Nun kommen wir zu dem Punkt, der mir beim Filmerlebnis am wichtigsten ist:
Das Bild
Interessanterweise schreiben viele Heimkino-Enthusiasten, nach meinem Eindruck sogar die Mehrheit, dass ihnen der Ton wichtiger ist als das Bild.
Bei mir ist das normalerweise nicht so.
Normalerweise deshalb, weil mir bei Konzertaufnahmen und Musikfilmen doch der Ton wichtiger ist.
Da ich jedoch mehr „gewöhnliche“ Filme schaue ist es also in der Mehrheit das Bild.
Wichtig sind mir beim Bild (Zahl = Priorität):
1 Bildgröße (relativ und absolut)
2a Helligkeit
2b Kontrast und Schwarzwert
3 Schärfe und Auflösung
4a Farben (erweiterter Farbraum, Genauigkeit)
4b Bildruhe
Ich habe diesen Beitrag nach den Prioritäten strukturiert, die Punkte Projektor, Leinwand und Raumgestaltung flechte ich an den passenden Stellen ein.
Meine Prio 1: Bildgröße
Ein großes Bild ist das was für mich im eigentlichen Sinne das Heimkinoerlebnis ausmacht.
Daher ist es für mich auch die erste Priorität.
Die Leinwand habe ich sowohl in Breite als auch Höhe so groß wie möglich gemacht:
385 x 182 cm
Für 2,35:1 beträgt die Bildgröße damit 385 x 164 cm, für 1,78:1 sind es 324 x 182 cm.
Die begrenzenden Faktoren für die Leinwandgröße sind: links und rechts die außerhalb der Leinwand befindlichen Frontlautsprecher, oben und unten die beiden Centerlautsprecher
Der Augenabstand zur Leinwand beträgt in der ersten Reihe ca. 360 cm.
Mit der relativen Größe ist das Verhältnis Bildgröße geteilt durch den Augenabstand zur Leinwand gemeint, mit der absoluten Größe die Bildgröße unabhängig vom Augenabstand.
Bei der relativen Bildgröße bin ich mit diesen Werten in meinem persönlichen Optimalbereich.
Theoretisch würde mir bei der absoluten Größe (noch) größer noch etwas besser gefallen, dann mit entsprechend größerem Augenabstand zur Leinwand um die relative Größe beizubehalten.
Das gibt der Raum jedoch nicht her.
Außerdem wäre es bei den in Frage kommenden Projektoren auch problematisch mit den Prios #2 und #3 so dass ich in der Gesamtbetrachtung mit 385 cm Bildbreite sehr zufrieden bin.
Meine Prio 2a: Helligkeit
Dazu zunächst einige Vorbemerkungen.
Visuelle Wahrnehmung – Der Einfluss der Helligkeit auf die Wahrnehmung von Kontrast, Farbe und Schärfe
Kurzüberblick der Grundlagen zum Verständnis
> Rezeptortypen K, M, L Zapfen -> Farbwahrnehmung, aktiv bei größeren Helligkeiten
> Rezeptortyp Stäbchen -> Helligkeitswahrnehmung, aktiv bei geringeren Helligkeiten
> Sehgrube (fovea centralis) -> Bereich der Netzhaut mit der höchsten Auflösung, nur Zapfen
Zusammenfassende graphische Darstellung
Visuelle_Wahrnehmung.png
Fazit
Die Auflösung von Helligkeitsdifferenzen, die Anzahl unterscheidbarer Tonwerte (Helligkeitswerte), die Farbwahrnehmung sowie die Sehschärfe nehmen mit der Helligkeit zu bis sie bei Tageslichtbedingungen ab einer Größenordnung von ca. 100 FL (foot lambert) ihr Optimum erreichen.
Die Farbwahrnehmung beginnt ab einer Helligkeit von ca. 0,1 FL, im Bereich des photopischen Sehens ab 1 bis 10 FL sind ausschließlich die farbempfindlichen Zapfen aktiv und es wird die vollständige Farbwahrnehmung erreicht.
Folgerungen für die visuelle Wahrnehmung
Mit zunehmender Unterscheidbarkeit von Helligkeitsdifferenzen können wir mehr Tonwerte wahrnehmen, bei größerer Helligkeit erscheint uns unsere Wahrnehmung daher kontrastreicher.
Mit zunehmender Unterscheidbarkeit von Farbunterschieden können wir mehr Farben wahrnehmen, bei größerer Helligkeit erscheint uns unsere Wahrnehmung daher farbiger.
Mit zunehmender Sehschärfe können wir mehr Details wahrnehmen, bei größerer Helligkeit erscheint uns unsere Wahrnehmung daher schärfer und detailreicher.
Mit zunehmender Helligkeit erscheint uns das wahrgenommene Bild also kontrastreicher, farbiger, detailreicher und schärfer und eine höhere (Maximal-) Helligkeit ist demzufolge vorteilhaft für den wahrgenommenen Bildeindruck.
Quelle
Die Angaben sind dem Buch „Visuelle Wahrnehmung – Eine Einführung in die Konzepte Bildentstehung, Helligkeit + Farbe, Raumtiefe, Größe, Kontrast und Schärfe“ von Jörg Sczepek, Ausgabe von 2011, entnommen.
Einige Seiten dieses Buches sind online über google books abrufbar.
Sczepek gibt einen Überblick über Aufbau und Funktion des Auges, die Verarbeitung der Sehreize und die daraus resultierenden Charakteristiken unserer visuellen Wahrnehmung.
Für diejenigen, die sich näher mit dem Thema befassen möchten kann ich das Buch weiter empfehlen.
Der Einwand, das Auge würde doch an unterschiedliche Helligkeiten adaptieren und deshalb sei die absolute Helligkeit nicht von Bedeutung, ist übrigens nicht zutreffend.
Richtig ist, dass das Auge an unterschiedliche Helligkeiten adaptiert und unser Sehvermögen deshalb über einen großen Helligkeitsbereich „funktioniert“ – aber je nach Helligkeitsbereich unterschiedlich gut.
Ein Beispiel: Die Öffnung der Pupille
Bei niedrigeren Helligkeiten fällt mit einer größeren Öffnung der Pupille mehr Licht in das Auge und damit werden die Zapfen besser "ausgesteuert".
Zugleich nimmt jedoch die Tiefenschärfe und die Schärfe des Seheindrucks insgesamt ab.
Das wird z.B. als eine Erklärung angeführt, warum wir im Hellen schärfer sehen:
Die Pupille ist weniger weit geöffnet.
Ich denke, wohl jeder ist schon mal ans Fenster gegangen um kleine Details eines Gegenstands, eine kleine Schrift o.ä. bei hellerem Licht besser erkennen zu können.
Ein weiteres Beispiel:
Ich habe eine Küche mit Fronten in Hochglanz weiß und einer Arbeitsplatte in Granit nero assoluto (schwarz).
Morgens bei Dämmerung wirkt der Kontrast zwischen beiden eher mau.
Je heller es in der Küche wird, desto mehr gewinnen die weißen Fronten an "Strahlkraft", subjektiv bleibt die Arbeitsplatte jedoch weiter schwarz, selbst wenn die Sonne in die Küche scheint.
Obwohl sich das Verhältnis der Helligkeiten zwischen schwarzen und weißen Oberflächen bei unterschiedlicher Beleuchtung nicht ändert steigt der wahrgenommene Kontrast mit der Helligkeit deutlich an.
Die Helligkeiten in unseren Kinoräumen liegen typischerweise in dem Bereich, in dem mehr Helligkeit physiologisch die Wahrnehmung verbessert – wir reden also *nicht* über eine Frage des persönlichen Geschmacks ob man es heller mag oder nicht.
Bis hierhin haben wir nur über SDR gesprochen.
Bei HDR brauchen wir zusätzlichen Headroom für die Spitzlicher, da gilt erst recht:
Je heller desto besser.
Nun könnte man einwenden, dass die Normen SMPTE und THX unter licht-kontrollierten Bedingungen eine Helligkeit von 16 FL empfehlen.
Ich sehe diese Empfehlung als eine untere Grenze unter die man nicht gehen sollte.
Eine Abweichung nach oben hingegen halte ich für sehr wünschenswert.
Meine Wohlfühl-Helligkeiten sind:
SDR 20 bis 25 FL
HDR 30 bis 40 FL
So weit die einleitenden Vorbemerkungen, nun zu meinen persönlichen Eindrücken.
Ich möchte hier einen Erfahrungsbericht zitieren, der sich auf einen Besuch in einem Heimkino mit einer Stewart StudioTek 130 mp Leinwand bezieht, als Vergleichsmaterial hatten wir ein Probestück Centerstage XD mit schwarzem Backing.
„Erstaunlicherweise bewirkt das Studiotek [Leinwandtuch] n i c h t - wie man anhand Gain 1,3 vermuten könnte - ein gleichmäßig helleres Bild im Vergleich zur Centerstage.
Vielmehr war der Zugewinn an Helligkeit umso ausgeprägter, je heller die Bildelemente waren.
Das heißt, die dunklen Bildelemente waren mit beiden Leinwänden identisch dunkel, wir konnten keine Aufhellung durch das Studiotek Tuch feststellen.
Bei Bildelementen im mittleren Helligkeitbereich war eine leichte Erhöhung der Helligkeit zu erkennen.
Bei hellen Bildelementen war hingegen ein deutlicher Zugewinn mit dem Studiotek vorhanden.
Besonders augenfällig kam dies bei Oblivion zum tragen, als sich Jack im unterirdischen Teil der Bibliothek aufhält.
Der Lichtstrahl der Taschenlampe war auf der Studiotek nicht nur heller, er war regelrecht „gleißend“.
Dabei wirkte das Bild auf der Studiotek keineswegs übertrieben sondern realer und naturgetreuer.
Es sah so aus, als würde man auf der Centerstage ein SDR Bild betrachten und auf der Studiotek ein HDR Bild mit zusätzlichen Highlights.
Oder anders ausgedrückt:
Im Vergleich fehlte bei der Centerstage die Dynamik oberen Helligkeitsbereich, so als ob ein Limiter eine Komprimierung der Spitzlichter vorgenommen hätte.“
Zu dem Zeitpunkt, als ich diesen Erfahrungsbericht geschrieben hatte, waren mir die o.g. Hintergründe noch nicht geläufig.
Tatsächlich ist das Bild bei objektiver Messung (das haben wir später bei ähnlichen Bedingungen gemacht) mit einer helleren Leinwand nicht kontrastreicher, das Verhältnis aus schwarz zu weiß bleibt gleich.
Subjektiv wirkt es jedoch kontrastreicher.
Nach diesem Erlebnis hatte ich diverse AT Gewebeleinwände, AT perforierte Folien und NAT Folien (ohne Perforation) verglichen, zum Teil mit Unterstützung von Nils (FoLLgoTT) und Stefan (beckersounds).
Ausführlich sind unsere Ergebnisse im beisammen Forum dokumentiert:
https://www.beisammen.de/index…ostID=1478307#post1478307
(und folgende Beiträge)
Es würde zu weit führen die Ergebnisse hier im einzelnen zu diskutieren.
Ich beschränke mich auf zwei Zitate von Nils:
„Es ist jedenfalls auffällig, dass ein deutlich helleres Bild mit demselben Projektor (und demselben Kontrast) viel plastischer erscheint und auch Details in allen Stufen besser wahrnehmbar sind.“
„Interessant ist, dass die Leuchtdichte alleine anscheinend nicht für den wahrgenommenen Unterschied in der Helligkeit verantwortlich ist. Die beiden StudioTeks sahen fast identisch hell aus. Die Center Stage XD war aber sichtbar dunkler, obwohl sie es messtechnisch nicht ist.“
Für den zweiten Punkten haben wir keine plausible Erklärung, es war jedoch subjektiv ein deutlich wahrnehmbarer Unterschied.
Mein Fazit nach den verschiedenen Vergleichen war, dass eine Folie (ohne Perforation) die beste Bildqualität liefert.
Damit stand ich vor der Wahl:
> Akustisch transparente Leinwand & Positionierung des Centers hinter der Leinwand
> Akustisch nicht transparente Leinwand & Positionierung des Centers unter oder über der Leinwand, Doppelcenter oder Phantomcenter
Eine Lösung, die sowohl hinsichtlich Bild als auch Ton optimal ist, gibt es nicht und es läuft auf die Frage hinaus, welches unter Berücksichtigung der individuellen Schwerpunkte und der jeweiligen Randbedingungen der beste Kompromiss ist.
Ich habe mich aufgrund der Vorteile in der Bildqualität für die Option Folienleinwand und Doppelcenter entschieden.
Diese Entscheidung war nicht ohne Risiko da vorher nicht klar war wie gut der Doppelcenter „funktionieren“ würde.
Wie im vorigen Beitrag dargestellt bin ich mit der akustischen Performance meiner Doppelcenterinstallation zufrieden so dass ich für mich die richtige Entscheidung getroffen habe.
Hinsichtlich Leinwand fiel meine Wahl auf ein rahmenloses Modell von Stewart mit der Studiotek 100 Folie.
Warum ist es eine NAT Leinwand und nicht z.B. eine mikroperforierte Stewart StudioTek100 geworden?
Bildtechnisch ist eine nicht perforierte Leinwand noch einmal ein Stück weit besser (heller, kein Bildrauschen durch die Perforation -> siehe Erläuterung im Anhang).
Akustisch ist eine perforierte Folie letztlich auch ein Kompromiss (relativ starke Dämpfung des Hochtons).
Meine Prio 2b Kontrast und Schwarzwert
Ähnlich wichtig wie die Helligkeit sind mir Kontrast und Schwarzwert.
Daher hatte ich mir 2016 einen JVC X7000 zugelegt, da dieser Projektor insbesondere einen überdurchschnittlich guten Schwarzwert aufweist.
2022 habe ich den X7000 durch einen JVC NZ9 ersetzt.
Neben dem Projektor ist für Kontrast und Schwarzwert ein weiterer Punkt sehr entscheidend:
Der Raum
Der ärgste Feind der Bildqualität ist das Streulicht.
Fällt es auf die Leinwand zurück reduziert es drastisch den In-Bild Kontrast.
Fällt es in das Auge des Betrachters reduziert es die Immersion.
Es lässt sich auf eine einfache Formel bringen:
Je dunkler der Raum, desto heller, strahlender und plastischer erscheint das Bild.
Anna und Flo haben dazu übrigens einige hochinteressante Messungen durchgeführt, siehe z.B. http://projectiondream.com/de/jvc-dla-x5000-projektor-test/
Für eine möglichst vollständige Eliminierung des Streulichts würde man also am besten den kompletten Raum mit einem tiefschwarzen Samtstoff wie TBV, MVEL22 oder Devore „tapezieren“.
Wie u.a. Nils (Nilsens) in seinen Messungen festgestellt hat haben diese Stoffe jedoch den Nachteil, dass sie eine mehr oder minder starke Reflexion/Absorption im Hochtonbereich aufweisen, insbesondere gilt dies für TBV.
Aus akustischer Sicht sollte man also abwägen, an welchen Stellen man sie einsetzt.
Und schließlich gibt es noch den ästhetischen Aspekt.
Ein komplett in schwarzem Samtstoff ausgekleideter Raum würde (zumindest) mir nicht gefallen.
Mein Ziel war es einen guten Kompromiss zwischen den verschiedenen Aspekten zu finden.
Wie ein guter Kompromiss aussieht hängt dabei von den gegebenen Randbedingungen und den persönlichen Schwerpunkten ab.
Im folgenden werde ich diese für meinen Kinoraum beschreiben und einige Überlegungen vorstellen, die in mein Konzept eingeflossen sind.
Für meinem Kinoraum habe ich entsprechend der Maxime der Streulichtvermeidung ausschließlich dunkle und überwiegend schwarze Ausstattungselemente ausgewählt.
Nicht schwarze Ausnahmen sind der Parkettboden, der neben der Grundfarbe in anthrazit eine silbrige Äderung sowie graue Fugen aufweist sowie die anthrazitfarbenen Steinelemente in den Nischen der Seitenwände.
Ich habe als tiefschwarzen Stoff (bis auf eine Position) TBV in meinem Kinoraum verbaut.
Als Bespannung vor Lautsprechern scheidet TBV definitiv aus.
Als Bespannung vor Absorbern sehe ich die reflektive Charakteristik von TBV hingegen eher als Vorteil da damit die Höhen weniger geschluckt werden (vergleichbar zu dem Ansatz Glas- und Steinwolle in Folie zu packen).
Hinsichtlich Haptik und Optik gefällt mir TBV ebenfalls am besten.
Da an einigen Stellen TBV aufgrund seiner akustischen Eigenschaften nicht verwendet werden sollte habe ich des weiteren schwarzen Akustikstoff verwendet.
An Positionen, an denen die Streulichtvermeidung erste Priorität hatte, kommt TBV zum Einsatz, an Positionen, an denen die akustische Transparenz wichtig ist, kommt Akustikstoff zum Einsatz.
Naturgemäß gibt es Positionen, an denen man beide Kriterien gegeneinander abwägen muss.
Die folgende Grafik stellt den „aufgeklappten“ Kinoraum dar, die Frontwand mit der Leinwand ist in der Mitte, nach links und rechts sind die Seitenwände geklappt, nach oben die Decke, nach unten der Boden, ganz unten die Rückwand.
Die Farben illustrieren meine Bewertung der „Streulicht-Vermeidungs-Wichtigkeit“ (rot = höchste Relevanz).
1.png
Boden und Decke vor der Leinwand haben also die höchste Priorität hinsichtlich Abdunkelung.
Aus diesem Grund habe ich die drei mit Basotect gefüllten Kästen, die den größten Teil der Decke vor der Leinwand einnehmen, mit TBV bespannt.
Ebenso lege ich TBV auf den Boden vor die Leinwand da das Parkett in meinem Raum ein wenig „spiegelt“.
Zwischendurch hatte ich überlegt, ob ich einen kurzflorigen schwarzen Teppich vor die Leinwand lege - kurzflorig damit er nicht so viel Hochton schluckt.
Letztlich habe ich mich aus folgenden Gründen gegen einen Teppich entschieden:
> Es gibt keinen Teppich, der so schwarz wie z.B. TBV ist. Die abdunkelnde Wirkung wäre also geringer.
> Selbst ein kurzfloriger Teppich wird eine stärkere Absorption des Hochtonbereichs als ein dünnerer Samtstoff bewirken. Dies will ich bei meiner Raumakustik vermeiden - deshalb hatte ich mich für Parkett als Bodenbelag entschieden.
> Aus ästhetischen Gründen will ich nicht zu viele verschiedene Materialien in meinem Kinoraum verwenden. Ein Teppich wäre noch eine weitere Oberfläche gewesen.
> Ich bin ein Fan von Symmetrie. Da ich TBV an der Decke verwende finde ich es passend auch am Boden TBV zu verwenden.
> TBV hatte ich in ausreichender Menge vorrätig. Einen Teppich/Teppichboden hätte ich wiederum erst aussuchen und bestellen müssen, es wäre mehr Aufwand gewesen.
Das Argument pro-Teppich war, dass ein Samtstoff nicht zum darauf Herumlaufen geeignet ist.
Da ich diesen Bereich des Kinoraums nur selten betrete habe ich diesen Punkt allerdings nicht als ausschlaggebendes Argument bewertet und akzeptiere diese Einschränkung.
Zur Not muss der Stoff eben zur Seite geräumt werden wenn dieser Bereich doch betreten werden soll.
Die hinsichtlich Streulicht besonders wichtigen Stellen an Boden und Decke vor der Leinwand werden also mit stark lichtschluckendem TBV ausgestattet.
Im Seitenwandbereich habe ich nur die Deckenfriese, die mit Absorbermaterial gefüllt sind, mit TBV kaschiert.
Ansonsten verwende ich dort aus den im folgenden genannten Gründen Akustikstoff.
Da sich in den mittleren Seitenwandkästen die seitlichen Surround-Lautsprecher befinden war Akustikstoff für die mittleren Kästen vorgegeben.
Die hinteren Kästen enthalten u.a. 1D-Diffusoren, insofern ist Akustikstoff auch hier von Vorteil.
Da ich des weiteren die jeweils 3 Kästen pro Seitenwand aus ästhetischen Gründen einheitlich gestalten wollte habe ich die Bespannung mit Akustikstoff für alle Kästen umgesetzt - also auch für die vorderen, die Absorber enthalten.
Daneben gab es noch ein Argument gegen die schwarzen Samtstoffe für den Seitenwandbereich:
Die lichtschluckenden Stoffe TBV, Devore und MVEL22 gibt es nur in einer Stoffbreite von 110 bis 120 cm.
Für meine Kästen mit ihrer Breite von 125 cm ist das nicht ausreichend.
Von daher kamen die Stoffe schon aus diesem praktischen Grund nicht in Betracht.
Glücklicherweise sehe ich wie in der Grafik oben dargestellt für meinen Kinoraum die Seitenwände hinsichtlich des Störfaktors „Streulicht“ auch nicht als den relevantesten Bereich an.
Maßgeblich für diese Bewertung ist, dass zwischen dem Rand der Leinwand und den Seitenwänden auf beiden Seiten je knapp 40 cm Abstand sind.
Dieser Abstand ist so groß so dass ich die Seitenwände im Film nicht wahrnehme.
Wenn ich allerdings bewusst bei einem helleren Bild auf die Seitenwände schaue so kann ich feststellen, dass diese doch noch ein gewisses Maß an Licht reflektieren.
Aus Sicht des In-Bild Kontrasts ist das nicht perfekt, ganz ohne Kompromisse geht es nicht.
Ein wenig relativiert sich der Nachteil wieder dadurch, dass der für den Bildeindruck wichtigste mittlere Teil der Leinwand weiter von den Seitenwänden entfernt ist und mehr von Boden und Decke beeinflusst wird.
Bei einem schmaleren Kinoraum, bei dem sich die Leinwand über die komplette lichte Breite erstreckt, würde ich übrigens mehr Wert auf eine Minimierung der Lichtreflexion im vorderen Seitenwandbereich legen.
Die Rückwand habe ich ähnlich wie die Seitenwände gestaltet.
Der Deckenfries ist mit TBV kaschiert, für die Bespannung der übrigen Rückwand habe ich Akustikstoff verwendet.
Maßgeblich ist wiederum dass sich Diffusoren und Lautsprecher im Bereich der Rückwand befinden.
Bleibt noch die Frontwand.
Da die Bespannung der Frontwand zurückgesetzt zur Leinwand ist findet hier keine Beleuchtung durch die Leinwand statt.
Der Bereich unterhalb und oberhalb der Leinwand wird jedoch bei einem 21:9 Bild vom Restlicht des aufgezoomten projezierten Bilds beleuchtet.
Daher wäre es wünschenswert hier einen stark lichtschluckenden Stoff zu verwenden.
Auf der anderen Seite befinden sich die beiden Center mittig unterhalb und oberhalb der Leinwand.
Daher kommt für die Stoffbespannung der beiden Center-Lautsprecher Devore zum Einsatz um die Hochtonabsorption so gering wie mit einem tiefschwarzen Stoff möglich zu halten (links und rechts von den Centern TBV).
Links und rechts der Leinwand befinden sich die für mich wichtigsten FL und FR Lautsprecher, in diesem Bereich verwende ich wiederum Akustikstoff.
Zusammenfassung Stoffauskleidung des Kinoraums
Ich denke, dass ich mit der beschriebenen Vorgehensweise keine nennenswerten (raum-) akustischen Abstriche und nur geringe Abstriche hinsichtlich der Vermeidung von Streulicht eingegangen bin so dass ich die verschiedenen Anforderungen damit letztlich gut unter einen Hut bekommen habe.
Meine Prio 3: Schärfe und Auflösung
Meine Prio 4a: Farben (erweiterter Farbraum, Genauigkeit)
Eigentlich sind mir Schärfe und Auflösung sowie Farben ähnlich wichtig wie Helligkeit, Kontrast und Schwarzwert.
Der Grund für meine Abstufung in den Prioritäten liegt darin begründet, dass ich das aktuell erreichte Niveau unterschiedlich bewerte.
Bei Helligkeit, Kontrast und Schwarzwert sehe ich noch eine Menge Luft nach oben.
Bei Schärfe und Auflösung sind wir für mich schon nicht mehr weit vom Optimum weg.
Bei Farben sehe ich nur noch marginale Verbesserungspotenziale.
Tatsächlich ist oft nicht die Auflösung des Projektors der begrenzende Faktor für die Bildschärfe sondern die Qualität des Quellmaterials.
Wenn ich mir vergleichende Bildausschnitte von Blu-Ray Discs und UHD-Discs anschaue so ist der Zugewinn an Schärfe meist sehr begrenzt (leider!).
Was mMn einen merklicheren Zugewinn an Bildschärfe gebracht hat ist die Nutzung des madVR Upscalings mit dem „NGU“ Algorithmus.
Hinsichtlich Farben bin ich kein Genauigkeitsfanatiker.
Solange es mir gefällt ist es gut, ob die Farben bei mir im Kinoraum exakt der Intention des Regisseurs entsprechen ist mir nicht wichtig.
Das gilt noch mehr seit ich einige Vergleiche von Blu-Ray und UHD mit deutlich abweichenden Farbabmischungen ("Grading") gesehen habe …
Meine Prio 4b: Bildruhe
Dies ist ein Punkt, bei dem ich mit dem X7000 nicht zufrieden war.
In homogenen Farbflächen sah man schon ein merkliches Bildrauschen.
Der NZ9 ist hier deutlich besser, perfekt ist er jedoch auch nicht.
Bewertung NZ9, Verbesserungspotenziale
Mit der Bildqualität des NZ9 bin ich sehr zufrieden.
Wenn es irgendwann einmal einen Nachfolger geben sollte würde ich mir einen größeren Farbraum (100% DCI-P3 ohne Filter), einen noch etwas besseren On-Off Kontrast und evtl. noch etwas mehr Licht wünschen.
In allen anderen Eigenschaften finde ich den NZ9 schon so gut, dass eine weitere Verbesserung kaum noch möglich erscheint.
Anhang 1:
Bildrauschen bei perforierten Folien
Bei perforierten Folien sind mir zwei optische Effekte begegnet:
> Sichtbarkeit der einzelnen Löcher (bei geringem Abstand) -> sehr störend
> Körnigkeit/Bildrauschen aufgrund Sichtbarkeit des Perforationsabstands (bei mittlerem Abstand) -> weniger störend
Bei einer Sehschärfe von 100% beträgt die Winkelauflösung unserer Wahrnehmung 1' (1 Winkelminute), siehe z.B. wikipedia.
Das gilt für den maximalen Kontrast schwarz - weiß, bei geringeren Kontrasten ist die Auflösung geringer.
Bezogen auf einen Sitzabstand von 360 cm (wie in meinem Kinoraum) entspricht dies ca. 1 mm.
100% Sehschärfe ist im übrigen nicht das Maximum sondern ein typischer Mittelwert.
Bei mikroperforierten Leinwänden beträgt die Lochgröße ca. 0,5 mm.
(Gerriets Gammalux micro: 0,5 mm, Stewart Studiotek 0,508 mm, SI Pure White AT 0,55 mm)
-> Einzelne Löcher sind somit bei einem Sitzabstand von 360 cm und normaler Sehschärfe nicht wahrnehmbar.
Der Abstand der Löcher bei mikroperforierten Leinwänden beträgt ca. 2 mm.
-> Der Abstand der Löcher ist somit bei einem Sitzabstand von 360 cm und normaler Sehschärfe wahrnehmbar.
Für unser Auge äußert sich dies darin, dass in einer Linie ca. jedes zweite "Wahrnehmungspixel" ein Perforationsloch enthält, was sich wie ein Rauschen über das Bild legt.
Bezogen auf die Fläche eines "Wahrnehmungspixels" beträgt die Lochfläche ca. 17% bis 20%, dies entspricht dem Rauschen im Worst Case "weiß".
Zum Vergleich die Auflösung der Projektion bei einer Bildbreite von 385 cm:
FHD = 2 mm; UHD = 1 mm
Das Rauschen liegt also in einer vergleichbaren Größenordnung wie die FHD Auflösung.
Bei langsamen Kameraschwenks über helle leicht strukturierte Flächen, wie z.B. Wolken, kann dies störend auffallen weil sich die Wolkenstruktur bewegt während die körnige Leinwandstruktur ortsfest ist.
Anhang 2:
Gainwerte bei Leinwänden
Zur Frage der Vertrauenswürdigkeit von Gain Angaben schreibt Fa. Seymour:
"Ideally, a gain specification should tell you all you need to know about the brightness you'd get from a screen with a given amount of lumens projected on it. Unfortunately, screen manufacturers in general do a terrible job of accurately representing their gain specifications. Therefore, the second job of a gain specification is to inform you of the change in brightness you'd expect in comparison to another screen, in other words how they benchmark to other brands. When benchmarked against competitors, we've found their woven screens measure from 0.69 to 0.95. We are the only screen company that offers both accurate and comparative gain specifications."
Beispiele
Gain Angabe nach Industriestandard "benchmarked" = comparative / Gain gemessen "unbenchmarked" = accurate
Center Stage XD: 1,2 / 1,0
Center Stage UF: 1,0 / 0,8
Enlightor 4K: 0,9 / 0,75
Quellen:
seymourscreenexcellence.com/materials.asp
seymourav.com/screens.asp
Fazit:
Glaube keinen Gain Angaben die Du nicht selbst oder eine unabhängige und vertrauenswürdige Seite nachgemessen hat.
Anhang 3:
Wissenschaftlicher Artikel von Mitarbeitern der Dolby Labs zum Thema
Einfluss der Bildschirmgröße und der Ausfüllung des Blickfelds auf die empfundene Helligkeit
achapiro.github.io/Cha18a/Cha18a.pdf
Auf Seite 11 befindet sich eine Zusammenfassung.
Kernbotschaft:
Größere Bilder werden bei gleicher objektiver Helligkeit als subjektiv heller empfunden.
In der vorliegenden Studie wurde dieser (bekannte) Effekt untersucht und quantitativ bewertet.
"A 42” screen at half the FOV appears approximately 9% dimmer than another identical screen."
Für eine gegebene Lichtstärke eines Projektors steigt die Helligkeit des Bildes jedoch proportional mit der Abnahme der Fläche (halbe Fläche = doppelte Helligkeit).
Fazit:
Der beschriebene Wahrnehmungseffekt gleicht nur einen *kleinen* Teil der Helligkeitsabnahme eines größeren Bildes aus (bei konstanten Lumen der Projektion).
Für eine Bildbreite über 4 Meter auf einer Leinwand mit Gain <= 1 braucht man also weiterhin einen sehr lichtstarken Projektor wenn man eine hinreichende Helligkeit erzielen möchte.