Ist Filmkorn ein Kulturgut oder kann das weg?

  • Ich bevorzuge eine ... 110

    Das Ergebnis ist nur für Teilnehmer sichtbar.

    Natürlich ist an dieser Stelle eine Entschuldigung für die provokante Überschrift angebracht.

    Oder etwa nicht?


    Genau darum geht es bei dieser Umfrage.

    Bei Neuausgaben alter Filme insbesondere auf UHD-BD stellt sich die Frage, inwieweit die Bearbeitung mit modernen Bildaufbereitungsmethoden das Bild verbessert oder eben nicht.

    Siehe z.B. die Diskussion im Thread "Für Fans von James Cameron".


    Mich würde Eure Meinung dazu interessieren.

    :sbier:



    Da die Felder in der Zeichenzahl begrenzt sind hier der vollständige Text für Optionen 3 und 4:


    3

    Ich bevorzuge eine Restauration alter Filme bei der die Bildqualität angemessen verbessert wird. Filmkorn ist ein Artefakt der analogen Aufnahmetechnik und braucht daher nicht erhalten werden. Jedoch darf die Restauration nicht übertrieben werden und Details reduzieren oder neue Artefakte wie wächserne Gesichter, Doppelkonturen durch Schärfefilter, etc. erzeugen.


    4

    Ich bevorzuge eine Restauration alter Filme bei der die Bildqualität auf ein modernes Niveau gebracht wird. Filmkorn ist ein Artefakt der analogen Aufnahmetechnik und sollte so weit wie möglich eliminiert werden. Wenn bei einzelnen Szenen das ein oder andere Detail verloren geht stört mich das nicht, für mich überwiegt der Vorteil "kein Filmkorn". Auch die ein oder andere Doppelkontur durch Schärfefilter kann ich akzeptieren wenn die Bildschärfe im gesamten verbessert wird.

  • Ich habe mal für eins gestimmt, dass das für mich am nächsten an das kommt, wie ich das sehe


    Wenn das Korn Teil der Gestaltung ist, auch in neueren Filmen, soll es gerne erhalten bleiben.

    Ist es aber nur da, weil es damals halt technisch nicht anders ging, ist es eine gradwanderung zwischen historisch korrekt erhalten und bestmöglichem Ergebnis.


    Ich meine: Davinci würde die Mona Lisa heute vermutlich auch anders malen, aber würde man deshalb das Original anpassen?

    Tschau

    ؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜؜_________________

    ؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜(__________

    ________________) t e f a n


    MinMax - Birdies Heimkino

  • Ich habe für 4 gestimmt, weil ich mich schon des öfteren daran gestört habe, wenn das Bild griesselig ist - an den Artfeakten wegen zu starker Bearbeitung habe ich mich noch fast nie gestört.

    Für mich zählt mehr, dass mir das Bild gefällt als dass es Artefakt-behaftet originalgetreu ist.


    PS

    Der Vergleich mit von Film mit seinen Artefakten und Malerei passt für mich hier übrigens nicht.

  • Ich finde die Fragestellung schwierig und würde sie mit einem entschiedenen sowohl-als-auch beantworten. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Was mich persönlich stört, sind deutliche Doppelkonturen bei Nachschärfungen. Manchmal, wenn das Originalnegativ nicht verwendet werden kann, gibt es zwangsläufig mehr Korn. Da kann man vielleicht reduzieren. Ich mache da aber keine absolute Ideologie draus und sage: es kommt drauf an, ob mir das Resultat gefällt.

  • Es kommt immer auf den Einzelfall an.


    Nehmen wir das Beispiel, welches Nils gepostet hat:



    Da gefällt mir die neue Version um Welten besser!

  • Ich habe für "behutsame Restauration" gestimmt. Bearbeitet werden müssen die Bilder nach dem Scannen sowieso. Filmkorn sollte bei älteren Filmen auf jeden sichtbar bleiben, ob eine Reduktion stattfindet, wissen wir in der Regel gar nicht. Vielleicht ja immer, nur in unterschiedlichen Stärken. Wer weiß...


    Auf jeden Fall sollte das Bild möglichst gut so erhalten bleiben, wie es ursprünglich mal aussah. Wenn ein 30 Jahre alter Film nur noch künstlich aussieht, wurde definitiv etwas falsch gemacht. Da interessiert mich auch nicht, was der Regisseur heute denkt. Wie so mancher Politiker wird auch der eine oder andere Regisseur im Alter wunderlich und unzurechnungsfähig. :zwinker2:

  • Wenn ein 30 Jahre alter Film nur noch künstlich aussieht, wurde definitiv etwas falsch gemacht.

    Übrigens meinen Optionen 3 und 4 nicht "schlechte Nachbearbeitung" - die steht natürlich außerhalb jeder Diskussion - sondern schon, dass ein natürlicher Look möglichst erhalten bleibt - aber nicht, dass der originale Charakter erhalten bleiben soll.


    Das von der gepostete Beispiel würde ich nicht als "behutsam" bezeichnen sondern eher als Option 3 oder 4.

    Wie siehst Du das?

  • Das von der gepostete Beispiel würde ich nicht als "behutsam" bezeichnen sondern eher als Option 3 oder 4.

    Wie siehst Du das?

    Ja, das Beispiel ist definitiv nicht behutsam. Das sehe ich auch so.


    Deine Umfrage ist ja nur auf das Filmkorn reduziert. Die Filter machen ja aber noch mehr. Vor allem wird auch kräftig angeschärft und das mit immer moderneren Algorithmen (wahrscheinlich K.I.-basiert). Es ist z.B. auffällig, dass "Aliens" wenig rauscht, aber teilweise extrem scharfe Kanten zeigt. Das ist mit herkömmlichen Schärfe- und Rauschfiltern so nicht möglich. Von daher tut sich definitiv etwas und die Algorithmen werden besser. Trotzdem ist behutsam bei dem Film überschritten. Bei "The Abyss" sieht das insgesamt besser aus, allerdings ist der in der Form auch weit von der Option 1 entfernt.

  • Ich habe für die erste Option gestimmt.


    Filme sind Kunstwerke - manche zumindest. Wer würde denn einen Picasso oder Monet übermalen, weil ihm die Farben nicht gefallen?

    Im Prinzip müsste dann ja auch auf Upscaler, Upmixer, Formatveränderungen und höhere Auflösung verzichtet werden. Ebenso auf eine neue Tonspur, wenn ursprünglich nur 2.0 vorlag.

  • Lustig, Stefan hat genau das Beispiel gebracht was mir auch sofort in den Sinn gekommen ist - eine neu gegradete Mona Lisa mit Doppelkonturen im Gesicht. Wunderbar :evil:

    Im Ernst, vermutlich ist das sehr geschmäcklerisch aber auch ich sehe Film als Kunstform an. Angesichts des rasanten technischen Fortschritts der letzten Jahrhunderte würde ich das aber weiter fassen und sehe ganz allgemein Kunst i.S. von Film/Foto/Gemälde als Zeitzeugnis. Wie lebten Menschen damals? Was waren ihre (Seh)gewohnheiten? Natürlich will ich nicht das erste Foto der Camera Obscura nachkoloriert, entrauscht, nachgeschärft haben. Das ist für mich ein faszinierender Blick in die Vergangenheit, der so erhalten bleiben sollte wie er ist.


    Ich denke, dass wir nicht tatsächlich wissen (können), was wirklich im Kopf von zum Beispiel Cameron vorgeht. Im Sinne der Gewinnmaximierung (geiles, glattes, scharfes Bild für die überwiegende Mehrheit) könnte durchaus auch das Studio zu einer derartigen Frischzellenkur drängen. Genauso wie Schauspieler auf ihren Promo-Tours auch die letzten Mist-Filme als heiligen Gral der Filmkunst promoten, könnten das ja auch die Worte der Studios - und nicht der Regisseure - sein, die da aus Interviews und Social Media Schnipselchen perlen. _Natürlich_ haben Cameron, Jackson, wie sie alle heißen jeden Pixel jedes Frames einzeln abgenommen ... ja ne, ist klar. Glaubt das jemand ernsthaft? Die Werke sind doch lange durch und abgeschlossen, die Jungs haben da maximal kurz drübergeschaut und das isses. Wollen die Marvel-Regisseure dynamikkomprimierten Mist-Ton für ihren Bombast? Ganz sicher nicht, aber Disney. Weniger Beschwerden der Flachglotzen-Nutzer, mehr Verkäufe.

  • Auf dem Weg vom früheren Original im Kino zu unseren aktuellen Heimkinos hat bereits derart viel dazwischen gefunkt, dass das künstlerisch wertvollste Original sowieso nicht mehr erreicht werden kann. So wird es bei der Mona Lisa auch sein. Alle kennen sie, aber das Original haben die wenigsten gesehen. Die meisten kennen nur Nachdruck, die fast immer bearbeite sind.

  • Im Prinzip müsste dann ja auch auf Upscaler, Upmixer, Formatveränderungen und höhere Auflösung verzichtet werden. Ebenso auf eine neue Tonspur, wenn ursprünglich nur 2.0 vorlag.

    Ja, und da seinerzeit nur die 13. Kopie des Filmmaterials im Kino auf einem mäßigen Projektor gelaufen ist darf auch kein modernes Wiedergabeequipment genutzt werden.

    Von Raumakustik sprach man damals auch noch nicht, auch diese verfälscht den originalen Charakter.


    Das hört sich auf den ersten Blick abstrus an, tatsächlich ist aber schon zu fragen, wie weit Originalität gehen soll?


    Zurück zum Filmkorn:

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass 90% der Filmeschaffenden ein Material ohne Korn genommen hätten wenn sie die Wahl gehabt hätten.

    Hatten sie aber nicht, und daher sind die Filme verrauscht, nicht weil dies ein künstlerischer Aspekt ist.


    Übrigens finde ich auch durchaus, dass Filme eine Kunstform sind.

    Die Kunst äußert sich für mich jedoch in der Geschichte, deren Umsetzung auf die Leinwand, der Bildästhetik, Kameraeinstellungen, schauspielerischen Leistungen, usw., nicht in technischen Limitierungen.

  • 4:
    Wenn ich eine UHD zum UHD Preis kaufe, erwarte ich UHD Qualität.

    Wenn dies, warum auch immer, nicht möglich ist, dann entweder zu einem günstigeren Preis oder nur als BR.

    BR könnte eine Qualität bieten, die selbst erfahrene HKler staunen lässt, erst letzte Woche waren alle Mitbesucher im Moviecore verblüfft, welche Bildqualität z.B. "Ruf der Wildnis" als BR bieten kann, wenns den genutzt würde.


    Klar, ist dies illusorisch, wird nicht passieren und da versteh ich noch den geschäftlichen Sinn dahinter.


    Absolut kein Verständnis und somit im Sinne des Threadtitels "kann weg" bei aktuellen Filmen, welche nachträglich mit künstlichen Filmkorn verunstaltet werden (21 Bridges, tw. der letzte Jurassic Park, hier wohl um die billige CGI zu kaschieren) oder mit bewusst mit körnigen Film gedreht wurde (Babylon).

  • _Natürlich_ haben Cameron, Jackson, wie sie alle heißen jeden Pixel jedes Frames einzeln abgenommen ... ja ne, ist klar. Glaubt das jemand ernsthaft?

    Natürlich nicht. Soweit ich weiß, sind die Cameron- und Peter-Jackson-Filme durch die Firma Park Road Post restauriert worden. Die ist anscheinend bekannt und berüchtigt für ihre massiven K.I.-Bearbeitungen.


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass 90% der Filmeschaffenden ein Material ohne Korn genommen hätten wenn sie die Wahl gehabt hätten.

    Das denke ich allerdings auch. Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass einige Regisseure im Nachhinein diese Unzulänglichkeit von damals gerne ausgebügelt hätten. So wie George Lucas gerne "Star Wars" im Nachhinein korrigiert hat.

  • Wie gesagt halte ich das für schwer mit einer Antwort abzudecken…


    Ich denke, wenn es der Regisseur selbst ändert, á la Geroge Lukas bei Star Wars, ist das eine Sache.


    Wenn man ein altes Material einfach nur in besserer Qualität scannt, wird das Bild ja nicht „besser“ als das Original, es kommt nur näher ran, als die BD das konnte. Ähnlich auch der Farbraum, sofern HDR hier nicht benutzt wird, um den Farbraum künstlich aufzublasen, sondern das Original genauer abzubilden, finde ich ok.


    Ein Ton darf es gerne etwas entrauscht werden, das war damals mit Sicherheit auch nicht das Ziel der Toningenieure, dass es rauscht, es ging halt nicht besser. Ob z.B. METROPOLIS einen Atmos-Ton braucht (*sik*) hielte ich aber für fragwürdig :zwinker2:

    Tschau

    ؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜؜_________________

    ؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜ ؜؜؜؜(__________

    ________________) t e f a n


    MinMax - Birdies Heimkino

  • Ich denke, wenn es der Regisseur selbst ändert, á la Geroge Lukas bei Star Wars, ist das eine Sache.

    Für mich macht das keinen Unterschied. Er ist ja nach 30 Jahren nicht mehr dieselbe Person wie damals. Der Blickwinkel verändert sich mit der Zeit und den technischen Möglichkeiten.


    Ich fände es in Ordnung, wenn es eine originalgetreue Fassung und eine auf Steroide geben würde. Dann könnten wir selbst entscheiden. Aber so ärgert mich das, was James Cameron und Peter Jackson machen.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!