Da in unserer Umfrage Science-Fiction als beliebtestes Genre gewählt wurde, denke ich, dass ein Thread zu diesem Thema auf Interesse stoßen könnte.
Um den Beitrag nicht allzu sehr ausufern zu lassen beschränke ich mich auf "Weltall" Serien mit besonderem Schwerpunkt auf dem Star Trek Franchise.
Serien der 60er bis 80er Jahre
Schon als Kind war ich dem Sci-Fi Genre hoffnungslos verfallen.
Neben den vielen Büchern, die ich verschlungen habe, versuchte ich alle Sci-Fi Serien zu schauen, die im damals noch sehr übersichtlichen Fernsehprogramm liefen.
Wenn man mich als 12 Jährigen gefragt hätte, welches meine liebsten Serien sind, dann hätte ich "Raumschiff Enterprise" auf Platz 1 und "Mondbasis Alpha 1" und "Die Mädchen aus dem Weltall" auf die nachfolgenden Plätze gesetzt.
Und es wurmte mich damals sehr, dass ich Raumpatrouille Orion nicht schauen konnte, weil die Serie als Wiederholung bei einem dritten Programm ausgestrahlt wurde, welches wir nicht empfangen konnten. Ein Schulfreund, bei dem der Empfang funktionierte, erzählte mir einige Male davon wie das Raumschiff von seiner Unterwasser Basis startete - wie cool war das denn!
Eine Unterwasserbasis gab es bei Raumschiff Enterprise zwar nicht, aber schon das ikonische Intro ...
Der Weltraum, unendliche Weiten ...
... und der kleine Trekkie saß gebannt vor dem Schwarz-Weiß Fernseher (meine Eltern waren nicht vermögend und wir sind erst spät auf einen Farbfernseher umgestiegen).
Jede Woche fieberte ich mit Cpt. Kirk, Spock und Pille den neuesten Abenteuern entgegen.
Klar, Cpt Kirk war der Boss, dazu ein cooler Frauenheld, Pille war der sympathische Kumpeltyp, aber Spock ... war F A S Z I N I E R E N D!
Die Vulkanier hatten es mir angetan und ich wäre ohne zu zögern nach Vulkan ausgewandert.
Aus heutiger Sicht sind die Stories der TOS oft sehr simpel und nach dem selben Muster gestrickt, als Kind hat mich das in keiner Weise gestört.
Mit Nostalgiefaktor schaue ich mir auch heute noch die ein oder andere Folge gerne an.
Mondbasis Alpha 1 fand ich als Kind auch gut, da habe ich vor einigen Jahren bei erneuter Sichtung einiger Folgen jedoch festgestellt, dass mich diese Serie nicht mehr packt.
Die Mädchen aus dem Weltall finde ich hingegen heute noch richtig kultig.
Allerdings sollte man ein Kind dieser Zeit sein und eine gehörige Portion Nostalgie Bonus dazu geben (ist bei mir so), sonst wird das mit den Medusen wohl eher nichts.
Kult ist ohne Frage natürlich auch Raumpatrouille (Orion) - die berühmteste deutsche Sci-Fi Serie habe ich erst um 2008 herum erstmalig gesehen.
Serien der 90er Jahre
Gerade dem Teenager Alter entwachsen wurde im ZDF die zweite Serie aus dem Star Trek Universum ausgestrahlt - "Das nächste Jahrhundert", oder im OT "The Next Generation".
Die Stories waren besser geworden und es gab interessante neue Features wie das Holo-Deck, aber die Crew war für mich eine Enttäuschung.
Ganz vorneweg "Data". Als Wissenschaftsoffizier war es statt eines Vulkaniers nun ein Android. Ein Maschinenwesen, das so aussah wie ein Mensch und das so sein wollte wie die Menschen - mit Emotionen.
Ich fand das bescheuert und so blieb Data für mich ein zweitklassiger Abklatsch von Spock.
Cpt Picard und v.a. #1 Riker empfand ich ebenfalls als eher farblose Figuren, zu denen ich keine emotionale Bindung aufbauen konnte.
Das gelang mir immerhin zu den Crushers, allerdings im negativen Sinne. Ich denke, dazu brauche ich nichts weiter zu schreiben ...
Als Fazit war TNG für mich "kann man mal schauen, muss man aber nicht" und entsprechend habe ich den Fernseher bei der TNG nur sporadisch eingeschaltet.
Damit war auch der Reiz der neueren Star Trek Serien für mich bis auf weiteres ziemlich erloschen und die nächsten Serien Deep Space Nine und Voyager hatte ich als mittlerweile Erwachsener damals unbesehen vorüberziehen lassen.
Von Voyager habe ich viele Jahre später die erste Staffel geschaut, jedoch erging es mir ähnlich wie bei TNG, "kann man mal schauen, muss man aber nicht".
Mit der ersten Staffel von Voyager habe ich es dann bewenden lassen und DSN habe ich bis heute nicht gesehen.
Als Erwachsener ist es offensichtlich schon schwieriger sich für etwas zu begeistern so wie man das als Kind konnte.
Geschafft hat dies dann jedoch:
Im zugehörigen Forumsthread schrieb ich:
Genau dieser Punkt der emotionalen Verbundenheit ist es, was Babylon 5 für mich auszeichnet.
Und das insbesondere im Hinblick auf die „außerirdischen“ Charaktere Delenn, Lenier, Londo, Vir und G’Kar.
Das und die große Geschichte über mehrere Staffeln ist das, was B5 für mich besonders macht.
Pro und Contra für B5 im Überblick:
+ Große Storyline über 5 Staffeln
+ Interessante und vielschichtige Charaktere (nicht schwarz – Weiß / gut – schlecht)
+ Entwicklung der Charaktere im Laufe der Geschichte
+ Im Vergleich zu anderen SciFi Serien wie Star Trek mehr Fokus auf die außerirdischen Charaktere und Kulturen
+ Einige „philosophische“ Szenen (mir gefällt es, wenn jemand Weisheiten sagt, die ich für wert halte sich daran zu erinnern)
+ Die Geschichte beinhaltet einige unerwartete Wendungen
+ Kein Hollywood Happy-End
- Optik und Sound eher mit den alten Star Trek Serien als mit moderneren Serien zu vergleichen (die Vorzüge eines Heimkinos kommen damit weniger zur Geltung)
- Die ersten Folgen und insbesondere der Pilotfilm weniger gelungen
- V.a. in der ersten Staffel einige Lückenfüller-Folgen, die nichts mit der großen Geschichte zu tun haben
Ab der zweiten Hälfte der ersten Staffel entwickelt sich die Geschichte und die Folgen der weiteren Staffeln sind dann fast durchgängig auf einem guten oder sehr guten Niveau.
In Summe bewerte ich B5 nach wie vor als meine Lieblings Sci-Fi Serie.
Serien der 2000er Jahre
Nachdem ich die letzten Serien aus dem Star Trek Universum weniger überzeugend fand kam zu Anfang des neuen Milleniums die Serie Enterprise.
Zwar habe ich diese Serie erst ein paar Jahre später gesehen, aaaber hallo, das wurde umgehend meine neue Lieblingsserie im Star Trek Universum!
Zugegeben, Enterprise kopiert an einigen Stellen das Rezept der TOS, so gibt es wieder einen vulkanischen Wissenschaftsoffizier, dieses Mal eine "sie".
Eine würdigere Nachfolgerin (in unserer Zeitschiene) hätte Spock aber nicht finden können.
Die spannende Mischung aus extrem rational und verborgenen Emotionen sind bei einem weiblichen Vulkanier natürlich noch faszinierender.
Und, es sollte nicht unerwähnt bleiben, es ist eine ausgesprochen hübsche Vulkanierin (die einige Male auch nett in Szene gesetzt wird).
Neben T'Pol gefallen wir auch die anderen Charaktere bei "Enterprise" gut.
Allen voran Cpt Archer, der als idealistischer Entdecker öfters durch moralische Dilemma Situationen auf die Probe gestellt wird, und auch die Crewmitglieder Trip, Travis, Malcolm, Hoshi und Phlox finde ich gut "gelungen".
Dass man Enterprise noch in der Zeitlinie vor die TOS gequetscht hat fand ich nicht ganz überzeugend, aber da will ich nicht kleinlich sein.
Interessanterweise war Enterprise eine der weniger erfolgreichen Star Trek Serien, für mich völlig unverständlich.
Übrigens, gerade schaue ich diese Serie zum zweiten Mal und aktuell bin ich in der zweiten Staffel.
Von meiner Erstsichtung weiß ich noch, dass mir die vierte Staffel am besten gefallen hatte da es hier auch einen größeren Spannungsbogen gibt.
Eine weitere Serie aus dieser Dekade, die mir gut gefällt, ist Battlestar Galactica (die neue Serie 2003 - 2009, nicht das Original aus den 70ern).
Die Geschichte - die Menschheit wird von den Cylonen, intelligenten Maschinenwesen, die sie selbst geschaffen hat, überfallen und flieht mit einem Raumschifftrek auf der Suche nach einem legendären Planeten namens Erde - dürfte den meisten auch aus der Original Serie der 70er bekannt sein.
Neben Sci-Fi enthält BG jede Menge Drama, was in Anbetracht der verzweifelten Lage der Menschheit durchaus plausibel ist.
Im Unterschied zu vielen anderen Weltraum-Sci-Fi Serien kommen bei BG keine Aliens vor, nur die Menschen und die Cylonen.
Und im Unterschied zur ersten "Kampfstern Galactica" gibt es dieses mal auch biologische Cylonen, die wie Menschen aussehen.
Die Geschichte wird über 4 1/2 Staffeln erzählt und man muss schon Freude an so einem langen Spannungsbogen haben.
Zwischendurch gibt es auch ein paar Wendungen, die ich weniger interessant und spannend fand, aber in gewisser Weise passt das auch zur Geschichte - eine solche Flucht beinhaltet Irrungen und Wirrungen.
In Summe finde ich lange Geschichten gut, so auch bei BG.
Was mir bei BG auch gut gefällt ist, dass es keine schwarz-weiß Figuren gibt, insbesondere die "Helden" haben ihre Fehler.
Wobei mich das manchmal sogar schon wieder etwas genervt hat, wenn z.B. Adm. Adama seine Emotionen nicht im Griff hatte und sinnlose Dinge getan hat.
In ihrer Verzweiflung konsumieren die Protagonisten auch bedenkliche Mengen an Alkohol, nun ja, Drama.
Auch die Beziehungen zwischen den Protagonisten und -innen sind meistens kompliziert, even more Drama.
Wer auf leichte oder vorwiegend technische Sci-Fi Kost steht, dem wird das möglicherweise zu viel Drama sein.
Es gibt bei BG auch diverse Mystery Elemente, z.B. spielt ein Traum eine wesentliche Rolle, einige Protagonisten haben Visionen und auch die geheimnisvolle Musik und ihre Bedeutung ist schon sehr mysteriös.
Die Mystery Elemente haben mir gut gefallen, aber auch das wird nicht jeder mögen - zumal diverse Aspekte auch nicht aufgeklärt werden.
Ich finde es gut, wenn manches im unklaren bleibt weil mich das zum Nachdenken anregt, bei BG hätte ich mir aber tatsächlich an einigen Stellen gewünscht, dass es eine Erklärung gegeben hätte. So bleiben doch einige wesentliche Fragen offen.
Serien der 10er Jahre
Von dieser Dekade am besten gefallen hat mir The Expanse.
Interessant finde ich insbesondere, dass die Technologie der Menschen nicht so weit von dem entfernt ist was für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts denkbar ist.
Auch die Geschichte insgesamt finde ich gut gemacht, weniger sympathisch fand ich die Protagonisten, so dass ich mich nicht so recht mit ihnen identifizieren konnte.
In Summe trotzdem eine der guten Serien, sehenswert sind dabei auch die sehr guten Weltraumaufnahmen.
Daneben gab es leider auch zwei Serien, an die ich aufgrund vieler guter Kritiken höhere Erwartungen hatte, die mich jedoch weniger überzeugt haben:
The Orville - der Humor war so gar nicht mein Ding.
Star Wars The Mandalorian - die Stories waren mir zu eintönig und Schema F.
Serien der 20er Jahre
Mein (bisheriges) Highlight der 20er ist Star Wars - Andor.
Die Serie zeigt die Anfänge der Rebellion, und aller Anfang ist bekanntlich schwer.
Hier sind die Rebellen keine strahlenden Helden sondern eher vom Leben gezeichnete Leute (mit Ausnahme der höhergestellten Anführer auf Coruscant).
Auch die Vertreter des Imperiums sind auf ihre Weise typisch menschlich gezeichnet, seien es ehrgeizige Karrieristen oder die Mitläufer aus der zweiten Reihe.
mMn ist Andor den Star Wars Filmen dahingehend ein Stück weit voraus.
Die Schauspieler in Andor verkörpern diese Charaktere hervorragend, auch das ist mMn auf hohem Filmniveau.
Gut, wenn auch nicht ganz überzeugend fand ich die erste Staffel von Foundation.
In Summe muss ich allerdings leider sagen, dass ich mir ausgehend von der literarischen Vorlage mehr erwartet hatte.
Enttäuschend fand ich hingegen Star Trek Discovery und Picard habe ich mir dann gar nicht erst angeschaut.
Strange New Worlds werde ich jedoch wohl eine Chance geben.
= = = = =
Was sind Eure Favoriten?
Insbesondere wie bewertet Ihr die verschiedenen Serien aus dem Star Trek Franchise?