Endstufen-Blindtest: Test, Ergebnisse und Diskussion

  • Hallo zusammen,


    in diesem Thread wollen wir Ergebnisse von Blindtests zwischen Endstufen vorstellen und diskutieren.


    Es geht hier um "echte" verblindete Tests mit folgenden Rahmenbedingungen:

    • Exakt eingepegelte Endstufen (Multimeter auf 10mV genau)
    • Keine bis wenig Umschaltzeit (max. 1s)
    • Ohne gegenseitige Beeinflussung (also keine "gemeinsamen" Ergebnisse einer Hörgruppe - jeder entscheidet für sich)
    • Keine direkte oder indirekte Möglichkeit darauf zu schließen, welche Endstufe aktuell spielt

    Das HKV Endstufen A/B Blindtest Kit ermöglicht genau solche Tests, von denen wir nun erste Ergebnisse veröffentlichen.


    Viele Grüße

    Pascal


    PS: Das Thema wurde grundsätzlich schon öfter heiß diskutiert, u.a. in folgenden Threads:

    Im Thread hier soll es daher vor allem um Erfahrung aus Blindtests wie geschildert gehen.

  • Vor kurzem waren Carlo aka Orlac und ich bei Pascal aka Mr. Wayne zu Besuch in der Batcave. Dort durften wir uns lecker den Bauch vollschlagen, das extrem eindrucksvolle Kino besichtigen und, darum soll es in diesem Post gehen, den Endstufen-Blindtest durchführen.


    Pascal hat, getreu des Mottos "machen ist wie labern, nur krasser" für den Blindtest eine Kombi aus Hard- und Software entwickelt (mehr dazu in diesem Thread), die es gestattet, Endstufen-Blindtests durchzuführen. Und zwar, als richtiges Highlight, auch allein. Denn im Umschalter ist eine Funktion eingebaut, die per Zufall zwischen den Endstufen umschaltet. Wenn man den Test also alleine durchführt und umschaltet, kann man nicht wissen, ob das Gerät wirklich umschaltet. Es kann sein, dass die bisher spielende Endstufe nach der “Umschaltpause” einfach weiterspielt. Erst am Ende, bei der statistischen Auswertung des Tests, sieht man, wie oft man richtig lag, d. h. wie oft man eine Endstufe nur am Klang erkannt hat. Dann muss man die Hosen runterlassen. Ein echter Blindtest also. Eine 50%ige Trefferquote entspricht dabei dem zufälligen Ergebnis, wenn die Probanden einfach nur raten würden. Wenn es wirklich hörbare Unterschiede gibt, sollte eine Trefferquote von deutlich mehr als 50% beim Test rauskommen.


    Die beiden Endstufen in unserem Blindtest waren:

    • In der linken Ecke das Eisenschwein: Primare A32 Class A/B, Preis ca. 3900€, Lebendgewicht 40,0kg
    • In der rechten Ecke die digitale Herausforderin: Audiophonics HPA-S400ET, Purifi Class-D Module, Preis ca. 1400€, Lebendgewicht 5,6kg

    Der Test lief so ab, dass Carlo und ich jeweils Tracks aussuchten, die wir gut kennen. Die hörten wir zunächst nacheinander über beide Endstufen an, wobei wir jeweils wussten, welche Endstufe spielt. Bei mir waren u. a. Heimcomputer aus dem Album Computerwelt von Kraftwerk sowie Smooth Operator von Sade dabei.


    Danach sollte der eigentliche Blindtest erfolgen. “Sollte” deswegen, weil es für uns alle drei unmöglich war, die Endstufen anhand des Klangs zu unterscheiden. Wir haben keine Unterschiede gehört, als wir wussten, welche Endstufe spielt. Deswegen haben wir auf den eigentlichen Blindtest verzichtet, den im Test hätten wir jeweils nur die Option “Kein Unterschied hörbar” wählen können.


    Was darf man aus diesem Test schließen? Nun, erstmal nur, dass wir drei zwischen den beiden Endstufen keine Unterschiede hören konnten. Woran kann das liegen?

    1. Es gibt keine Klangunterschiede zwischen den beiden getesteten Endstufen. Beide sind auf dem selben Niveau.
    2. Wir drei haben schlechte Ohren
    3. Die Anlage bzw. der Raum sind nicht in der Lage, die Unterschiede der Endstufen wiederzugeben
    4. Die Tracks waren nicht geeignet, um die Unterschiede zwischen den Endstufen hörbar zu machen
    5. Erwartungshaltung: Ich persönlich hatte nicht erwartet, Unterschiede zu hören. Das Ergebnis mag schlicht eine selbsterfüllende Prophezeiung sein.
      Das gilt übrigens nur für mich, ich weiß nicht, ob und wenn ja, welche Erwartungshaltung Carlo und Pascal hatten.

    Das Thema Blindtest finde ich hochspannend. Habe selbst schon an einigen Blindtest teilgenommen; Nicht nur Audio, auch z. B. Lebensmittel. Daher weiß ich aus eigener Erfahrung, welche "Streiche" einem das Gehirn bei der Wahrnehmung spielen kann. Deswegen möchte ich gerne einzelne mögliche Ursachen nach und nach ausschließen. Dazu wollen wir in Zukunft weitere Test durchführen.

    • Zu 1: Ein Experiment, um das zu testen, wäre es, eine von Pascals Endstufen gegen die (deutlich günstigere) IMG Stageline STA-400 D und/oder gegen eine sehr billige Endstufe testen. Das wollen wir beim nächsten Mal machen.
    • Zu 2: Ein Test, der das ausschließt oder bestätigt, wäre, wenn jemand bei Pascal zu Besuch kommt und den Test macht, der von sich behauptet, gute Ohren zu haben und Unterschiede zwischen Endstufen zu hören. Ideal ist es, dann die eigene Endstufe mitzubringen.
    • Zu 3: Pascal bietet an, das Blindtest-Kit zu verschicken oder zu Besuchen mitzubringen. Ein Experiment, um diesen Grund auszuschließen, wäre ein Blindtest in einem anderen Heimkino. Laut Pascal dauert Aufbau und einpegeln nur rund 30 Minuten.
    • Zu 4: Diese mögliche Ursache kann man ausschließen oder bestätigen, wenn jemand mit mehr Erfahrung seine Lieblingstracks zu Pascal mitbringt und selbst dort einen Blindtest durchführt
    • Zu 5: Ein nachvollziehbarer Test ist ganz einfach: Jemand, der erwartet Unterschiede zu hören, macht den Blindtest bei Pascal und das Ergebnis des Blindtests zeigt einen deutlich höhere Erkennungsquote als 50%.


    Pascal, vielen herzlichen Dank für den tollen Empfang, Eure Gastfreundschaft, Dein einmaliges Kino erleben zu dürfen sowie für den sehr aufschlussreichen Blindtest.


    Blindtests sind für manche im Forum kontrovers. Deswegen warten wir drei nun gespannt, wie die Reaktionen auf unser erstes Ergebnis sein werden. Bitte bleibt dabei sachlich.


    Es würde mich sehr freuen, wenn der Austausch auch Infos enthält, was ggf. weitere Ursachen für das Ergebnis sein könnten und wie man mögliche Ursachen in einem weiteren Blindtest ausschließen oder bestätigen könnte.


    LG aus Stuttgart


    Nelson

  • Vielen Dank für eure Arbeit und das bekanntgegeben des Tests.


    Sehr aufschlussreich das ganze. Ich schließe daraus für MICH; es ist egal welche Endstufe man hat. Selbst wenn ich bessere ohren oder einen besseren Raum habe (bezweifle ich beides stark) fallen die Unterschiede nur allerhöchstens gering aus.

    Jetzt wäre es noch interessant ob ihr einen Unterschied zwischen AVR und AVR + Endstufe hört :)

  • Sebastian87 Dein persönlicher Schluss ist selbstverständlich für DICH voll in Ordnung.


    Alle anderen bedenken bitte, dass bis jetzt nur ein Blindtest zwischen zwei Endstufen erfolgt ist. Beide Endstufen sind preislich eher oben im Regal einsortiert. Weitere Tests mit hier im Forum sehr beliebten günstigen Endstufen wie z. B. den IMG Stageline oder den t-Amps von Thomann wären deswegen sehr spannend.

  • Welche Lautsprecher und welchen Pegel habt ihr denn gehört?

    Die Lautsprecher wird Pascal kurz vorstellen, ich weiß nur, dass es Focal sind. Der Pegel war den Probanden freigestellt. Ich gebe gerne ein paar dB mehr dazu, ich weiß aber nicht, wie viel dB das beim Abhören waren. Jedenfalls war es auch lauter, als ich normalerweise hören würde.


    Spielt die Lautstärke eine Rolle? Beide Endstufen waren schließlich gleich laut eingepegelt.

  • Spielt die Lautstärke eine Rolle? Beide Endstufen waren schließlich gleich laut eingepegelt.


    Sicherlich. Wenn es zu laut ist, macht das Ohr zu. Andererseits kann eine Endstufe bei höheren Lautstärken eher schlapp machen.


    Ich würde bei verschiedenen Pegeln den Test machen. Von leise nach laut.


    Edith: gehe ich richtig in der Annahme, dass es nur um klangliche ubterschiede geht?

  • Sicherlich. Wenn es zu laut ist, macht das Ohr zu. Andererseits kann eine Endstufe bei höheren Lautstärken eher schlapp machen.


    ...


    Edith: gehe ich richtig in der Annahme, dass es nur um klangliche Unterschiede geht?

    In Zukunft können wir die Tests bei einer oder mehreren definierten Lautstärken durchführen. Ohne einen Messwert zu haben behaupte ich, dass es nicht ZU laut war.


    Ja, es ging ausschließlich um klangliche Unterschiede.

  • Hallo,


    interessantes Zwischenfazit.

    Nur ich hätte in der Tat anderen Content nochmal verwendet. Ich weiß aus Erfahrung dass es schon klangliche Unterschiede von Endstufen geben kann, bisweilen sogar drastisch, wenn gewisse Kriterien gefordert werden.

    Generell (wenn der Amp grundsätzlich passt), sehe ich klangliche Unterschiede eher in der Vorstufe + Zuspielung.


    ANDY

    arled-cinema.de Fullservice Integrator mit professioneller VR 3D Kino Planung + Akustikausarbeitung + technische Planung + Designausarbeitung.

    (zertifizierter Trinnov + Storm Audio Händler) Brands u.a. : BARCO ; CHRISTIE ; LED Wall Systeme ; ASCENDO PRO ; Display Technologie ; MAD VR ; AV pro edge ; Magnetar ; Artnovion ; ARLED Cinema Screens ; Lightboxen ; Spann - Rahmemsysteme ; Akustikstoffe uni + bedruckt uvm.

    Kinos :

    OASIS Theater & Lounge

    Heimkino der Zukunft Build 1

    Wohnkino mal anders 2.0

  • Welchen, beispielsweise?

    Z.b. Film Content mit sehr kurzen Bass Passagen, Kicks, Schläge (auch mal lauter hören).

    Dann eine Stimme die ganz zart anfängt zu singen und sich dann steigert (s. Greatest Showman)

    Zusätzliche normale Musik (Jennifer Warnes z.B. gewisse Stücke) und gutes Schlagzeug Solo.

    Ein gutes Jazz live Stück mit Saxophon (Markus Miller).


    Hier kann man i.d.r. Unterschiede raushören.


    ANDY

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  • eine Idee als Zusatz:


    sollten bei den Tests wirklich mal Unterschiede nachweislich herausgehört werden können, dann wäre eine Vergleichsmessung zB durch REW interessant. Hat sich der Frequenzgang oder anderes etwas verändert usw. ?

  • eine Idee als Zusatz:


    sollten bei den Tests wirklich mal Unterschiede nachweislich herausgehört werden können, dann wäre eine Vergleichsmessung zB durch REW interessant. Hat sich der Frequenzgang oder anderes etwas verändert usw. ?

    Das ist (imo) viel zu aufwendig.

    Wenn du z.B. in den Bass Kicks mehr Kontrolle feststellst oder das tönieren des Saxophon mehr Leichtigkeit (weniger Härte) übermittelt, dann weißt du ja was sich besser anhört. Wozu dann noch weitere Beweise erarbeiten ?

    Und das dann auch einmal lauter hören, ggf. nur so kann sich bisweilen das wahre Gesicht (Klangcharakter oder Defizit xy ) des Amp zeigen.


    ANDY

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  • Die BTs die ich selbst gemacht habe oder bei denen ich dabei war haben alle das gleiche Ergebnis geliefert.


    Wenn die rudimentären Messungen der Endstufen innerhalb der messtoleranz lag waren keine Unterschiede zu hören.

    An verschiedenen Lautsprechern, verschiedene Pegel....

    Aber eben immer innerhalb der Grenzen der jew. Endstufe.



    Erst wenn sich auch messtechnisch was tut, z.b. Röhre an komplexer Last ergibt einen 4dB "Hügel", Gleichlauf vom Poti schlecht, Balance,...

    war das auch hörbar.


    Weil es unterschiedlichen Schall gibt.



    mfg


    P.S. es waren auch Vollverstärker nicht nur Endstufen.

  • Ich frage mich langsam ob ich meine Ohren der Wissenschaft vermieten sollte... ich konnte damals den Unterschied einer Emotiva BasX gegenüber den internen Endstufen meiner Marantz 6015 auf Anhieb raushören. Ich hatte damals u.a. den Anfang von the dark Knight dafür hergenommen. Der Abschnitt mit dem Banküberfall... insbesondere die Szene wo das Glas zerschossen wurde war mehr als deutlich. Die Emotiva löste so fein auf, dass aufgrund der Gewohnheit mit der Marantz die hohen Frequenzen für meinen Geschmack schon zu Spitz waren. Ganz anders mit der Marantz. Das war deutlich angenehmer.

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