Vor ein paar Tagen ging's weiter mit dem britischen Superspion
Im Geheimdienst Ihrer Majestät / On her Majesty's Secret Service (1969)
Film: 6/10 - Es hätte der Durchbruch für George Lazenby sein sollen, der nach Connery die Wodka Martinis serviert bekam. Stattdessen war man sich im Studio nicht sicher ob der Vermarktung; hatte man zuvor alles auf die Karte "Sean Connery IS James Bond!" gesetzt, ging man nun das Risiko mit Lazenby ein. Auf Postern war er gesichtslos und auch sonst wurder der noch unbekannte Darsteller (vor allem wegen seiner Ähnlichkeit zu Connery und Physis verpflichtet) sehr verhalten in der Vorvermarktung genannt. Wenn überhaupt. Nix gerührt, ein arg geschüttelter Start für das Ex-Model. Worum geht's im längsten Bond (2:22) vor Craigs Einstand in Casino Royal?
M zieht Bond von SPECTRE ab, da Blofeld (diesmal: Telly Savalas) nicht zu fassen ist. James diktiert Moneypenny seine Kündigung und macht auf eigene Faust weiter. Schließlich kommt er über Gangsterboss Draco und dessen Tochter Tracy (Diana Rigg) doch noch auf die Spur von "Nummer 1". Der hat sich in der Schweiz in einem mysteriösen psychologischen Institut verkrochen, so dass wir im sechsten Abenteuer vornehmlich Alpen, Schnee, und noch mehr Schnee zu sehen bekommen.
Peter Hunt, der in den vorherigen Bonds für den Schnitt verantwortlich war, durfte für diesen Bond auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Er wollte ein episches Abenteuer auf die Leinwand bringen, das - trotz schwieriger Vorgeschichte, nicht einfachem Dreh und kopfloser Vermarktung - immerhin rund 80 Mio $ einspielte, bei einem Budget von 7 Mio $. Bei IMDB nur auf Platz 17, bei rotten tomatoes deutlich weiter oben auf der #9 - als die schweizer Bondversion rauskam, waren die Kritiken eher gemischt, während sie später gnädiger wurden. Nolan (der in Inception fleißig zitiert) und Soderbergh etwa nennen den Film ihren Lieblings-Bond.
Bild: 6,5/10 - Bond ist aus dem Tal der vorherigen Teile wieder raus und zwar ist der Film schon mehr als 50 Jahre alt, das 2,35:1 Bild sieht aber ganz passabel aus; nur noch vereinzelte Laufspuren und Verunreinigungen gibts fast nicht mehr. (Trick)technisch gibt es erneut einen großen Sprung zu sehen. Die Verfolgungsjagden, etwa per Auto oder Skier, kommen nicht mehr vorwiegend via Rückprojektion oder als Zeitraffer-Kurven-Vorbeifahrten auf des Zuschauers Bildwiedergabegerät - sondern auch mit Verfolgerkamera. Das ist häufig noch sehr wackelig - etwa wenn Kamermann Jordan unter einem Helikopter baumelt oder Willy Bogner auf Skiern rückfährtsfilmend mitten "in der Action" ist - bringt aber enorme Abwechslung und Dynamik ins Bild, dass die Actionsequenzen auf ein neues Level hebt.
Ton: 5,5/10 (englisch DTS HD Master) - alles wie gehabt. Weniger Surroundaktivität als im Teil davor, allerdings ist es in den Alpen auch nicht so leicht, Surround zu entwickeln. Barrys Score klingt routiniert wie mittlerweile gewohnt. Er variiert diesmal den Tite, der auch musikalischer Pate für Pixars "The Incredibles" war: Barry war die erste Wahl um Pixars Agentenfilm musikalisch zu untermalen, lehnte aber ab weil er sich nicht einfach kopieren wollte. Der Titelsong (der nicht im Titel läuft) ist der letzte Song den Louis Armstrong aufgenommen hat - zu der Zeit so krank, dass er nicht selber Trompeten spielen konnte. Auch dieser Song wurde in einem späteren Bond wieder aufgegriffen, in Craigs letztem nämlich.
Weniger Gadgets, erneut etwas zu lang, aber im Vergleich zu den Vorgängern viel variantenreichere Actionsequenzen. Weniger Jet-Set, kein Vulkan, aber das spektakuläre "Piz Gloria". Welches den Locationscouts so gut gefiel, dass sie den noch nicht vollendeten Bau des Alpenrestaurants finanziell und materiell unterstützten, um dort drehen zu können ;)
... James Bond will return in "Diamons are forever"!