Die Nachhallzeit ist eine wichtige raumakustische Kenngröße. Mit der sogenannten RT60 Messung wird ermittelt wie lange der Schall benötigt, um nach einem plötzlichen verstummen einer Schallquelle, um 60 dB abzuklingen. Die Nachhallzeit ist also von den Reflexionen des Abhörraumes abhängig. Sie wird in Millisekunden (ms) gemessen.
Von links nach rechts der Frequenzverlauf, von unten hoch oben der Zeitverlauf (1 Sekunde = 1000 Millisekunden)
Neben der RT60 Messung eignet sich auch der "Wasserfall" sehr gut um die Nachhallzeit in Abhängigkeit der Frequenz anzuzeigen. Hier der Wasserfall meines Kinos, gemessen mit Room EQ.
Auf der Rückwand dieser Grafik ist der Frequenzverlauf (Amplitude) abzulesen.
Der Wasserfall zeigt nach vorne das abklingen des Schalles in Millisekunden.
ZitatAlles anzeigenHallo Andi,
ich weiß wirklich nicht nach welchen Nachhallzeiten die Toningenieure die Scheiben abmischen. Woher hast Du die Info, das wäre ja der richtige Ansatzpunkt, wenn wir wissen würden wie ist zum Beispiel 2012 abgemischt. Auf 300 ms wie früher die Schaltplatten, hat sich in dieser Zeit von Anfang CD bis Blu Ray etwas verändert. Sind die Filme ohne Nachhallzeit abgemischt, wenn die Rears den Nachhall machen?
Ist THX - Dolby und DTS alle auf dem gleichen Nachhall - Tripp?
Ich bemerke bei mir, dass viele Filme von Musik leben. Nach meinem Geschmack ist ein Film mit etwas mehr Nachhallzeit im Raum etwas luftiger klingend und die Fehler der Techniker nicht so stark von der Anlage transportiert werden.
Wer bestimmte eigentlich die Nachhallzeit?
Wer sagt das es die richtige Zeit ist?
Ist die Nachallzeit nicht auch abhängig von der Raumgröße?
Bei meinem Freund, er hat ein Tonstudio, er hört seine Abhörungen, fast ohne Nachhall um die Fehler der Aufnahme zu hören , er meint aber zu einem Hörgenuss muss ein Nachhall vorhanden sein. Er sagte mir weiter: Es ist wichtiger, dass der Nachhall über den ganzen Frequenzgang gleich sein soll, dass ist aber sehr schwer zu erzielen.
Gruß Mad Ralph
@Ralp
Wie Du bereits geschrieben hast, wäre ein möglichst gleichmäßiger Nachhall über den gesamten Frequenzbereich ideal. In der Praxis ist dies nur schwer zu realisieren. Der Hochtonbereich wird durch Teppich und textile Oberflächen oft überdämpft. Die Nachhallzeit im Bass ist oft zu lang. Da also bei der Nachhallzeit um eine Art Echo das Raumes handelt, ist natürlich auch die Größe des Raumes für den Nachhall verantwortlich. In größeren Räumen kann der Nachhall mit der "Sabinischen Formel" errechnet werden. Hier findet man ein Online Tool zur Berechnung
Der Tonträger enthält bereits die Rauminformationen der Orginalaufnahme. In der Anfangszene von "Rattatouille" fährt die Kamera in einen großen Speisesaal mit einem großen Volumen. Als die Alte in Ihrem Haus mit der Schrotflinte nach den Mäusen schießt, ist ein kräftiger Wums zu hören. Hätte die Alte im Speisesaal der Anfangsszene geschossen, wäre die Hallinformation natürlich viel länger als in Ihrem Wohnzimmer. Akustisch viel kleiner ist der Bankenraum von "Drag me to Hell". In "Flug des Phönix" gibt es Hallinformationen im Flugzeuginneren, später bei den Gesprächen in der Wüste, ist davon nichts mehr zu hören. So klingt eine Konzert DVD die in einem Konzertsaal aufgenommen ist anders als ein Studioaufnahme.
Nun gibt es also folgendes Problem. Auf dem Tonträger befindet sich bereits indirekter Schall, nämlich der des Raumes, in dem die Musik aufgezeichnet wurde. Viele als hervorragend bekannte Aufnahmen klingen nur deshalb so gut, weil die Aufnahme unter exzellenten akustischen Bedingungen durchgeführt wurde. Nun addiert sich der Nachhall des eigenen Abhörraumes hinzu. Dieser Effekt ist in den meisten Fällen unerwünscht und kann sich stark klangmindernd auswirken. Die Nachhallzeit des eigenen Raumes sollte (IMHO) niedrig sein, um den Einfluss des Hörraumes auf die Aufnahme gering zu halten.
Möglichst viel Direktschall soll am Hörplatz eintreffen. Frühe Reflexionen durch Wand, Boden und Decke, sollten verhindert werden.
Nähere Infos zum Thema gibt es auch hier Burosch Raumakustik
Auf der Seite gibt es auch eine Tabelle bei der man die Auswirkung von verschiedenen Materialien auf die Nachhallzeit ablesen kann.
Für Abhörräume gibt es unterschiedliche Anforderung an die Nachhallzeit.
Bei Aufnahme-, Regieräumen und Heimkinos sollte die Nachhallzeit möglichst gering sein, um die Aufnahme bzw. die Lautsprecherwiedergabe möglichst wenig durch Raumreflexionen zu beeinträchtigen. (Nachhallzeit < 300 ms).
Bei HIFI-Räumen darf die Nachhallzeit etwas länger sein und zwischen 300 und 400 ms liegen. Hier gibt es noch mehr Infos dazu Optimale Raumakustik
Bei Räumen, die für Sprachdarbietung, z. B. Klassenzimmer, Hörsäle, darf einerseits die Sprachverständlichkeit nicht durch zu hohe Nachhallzeit beeinträchtigt werden, andererseits soll durch Nachhall aber die Lautstärke des Sprechers angehoben werden (Nachhallzeiten zwischen 0,4 und 0,6 s).
Gruß Andi