Sean Connery haute die ersten fünf Bonds in fünf Jahren raus, mit Roger Moore pendelte sich ein Zweijahresrythmus ein, 1989 kam der zweite Bond mit Timothy Dalton in die Kinos. Und dann - nichts. Hinter den Kulissen wanderten Rechte von Links nach Rechts und es gab allerhand Streitigkeiten. Als endlich alle Hindernisse aus dem Weg waren -- stand Timothy Dalton nicht mehr vor der Kamera. Das Drehbuch indes war noch auf "seinen Bond" ausgerichtet und bis Anfang der 90er wäre es auch Dalton gewesen. Doch schließlich wollte man den Briten für "vier oder fünf" weitere Filme verpflichten, das war ihm einfach zu viel und zu lange. Kurzerhand schnappte sich endlich Pierce Brosnan das ... Maschinengewehr(!) und machte in Barbara Broccolis Auftrag Jagd auf
GoldenEye (1995)
Film: 7,5/10 - Roger Moore befand seinen letzten Bond "Im Angesicht des Todes" 1985 als viel zu brutal, doch gegen das, was zehn Jahre später über die Leinwand flimmerte, war's höchstens Gewalt auf A-Team Niveau. Willkommen in den 90ern, und an Stelle der früheren Agentenfilme tritt ein Actionfilm, der sich deutlich von seinen Vorgängern unterscheidet. Mit nahezu verdoppeltem Budget (etwa 60 Mio $) gab es eine Vielzahl denkwürdiger Actionsequenzen, Special Effects, Kulissen - und Gewalt satt. Aber der Reihe nach.
In der Pre-Title-Sequenz dringen 007 und 006 (Sean Bean als Alec Trevelyan) in eine sowjetische Waffenfabrik ein. Trevelyan stirbt durch die Hand von Colonel Ourumov (Gottfried John), Bond kann sich in letzter Sekunde retten, indem er mit einem Motorrad einem führerlosen Kleinflugzeug eine Klippe hinterher springt. Ein paar Jahre später trifft er in Monte Carlo auf Xenia Onatopp (Famke Janssen) in ihrem roten Ferrari, die für eben genannten Ourumov, mittlerweile General, einen neuartigen Super-Helikopter stiehlt. Um damit wiederum aus einer russischen Basis in Severnaya den Zugang zur Satellitenwaffen "GoldenEye" zu stehlen; natürlich nicht, ohne beinahe das gesamte Personal zu töten. Einzig zwei Programmierer (u.a. Izabella Scorupco als Bondgirl "Natalya Simonova") können unbemerkt entkommen.
Was überladen klingt, führt Martin Campbell (der zehn Jahre später auch Daniel Craig auf seinen ersten Einsatz als Doppelnull schicken wird, gleichfalls nach Monte Carlo) jedoch mit sicherer Hand und inszeniert einen sehr straffen Actioner, dem sich einfacher folgen lässt als manch früherem Bond. Den Brückenschlag mit den Vorgängern übernimmt Q, das einzig bekannte Gesicht aus den Vorgängern. An der Spitze des MI6 steht weiterhin M, verkörpert ab jetzt jedoch von Judi Dench (Gerüchten zufolge inspiriert davon, dass 1992 eine Frau an die Spitze des echten MI6 trat). Man mag darüber streiten, ob das noch (ein) Bond ist; doch nimmt man den Film als 90er Big-Budget-Action-Flic plus Zutaten aus der Bond-Reihe, macht er einfach großen Spaß.
Bild: 6,5/10 - mehr oder minder schaut der Film wie sein sechs Jahre älterer Vorgänger aus. Doch gemessen daran dass die technische Entwicklung nicht stehengeblieben ist, ist das Bild einem Film aus der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts nicht würdig. Häufig unscharf, manches nachgeschärft, Farben so la la.
Wo das aus dem Weg ist, Kamera (Phil Meheux) und Schnitt (Terry Rawlings) sind dafür umso besser. Zwar ist die Kameraarbeit nicht spektakulär, aber Action wird sehr routiniert eingefangen, und die Dialoge bilden gleichsam Ruhepole inmitten all' der Explosionen. Dazu kommt ein prima Schnitt, der sowohl Übersicht schafft als auch Details ergänzt, mal treibt und mal in fast statischen Bildern der Geschichte folgt. Dazu kommt, Maurice Binder leider verstorben, eine erfrischend andere Titelsequenz von Daniel Kleinmann. Während die nackten Damen bleiben, wird der Titel mit allerlei Computergrafik und Effekten aufgepeppt - und später im Film gar als Kulisse aufgegriffen. Sehr schön.
Es gibt den großartigen Bungee Sprung (über 200m!) zu Beginn, die kleine und die große Satellitenbasis, den Raketenzug und die famose Verfolgungsjagd mit Panzer in St. Petersburg. Deren Dreh sechs Wochen dauerte und der zwischendurch gestoppt wurde, mussten doch die Stadt-Offiziellen zunächst überzeugt werden, dass lediglich Kulissen und nicht wirklich die halbe Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde. Pierce Brosnan setzt manch eigene Akzente, aber man kann sich auch Dalton gut in der jüngsten Auskopplung vorstellen, so entschlossen wie Bond in den 2:10 Stunden zu Werke geht. Trotz vieler großer Sequenzen fühlt sich der Film wie aus einem Guss an und weder das Finale wirkt so künstlich drangebaut wie in manchem Vorgänger, noch wirkt der Film wie eine dünne Rahmenhandlung, die Stunts zusammenhält.
Ton: 7/10 (englisch DTS HD Master) - Ladies and Gentlemen, erneut gibt's Krach-Bumm auf allen Kanälen. Zwischendurch im Wortsinn etwas krachig, das können die 90er eigentlich viel besser, aber immerhin kriegt hier jeder Schallwandler sein Fett weg. Den Titel steuern diesmal Bono und the Edge bei, während Tina Turner ihn einsingt und damit auf Jahre die Rumba-Kurse in Tanzschulen all-überall beschallt.
Einfach wunderlich ist die Musik von Éric Serra, die sehr ziellos zwischen den Genres hin- herwandert und irgendwie arg konfus klingt - "eher nach Fahrstuhlmusik als nach einer Achterbahnfahrt" wie ein Kritiker schreiben würde. Auch Campbell war nicht glücklich mit dem schwierigen Künstler, der sich weigerte einen die Panzer-Verfolgungsjagd ein zweites Mal zu vertonen nachdem dem Regisseur die erste Version (hier aus dem Soundtrack unter den Film gelegt, weia!) mißfiel. John Altmann würde später die Musik liefern die nun im Film zu hören ist. Es ist das einzige Mal, dass man sich akustisch in einem Bondfilm wähnt.
Arnold Schwarzenegger stellte ein Jahr zuvor (da war doch was? ja: True Lies!) fest, dass Bond seinen Zenit überschritten habe und nicht mehr zeitgemäß sei. Aber die erste Originalgeschichte, in der nicht eine Idee Ian Flemings steckte, schlägt einen deutlich anderen Ton an als seine Vorgänger. Und spielte ähnlich viel Kohle (rund 360 Mio $) wie die die fast doppelt so teure Materialschlacht Camerons ein. Bei imdb auf der #6, metacritic auf der #9 und den Tomaten auf der #10 - Pierce Brosnan ist eingeschlagen wie ein elektromagnetischer Puls ... oder so