Film: 7,5/10 - Mann-oh-Mann, was für ein Film! Die papierdünne Rahmenhandlung ist schnell erzählt - SWAT Team mit 20 Mann stürmt Hochhaus um Gangsterboss festzunehmen und das Gebäude von Verbrechern "zu säubern". Wesentlich mehr gibt es dazu nicht zu sagen, aber das ist auch bewusst: Gareth Evans' erster Martial Arts Film, Merantau, wurde für das Mißverhältnis zwischen Handlung und überlangen Actionszenen kritisiert. Und so gibt's hier nur noch die Minimalausprägung einer Handlung, die keine weitere Erklärung benötigt: alle versammeln sich an einem Ort und kloppen sich bis nur noch einer steht.
Ich schätze, viele werden Dredd mit Karl Urban kennen. Ähnliches Setting, aber gegen The Raid wirkt der gute Judge (immerhin gleichfalls FSK 18) wie eine gemäßigte Sonntagnachmittagsversion. Was hier in 100 Minuten an Handkanten und Fußtritten durch die Luft fliegt - ich könnte mich nicht erinnern, Martial Arts oder genauer: Pencak Silat, den einheimischen Kampfstil Indonesiens, jemals in dieser Intensität gesehen zu haben. Von Bruce Lee weiß man, dass er sich schneller bewegen konnte, als dass es in unsere geliebten 24 Frames / Sekunde festhalten hätten können. Das gibt's hier hoch 20 zu sehen. Fertig.
Filmisch ist außer Gekloppe nichts zu Vermelden, weswegen ich mich vor mehr Punkten scheue. Im Nahkampfrating aber liegt der Film mindestens bei 11 von 10. Liam Neeson zur Zeit des ersten Taken oder Keanu Reeves aus dem ersten Wick dürften lächelnd auf der Turnmatte sitzen geblieben sein, begleitet von den Worten "Jungs, ihr habt gewonnen. Ich gebe auf."; die Bloodsport Muscles-from-Brussles auch. Wirklich verrückt.
Bild: 6/10 - dem Vernehmen nach war die BluRay des Films schlimmschlimm. Die UHD sieht okay-ish aus, bleibt aber sehr weit hinter den Möglichkeiten des Mediums zurück. Was angesichts des Budgets von einer knappen Mio Dollar und dem verwendeten Kameramaterial nicht verwunderlich ist. Teilweise versumpft es, die Farben sitzen nicht immer richtig, es könnte schärfer sein. Aber das tritt doch letztendlich in den Hintergrund.
Man kann den Schweiß förmlich riechen, wenn die Leute hier durch die Luft fliegen, so dichte ist die Kamera am Geschehen dran. Manchmal dreht und wendet sie sich derart um die Kämpfer herum, dass man nur staunen kann ob der unfasslichen Choreographie die eben häufig auch die Kamera mit einbezieht. Deutlich weniger Schnitte als gemeinhin üblich machen auch dem letzten Zuschauer klar, dass hier lange Sequenzen abgefackelt wurden und nicht blos ein paar Schläge alternder Mimen durch flotten Schnitt aufgepimpt wurden.
Eben diese Kamerabewegungen erklären denn auch das häufig zu dunkle und manchmal unausgewogene Bild. Die Kamera bewegt sich ohne Schnitt frei im Hochhaus, es gibt schlicht keinen Platz für Beleuchtung zusätzlich zum Licht der Sets selber.
Ton: 7/10 (deutsch DTS HD Master) - es wird zu Beginn geschossen, das klingt okay. Es gibt verhaltene Gitarrensounds als Soundtrack zu hören, die insgesamt recht minimalistisch sind. Im Treppenhaus hallts ein wenig. Die Dynamik könnte höher sein. Ansonsten: Kampfschreie während und ein bisschen Gestöhne nach der Action. Ganz ehrlich, der Ton ist ziemlich egal und bringt exakt die Menge Geräusche mit, die es braucht.
... wenn man glaubt, doch schon einiges gesehen zu haben, kommt The Raid daher. So roh und intensiv habe ich Martial Arts noch nicht gesehen. Es wird doch noch mal Teil 2 geben, schätze ich.