Ideale Nachhallzeit in Abhörräumen

  • Die Nachhallzeit ist eine wichtige raumakustische Kenngröße. Mit der sogenannten RT60 Messung wird ermittelt wie lange der Schall benötigt, um nach einem plötzlichen verstummen einer Schallquelle, um 60 dB abzuklingen. Die Nachhallzeit ist also von den Reflexionen des Abhörraumes abhängig. Sie wird in Millisekunden (ms) gemessen.




    Von links nach rechts der Frequenzverlauf, von unten hoch oben der Zeitverlauf (1 Sekunde = 1000 Millisekunden)


    Neben der RT60 Messung eignet sich auch der "Wasserfall" sehr gut um die Nachhallzeit in Abhängigkeit der Frequenz anzuzeigen. Hier der Wasserfall meines Kinos, gemessen mit Room EQ.



    Auf der Rückwand dieser Grafik ist der Frequenzverlauf (Amplitude) abzulesen.
    Der Wasserfall zeigt nach vorne das abklingen des Schalles in Millisekunden.



    @Ralp
    Wie Du bereits geschrieben hast, wäre ein möglichst gleichmäßiger Nachhall über den gesamten Frequenzbereich ideal. In der Praxis ist dies nur schwer zu realisieren. Der Hochtonbereich wird durch Teppich und textile Oberflächen oft überdämpft. Die Nachhallzeit im Bass ist oft zu lang. Da also bei der Nachhallzeit um eine Art Echo das Raumes handelt, ist natürlich auch die Größe des Raumes für den Nachhall verantwortlich. In größeren Räumen kann der Nachhall mit der "Sabinischen Formel" errechnet werden. Hier findet man ein Online Tool zur Berechnung


    Der Tonträger enthält bereits die Rauminformationen der Orginalaufnahme. In der Anfangszene von "Rattatouille" fährt die Kamera in einen großen Speisesaal mit einem großen Volumen. Als die Alte in Ihrem Haus mit der Schrotflinte nach den Mäusen schießt, ist ein kräftiger Wums zu hören. Hätte die Alte im Speisesaal der Anfangsszene geschossen, wäre die Hallinformation natürlich viel länger als in Ihrem Wohnzimmer. Akustisch viel kleiner ist der Bankenraum von "Drag me to Hell". In "Flug des Phönix" gibt es Hallinformationen im Flugzeuginneren, später bei den Gesprächen in der Wüste, ist davon nichts mehr zu hören. So klingt eine Konzert DVD die in einem Konzertsaal aufgenommen ist anders als ein Studioaufnahme.


    Nun gibt es also folgendes Problem. Auf dem Tonträger befindet sich bereits indirekter Schall, nämlich der des Raumes, in dem die Musik aufgezeichnet wurde. Viele als hervorragend bekannte Aufnahmen klingen nur deshalb so gut, weil die Aufnahme unter exzellenten akustischen Bedingungen durchgeführt wurde. Nun addiert sich der Nachhall des eigenen Abhörraumes hinzu. Dieser Effekt ist in den meisten Fällen unerwünscht und kann sich stark klangmindernd auswirken. Die Nachhallzeit des eigenen Raumes sollte (IMHO) niedrig sein, um den Einfluss des Hörraumes auf die Aufnahme gering zu halten.
    Möglichst viel Direktschall soll am Hörplatz eintreffen. Frühe Reflexionen durch Wand, Boden und Decke, sollten verhindert werden.
    Nähere Infos zum Thema gibt es auch hier Burosch Raumakustik
    Auf der Seite gibt es auch eine Tabelle bei der man die Auswirkung von verschiedenen Materialien auf die Nachhallzeit ablesen kann.


    Für Abhörräume gibt es unterschiedliche Anforderung an die Nachhallzeit.





    Bei Aufnahme-, Regieräumen und Heimkinos sollte die Nachhallzeit möglichst gering sein, um die Aufnahme bzw. die Lautsprecherwiedergabe möglichst wenig durch Raumreflexionen zu beeinträchtigen. (Nachhallzeit < 300 ms).


    Bei HIFI-Räumen darf die Nachhallzeit etwas länger sein und zwischen 300 und 400 ms liegen. :laugh: Hier gibt es noch mehr Infos dazu Optimale Raumakustik


    Bei Räumen, die für Sprachdarbietung, z. B. Klassenzimmer, Hörsäle, darf einerseits die Sprachverständlichkeit nicht durch zu hohe Nachhallzeit beeinträchtigt werden, andererseits soll durch Nachhall aber die Lautstärke des Sprechers angehoben werden (Nachhallzeiten zwischen 0,4 und 0,6 s).



    Gruß Andi :P

  • Der Thread ist zwar schon wirklich alt, ich hänge mich trotzdem mal hier dran weil es thematisch passt und ebenfalls zu den wichtigen Grundlagen in Sachen Raumakustik gehört.
    Bezüglich der RT60 und der gewünschten Dauer sehe ich dass sehr ähnlich wie du:

    Zitat

    Bei HIFI-Räumen darf die Nachhallzeit etwas länger sein und zwischen 300 und 400 ms liegen.


    Mein Raum befindet sich bei etwa 200-300ms, das ist einfach mein persönlicher Geschmack.
    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/130509/noxqvrrm.jpg]
    Bei dir ist das offensichtlich ja ähnlich.


    Ich bin allerdings kein erklärter Freund von Wasserfall-Diagrammen, da dort jeder einen perfekten Wasserfall erzeugen kann, wenn er nur lange genug mit den Achsenmaßstäben herumspielt.
    Viele messen nur bis -40dB, andere verbiegen das Diagramm einfach mittels der Zeitachse. Mir fehlt hier die absolute Vergleichbarkeit.


    Daher ist mir für raumakustische Messungen die ETC noch sehr wichtig. Hier lassen sich schön die frühen Reflexionen in Räumen erkennen und direkt den Wänden/Gegenständen im Raum zuordnen. So lässt sich leicht herausfinden, wo ein Raum noch behandelt werden muss.
    Die frühen Reflexionen entsprechen den Peaks im Diagramm. Starke frühe Reflexionen führen zu schlechter Präzision und verwaschenem Klangbild. Daher ist eine Bedämpfung/Vermeidung der frühen Reflexionen eine der wichtigsten, wenn nicht sogar die wichtigste Prämisse im Heimkino (oder bei der Hifi-Anlage).
    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/130509/fpeuk2z6.jpg]
    In diesem Bild kann man die Energieverteilung am Hörplatz über der Zeit erkennen. Die Kurve sollte sich nach dem Anfangsimpuls (bei 0ms) möglichst dauerhaft unterhalb der -20dB-Linie befinden. Das ist hier nicht komplett gelungen. Die Reflexion bei 1,3ms ist auf die relativ wandnahe Aufstellung zurück zu führen. Die Reflexion bei ca. 4ms entspricht der Reflexion am TV. An den Wänden befinden sich zwar Absorber, diese können die tiefen Frequenzen (und gerade die haben viel Energie) nicht behindern. Da kommen wir direkt auf das Problem der ETC, sie zeigt nicht an, in welchem Frequenzbereich die Probleme liegen.
    Das menschliche Gehör ist besonders empfindlich im Bereich zwischen 1kHz und 8kHz, weshalb dieser Bereich für Präzision im Klang und die Bühne besonders wichtig sind. In der ETC erhalten wir jedoch keine Informationen über die Stärke der Reflexionen in diesem Frequenzbereich.


    Dazu schauen wir uns noch die frühen Reflexionen etwas genauer an. Mittels der Analyse des Nachhalls im Bereich zwischen 1kHz und 8kHz innerhalb der ersten 15ms kann das sehr gut abgelesen werden.
    Dieser Nachhall sollte um mindestens 10dB schwächer ausfallen, als das Originalsignal.
    So ein Diagramm sieht folgendermaßen aus (akustisch unbehandelter Raum:
    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/130509/656gm5pp.jpg]
    Bei knapp 1,8kHz beträgt die Pegeldifferenz zwischen Originalsignal und Nachhall lediglich 5dB, nachdem der Raum akustisch optimiert wurde sieht das Diagramm folgendermaßen aus:
    [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/130509/btbnwxww.jpg]
    Bei ca. 4kHz ist die Differenz minimal und beträgt knapp 9dB, auch das ist noch nicht ideal, die Kurven liegen jedoch deutlich weiter auseinander. In diesem Fall verhindert die Größe des Raumes einen besseren Wert.


    So, das wars erstmal an Grundlagen der Raumakustik, bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.


    Viele Grüße,
    Berti

  • Ja, die TR60 Messung sieht bei uns ähnlich aus. Hier ist eine aktuelle Messung von mir.



    Mit Drittel Okave Bändern.




    Die leichte Senke zwischen 400 - 600 Hz führe ich auf die porösen Absorber an der Wand und auf die abgehängte Decke zurück.


    Was bedeuted in diesem Zusammenhang die Anzeige Topt ?
    Auf Grund der hohen Lautstärken die erforderlich sind um die RT60 richtig zu machen, verwendet REW die RT630 und rechnet das Ergebnis auf RT60 hoch. Wir das Ergebnis unter Topt angezeigt ?


    Die RT60 Messungen geben einen guten Eindruck der Nachhallzeit bis Zur Schröderfrequenz.
    Die Raummoden unter etwa 100 Hz können durch die Wasserfallmessungen besser sichtbar gemacht werden.
    Plattenschwinger oder Helmholzresonatoren können somit besser auf die Problemfrequenzen abgestimmt werden.


    Das sieht bei mir aktuell so aus
    Da habe ich bis 30dB - bis 100dB skaliert. Unter 30dB beginnt das Grundrauschen in meinem Raum.
    Der Pegel von der Messung liegt bei etwa 80dB, Frequenzbereich 20 - 200 Hz.
    Angestrebt wir eine NHZ von maximal 300ms. Daher die entsprechende Skalierung dazu.



    TomC
    Kannst Du mal eine Wasserfallmesssung aus Deinem Abhörraum mit gleicher Skalierung einstellen?
    Ich schau mir dass inzwischen mit den Reflexionen (ETC) an, aber mir schwant fürchterliches. :waaaht:

  • Hallo,


    TomC


    Deine Spectral Decay Messung verstehe ich nicht so ganz. Wenn ich das bei meinen Messungen anschaue, dann habe ich einen Pegelabfall von 1 dB bei 20ms, erst bei 80 ms komme ich auf ähnliche Ergebnisse wie du.


    Habe ich da einen Messfehler? Meine Nachhallzeit beträgt recht konstant 0,2 sec.


    Latenight, wie sieht das bei dir aus. Mir scheint ein Pegelabfall von 10 dB innerhalb der ersten 15 ms recht groß.


    Gruß Jan

  • Man kann unter Kontrolls einiges einstellen. Ich habe das mal auf 15 Millisekunden eingestellt und mit 1/6 geglättet. So sieht das Ergebiss vom Sitzplatz etwa so aus.



    Das sind bei mir mit 15ms gerade mal 6 ms Unterschied. :blush:
    Die Messung habe ich am Sitzplatz mit etwa 310 cm Abstand gemacht und trägt alle Rauminformationen.
    Ich vermute mal das sieht besser auss wenn ich näher am Lautsprecher messe.

  • Richtig vermutet !
    Bei einer Messung von meinem Hauptlautsprecher, mit 100 cm Abstand, ist der Unterschied deutlich größer. Zur 15 ms Linie liegt dann eine Unterschied von ca 12 - 16dB. Die seitlichen Reflexionen von den Wänden sind in diesem Bereich offensichtlich wirksam bedämpft.



    Unterhalb 200 Hz wird der Schall nicht nur nach vorne abgestrahlt. Stichwort Bafflestep. Die seitlichen Reflexionen sind auch von 10cm porösem Material nicht mehr zu absorbieren. Hier schmilzt der Abstand von der 15ms auf ein Minimum zusammen. Bleibt die Frage, wiee stark sich das im Bassbereich hörbar auswirkt. Auch die Messung der Amplitude zeigt hier Übererhöhungen, die ich durch den DSP ausgleichen.



    Hier noch eine Messung vom Center, in 100 cm Abstand. Bei etwa 1500 Hz gibt es eine Unregelmäßigkeit. Es wird sich vermutlich um die Schallreflexion auf dem Boden handeln. :waaaht:


  • Hallo Latenight,


    wenn ich das so einstelle, dann habe ich auch ca6 dB bei 15ms. Eigentlich habe ich alle relevanten Flächen bedämpft, sogar wieder etwas rausgenommen, da es zu direkt Klang.
    TomC woran liegt das, daß trotz bedämpfung der Erstreflexionen und Nachall von 0,2 sec. Nur 6 dB Unterschied zum tragen kommen. Wo steht das, daß der Abfall 10 dB betragen sollte?


    Rein theoretisch habe ich doch bei RT60 0,2 sec., einen Pegeabfall von 60 dB in 200ms. Das entspricht 30 dB in 100 ms, dann komme ich auf 4,5 dB bei 15 ms! Oder habe ich da einen Denkfehler?


    Gruß Jan

  • Hallo zusammen,
    ich bin gerade unterwegs und werde deshalb nur kurz antworten, nachher sehe ich mir das aber nochmal genauer an. Die guten Werte in meinem Raum sind auf den geringen Hörabstand zusammen mit den komplett bedämpften frühen Reflexionen zu führen. Neben den Wandabsorbern habe ich ja auch ein Deckensegel. Bodenreflexiknen schaffen es nicht über die Kante der Couch.
    Der kleine Raum bietet damit den Vorteil einer quasi idealen Bühnenabbildung. Der Nachteil liegt im Nachhall im Bass. Dieser geht relativ früh und stark hoch, obwohl Bassabsorber im Einsatz sind.
    Viele Grüße,
    Berti


    PS: Der Nachhall sinkt nicht linear sondern eher exponentiell. Damit hast du bei 100ms vermutlich noch ca. 35-40dB und bei 15ms eben die genannten 6dB.

  • Zitat

    Was bedeuted in diesem Zusammenhang die Anzeige Topt ?


    Topt ist eine REW-eigene Nachhall-Interpolation. Während T20 und T30 einfach den Nachhall nach 20dB bzw. 30dB Abnahme auf 60dB hochrechnen, basiert die Topt-Kurve auf einer realitätsnäheren Interpolation, welche die Schroederkurve, bzw. deren Steigung zugrunde legt.
    Klingt kompliziert, ist aber effektiv einfach eine bessere RT60-Kurve, als die anderen gegebenen (EDT kann anderweitig nützlich sein, wird aber durch die ETC und die Betrachtung der frühen Reflexionen ersetzt).

    Zitat

    Kannst Du mal eine Wasserfallmesssung aus Deinem Abhörraum mit gleicher Skalierung einstellen?


    [Blockierte Grafik: http://s14.directupload.net/images/130520/86hyw9n9.jpg]
    Bis auf die Längsmode bei knapp unter 30Hz bin ich sehr zufrieden. Der Frequenzgang ist elektronisch entzerrt.

    Zitat

    Habe ich da einen Messfehler? Meine Nachhallzeit beträgt recht konstant 0,2 sec.


    In größeren Räumen kann die Nachhallzeit niedrig sein, die frühen Reflexionen aber dennoch stark, so werden Boden und Decke wohl häufig starke Reflexionen im Verhältnis zum übrigen Nachhall generieren. Hast du mal eine Grafik des Nachhalls und der ETC bei dir?

    Zitat

    Wo steht das, daß der Abfall 10 dB betragen sollte?


    "Sollte" ist natürlich schwierig. Das ist eine Norm/Definition für Tonstudios. Nachzulesen hier.
    Da in Tondstudios aber genauso auch in heimischen Räumen jegliche falsche Richtungsinformation fehlen soll, macht es Sinn, die Norm auch im Heimbereich anzuwenden oder zumindest zu versuchen, sich ihr zu nähern. Es sagt ja auch keiner, dass man nicht auch mit 6dB schon gut Musik hören kann. :D


    Viele Grüße,
    Berti

  • Hallo Jan,


    das sieht nach einem durchaus optimierten Raum aus. Die frühen Reflexionen sind zwar durchgängig einen Tick zu stark, das sollte aber dennoch schon recht gut klingen.
    Auch der Wasserfall (zumindest was ich so auf den Bildern erkennen kann, das ist mit den Skalen nicht einfach) sieht soweit gut aus, im Bassbereich gibts zwar noch etwas Nachhall, das ist aber auch kaum zu verhindern.
    Wenn ich das richtig sehe, hast du auch keine Peaks oberhalb der -20dB Linie in der ETC, dennoch könntest du mal nachsehen, welche Gegenstände/Wände eine Laufzeitverlängerung von ca. 90cm und 200cm zur Folge haben. Auf den ersten Blick sieht das wie eine typische Bodenreflexion aus (die 200cm). Die 90cm könnten ihre Ursache bspw. in einem Tisch, der Rückwand oder einer seitlichen Wand haben.


    Alles in Allem sieht das aber wirklich gut aus. Hast du mir mal ein Bild des Raums? Würde mich interessieren.


    Viele Grüße,
    Berti

  • Hallo Berti,


    hier mal ein paar Bilder vom Raum. er ist optimiert. Sind nicht ganz aktuell, aber zeigen die meisten Elemente.


    so sah es mal vor dem Umbau aus, noch mit dem alten Lautsprechersystem:



    dann folgte der Umbau, um die Elemente zu verstecken, da es sich auch um unser Wohnzimmer handelt:




    hinter der Leinwand sind ebenfalls Elemente:



    jetzt sieht es so aus (fast aktuell)





    Gruß Jan

  • Ja, das passt auch gut zu den Werten der Kurven (wäre ja auch schlimm wenn nicht).
    Die 200cm Laufzeitunterschied dürften wirklich der Bodenreflexion entsprechen. Der Teppich ist nicht in der Lage, Frequenzen unterhalb von vllt 3-4kHz noch wirksam zu bedämpfen.
    Die 90cm Unterschied sind scheinbar echt der Tisch, das müsste in etwa hinkommen.


    Viele Grüße,
    Berti

  • Hallo,


    das klingt plausibel. Mich würde mal interessieren, warum sich die Decay Darstellung so stark verändert, wenn man die Rise Time von 100ms auf 15 ms stellt.
    Im Normalzstand stand sie auf 100ms und dann hatte ich bei 15 ms einen Pegeabfall von nur einem dB. Stelle ich sie auf 15 ms dann sieht es so aus wie dargestellt.
    Konnte in der Anleitung dazu nichts finden. Was genau bewirkt diese Einstellung?


    Gruß Jan

  • Zitat

    Konnte in der Anleitung dazu nichts finden. Was genau bewirkt diese Einstellung?


    Stimmt, ich hatte ja völlig vergessen, dass diese Einstellung standardmäßig auf 100ms steht. Da habe ich auch nur knapp 1dB Abnahme. Leider gibt es wirklich nichts im Netz zur rise time. Es handelt sich dabei scheinbar um die Signalanstiegszeit, welche genauen Auswirkungen das hat, kann ich leider nicht sagen. Ich nehme an, dass die Nachhallkurve bei langer rise time (100ms) deshalb so kleine, immer größer werdende Unterschiede zeigt, weil der Nachhall durch das steigende Signal überlagert wird. Sicher bin ich mir hier aber nicht. Diese Betrachtung legt dann nahe, die rise time auf den kleinstmöglichen Wert (0,1ms) zu stellen, da nur der Nachhall eines kurzen Impulses für diese Messung der frühen Reflexionen interessant ist.


    Viele Grüße,
    Berti

  • Hi Berti
    vielen dank nochmal für die kurze Einweissung in die ETC Messungen von REW.
    So lässt sich schon noch das ein oder andere Optimierungspotenzial erkennen. :)


    Deine Wasserfallmessungen sehen doch auch sehr gut aus. Das hat schon große Vorteile, wenn man viel Direktschall am Abhörort hat. :respect:


    Meine Befürchtungen haben sich in jedem Fall bestätigt.
    Die Reflexionen von den Seitenwänden und der Leinwand sind unterhalb 200 Hz deutlich auf den Messungen zu sehen. Auch meine Ledercouch ist nicht gerade ideal für die Reflexionen.


    So gleichmäßig wie bei Euch, sieht das bei mir daher nicht aus. Hier mein linker Mainlautsprecher.



    Beim Center ist es dann eben die Bodenreflexion zu sehen.



    Vielleicht mache ich bei meinem nächsten Heikinobau auch eine transparente Leinwand. :cheer:
    Eventuell kann man bei einem Wandeinbau oder Eckaeinbau auch mit Schlitzplattenabsorber arbeiten um dass 200 Hz Problem in den Griff zu bekommen. Auch die >>> Lochplattenabsorber von Trikustik finde ich interessant wenn man sie schräg an der Wand anbringt sollten aus diese breitbandig arbeiten. Davor bzw. dahinter könnte dann noch eine Schicht Mineralwolle bzw. Basotec angebracht werden.
    Mal schauen vielleicht unternehme ich da mal ein paar Versuche. Jetzt habe ich ja eine gute Möglichkeit die Erfolge oder Misserfolge messtechnisch zu überprüfen. :respect:

  • Zitat

    Das hat schon große Vorteile, wenn man viel Direktschall am Abhörort hat. :respect:


    Definitiv, auch wenn die Boxen nicht direkt perfekt für solche Aufstellungen geeignet sind.

    Zitat

    unterhalb 200 Hz deutlich auf den Messungen zu sehen. Auch meine Ledercouch ist nicht gerade ideal für die Reflexionen.


    Eventuell sind ja Plattenresonatoren eine Lösung für dich. Lochplattenabsorber sind natürlich auch eine Möglichkeit, allerdings sind die angegebenen Diagramme immer mit viel Vorsicht zu genießen, in der Realität sind die Werte üblicherweise deutlich schlechter.
    Wenn du die genaue Problemfrequenzen der Reflexionen ermitteln willst, eignet sich die "Frühe-Reflexions"-Messung abhängig von der Frequenz am besten, die wir auf den letzten Seiten diskutiert haben.


    Viele Grüße,
    Berti

  • Ich frage mich nur, wie stark man diese Reflexionen bei 200 Hz hören kann.
    Lohnt da eine weitere Optimierung ? Mich stört da so weit eigentlich nichts.
    Kann es sein, das ich gelesen habe, das Ohr kann die frühen Reflexionen von der Originalschallquelle nicht auseinanderkennen und misst den Schall darum der Originalquelle zu ?
    Im Bereich von 1000 Hz ist das sicher anders zu beurteilen. Wie siehst Du das Berti ?


    Hier kannst Du die Einbausituationen meiner Mainlautsprecher sehen.


    >>> Cuba Libre


    Im Heimkino ist ja dann oft noch eine Leinwand die solche Reflexionen verusachen
    Mit ein bischen Basotec bzw. Mineralwolle ist da ja leider nicht viel zu reisen.
    Auf der Leinwand sieht das Zeug auch nicht so toll aus. :zwinker2:


    Als ich mit dem DSP die Auslöschung vom Baffle-Step kompensiert habe, hat sich das sofort postiv bemerkbar gemacht. Die Frequenz unterhalb des Baffle-Step verursacht diese Reflexionen bei mir.

  • Hallo Latenight,


    ich habe das auch gelesen, daß das Ohr, frühe Reflexionen nicht kompensieren kann, erst ab einer bestimmten Laufzeit blendet unser Ohr diese aus.


    Allerdings denke ich, daß frühe Reflexionen die Impulskraft mindern und diese Frequenbereiche verwaschener darstellen. Was denkst du?


    Das habe ich gerade noch dazu gefunden. Sehr komplexes Thema: http://www.casakustik.de/down/Fruehe_Reflexionen_+_Abb..pdf
    Gruß Jan

  • Zitat

    Lohnt da eine weitere Optimierung ?


    Die kritischsten Frequenzen bei frühen Reflexionen liegen im Bereich zwischen 1kHz und 8kHz. 200Hz ist da nicht unbedingt extrem wichtig, die Reflexionen verhindern halt eine ebene Wellenfront bzw. die Verarbeitung der eingehenden Front.
    Innerhalb der ersten 15ms ist das menschliche Gehör nicht in der Lage, die Signale zu unterscheiden und macht daher ein Signal mit entsprechend falschen Richtungs und Zeitdauerinformationen daraus.

    Zitat

    Kann es sein, das ich gelesen habe, das Ohr kann die frühen Reflexionen nicht von der Originalschallquelle auseinanderkennen und misst den Schall der Originalquelle zu ?


    Der erste Teil stimmt, der zweite leider nicht. Das Gehör vermischt die Original- und die Reflexionsquelle.

    Zitat

    Allerdings denke ich, daß frühe Reflexionen die Impulskraft mindern und diese Frequenbereiche verwaschener darstellen. Was denkst du?


    Das stimmt und liegt an der oben beschriebenen ebenen Wellenfront (sie wird niemals komplett eben sein, nähert sich diesem Idealzustand aber ohne frühe Reflexionen sehr gut an.)


    Viele Grüße,
    Berti

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