EON Productions, kurz weggeschaut, der Chronologie folgend gab es gestern (bei Prime gestreamt, habe die Scheibe nicht)
Sag niemals nie / Never say never again (1983)
Film: 5/10 - zum Einstieg die verwirrende Zusammenfassung: Rund um die Entstehung von Thunderball / Feuerball in den 60ern gab es einigen Ärger und Drehbuchautor Kevin McClory erstritt sich gerichtlich die Filmrechte da große Teile des Romans Ian Flemings auf seinen Ideen basierte. Je nun, hier also das Remake vom Film, nach der Originalvorlage, mit dem "Original"-Bond Sean Connery. Zwölf Jahre nach Diamantenfieber reist Connery auf die Bahamas um den alten Job ... noch mal zu erledigen 🤣Verworren und verwirrend, aber da müssen wir jetzt durch.
SPECTRE bzw. Blofeld (mit erstaunlich vielen Haaren: Max von Sydow) krallt sich zwei Atomwaffen, bedroht die freie Welt. Bond ist eigentlich im Ruhestand (ha!), stolpert aber genauso wie knapp 20 Jahre zuvor in das Geschehen herein. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die "Double-Oh's" auf des MI6 Abstellgleis, Q hat kein Budget mehr für Gadgets und überhaupt gibt es eine Reihe Späßchen Richtung EON. Auch im Film kommt Connery aus der Rente und obwohl mit 52 zwei Jahre jünger als Moore in Octopussy, ist sein Alter Anlass für einen Schwung Sprüche. Es geht wieder Richtung Largo (Klaus Maria Brandauer), es gibt den ersten schwarzen Felix Leiter (Bernie Casey), eine wüst-überdrehte No. 12 von SPECTRE (Barbara Carrera) und als Largos Gespielin Domino Petachi (Kim Basinger). Basinger war schon zuvor als Bondgirl im Gespräch, hatte aber stets abgelehnt da sie sich ihre startende Karriere nicht verbauen wollte; der Start blieb aus - und setzte dann nach ihrem Auftritt an Connerys Seite doch noch ein 😉 Ach ja, selbstredend wird im Remake wie im Original getaucht und schließlich is' Ende gut, alles gut.
Ein durchaus illustrer Cast: Brandauers Largo ist herrlich gut gespielt und liefert von nett bis fies alle Nuancen ab, Basinger darf mehr als den Herren im Kino sehnsuchtsvolle Seufzer entlocken (wer erinnert sich nicht an diese Werbung), von Sydow hat den Gravitas-Regler bei allen Wortbeiträgen auf Anschlag - nach Connerys Meinung hätte Bond schon immer mit "richtigen Schauspielern" besetzt werden sollen. Nach ein paar nicht so erfolgreichen Filmen bewegte sich seine Karriere übrigens gerade in die falsche Richtung und so willigte er der Rückkehr in den MI6 ein, lies sich allerdings das Recht zur weitgehenden Mitbestimmung in den Vertrag schreiben. Und Brandauer alleine gibt ihm Recht.
Mit 36 Mio $ (davon 3 Mio für Connery) und 160 Mio $ Einspiel bei metacritic auf #7, den Tomaten auf #14 und imdb auf dem letzten Platz. Kein total verdrehtes Frauenbild mehr und für den "humoristischen Touch" ist in wenigen Szenen Rowan Atkinson zuständig (ja, der!). Trotzdem eher wirr und ohne die ganzen James BondTM MarkenzeichenEON fehlt einfach was.
Bild: - kommt's aus der Telefonleitung (amazon prime) weis man's nie so genau. Cinemaskop, farbig. Aber bestürzend schwankend in der Qualität, was ich eigentlich nicht der Leitung zuschreibe. Manche Aufnahmen sehen richtig klasse auf, manche hätten selbst die allerersten DVDs rotwerden lassen. Connery wollte Donner (der das Script aber nicht mochte), man versuchte es bei Peter Hunt (der wegen seiner Verbindung zu EON nicht wollte). Schließlich nahm Irvin Kershner, der kurz zuvor Star Wars V inszeniert hatte, auf dem Chefsessel Platz.
Eine Computerspiel-Sequenz sieht rasend teuer aus, auch beim Diebstahl der Sprengköpfe gibt's schöne Handarbeit-Tricks zu bewundern, manche Greenscreens (ich glaub' damals waren sie noch blau) sind nicht perfekt, aber die Action ist meist ganz ordentlich inszeniert. Leider kommt der Schnitt in keinen rechten Rythmus, ständig gibt es GROSSaufnahmen von Gesichtern (dazu atemberaubend unscharf) und selbst der Hauch mehr nackte Haut als drüben bei Moore (Bikinihöschen die mitunter zwischen die Körperteile rutschen die sie verdecken sollen und millimitergenau weggeschnittene Nippel) retten das Ding nicht. Es fehlt der Fluss.
Ton: - siehe Bild. Receiver und Menü vermelden Dolby Digital+, aber nach einer halben Stunde habe ich alle Rears ausgeknippst, da kam nicht mal Rauschen. Schließt man die Augen hört man Connery nuscheln. Toll. Oder Basinger sprechen. *seufz*. Oder die männlichen Hauptdarsteller. Klingt ordentlich, die Leute sind vom Fach, macht Spaß. Soundeffekte sind okay-ish. Man wollte gerne James Horner (der mit seiner Musik für Star Trek II für Aufsehen gesorgt hatte), den Connery ablehnte, man wollte John Barry (ha, siehe oben). Schließlich wurde es Michel Legrand, der ein Jahr später mit Yentl sehr erfolgreich war - hier aber hörbar im falschen Film steckt. Seltsam unrund, ein Versatzstück aus zig Stilen, manche Actionsequenz minutenlang ganz ohne Musik. Da waren sich gar die Kritiker einig, dass das nix war und zum sehr blassen Ton gesellt sich damit der schlechteste Soundtrack (wenn wir den Erstling ausklammern, der praktisch keinen hatte) aller Zeiten.
Kopf-an-Kopf verliert Connery gegen Moore, Fans durften dennoch zweimal in einem Jahr in einen Bondfilm gehen. Connery durchbricht am Ende die vierte Wand und beendet das 1983er Bond Kinojahr mit einem Augenzwinkern RIchtung Zuschauer. Beinahe übrigens wäre sein Freund Roger Moore zu sehen gewesen: Connery wäre eine Straße hinuntergegangen und jemand an ihm vorbeigegangen. Connery dreht sich um, um zurückzuschauen, der Kamerawinkel hätte sich verschoben und: Moore gezeigt, der sich seinerseits umgedreht hätte um Connery anzusehen und zu sagen: „never say never again!“ Leider konnten die beiden Produzent und Regisseur nicht von der Idee überzeugen. Dafür hätte ich glatt 'nen Extrapunkt gegeben.
Roger Moore will return one final time as James Bond ...