellen möchte, muss ich die Grundhelligkeit runterfahren (allenfallls Probleme in der Schattendurchzeichnung in Kauf nehmend) - aber auch dann knallen grössere helle Flächen bei 140/150 Nits halt deutlich mehr als bei 100-110Nits. Speziell bei einer grossen LW.


    Erschwerend kommt noch dazu, dass viele HDR Titel noch über einen zu hohen Schwarzwert aufweisen : bei meinem NZ9 bin ich in meinem Setup eigentlich klar unter 0.005 Nits. Das Problem habe ich bei SDR nicht. Das erklärt dann auch, dass IMO ein SDR Film durchaus Szenen mit HDR Flair haben kann.

  • Für mich kam auf meinem PC Monitor bisher bei keinem der bisherigen Bilder der "HDR Effekt" sichtbar zur Geltung.

    Ja, das ist halt das Problem mit solchen Screenshots. Sie werden am Smartphone, am Monitor in heller Umgebung usw. angeschaut, aber selten am Projektor im dunklen Heimkino. Mir ging es ja auch mehr um eine Tendenz, was ihr darunter versteht. :)


    Ich habe übrigens auch 1 oder 2 SDR Filme, da hat es Szenen, bei denen ich von einem HDR Effekt sprechen würde

    Da bist du wohl nicht der einzige. Dass im Endeffekt für viele anscheinend kein technischer Bezug zwischen dem Begriff "HDR-Effekt" und HDR existiert, war im Grunde der Anstoß für dieses Thema.



    PS: ich habe bisher nur ein einziges Mal ein echtes HDR-Bild in Groß gesehen und das war bei Andy. Die Grundhelligkeit und der unfassbare Kontrast sind aber dort auch genauso bei SDR sichtbar. Leider hatten wir nicht die Zeit, unterschiedliche Gewichtungen der Highlights zu untersuchen.

  • Hier vielleicht noch etwas Interessantes. Was hat hier für euch mehr "HDR-Effekt"?

    Ich stimme für D, wobei vermutlich C "richtiger" ist. Möglicherweise wurde hier mit "contrast recovery" oder so gearbeitet?

    Beide haben für mich eine angenehme Grundhelligkeit, während die Highlights bei D für mich "mehr poppen". Allerdings unter Inkaufnahme des Verlustes von Details.

  • Im Vergleich zum Referenzweiß können Spitzlichter 100 mal heller sein. Bei SDR dagegen sind sie immer stark komprimiert, so dass sie Referenzweiß nicht überschreiten. Das Grading ist also fundamental unterschiedlich. Wenn wir HDR aber genauso komprimieren wie SDR, dann bleibt von diesem Feature nichts mehr übrig.

    Der Vorteil von HDR - im Zusammenspiel mit DTM! - ist aber, das ich es passend auf mein Display/Projektor anpassen kann. Wäre es alles "eine Soße" (so wie jetzt bei SDR), dann hat man das Problem, dass es bei lichtstarken Projektoren / Displays nicht mehr passt und es einfach zu hell ist. Es sei denn man regelt alles auf einen Standardwert wie 100Nits runter. Das fände ich aber sehr schade.

  • Für Projektoren-User.

    ... so wie für Besitzer von HDR-fähige(re)n 65''-TVs die Auflösung das überflüssigste Feature der UHD-BD-Spezifikation ist. ;-)


    Schon gut, dass sich bei der Spezifikation nicht nur auf die Grenzen der aktuellen Technik beschränkt wurde.

    Wenn ich mal einen TV mit deutlich höherer Diagonale bekomme, freue ich mich bestimmt genauso darüber, wie wenn die Projektorenbesitzer sich eine zukünftige "Leuchtkanone" zulegen. ;-)


    Gruß


    Simon2

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