Am 27.12.2024 stand der letzte diesjährige Besuch resp. Gegenbesuch eines mir unbekannten Heimkinos an und so machten sich Rogerfortune und ich auf den knapp zweistündigen Weg den lieben Daniel in der Nähe von Stuttgart zu besuchen. Ich war mir sicher, daß sich der Besuch auf jeden Fall lohnen wird, da Daniel in seinem Kino ja große, nein sehr große Geschütze auffährt. Enttäuscht wurden wir nicht, ganz im Gegenteil.
Nach einer herzlichen Begrüßung bewunderten wir im Wohnzimmer das 100 Zoll Monster von Hisense mit rund 220cm Bildbreite, welcher an der Wand montiert ist und dank seiner schieren Größe schon mächtig wirkt. Abgefahren, welche Größen TV‘s heutzutage bereits haben. Wie groß muss wohl ein 115er erst wirken? Dagegen wirkt mein 83er OLED im direkten Vergleich wie ein kleiner Piepmatz. Beeindruckend auch der Preis, der beim Kauf deutlich unter € 3K rangierte. Preis-/Leistungstechnisch unschlagbar würd ich meinen, denn die Bildqualität insbesondere in SDR/HDR sah richtig gut aus und ich verstehe nun, warum Daniel sich ein TV-Kind nennt und auch mal ‚fremd‘ geht und in seinem Wohnzimmer seinem Hobby Film u. Serie nach geht.
Die gemeinsame Liebe zum Essen hatten wir bereits bei mir zuhause entdeckt und so liess sich Daniel nicht lumpen und zauberte ein vorzügliches und festliches Mittagessen für uns alle auf den Tisch. Insgesamt 1.5kg Schweinefiletmedaillons in Speck eingepackt und mit leckerer Käse-/Sahnesauce verfeinert, dazu Röstikroketten (mutig mutig Schweizern Rösti aufzutischen ) und als weitere Beilage einen fein marinierten Feldsalat. Das alles war super lecker und Roger und ich assen auch dann noch, als der Hunger eigentlich längst gesättigt war. Das spricht definitiv für den Koch dessen Künste.
Danach ging es den ersehnten Stock tiefer. Und auch hier sollten wir nicht schlecht staunen. Angefangen beim Rack fürs Kino, welches feinsten Techporn beheimatet und zumindest an der Front fein säuberlich aufgebaut ist. Es sind die üblichen Verdächtigen verbaut über Trinnov, Envy und Co., sowie in Summe ca. 170kg Lebendgewicht der Pronomics und der Amplitude 16, die einen Sturm im eigentlichen Kino vermuten liessen. Die Vorahnung sollte nicht täuschen.
IMG_1822.jpg
Als Detailversessener fiel mir gleich auf, daß die Schutzfolien der verschiedenen Displays noch nicht entfernt wurden (etwas, was ich immer genüsslich beim Neueinzug eines Gerätes zelebriere). Das unterstreicht aber, daß Daniel eben ein waschechter Pragmatiker ist und sich nicht an kleinen Dingen aufreibt. Funktional soll es sein, zweckdienlich und zielgerichtet.
Bevor es ins eigentliche Kino ging, staunten wir nicht schlecht, als uns Daniel den Fitness(t)raum inkl. grosszügiger Werkstatt zeigte. Der Raum, der ursprünglich zum Heimkino hätte umgemünzt werden sollen, beherbergt nebst der riesigen ‚Duetta‘ mit weit über 100kg je Box auch noch ein 5.1 System von Elac, was sich Daniel mal eben so gekauft hat, damit nebst druckvollem Stereosound auch Mehrkanalkost gehört werden kann. Sein Laufband ist denn mittig im Stereodreieck positioniert mit Blick auf einen weiteren TV. Was andere in ihren Kinos oder Wohnzimmern bereits verbaut haben, steht hier mal eben im Fitnessraum. Verrückter Kerl dachte ich mir. Ganz nach meinem Geschmack durch geknallt. Musik wolle er spüren. Was mit den Duettas auch problemlos möglich ist. Eine kurze Kostprobe ließ vermuten wo der Hammer hängt und ließ erahnen, daß es im Kino gleich mächtig abgehen wird. Schmunzel!
Dann endlich betraten wir die schwarze Höhle. Das Kino wurde dieses Jahr in Rekordtempo gebaut. Der Raum ist eher auf Funktion denn auf Schick getrimmt, was dem Wohlfühlfaktor aber keinen Abbruch tut. Die beiden Seitenwände verstecken sich hinter einem Vorhang mit edlem Akustikstoff, der aus der Nähe betrachtet sehr wertig ausschaut. Trotz etwas Glitzer sollte das im Filmbetrieb nicht stören. Vorhänge sind eine praktische Lösung, die auch für das Auge durchaus was her machen.
Der Blick an die ‚nackige’ weil nicht verkleidete Rückwand ließ ‚Böses‘ erahnen. Bös im Sinne von… hier wird gleich mächtig die Post abgehen. Insgesamt sind 12 Subwoofer verbaut, davon alleine 6 Stück an der Rückwand mit u.a. zwei 21 Zöllern von Merovinger, alles in Eigenbau und zu einem überschaubaren Gesamtpreis realisiert. Daniel ist ein Bassjunkie durch und durch und sein Kino macht daraus auch keinen Hehl. Nun verstehe ich auch, warum er in seinem Besuchsbericht bei mir ‚nur‘ auf die Bassperformance einging (grins).
IMG_1823.jpg
Lobend erwähnen möchte ich auch die zahlreichen CM12 von Moe, die handwerklich sehr sauber gearbeitet sind und sich bestens in das Setup einfügen. Der vermeintlich junge Mann versteht sein Handwerk, alle Achtung! In der Front werkeln drei identische Ascendos mit den ‚gehypten‘ Berylliumhochtönern und die restlichen sechs 15er. Insgesamt ist ein beeindruckendes 9.12.6 System verbaut. Eine beachtliche Anzahl Lautsprecher für einen nur 20qm großen Raum. Insgesamt also 27 Kanäle, wovon 3 Kanäle über zwei externe DAC’s angesteuert werden, weil ja ‚nur’ (grins) eine 32-24er verbaut ist. Auf die Frontwides hätte Daniel verzichten können nach eigener Aussage, aber haben ist ja besser als brauchen und die Trinnov weiß diese ja auch einzubinden. Auch ist fraglich, ob sechs Deckenlautsprecher bei dieser Raumgröße einen nennenswerten Vorteil bieten, aber auch hier… haben ist besser als brauchen und bietet den Vorteil der maximalen Flexibilität. Getrennt wurde einheitlich bei 80Hz, was dann in Bezug auf die Merovinger (die mal als Infras angedacht waren), dann doch überraschte. Audio-Freak war hier für die Einmessung und Integration von Waveforming und der üblichen Lautsprecher verantwortlich.
Nicht nur das Lautsprechersetup ist üppig dimensioniert, sondern auch die mit Abstand größte Hushbox, die ich jemals gesehen habe. Diese beheimatet den Barco Njord, welchen ich bereits bestens aus unzähligen Sessions bei meinem Nachbarn Pascal kenne. Ein Oschi von einem Projektor, der nicht gerade leise ist und auch ordentlich Wärme produziert und ich mich im Vorfeld schon wunderte, daß Daniel diesen im ‚kleinen’ Kino selber verbaut hat. Aber dank der riesigen Hushbox funktioniert der Betrieb quasi unhörbar und man hört die Lüfter nur dann, wenn man sein Ohr ganz nah an den Luftaustrittskanal hält. Das funktioniert also einwandfrei.
IMG_1824.jpg
So starteten wir mit den üblichen Filmsushis und beim Bild stellte sich gleich ein ‚Déjà Vu‘ ein. Erst vor Kurzem noch war Pascal bei Daniel, um den Projektor neu einzustellen und dem Envy auf die Sprünge zu helfen. Einzig die Konvergenz ist noch nicht perfekt eingestellt, weshalb der Projektor schon bald zu Thorsten/ CM geht, damit auch da der letzte Feinschliff erfolgen kann.
Ich sprach von einem ‚Déjà Vu‘ und so war das Bild keine Überraschung für mich. Ich kenne die Präferenzen von Pascal und weiß wie er tickt. Und so eingestellt waren denn auch der Njord und der Envy. Die Farben sind sehr neutral, ja zeitweise in der Wahrnehmung fast kühl. Der Installer nennt es wohl natürlich. Der Insanemodus des Envys verstärkt den digitalen und cleanen Look und mir war es in Summe dann doch zu soapig und dadurch zu wenig filmisch. Ich gebe Daniel aber recht: man gewöhnt sich sehr schnell an ein spezifisches Bild und Daniel als (wir erinnern uns) TV-Kind gefällt dieser Look eben sehr gut. Geschmacksache also, nichts anderes und somit auch keine Kritik an der Qualität. Der Njord hat natürlich in Sachen Helligkeit leichtes Spiel mit der ‚nur‘ 355cm breiten Leinwand und dies ist sicherlich auch eine der Stärken der Präsentation gewesen. Daniel hat zwei Presets mit 200 resp. 300 Nits, wobei wir nur im höchsten Modus geschaut haben. So viel Dampf macht aus eigener Erfahrung einfach nur Spass und würde ich heute dem bedingungslosen Kontrast überordnen. Bei Spitzenlichtern wie bspw. Autoscheinwerfern oder der Flutlichtanlagen bei ‚Civil War‘ offenbarte die Technik ‚Projektor‘ allerdings eine Schwäche, die da einfach zum überstrahlen neigt und jegliche Akzentuierung und Details vermissen lässt. Der mangelnde Kontrast war auf Grund der Maskierung kein eigentlicher Nachteil. Bisschen enttäuschend empfand ich die Schärfe trotz Insanemodus des Envys. Die Introszene von ‚Elvis‘ hätte eigentlich eine Paradedisziplin des Ensembles sein müssen, aber hier fehlte es dann doch an der letzten Schärfe und die Edelsteine funkelten kaum. Lobend zu erwähnen ist, daß bei jeglichen Sushis kaum Artefakte sichtbar waren. Das durfte bei dieser Kombi aber auch erwartet werden.
So kann ich Daniel nur ermutigen eines Tages seinen Wunsch nach einer LED-Wall umzusetzen. Nicht daß der Njord ein schlechtes Bild machen würde, nein, ganz im Gegenteil. Das ist schon eindrucksvoll, welche Bildqualität heutzutage durch Projektoren dieser Klasse erzeugt werden können. Mir persönlich fehlte dann doch der letzte WOW-Effekt, sei es der Punch bei den Farben, beim Kontrast oder eben überraschenderweise bei der Schärfe.
IMG_1825.jpg
Richtig gelungen finde ich die Immersion bei Daniel, die u.a. auch dem verbauten Adamantiumstoff zu verdanken ist. Eines der wenigen Kinos die ich kenne, bei dem quasi Nichts vom Bild ablenkt. Das hat Daniel vorzüglich gelöst und ist eines dieser Details, die den Filmgenuss ungemein positiv beeinflusst.
Tonal ging die Post ab. Das Setup spielt groß, sehr dynamisch und auch präzise auf. Trinnovtypisch werden die Objekte effektvoll genau im Raum platziert. Es ist halt dieser typische Sound, den man mittlerweile blind erkennen würde. Das ist alles sehr stimmig, räumlich und trinnovlike auf Effekt getrimmt, was die Vorstufe bestens beherrscht. Aber nicht zum ersten Mal fehlte mir dabei diese bedingungslose geschlossene Soundkulisse, diese berühmte diffuse Käseglocke. Eindrücklich waren die Präsentationen dennoch, ohne Frage. Einzig im Hochton war es mir und Rogerfortune einen Hauch zu spitz. Jedoch nicht so, daß es über die Zeit anstrengend würde. Keine Ahnung ob das an der Einmessung, an den verbauten Hochtönern oder am Geschmack Daniels liegt.
Heftig geil war die Bassperformance, die körperlich gut spürbar war. Ein richtig prägnanter Kicker, der gerade bei Schussszenen mächtig Druck machte. Hier war richtig Punch und Pegel zu spüren und spielte insgesamt sehr sauber. Daniel ist sehr glücklich seit Waveforming installiert ist und es war denn auch die erste diesbezügliche Installation, die ich so hören durfte. Markus hat hier tadellose Arbeit geliefert. Zwischendurch fehlte mir noch die letzte Präzision und Durchzeichnung unten rum, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Daniel mag es fetter als ich, und das macht in Summe schon Spass, auch wenn ich froh war, gab es zwischendurch mal eine Kaffeepause dieser wahrhaft körperlichen und sinnlichen Erfahrung (grins).
Während der Kaffeepause bereitete Daniel noch Männerportionen Popcorn zu in einer standesgemäßen Popcornmaschine. Das Ploppen des Maises wollte nicht mehr aufhören und Roger und ich grinsten uns an und fragten uns, wohin wir diese großen Mengen Popcorn noch hin schieben wollten nach dem üppigen Mittagessen. Aber folgerichtig entwarnte Daniel als er meinte, die seien schneller weg gesnacked als von uns gedacht. Was sich dann auch bewahrheiten sollte, denn die leicht caramelisierten Suchtdinger schmeckten verdammt gut.
Schön fand ich die abschließende Idee noch einen Film gemeinsam zu schauen. Daniel hatte sich ‚Back to Black‘, die kürzlich releaste Amy Winehouse Biopic, für uns ausgesucht. Wie ich bei mir schon mal erwähnte zeigen sich Stärken/Schwächen eines Kinos eigentlich erst, wenn man mal einen ganzen Film geschaut hat. So war es ein Erlebnis und großes Vergnügen bei Daniel einen ganzen Film zuschauen. Der Aufwand und die Materialschlacht bei Daniel haben sich voll bezahlt gemacht und Daniel ist bestens zu verstehen, daß er wann immer es geht das Kino nutzt zum Filme schauen.
So kann ich Daniel zum jetzigen Status Quo nur gratulieren. Der Mann, der erst etwa vier Jahre !!! dem Hobby Heimkino frönt und dieses lebt, hat sich hier einen wahren Männertraum auf sehr hohem Niveau innert Kürze erfüllt, auf welchen er stolz sein darf. Daniel weiß halt was er will und was ihm gefällt und das hat er kompromisslos für sich umgesetzt. Respekt!
Bezüglich zweier Dinge gräme ich mich allerdings. Zum einen haben wir kein gemeinsames Foto gemacht und zum anderen haben wir auch Musik nicht ausprobiert, obwohl ich über zwei TB Konzerte im Gepäck mit dabei hatte. Ein Grund mehr, Daniel wieder zu besuchen. Sei es auch, um einfach wieder dieses tolle Kinofeeling bei einem geilen Film zu erleben.
Für Deine Gastfreundschaft und die Zeit für uns nochmals vielen lieben Dank. Es hat sich gelohnt zu Dir zu fahren und war ein spektakulärer Abschluss meiner diesjährigen Heimkinotour.
Liebe Grüße
Stephan