Wie man zur Zeit sehen kann, brennen aktuelle Beamer mit 500, 1000 und mehr Nits schon Löcher in Leinwände.
Davon aufgescheucht drehten sich die letzten Tage meine Gedanken darum, wie ich aus meinem NZ8-Grablicht mehr Photonen herausholen oder nutzen kann.
Nachdem ich die Opera HG letzte Woche angetackert habe - die nur 25% mehr Helligkeit brachte, dafür ohne Hotspot und Glitzern - und den P3-Filter entfernt hatte, kam ich zumindest schon auf 170nits bei 6500K. Wobei es mich sehr wurmte, dass von den nativen, gelbstichigen 240nits nur 71% nutzbar waren.
Die Idee
Wie bekannt, muss man es bei hohen Farbsättigungen oder hohen Helligkeitsstufen mit der Farbtreue ja nicht so genau nehmen, also musste ich nur eine Methode erarbeiten, mit der bis ca. 90% Helligkeit das Bild auf den Punkt passt und darüber soll der Beamer machen was er kann.
Da mir, das Beamer-Kalibrieren mit HCFR zu mühsam ist und ich den Ablauf von einem aufs nächste Mal vergesse, erstelle ich seit Jahren schon nur mehr 3D-Luts mit DisplayCal. Mit DisplayCal sind mir aber keine Methoden bekannt, um einen 3D-Lut dahingehend zu tweeken.
Mit Support von Armin289 und KarlKlammer war ich dann schnell in der Lage mit dem JVC-Gamma-Tool mein Ziel zu erreichen.
Der Ablauf
1) Status
Ausgangspunkt ist der auf 6500K eingestellte Weisspunkt. Hierfür muss ich die Gain-Regler meines NZ8 für Rot -46 und Grün -50 stellen. Es bleiben so nurmehr 170nits über.
(Anm.: Diese Bild zeigt nicht den Letztstand, daher sind Gain R und G hier noch etwas anders eingestellt als zuvor geschrieben!)
Stelle ich alle Gain-Regler auf 0, messe ich zwar ~240nits aber für ein Weiss, dass nur 5000K hat und nicht mal auf der Schwarzkörperkurve liegt und somit eigentlich gar kein Weiss ist.
2) Gain => Gamma
Ich erstelle also eine lineare Gammakurve, die das gleiche Bildergebnis liefert wie das Absenken der Gain-Regler und spiele diese in einen der drei Custom-Gamma-Import-Speicher des JVC.
So kann ich im JVC alle Gain-Regler auf 0 stellen und messe dennoch 6500K
3) 3DLut-erstellen
Mit dieser Gamma-Kurve hinterlegt, wird mit DisplayCal in bewährter Weise ein 3D-Lut erstellt.
Mit dem Ergebnis, dass das Bild ident aussieht wie zuvor mit abgesenkten Gain-Reglern.
4) Highlight-Kick
Aber jetzt habe ich die Möglichkeit die Gamma-kurve für R und G für hohe Helligkeiten anzuheben. Sowie hier zB dargestellt.
Das ist meine aktuelle Highlight-Kick-Kurve als zweite importiere Gamma-Kurve.
Damit sind jetzt alle Pixel unterhalb 90% Helligkeit korrekt 3DLut-kalibriert und Highlights können die volle maximale Helligkeit (bei mir die 240nits) nutzen.
Den Startpunkt der Anhebung und den Kurvenverlauf kann man ev. noch optimieren. Wenn der native Weisspunkt zu sehr abweicht kann dieser auch einfach in Auslauf der Gammakurve angepasst werden.
Das Fazit
Ich habe dieses Setup jetzt ausgiebig mit meinen Schnippseln getestet. Sowohl HDR als auch SDR Material. Und habe dabei immer wieder zwischen den beiden Gamma-kurven gewechselt.
Mir gefällt das ehrlich gesagt durchwegs extrem gut!
Scheinwerfern, LED-Leuchten, Sonne und Sterne heben sich jetzt wesentlich deutlicher aus dem Bild hervor, ohne dass diese für mich verfärbt aussehen oder ich einen Nachteil für die anderen Bildelemente ausmachen kann.
Farbverfälschung sah ich bisher nur beim Abspann, bei Untertitel oder am Windows-Desktop.
Hätte versucht die Verstärkung der Highlights in Fotos festzuhalten, das lässt sich aber mit meiner Kamera leider nicht einfangen.
Das Potiential dieser Methode ist natürlich davon abhängig wie und wie groß der Unterschied zwischen dem nativen Weiss und dem D65-Weiss ist.
Wie es sich verhält, wenn ein Beamer im Gegensatz zu meinem NZ8, zuviel Blau hat wäre einmal zu testen.
Genial finde ich auch, dass damit nicht nur die native Helligkeit, sondern auch der volle native Kontrastumfang des Beamer genutzt wird.
Werde damit zwar keine Löcher in die Leinwand brennen, aber das Bild macht jetzt nochmals einen Tick mehr Spass.