Im Grunde bin ich mit den Klang meiner Anlage zufrieden. Allenfalls das große CinemaxX in Hamburg mit dem Meyer Sound-System kann da noch mithalten.
Doch wie es im Hobby so ist, wünschte ich mir eine Verbesserung.
Vergleiche bei anderen Heimkinofreunden zeigten dann aber auch auf, dass eine verhältnismäßig geringe klangliche Verbesserung mich eine Investition für neues Equipment im 5-stelligen Eurobereich kosten würde. Das war ich nun wirklich nicht bereit, auszugeben.
Eigene Messversuche mittels Sinustönen und aktuellem Messequipment brachten mich nicht wirklich weiter.
Also orderte ich einen Akustiker, der mir von der Firma Kinoton vermittelt worden ist, um den Sound in meinem Heimkino einmessen zu lassen.
Pünktlich tauchte ein ausgesprochen sympathischer Typ auf, mein Alter, locker und konnte Details gut verständlich für mich als Laien erklären.
"Super! Keine parallelen Wände! Das ist ideal für den Ton!" sagt er spontan, als er das Heimkino betrat. "Wellen werden sehr früh gebrochen und können sich kaum noch aufschaukerln."
Anschließend nahm er eine Lautsprechermessung in 1 Meter Entfernung vor, um den nativen Frequenzgang der einzelnen Speaker zu ermitteln.
Anschließend wurden 4 Mikrofone aufgestellt. 2 vor und zwei leicht versetzt hinter dem Referenzplatz. Gemessen wurde nun mit dem R2 von THX.
Wie im THX-lizenzierten Kino wurden auch bei mir die Messungen im hinteren Drittel des Raumes vorgenommen (Reihe 2).
Es folgte eine Messung am Referenzplatz. Frequenzgang, Impuls, Wasserfall.
Ich hatte beim Betrachten der Ergebnisse eigentlich erwartet, dass der Akustiker nun per Equalizer den Frequenzgang begradigt. Aber ganau das geschah nicht.
Es sollten nicht nur ein oder zwei Sitzplätze einen möglichst ideal klingenden Ton erfahren, sondern 12 Sitzplätze.
Da bringt es nicht viel, wenn per EQ der Frequenzumfang auf einen einzigen Sitzplatz hin verbogen wird und sich dadurch auf anderen Sitzplätzen viel massivere Probleme ergeben.
Nehmen wir als Beispiel einen Kontrabass:
Der spielt runter bis 30 Hz.
Auf meinem Referenzplatz sind 30 Hz viel zu laut (Raummode) und ich habe Auslöschungen bei etwa 50 Hz.
Wird nun ein 30 Hz Sinus-Ton gespielt und abgesenkt, passt das am Referenzplatz. Ein 50 Hz Sinus-Ton wird entsprechend angehoben. Damit sind die Töne des Kontrabasses am Referenzplatz gleich laut aber auf allen anderen Plätzen werden die Unterschiede teilweise noch deutlich größer, so dass dieses Instrument dann disharmonisch klingt.
Durch die Absenkung der Pegel von Sinustönen wird auch das Impulsverhalten verändert. Kurze Impulse können nun im 30 Hz-Bereich viel zu leise klingen.
Was ist also zu tun, damit es dennoch stimmig klingt?
Ich habe 3 Subwoofer.
1 x vorne unter der Leinwandbühne.
2 x hinten links und rechts im Raum.
Der Subwoofer hinten links wurde wieder "Out-of-Phase" angeschlossen.
Ergebnis, massive Basserhöhung in der letzten Reihe von rund 17 Dezibel. Das tat auf den Ohren weh!
Dazu der Akustiker: "Wir werden die hinteren Subs nur noch zum füllen nutzen."
Die Pegel der hinteren Subs wurden nun massiv an der Endstufe abgesenkt.
Es wurden zunächst nur die einzelnen Subwoofer eingestellt, verschoben, aufeinander abgestimmt und danach ausgeschaltet. Danach wurden die übrigen Speaker nacheinander eingemessen. Die Subs wurden wieder eingeschaltet. Der dritte Schritt war nun die Anpassung der Pegel aller Lautsprecher an die Übernahmefrequenz von 80 Hz. 80 Hz haben sich hier als ideal erwiesen, weil kaum Korrekturen per Equalizer nötig sind.
Die gemittelte Messung, das Wasserfalldiagramm und die Impulswerte sahen fantastisch aus (jedenfalls für mich als Laien).
Die Senke zwischen 50 und 60 Hz war weitgehend aufgefüllt. Allerdings ergab sich nun eine leichte Erhöhung von rund 4,5 dB um 30 Hz herum.
Dazu der Akustiker: "Ohne bauliche Veränderungen bekommen wir die nicht weg. Außerdem sind ein paar Spaß-dB durchaus zu Hause erlaubt."
Da der Equalizer in der Onkyo PR-SC886 keine Korrekturen um 30 Hz erlaubt, musste ich mich nun entscheiden. Entweder eine geringe Erhöhung in dieser Frequenz oder ein ordentliches Loch zwischen 50 und 60 Hz.
Ich entschied mich für die Spaß-dB!
Von einer pauschalen Pegelerhöhung des ganzen Bassbereichs um 5 bis 10 dB (wie er im Heimkino üblich ist und sogar von einigen Fachzeitschriften empfohlen wird) riet mir der Akustiker ab. Er meinte, dass damit die Homogenität leiden würde. Während das Gehör noch mit dem (zu lauten) Tiefbass beschäftigt ist, würde dadurch die Wahrnehmung von Mittel- und Hochton abnehmen. Das kann dann zu einer eingeschränkten Detailwahrnehmung führen.
Sollte ich den Bass aufgrund "falscher" Hörgewohnheiten (z.B. Bass zu laut) nun als zu leise empfinden (was aktuell wirklich nicht der Fall ist), soll ich mich zunächst ein paar Tage einhören. Die Hörwahrnehmung muss erst mal wieder auf weitgehend "genormte" Werte adaptiert werden.
Darüber hinaus haben wir eine Audyssey-Messung nach der Neuplatzierung und Pegel-"Einstellung" der Subwoofer vorgenommen. Eine Kontrollmessung ergab, dass der Frequenzverlauf von 20-10000 Hz beinahe wie mit dem Lieal gezogen aussag. Das hätte ich nun nicht erwartet.
Der Akustiker zeigte mir abschließend am Equalizer, dass die Korrekturen, die er durchgeführt hat relativ gering waren. Er riet mir sogar dazu, sämtliche Korrekturen aus allen Lautsprecher von 100 bis 250 Hz rauszunehmen und nur die Anhebung ab 6000 Hz (2-3 dB) drin zu lassen, da ich ohnehin im Nahfeldbereich der Lautsprecher sitze.
Ich sollte mich diesbezüglich mal in Ruhe einhören.
Preis für die akustische Optimierung: 120 Euro für 1,5 Stunden plus 70 Euro für die An/Abfahrt.
Ergebnis: Mir gefällt es nun endlich. Der Bass drückt mit ordentlichem Volumen in den Raum ohne irgendwie zu dröhnen. Immer wieder sind heftige Schläge auf der Brust zu spüren. Die Hosenbeine flattern. Das ist irre spektakulär.
Die Feinauflösung und die Dynamik sind sehr gut. Selbst im heftigsten Bassgewitter sind leise Details deutlich herauszuhören (Terminator 4 - Kapitel 2: Während des Angriffs sind wirklich die leisesten Stimmen der Männer und Frauen deutlich zu verstehen als sie aus den Hubschraubern aussteigen und angreifen, während um sie herum alles Mögliche explodiert). Diese Feinauflösung habe ich sogar auf 10-mal teureren Anlagen bislang so nicht wahrgenommen.
"Allenfalls limitieren die Lautsprecher in der Schnelligkeit. Ein Hornsystem mit höherem Wirkungsgrad und besserem Impulsverhalten würde den Klang noch spektakulärer machen“, sagte der Akustiker. „Aber dann kommst du auch im 5-stelligen Eurobereich nur für die Lautsprecher an! Aber das ist Kritik auf ganz hohem Niveau!“ - Mir daher erst mal egal. So etwas wie aktuell hab ich im Kino jedenfalls noch nicht gespürt. Es dröhnt überhaupt nichts mehr, der Bass ist knochentrocken und bei heftigen Bassattacken hebt es einen beinahe aus dem Sitz. Männerstimmen klingen sonor, Frauenstimmen kräftig, mit Körper und dennoch ohne Zischlaute. So macht Heimkino wirklich Spaß.
Ob mir die Herausnahme der Korrekturen zwischen 100 und 250 Hz besser gefällt, kann ich abschließend noch nicht beantworten. Ich habe das Gefühl, dass nach der Herausnahme der EQ-Einstellungen der Klang (vor allem Männerstimmen) in diesem Frequenzbereich ( alle Regler auf 0 ) minimal "dumpfer" oder "belegter" klingt. Aber gerade bei Musik ist dadurch keinerlei klanglicher Unterschied zwischen den Speaker mehr wahrzunehmen.
Nur von einem deutlichen qualitativen Unterschied kann ich hier nicht sprechen - eher von einem subjektiv empfundenen minimalen Unterschied.
Audyssey fällt im direkten Vergleich so weit ab (vor allem im Sprachbereich, der sich anhört als würden die Darsteller in eine Konservendose sprechen), dass ich mich ernsthaft frage, wie mir das überhaupt mal gefallen konnte! Die Hallanteile in den Surrounds mittels Audyssey finde ich auch wenig angenehm. – Nur um das mal klarzustellen, für sich allein klingt Audyssey schon richtig gut.
Im direkten Vergleich mit Audyssey klingt der Sound mit den Einstellungen, die der Akustiker vorgenommen hat, viel natürlicher, dynamischer und "schneller" (impulsiver). Davon profitieren meiner Meinung nach sowohl Musik als auch Filmton.