Wie schon gesagt wurde gab es die "Dunkelpause" (Schwarzbildeinfügung, Darkframe Insertion) im Kino NUR bei analoger Film(band)projektion (35 mm, 70 mm, sowie auch im Amateur und Semiamateurbereich 16 mm, 8 mm, Super8 etc.).
Das war eine technische Notwendigkeit um den Weitertransport des Films vor den Augen des Zuschauers zu verbergen. Der Film wird ja nicht kontinuierlich vor zwischen Lampe und Objektiv durchgezogen, sonst würde man überhaupt nichts erkennen, sondern jedes Bild muss stillstehend eine kurze Zeit durchleuchtet werden und dann weitertransportiert (das wird über ein Malteserkreuzgetriebe erreicht).
Den Filmtransport würde man aber auch als Wischbewegung sehen, daher schließt hier kurzzeitig eine Flügelumlaufblende (Shutter) den Lichtweg.
Bei 24 B/s würde das erheblich flackern, daher hat man üblicherweise eine Doppelumlaufblende mit 4 Flügeln, die zweimal während eines Filmbildes umläuft bzw. einmal während des Weitertransportes und einmal als Unterbrechung des stehenden Bildes.
Das flimmert dann eben mit 48 Hz, das ist das typische (früher bekannte) "Kinoflimmern".
Es gibt/gab aber auch sehr gute Projektoren mit Dreifachumlaufblende, die dann mit 72 Hz kaum noch flimmerten.
Das führt zu einer eher stroboskopartigen Bewegungsdarstellung, die aber trotzdem dem Gehirn eine bessere Bewegungsverfolgung ermöglicht als bei heutigen Digitalprojektoren.
Diese haben nämlich, egal ob im Kino oder zuhause, keine solche Umlaufblende oder vergleichbare digitale Einrichtungen.
Wie schon geschrieben gibt es in einigen Heimkinodigitalprojektoren eine Dark Frame Insertion, im Kino gibt es das meines Wissens nach nicht (v.a. wohl wegen der empfundenen Helligkeitsreduzierung dadurch und Zwischenbildberechnungen gibt es im Kino sowieso nicht, sowas dürfte von der DCI auch verboten sein denke ich.
Digitale Projektoren sind sogenannte Sample&Hold-Displays, ein Bild wird einfach so lange gezeigt bis es vom nächsten überschrieben wird.
Das führt in der Regel eher zu einer verwischten, verschmierten Bewegungsdarstellung. Im Detail ist das aber noch von der Paneltechnik abhängig, ob DLP oder LCD, LCOS und auch bei LCOS bspw. gibt es noch nativ Unterschiede zw. Sony und JVC.
Im Kino kommt hauptsächlich (3 Chip) DLP zum Einsatz, aber auch LCOS von Sony (SXRD). Auch da kann man Unterschiede in der Bewegungsdarstellung erkennen.
Auf der Aufnahmeseite (Kamera) gab und gibt es auch einen Shutter (analoge Filmkameras mit Umlaufblende, aber nur 2-flügelig, Digitalkameras zunächst auch mit mechanischer Umlaufblende, heute mit elektronischem Shutter).
Hier war die Notwendigkeit natürlich auch bei analogen Kameras, den Filmweitertransport zu verbergen bzw. in der Zeit nicht zu belichten sonst verschmiert alles in Transportrichtung (bei 35 und 70 mm normal üblich vertikal), aber auch für die Bewegungsdarstellung ist das (nach wie vor) nötig.
Beim normalen Kinofilm arbeitet man üblicherweise mit einem 180 Grad-Shutter, d.h. die Hälfte der max. möglichen Belichtungszeit eines Filmbildes (bei 24 B/s 1/24 s) bleibt dunkel, die Belichtungszeit von 1/48 s ergibt sich.
(Der Shutterwinkel bezeichnet dabei den Öffnungswinkel der Umlaufblende, auch in Digitalkamerazeiten wird die Bezeichnung shutter angle weiter in der Filmindustrie verwendet).
Während der Belichtung des Filmbildes erzeugt ein sich bewegendes Objekt ein verwischen auf dem Filmbild entsprechend der Länge der Belichtungszeit (motion blur).
Durch den motion blur hat man bei der Wiedergabe auf einem Projektor (auch einem digitalen Sample&Hold Display) dann kein totales "Springen" des Objekts, wie hier oben beschrieben, sondern schon eher ein schmieren.
Ein "Springen" (Stroboskopeffekt) bekommt man mit zunehmend kürzerer Belichtungszeit der Kamera (und damit längerer Dunkelpause), das wird durch kleinere Shutterwinkel erreicht, aber nur ab und an als Stilmittel eingesetzt (z.b. bei Saving Private Ryan am Anfang die Erstürmung des Strandes oder bei Gladiator in Arenaszenen). Sonst wird in sicher mehr als 90% der Fälle der übliche 180 Grad Shutter verwendet.
Auf digitalen Sample&Hold Displays empfinde zumindest ich die Bewegungsdarstellung als eher schmierend. Insbesondere bei bestimmten Kameraschwenks mit unpassender Geschwindigkeit ( es gibt wohl Kameraleute die das kennen und sowas vermeiden, andere aber wohl nicht. Insbesondere wenn es kein fixiertes mit der Kamera mitbewegendes Objekt gibt dem das Auge folgen könnte).
Ich bevorzuge hier auch Zwischenbildberechnungen auf niedriger Stufe, da ich auf hoher Stufe (oder auch bei nativem HFR) den Soap Opera Effekt auch zu stark empfinde.
Wie nun die Zwischenbildberechnungen der einzelnen Projektoren/Hersteller genau arbeiten, ist weitestgehend deren Betriebsgeheimnis.
Die Unterschiede, auch in den verschiedenen Stufen (gering/hoch oder gering/mittel/hoch etc.) bestehen aber definitiv NICHT nur in der unterschiedlichen Anzahl an Zwischenbildern, denn ein permanent eingefügtes Zwischenbild würde für einen ausgeprägten Soapeffekt schon reichen (das hat mir der "Hobbit" in 48fps HFR im Kino gezeigt - und JA ich mache hier keinen Unterschied zwischen real mehr Bildern pro Sekunde und eingefügten Zwischenbildern, ich sehe da keinen Unterschied).
Die Unterschiede sind auch darin begründet WANN Zwischenbilder eingefügt werden und wann nicht. Es werden Bewegungsgeschwindigkeiten (-vektoren) in den Bildern analysiert und nur bei bestimmten Geschwindigkeiten (z.b. schnelle Bewegungen) Zwischenbilder eingefügt, bei anderen nicht.
Das ist leider nirgends für die Öffentlichkeit dokumentiert wie, wann und wieviele Zwischenbilder in den jeweiligen Stufen eingefügt werden. Hier ist man leider auf eigene Sichtungen angewiesen (was aber auch für alle anderen Bildparameter gilt).