A Good Woman Is Hard To Find

  • In großzügigen anderthalb Stunden (97 Minuten) schickt Abner Pastoll 2019 in seinem zweiten Langfilm die alleinerziehende Mutter Sarah irgendwo in Irland durch ein paar echt unangenehme Tage.


    Film: 6/10 - Sarah (Sarah Bolger) hat kürzlich ihren Mann verloren und schlägt sich mehr schlecht als recht mit ihren beiden kleinen Kindern durch. Finanziell am Limit wird jeder Tag zu einem Spießroutenlauf und so perlt die Erschöpfung Bolger aus jeder Pore. Dann taucht plötzlich Tito in ihrer Wohnung auf - der hat just ein paar Dealern eine Tüte Drogen geklaut und wartet darauf, dass sich die Situation abkühlt. Er versteckt die Drogen "ein paar Tage" bei Sarah, taucht am nächsten Tag wieder auf und übergibt ihr "ihren Anteil" an seinen ersten Verkäufen. Was tun?

    Mildeste Spoiler im folgenden Absatz: Um diesen grundlegenden Plot etwas zu würzen, herrscht zwischen Sarah und ihrer Mutter Eiszeit. Somit wird es immer unangenehm, wenn Frau Mama als Babysitter einspringen muss. On Top möchte Sarah gerne wissen, wer ihren Mann ermordet hat - und steht damit alleine da, denn die Polizei hat kein Interesse daran, den Fall aufzuklären. Last but not least hat Sarahs Sohn Ben offenbar etwas gesehen, was ihn allerdings derart traumatisiert hat, dass er seitdem nicht mehr spricht.


    Eine erdrückende Stimmung hüllt den ganzen Film ein und während man sich fragt, ob oder was man hätte anders tun können hat Sarah diese Zeit nicht und macht einfach. Daraus entwickelt sich ein recht passabler Thriller, der insbesondere später auch ein paar Schritte Richtung Anatomieunterricht macht ohne total blutig zu werden. Das Filmposter dürfte vorsichtige Naturen entsprechend davon abhalten den Film zu schauen.

    Unterm Strich gar nicht mal schlecht, vor allem spielt Bolger mit Mut zur Hässlichkeit ziemlich ordentlich und auch glaubhaft. Der wesentlich deftigere (und spaßigere) "Revenge" von 2018 hatte das Problem einer etwas sprunghaften Hauptdarstellerin - die nicht immer konsistent in ihrer Rolle ist. Das gelingt Bolger sehr glaubwürdig und das häufige Gefühl "wie kann man denn so doof sein" beim Schauen von Horror / B-Movies stellt sich hier nie ein. Ganz okay als Thriller mit vorhersehbar-aber-befriedigendem Schlussteil, der nur im Mittelteil etwas orientierungslos wirkt.


    Bild: 7,5/10 - kein Gradinggedönse. Ein typitsch britischer, leicht unterkühlter Look, der die Gesamtstimmung aber prima transportiert. Schärfe meist durchgehend sehr ordentlich, dazu bringt das Digitalbild praktisch kein sichtbares Korn mit sich und erfreut durch hohe Laufruhe. Ein leicht überdurchschnittliches 2,39:1 Bild würde ich sagen.


    Ton: 7,5/10 (englisch DTS HD Master) - der low-budget Thriller kann nicht mit großartigen Actionszenen aufwarten und spielt eher in Innenräumen (aka Sarahs Wohnung). Damit gibt es praktisch keine Surroundkulisse die den Zuschauer aus dem Sessel heben könnte. Der Score von Matthew Pusti bleibt sehr unauffällig, hebt sich aber durch einen leichten Elektro-Einschlag vom üblichen Orchestersound ab. Und, hallo, Indie-Produktion - kein Tape auf dem Mischpult beim Subwooferkanal - mitunter grummelt es ganz ordentlich in den tiefen Frequenzen - sehr nett!

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