Ich hatte die Möglichkeit, den Envy Extreme ausführlich zu testen. Vielen Dank an Stefan Becker dafür.
Vorweg: Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht der große Tester und Messer bin. Ich schaue, ob mir etwas gefällt und gehe dabei nicht wissenschaftlich oder mit großer Akribie vor. Wenn das Erkennen von Unterschieden einen A-B-Vergleich erfordert, dann ist der Unterschied für mich nicht groß genug. Erfahrene Tester wie z.B. George Lucas oder Nils könnten sicher noch mehr und fundierter berichten.
Zum Envy. Hier ein paar Gedanken und Eindrücke:
- Ganz schön groß, etwa so groß wie eine Altitude. Nicht besonders schick, aber auch nicht hässlich.
- Das Gerät lief die ganze Zeit stabil, keine Macken oder Abstürze. Hinter dem Akustikvorhang war vom Envy nichts zu hören.
- Aufgeräumtes Menü und genug Einstellmöglichkeiten. Ich habe die meiste Zeit im Werksmodus geschaut und nur wenig selbst verändert. Die Nits-Angabe 100 passte bei mir ganz gut.
- Einfache Bedienung.
- An der Altitude kam kein Bild heraus, aber da ich schon vorher HDMI-Probleme hatte (15m Kabel, Probleme vermutlich durch die Altitude), habe ich den Oppo direkt an den Envy angeschlossen und den Ton über den 2. HDMI-Ausgang an die Altitude geschickt.
- Der Envy wird schon ganz gut warm, man sollte genug Platz für die Belüftung vorsehen.
Wie ist das Bild? Geschaut habe ich gegen den JVC N7, der natürlich im Frame Adapt lief, und zwar immer auf "hoch". Und praktisch nur 4K-Blu-rays.
Anfangs waren die Bildeindrücke gemischt. Bei meinem derzeitigen Referenzfilm Aquaman, den ich in-und auswendig kenne, lieferte der Envy ein schärferes und kontrastreicheres Bild ab. Als Meera das erste Mal auf Arthur trifft, ist die Szenerie dunkel, Meera ist messerscharf zu erkennen, das rote Haar leuchtet, aber nicht übertrieben, sondern prachtvoll. Das Gesicht ist hell und gut zu erkennen während die dunklen Bereiche dunkel bleiben. Die erste Fahrt nach Atlantis mit den intensiven Farben im dunklen Wasser kommt intensiv herüber. Die Szene kenne ich sehr gut und sie sieht mit dem Envy klar besser aus als nur mit dem N7.
Die helle Thronraumszene. Auf dem N7 überstrahlt das Bild während es auf dem Envy überraschenderweise dunkler aussieht. Dafür ist die Durchzeichnung des Envy deutlich besser.
In der Schmiedekammer der Deserter. Meeras Haar leuchtet schön rot, die blauen Farben leuchten intensiv. Der N7 sieht schon gut aus, aber nicht so gut.
Natürlich ist Aquaman mit seinen intensiven Farben und hell-dunkel-Szenen wie prädestiniert für einen Envy, aber man kauft so ein Gerät ja nicht nur für einen Film.
Knives Out. Kein so gutes Demofutter. Man sieht die Unterschiede schon, aber sie sind nicht so groß wie bei Aquaman. Aber für diesen Film reicht auch eine DVD, die Geshichte ist einfach so gut.
Rogue One. Den Film habe ich auf dem N7 noch nicht so oft gesehen. Überraschung, kaum Bildverbesserung. WTF? Okay, den Envy aus der Kette genommen und den Oppo direkt an den N7 gehangen. Ach doch, da sind schon Unterschiede, aber nicht so groß wie erwartet. Immerhin sollte ein SciFi-Film schon ganz schön profitieren.
Irgendwann habe ich gewusst, worauf ich achten "muss" und dann habe ich sofort Unterschiede gesehen, auch ohne Umstöpseln. Da habe ich einfach geschaut und das Bild genossen. Wenn ich doch wieder im Zweifel war und umgesteckt hatte, dann wurde ich doch wieder eines Besseren belehrt. Z.B. Suicide Squad. Erst wirkte das Bild über den Envy doch recht dunkel, ist es wirklich besser? Umgesteckt, über den N7 ist das Bild noch dunkler, der Envy holt da sichtbar mehr raus. Wie man sieht, ist das Envy-Bild auch vom Ausgangsmaterial abhängig, Zaubern kann die Kiste auch nicht (eigentlich klar, aber man kann ja doch mehr erwarten).
Es ist schon erstaunlich, was der Envy gegenüber dem schon ziemlich guten Frame Adapt herausholt. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie groß die Verbesserung an meinem vorherigen X7900 gewesen wäre.
Interessant, dass ich manchmal den Eindruck hatte, das Bild wird deutlich heller. Diesen Effekt hatte ich gefühlt nicht so stark bei den höhergainigen Leinwänden wie der Studiotek 130. Vielleicht hilft da der höhere Kontrast.
Ob der höhere Kontrast oder Schärfealgorithmen für die höhere Schärfe verantwortlich sind, kann ich nicht sagen, aber wenn ich umgesteckt habe, hatte ich sofort einen geringeren Schärfeeindruck. Allerdings ging dieser je nach Fimmaterial mit einem stärkeren Grießeln einher. Das Grießeln ist dann schon auf dem Ausgangsmaterial vorhanden, ist dann aber stärker sichtbar. Ich kann mir vorstellen, dass das dem einen oder anderen nicht gefallen dürfte. Für mich war es sichtbar, aber angesichts der Bildverbesserung tragbar.
Warum die Farben besser sind, kann ich auch nicht sagen. Bei vielen Szenen wäre das Wort "prachtvoller" angebracht ohne unnatürlich zu wirken.
JVC hat mit Frame Adapt eine richtig gute Verbesserung auf den Markt herausgebracht, die mich gegenüber dem X7900 begeistert hat. So groß sind die Unterschiede vom N7 zum Envy nicht, aber die Verbesserung ist ganz klar sichtbar. Ob es einem das wert ist, muss natürlich jeder selbst entscheiden. Angesichts des Preisschilds der Envys sind sie leider keine No-Brainer. Aber ich verstehe jetzt sehr gut, warum sich so viele den Tort mit einem HTPC antun, denn für den Preis eines HTPC sind die Bildunterschiede enorm, wenn ich davon ausgehe, dass die Envys und ein HTPC eine ähnliche Bildqualität auswerfen.
Aber die Envys richten sich eh an ein anderes Publikum und sind angesichts des Platzes in der Kette für unterschiedliche Anwendungen konzipiert.
Kurz: Der Envy Extreme übertrifft den N7 sichtbar mit einem kontrastreicheren, schärferen, plastischeren und prachtvollerem Bild. Angesichts des Preises sollte man sich den Envy aber live ansehen und schauen, ob die Verbesserung subjektiv den Preis wert ist. Insgesamt eine tolle Kiste und ein großes Lob an madshi, was er da mit madVR und dem Envy gezaubert hat.