Beiträge von Trick17

    ... gerade gelesen:

    https://www.computerbase.de/ne…ray-produktion-ein.91149/


    Ich würde sagen, das ist schon sehr bedenklich. Wenn sozusagen der Schirmherr des Formats die Produktion von Medien für Endverbraucher einstellt, dreht sich da doch eine Abwärtsspirale. Damit dürfte relativ absehbar neben dem Rückzug aus dem Consumer-Player Markt einiger Hersteller auch der Rückzug aus dem Markt für Computer-BluRay-Laufwerke folgen.

    Ist ja lustig ... ich breche praktisch nie Filme ab, weil ich doch einigermaßen vorher sortiere. Aber kaum gibt's den Thread hier, breche ich einen Film ab. Kann mich gar nicht an das letzte Mal erinnern.


    Infinity Pool

    Klang interessant. Allerdings ist die Kamera derart auf Kunst getrimmt, dass mich das nach 20 Minuten so genervt hat, dass ich mit Spulen angefangen habe, dann mit skippen. Nu' is aus. Ständig blicken die Leute aus dem Film, der halbe Frame ist Decke, oder Wand, ständig ist irgendwas unscharf, ständig Flares. Dazu der bemühte Horror-Score ... ätzend!

    Also, zurück zum Threadtitel, zumindest für eine Weile wird glaube ich eher dass Broccoli für amazon zum Verhängnis wird. Entgegen der Franchises die über die Jahre ihre Seele verlieren, scheint es bei 007 vorerst nicht zu passieren. Nun wird hier ja trefflich darüber diskutiert wie sich Bond in seinen rund 60 Jahren entwickelt hat, und egal ob man das gut, schlecht oder egal findet: dass da endlich mal jemand ist, der die Macht und den Willen hat, ein Franchise nicht zum Streaming-Schlachter zu führen - ich finde das großartig.

    Schade, weil ich gerne neue Bonds hätte, aber großartig weil wegen. Ich meine irgendwo mal ein Zitat von Albert Broccoli gelesen zu haben, hab's jetzt aber nicht wiedergefunden. Als er den Staffelstab an Barbara übergeben hat, hat er etwas gesagt im Sinne von "Mach mit Bond, was Du willst, wegen mir fahr's gegen die Wand. Aber Bond soll in der Familie bleiben" - scheint sie zu beherzigen 😄

    E.T.

    Film: 9/10 - zum ersten Mal mit den Kids und selbst ewig nicht gesehen. Hat nichts von seiner Faszination eingebüßt, sofern man sich darauf einlässt(!). Was mir, nach ein paar Filmen mehr auf dem Tacho als vor 20 Jahren, extrem aufgefallen ist: E.T. lebt, wie ich es kaum bei einem "Alien" je gesehen habe! Das Herz schlägt, Adern pochen, Pupillen gehen auf und zu ... und der Film ist von '82. Wer hier keine feuchten Augen bekommt, also ich weiß nicht.

    Bild von der etwas älteren (aber schon remasterten) BluRay völlig okay, Ton (deutsch DTS HD HR) klingt ganz prima - keine peinliche 80er Synchro wie beispielsweise bei Footloose, der zauberhafte Score von Williams erklingt relativ sauber, ein Surroundfeuerwerk darf man natürlich nicht erwareten.


    Sleepy Hollow

    Film: 7/10 - vier Jahre vor Jack Sparrow spielt Johnny Depp den nur einen Hauch exzentrischen Ichabod Crane in Tim Burtons Mystery Geschichte. Im gleichnamigen Dorf werden drei Personen enthauptet und als Crane dort ankommt, muss er sich anhören, dass es der lengendäre kopflose Reiter war. Das hält er erst einmal für Unfug, bis er dem Reiter selbst begegnet. Durch und durch Burton und Depp - nett :)

    Bild der UHD stark entsättigt, mitunter recht körnig und eher unspektakulär, Ton (englisch DTS HD Master) okay, der Score von Elfman gewohnt verspielt-hörenswert.


    Ghost in the Shell

    Film: 6/10 - Scarlett Johansson versucht sich in der Realfilmversion der Anime-Vorlage als "Major" in der Verbrechensbekämpfung - ein menschliches Gehirn in einem Roboterkörper, als vorletzte Stufe der Evolution. Während sie in einem Fall ermittelt, nimmt sie die Spur ihrer eigenen Vergangenheit auf, die bisher im Dunklen liegt und die nun unwiderstehlich herauskommen möchte. Ja, ganz nett, aber seeehr zahm.

    Nach E.T. und Sleepy Hollow wollte ich mal wieder Technik auf hohem Niveau sehen. Ghost in the Shell hat ein Superbild - schön scharf, tolle Highlights. Inzwischen hatte ich auch Cyberpunk gespielt, dass die Optik dieses Films sehr redlich zitiert. Gleichfalls sehr fetziger Ton, mit einem Soundtrack der mitunter an Tron Legacy erinnert.

    Die derzeitige Bewertung bei IMDb ist ziemlich eindeutig. Ich werde mir den Schund nicht anschauen. Beim Trailer war mir schon klar, dass das nichts mehr mit "Star Trek" zu tun hat.

    Davon abgesehen, dass ich den Trailer schon so furchtbar fand dass ich nicht mal den bis zum Ende durchgehalten habe - ich schätze, dass die frühen imdb Wertungen von Trekkies sind. Die ganz sicher nicht (mehr) Zielgruppe sind, zumindest von diesem ... Werk. Wird also bestimmt noch viel besser 🤣

    Stephan V.ideo , ja - aber eher selten. a) weil wir selten die Zeit finden, b) weil es daheim bequemer und technisch besser ist, c) wegen "der anderen".

    Mit Kindern und allem Zipp und Zapp ist Preis m.E. durchaus ein Gegen-Argument - allerdings bin ich mir bewusst, dass das Kino ab Popcorn verdient und ohne Snackverkauf kaum finanziell tragbar ist. Ohne Kinder gehe ich auch gerne in ein gutes Kino, wo der höhere Preis gewisses Klientel draußen hält. Dort snacke ich auch wie ich das möchte - weil ich das Ganze eher als Event verbuche, als als "Film schauen".

    Für mich ist dieser Thread reine Panikmache und hat mit der Realität herzlich wenig zu tun. Ich mag das durchaus beurteilen als Hardcore-Sammler physischer Medien. So halten sich gewisse Falschannahmen einfach hartnäckig, was ich, setzt man sich mit dem Thema Film und dessen Medien seriös auseinander, immer wieder festzustellen muss.

    Ich sehe das überhaupt nicht so dramatisch, und ganz sicher nicht als Panikmache. Streaming ist nicht gut für's Kino, das ist mindestens meine Meinung, und auch die Antwort auf die - etwas reißerisch formulierte - Frage im Thread "zerstört es das Hobby". Ich denke auch, dass es Medien noch eine ganze Weile geben wird und auch nicht morgen in Hollywood Licht aus ist.
    Ich schätze, das sehen die meisten hier ähnlich - und das das Thema leidenschaftlich zerpflückt wird, ist doch typisch für das Klientel das hier unterwegs ist :sbier:

    "Ich wollte auf jeden Fall das Wesen der Bücher wieder aufgreifen und weniger leichtfertig damit umgehen. Schließlich ist Bonds wesentliche Eigenschaft, dass er ein Mann ist, der am Abgrund lebt. Er könnte jeden Moment getötet werden, und dieser Stress und Gefahrenfaktor spiegelt sich in seinem Lebensstil wider: Kettenrauchen, Trinken, schnelle Autos und schnelle Frauen." - Timothy Dalton


    The Living Daylights / Der Hauch des Todes (1987)

    Film: 7/10 - Bond #15 kommt mit Timothy Dalton in die Kinos, nachdem sich zuvor das Besetzungskarussell munter gedreht hatte. Obwohl Dalton schon ewig im Gespräch war, hätte man nun lieber Pierce Brosnan gehabt, der aber mit einem Bein noch bei Remington Steele unter Vertrag stand. Nachdem erneut auch einige nicht-Briten wie Sam Neill, Christopher Reeve oder Mel Gibson zur Diskussion standen, wurde es schließlich und endlich Dalton. Der wollte nicht nur ganz anders als Moore sein, vor allem las er zur Vorbereitung (zum zweiten Mal, wie er sagt) Flemings Romane und orientiert sich dichter am Roman-Bond, als seine drei Vorgänger. Maryam d'Abo war dem Castingteam beim letzten Teil noch zu jung, diesmal hatte es gepasst. Dass sie zufällig während der Pre-Production jetzt-Mit-Produzentin Barabara Broccoli über den Weg lief war sicher gleichfalls ein glücklicher Umstand. Seit jeher Verfechterin von Frauenrechten wollte sie nicht als dumme Nuss rüberkommen, was ihr als letztem blonden Bondgirl bis Spectre ganz gut gelungen ist.


    James soll beim Überlauf des russischen General Georgi Koskov (Jeroen Krabbé) helfen. Tatsächlich verhindert er, dass die Cellistin Kara Milovy (Maryam d'Abo) den General erschießt, doch irgendetwas an der Sache kommt ihm seltsam vor und er entscheidet sich, Milovy nicht zu erschießen sondern nur ihren Schuß zu verhindern. Während der MI6 sich noch die Hände über den Coup reibt, schickt ihm der KGB Necros (Andreas Wisniewski) ins Haus, der Koskov gleich wieder zurückholt. James macht sich daran, die Hintergründe aufzudecken, in denen der Nachfolger von Koskov, General Leonid Pushkin (John Rhys-Davies) ebenso eine Rolle spielt, wie der selbsternannte General und Waffendealer Brad Whitaker (Joe Don Baker).


    Ich bin sicher nostalgisch vorbelastet, denn 1988 war ich endlich alt genug um Bond im Kino zu sehen. Aber auch davon ab, mag ich Dalton's Interpretation der Romanfigur sehr. Der krude Humor ist bis auf zwei, drei One-Liner aus der Reihe verschwunden und diese Gradlinigkeit bringt frischen Wind nach der Interpretation von Moore in die Reihe. Sicherlich ist es auch hilfreich, dass Dalton glaubhaft von A nach B rennen oder gar springen kann ohne dass man ihm eine Gehhilfe reichen möchte (Pardon, Roger). Die ersten zwei Drittel sind sehr stringent erzählt, im letzten Drittel wird's (Bond-mäßig) etwas konstruiert, aber wie gesagt - bei Dalton kann ich nicht anders als wohlwollend zu sein. 190 Mio $ Einspiel bei 40 Mio $ Budget, bei den Tomaten auf #13, metacritic auf #15 und imdb auf #16 - und damit irgendwo im Mittelfeld.


    Bild: 7/10 - alles wie gehabt, mit den bei Bond üblichen Schwankungen in der Serie. Manche Innenräume sind wieder platschig ausgeleuchtet, es gibt ein paar schärfere und ein paar schwächere Einstellungen. John Glen führt routinierte Regie auf Basis des Drehbuchs von Richard Maibaum und Michael G. Wilson. Glen war es auch, der die Schlittenfahrt im Cellokasten haben wollte (die Dalton und d'Abo selbst ablieferten): um Broccoli und die Drehbuchautoren davon zu überzeugen, hüpfte er kurzerhand höchstselbst in einen Cellokasten. Überhaupt, die Actionszenen fügen sich harmonisch in den Plot ein und wirken weniger aufgesetzt als in manchem Vorgänger; dem jüngeren Hauptdarsteller kauft man die Action nun wieder ab. Dalton hat auch den Pre-Title Stunt auf dem Dach eines Land Rover selbst gedreht. Nach längerer Abstinenz stellt Aston Martin wieder den Dienstwagen, und - gewissermaßen back to the roots - der ist endlich mal wieder mit einer erstaunlichen Vielzahl Extra-Features ausgestattet.


    Ton: 6/10 - Noch so eine Merkwürdigkeit der Reihe, die starken Schwankungen in der Surroundqualität. Der letzte Teil kam erstmals mit durchgehender Surroundkulisse daher, hier spielen sich wieder 99% auf der Front ab. Sieht man davon ab, klingt's so wie beim 80er Bond gewohnt. John Barry steuert zum 25jährigen Jubiläum der Reihe das letzte Mal die Musik bei. Den Titelsong schrieb er diesmal mit den Norwegern von a-ha - und verarbeitete ihn erneut mehrfach im Score. Barry übrigens brachte Maryam d'Abo auch das Cellospielen näher - so dass sie in ihren Szenen nicht gedoublet wurde (eingeseift waren die Saiten dennoch, um nicht hörbar zu sein) - allerdings reichte die Vorbereitungszeit nur aus, um für ihre Passagen auswendiggelernt so zu tun als ob.


    Der letzte Bond der zig Frauen in Bikinis am Pool zeigt und der einzige Bond, in dem es eine leibhaftige, nackte Frauenbrust zu sehen gibt (und nackte Männerhintern gleich dazu). Von den Häufung kruder Zufälle im letzten Drittel abgesehen ungewöhnlich schörkellos (für einen Bond) erzählt und mit guten Actionszenen garniert - ein 007 ganz nach meinem Geschmack.

    FoLLgoTT , bevor ich wieder zitiere: ja, alte Serien waren auch häufig nicht er Hit. Und es gab Füllfolgen. Aber mit heute ist es nur bedingt vergleichbar (so hatte ich Dich verstanden, daher Widerspruch):


    Heute gibt's viel mehr Budget bei deutlich(!) kürzere Staffeln. Dass es früher Mistserien gab steht außer Frage. Aber unter den Rahmenbedingungen die heute (bei Streaming-Portalen) herrschen, ist es erstaunlich wieviel Füllmaterial oder Schrott läuft.

    Attack the block (Blu)

    Film: 6,5/10 - Sam (Jodie Whittaker) wird auf dem Heimweg von einer kleinen Gruppe Jugendlicher überfallen. Obwohl von Handy und Geld getrennt, kommt sie mehr oder weniger mit dem Schrecken davon und nutzt einen kurzen Moment der Verwirrung zur Flucht: In ein nebenstehendes Auto kracht ... irgendetwas. Die Gruppe, vor allem deren Wortführer Moses (John Boyega) nutzt die Gelegenheit um das Auto zu durchsuchen. Und scheucht dabei ein fieses Alien auf, das die Begegnung mit den Jungs allerdings nicht überlebt. Doch das Alien war nur die Vorhut ...

    Bei manchen Filmen frage ich mich ja schon, wie die auf meine Wunschliste gekommen sind. Aber der hier war nett. Mit knappen anderthalb Stunden ohne viel Gedönse erzählt ist es ganz schön zu sehen, wie mit verhältnismäßig geringem Budget was nettes zu Stande kommt. Regisseur (und Drehbuchautor) Joe Cornish hat für sein Erstling viel recherchiert um Sprache und Verhalten der Kids gut rüberzubringen. Und das macht er ohne erhobenen Zeigefinger, sondern eher in den Zwischentönen. Eine nette Alienjagd und schönes Erstlingswerk des Engländers.


    Bild: 7/10 - das analog gedrehte Cinemaskop Bild sieht hier und da etwas weich aus und neigt zu recht tiefen Schatten. Ersteres ist gerade noch okay, zweiteres mag dem Genre und der Uhrzeit (der ganze Film spielt nachts) geschuldet sein. Ohne zu viel zu spoilern - man entschied sich dazu, den allergrößten Teil der Aliens praktisch und nicht per Computer umzusetzen. Die Darsteller der Gang, die zuvor noch nie auf der Leinwand zu sehen waren, danken es mit sehr authentischen Reaktionen auf "echte Bedrohung" statt auf Dinge die nicht da sind. Dazu ein sehr pfiffiges Creature Design, was sicher dazu beitrug die Kosten im Griff zu behalten. Passt!


    Ton: 7,5/10 (englisch DTS HD Master) - schöne Surroundeffekte, zwischendurch dürfen die Subwoofer zuschlagen, der Score ein Mix aus Alien-Monster-Horror-Versatzstücken und viel Hip Hop. Welcher mit dickem Bass daherkommt und die Tristesse im "Block" passend akustisch untermalt. Alle sprechen natürlich tiefstes british english, durchsetzt von Slang und Szeneausdrücken. Fühlt sich in Bild, Ton und der Machart insgesamt wunderbar britisch an.

    Das Muster ist zumindest auffällig, da gebe ich dir Recht. Genauso auffällige und nervige Muster gab es in alten Serien aber auch schon. Man denke an die obligatorischen Füllerfolgen in jeder Serie damals (Träume, Rückblenden, Crossover, Hinter den Kulissen usw.). Schrecklich. Die meisten Fernsehserien waren früher auch schon Müll. Wir erinnern uns halt nur an die wenigen, guten Ausnahmen.

    Hm, nein, ich widerspreche. Serien wurden früher anders gemacht und hatten häufig ein Bruchteil des Budgets den es heute gibt. Als Trekkie der alten Schule: Bei "Next Generation" wurden diese Folgen "Dosen-Shows" genannt. Wenn mal wieder gespart werden musste, dann spielte eine Episode halt nur auf der Enterprise oder den Shuttles. Deep Space Nine hatte ein Wahnsinns-Budget für den Piloten (wir erinnern uns an die computergernerirten Effekte für Odo) , aber danach spielte vieles nur auf der Station, weil Kohle gespart werden musste.

    Serien heute laufen nicht mehr 25 Folgen pro Staffel sondern nur noch 8, oder 10. Das ist nicht mal die Hälfte. Und Du willst doch nicht sagen, dass in einer "alten" Serie 2/3 der Folgen Mist waren. Dann wären die nicht so lange gelaufen. Ich glaube, genau wie in den großen Produktionen, labern zu viele mit. Häufig ist doch die erste Staffel richtig gut, und mit der zweiten gibt's einen Einbruch. Ganz so, als wolle man erst mal sehen ob das was taugt, und wenn ja wollen alle mitmischen. Warum gibt's denn nach den Abrams Star Wars (unabhängig davon, wie man sie findet) nichts mehr? Weil zu viele Leute reinquatschen und keiner (nach JJ) den Job mehr machen will.

    Ich kann die Argumente völlig nachvollziehen - und stimme Vielem zu. Allerdings würde ich die Schuld nicht „dem Streaming“ geben - ich sehe da eher eine Henne-Ei-Situation: war der verfügbare Stream zuerst da und „macht die Leute faul und unkritisch“ oder bekommen die „faulen und unkritischen“ Leute (keine Zitate sondern Hervorhebungen der Übertreibung) nun den einfachen Service, nach dem sie verlangen und der „ihrem Wesen“ entgegenkommt. Für mich geht das schlicht einher.

    Haha, da hab ich eine Flanke aufgemacht. Ich habe zwei Sachen vermischt und Du hast es dankbaraufgenommen. Aber so nicht! 😋


    Ich denke nicht, dass es Henne-Ei ist: die "Konsumgewohnheiten" aller Menschen verschieben sich, hier mehr, da weniger. Früher hat man zusammen drei Stunden Wetten dass geschaut und Bücher gelesen. Heute kann man Serien am Stück schauen, Intro und Abspann skippen, zwischendurch spulen wenn's zu langweilig ist - oder ganze Folgen abbrechen. Während die Serie läuft wird mal mindestens am Handy gedaddelt - bis hin zu Videos. Ist doch verrückt, sich für Bewegbild zu entscheiden (Serie) und parallel andere Videos zu schauen, weil man es nicht aushalten kann wenn mal einfach drei Minuten "nichts passiert". Bücher werden weniger gelesen, die effizienten Leute hören stattdessen Audiobooks in 1,63facher Geschwindigkeit - man kann gerade noch alles verstehen aber es geht viel schneller - und man kann nebenbei was anderes machen.

    Streaming kommt der wachsenden Sucht nach "bunter, mehr, nur noch Höhepunkte, alles gleichzeitig" also entgegen, weil man eben nicht mehr die Wahl treffen muss, ob man lieber eine Serie schauen will, oder y machen möchte. Ich würde sagen es senkt eher die Hemmschwelle unterwegs, unter noch so widrigen Bedingungen, etwas zu schauen was mehr Handlung als ein 30 Sekunden Video hat. Und wenn man dann einmal merkt, dass es ja auch geht, dreht sich das immer weiter. Kein Player zu Hause, auch wenn daheim was läuft wird nebenbei was anderes gemacht (oder gar umgekehrt), man geht seltener ins Kino ... Daher glaube ich schon, dass Streaming dazu beiträgt die Medien-Gewohnheiten weiter zu verschieben.


    ( Qualität der Streams ist die andere Sache, die - ich vermute! - außerhalb dieses Forums kaum interessiert. Wenn das Bild nicht zusammenbricht, weil es ein Netzwerk-Hopser gibt, ist doch alles chico. Ton ist über die Flachglotzen eh beschissen - nichtmal Soundbars sind ja sonderlich verbreitet - da passt das Medium Stream doch perfekt zu den Wiedergabegeräten daheim. Daher finde ich die Diskussion höchstens sekundär. )

    Puh, ist man mal einen Tag futsch gibt's riesen-Threads. Ja, streaming ist schlecht für "unser Hobby".


    Streaming ist m.E. verantwortlich für den Tod der Videotheken und damit dafür dass Player aus den Wohnzimmern verschwunden sind.

    "Gutes Bild" kriegt jeder einfach nach Hause, denn Riesenglotzen gibt's nachgeworfen. Und siehe die (gleichfalls sterbenden) Elektronikmärkte - Helligkeit auf max (was meist mit Blau raufdrehen einhergeht), alle Bildverbesserer ein, bunte Sticker auf die Glotzen und die Leute kaufen. Ich wage zu behaupten, dass Bildqualität überhaupt nicht nuanciert betrachtet wird. Möglichst groß und möglichst bunt ist die Devise, dann noch Filmmaker-Modes und die Sticker (4K, HDR, Ultra-HD, AI, 8K Upscaling, enhanced bullshit bingo larifari) - so kauft die Masse. Einzig durch die Diagonale werden Fehler doch auch in Wohnzimmern sichtbar, aber selbst das nimmt doch kaum wer wahr, wenn die Datenrate nicht gerade einbricht.

    Der Ton war doch fast schon immer nieschig. Selbst als die DVD Anfang 2000er auf voller Fahrt war, gab's zwar hier und da kleine Teufelwürfel in den WoZis, aber die sind doch schon immer dankbar für ärmliche Tonspuren gewesen - wenn die Würfel mittlerweile nicht eh verschwunden sind.


    Mit Streaming geht die einfache Konsumierbarkeit und eine gewisse Beliebigkeit einher, das ist wohl das größere Problem. Wieviele Leute schauen in der Bahn Serien oder gar Filme? Auf kleinen Smartphones mit gesprungenen Displayes, Helligkeit auf Minimum weil der Akku eigentlich platt ist. Klar komme ich da mit in der Post weichgezeichneter schrott-CGI durch. Ach, das Signal für die Bahn ist Rot? Toll, dann kann ich x noch 10 Sekunden weiterschauen. Statt 'nem TikTok Video. Man trifft gar nicht mehr die bewusste Entscheidung für einen Film, der ist immer in der Hosentasche.


    Ich habe die vage Hoffnung, dass die Gier der Anbieter wenigstens einen kleinen Pflock durch's Streaming treibt. Mittlerweile ist der Content auf zig verschiedene Anbieter aufgeteilt. Und ja, ich kann Dienste-hopping betreiben und jeden Monat wechseln. Aber das ursprüngliche Versprechen war doch mal "willste xyz sehen? komm zu netflix prime!" - und das ist obsolet. Dazu kompliziertes Licensing von Serien ... Staffel 1+2 bei A, aber nur 1 mit O-Ton, Staffel 3+5 leider bei B, Staffel 4 bei C - aber ohne deutsch. For your convenience mischen wir aber alle paar Wochen durch. Piraterie nimmt seit einer Weile wieder drastisch zu. Und wenn nochmal so 'ne Nummer wie vor ein paar Jahren mit Sony passiert, wo digitale Kauftitel futsch sind, wird's spannend. Oder wenn die ersten Leute mit großen Videotheken (und Nachfahren) sterben - und der elend teure, accountgebunde, Content weg ist.

    Ich bin total happy darüber, dass ich alle meine Scheiben digitalisiert habe und mit einem Click im Film bin. Und auch darüber, dass kein Studio bei mir klingeln kommt und Scheiben "wegen so 'ner Lizenzgeschichte" aus dem Regal ziehen kann. Meine Kinder können die sogar erben, wenn sie wollen.


    Ich denke, Scheiben wird's noch eine ganze Weile geben, und wenigstens der alte Krempel kommt ja weiterhin häufig mit richtig gutem Bild und mitunter liebevoll neu gemischten Tonspuren als 4K Neuauflage. Mit vermutlich überschaubarem Invest kaufen sich (weltweit sicherlich) die Irren wie wir die Neuauflagen. Alternative: das verschimmelt in irgendwelchen Katalogen, denn die Smartphone-Gucker sind sicher nicht Zielgruppe z.B. von einer Neuauflage von Amadeus (freu 🙂).

    Der siebte Akt von Roger Moore als James Bond,


    A View to kill / Im Angesicht des Todes (1985)

    Film: 6/10 - zwei Jahre nach dem doppelten Glück für Bondfans kam EONs Bond #14 in die Kinos und Moore hatte wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit von Fans und Presse. Der erste Bond, der von Albert R. Broccoli und Michael G. Wilson, dessen Steifsohn produziert wurde. Wilson ist seit Goldfinger 1964 dabei - damals als dritte Regieassistent - und kletterte seitdem die Bond-Crew Leiter nach oben; eine große Änderung des Produzententeams würde jetzt noch folgen ...

    Je nun, schon zwei Jahre zuvor war Moore reichlich alt, jetzt aber war endgültig eine Grenze überschritten: Moore fühlte sich gedemütigt als er herausfand, dass er älter als die Mutter des 85er - Bondgirls (Tanya Roberts als Stacey Sutton) war. Außerdem gab es für Bond Verhältnisse mindestens eine reichlich gewaltvolle Szene - das war in Moores Augen nicht mehr der Bond, für den er einst angeworben wurde. Wir begleiten also Moore bei seinem letzten Auftritt.


    Zu Beginn birgt Bond einen russischen Microchip von seinem toten Kollegen 003. Es stellt sich heraus, dass der Chip vor elektomagnetischen Pulsen geschützt war (Atombomben sind offenbar weiterhin ein (Rand)thema). Diese Technologie, die "Zorin Industries" im Auftrag der Regierung implementiert, ist eigentlich streng geheim. Also müssen Informationen von Zorin bzw. dessen Chef Max Zorin (Christopher Walken) weitergegeben werden. Bond heftet sich an dessen Fersen und macht bald darauf Bekanntschaft mit Zorins Frau für's Grobe May Day (Grace Jones). Scheibchen für Scheibchen deckt James die bösen Pläne von Zorin auf, die mal wieder sehr groß gedacht sind.

    Erst mal geht's extrem munter los. Barry lässt sich gar dazu hinreißen ein Beach Boys Cover während der Intro-Snowboard-Sequenz zu spielen - sonst so gar nicht seine Art, aber das hat einfach 80er Charme, der sich auch quer durch den frischen ersten Teil zieht. Leider nimmt Richtung letztes Drittel all das Überhand, was m.E. in keinen Bond gehört. Merkwürdiger Slapstick (etwa erneut eine Verfolgungsjagd die an Blues Brothers erinnert, entgegen der Reaktion auf das Pendant im Diamantenfieber fand's diesmal aber niemand mehr gut), bräsiger Humor und zunehmend unlogische Sequenzen - allen voran aber Roger Moore. Von 18 verschiedenen Stuntmen gedoubled und diesmal hat man sich nicht mal mehr Mühe gegeben, das besonders zu kaschieren. Bis zur Hälfte fand ich ihn No. 14 gut, aber ab da ging's den Bach runter. Letzter Platz bei metacritic, vorletzter Platz bei den Tomaten und drittletzter bei imdb. Weia.


    Bild: 7/10 - mit ein bisschen Bonus für die nun 40 Jahre, die der Film alt ist, ganz ordentlich. Wie üblich ein paar verrutschte Einstellungen aber das Gros sieht gut aus. Im direkten Vergleich mit Octopussy fällt die viel bessere Innennbeleuchtung aus, die ohne Schatten wie im Fußballstadion auskommt. Viele Actionszenen sind ganz prima geworden, die Szenen rund um den Eiffelturm (der Basejump hatte gleich beim ersten Mal geklappt und so kamen zwei Stuntmen nicht zum Zug. Sie sprangen heimlich, riskierten damit die Drehgenehmigung für Paris und durften heimreisen) oder auf der Golden Gate Bridge (die zu Beginn gar nicht sooo elaboriert werden sollten) fand ich ganz prima. Aber wenn man dem Hauptdarsteller weder den Ritt auf dem Pferd noch den Ritt durch die Betten mehr abnimmt, ist das einfach alles ... schwierig.


    Ton: 7/10 (englisch DTS HD Master) - John Taylor, seines Zeichens Bondfan und Bassist bei Duran Duran, lief Albert Broccoli auf einer Party über den Weg und fragte - nicht mehr ganz nüchtern - wann denn mal jemand Vernünftiges den Titelsong machen würde. So setzte sich John Barry mit den Jungs hin und schrieb "A View to Kill". Es gab zwar keinen Oscar, aber einen Grammy - den letzten große Award für die Truppe vom MI6 für die nächsten fast 30 Jahre. Vom Schwung angesteckt, greift Barry den Titelsong mehrfach in seinem Soundtrack auf und liefert sehr variantenreiche Musik ab.

    Die ist ja aber nur ein Teil des Tons. Zugegeben, es könnte mehr Dynamik geben, mehr Wumms und weniger Gekrache. Aber Moores Finale hat eine fast durchgehende Surroundkulisse! Effekte gibt's schon seit vielen Teilen von hinten, aber auch Umgebungsgeräusche gibt's beinahe durchgehend. In einer Szene war ein Heli (ist nicht am Ende explodiert ;) ) auf den Rears zu hören und kurz darauf schaut Bond in diese Richtung. So immersiv war's noch nie!


    Leider geht Moore nicht auf dem Höhepunkt, sondern auf dem Tiefpunkt. Was als richtig guter Teil anfängt, entwickelt sich ab der Halbzeit fortwährend in die falsche Richtung. In der letzten Einstellung wirft Moore im Wortsinne denn auch das Handtuch. Drei Bond-Darsteller geschafft, drei weitere werden folgen ...

    EON Productions, kurz weggeschaut, der Chronologie folgend gab es gestern (bei Prime gestreamt, habe die Scheibe nicht)


    Sag niemals nie / Never say never again (1983)

    Film: 5/10 - zum Einstieg die verwirrende Zusammenfassung: Rund um die Entstehung von Thunderball / Feuerball in den 60ern gab es einigen Ärger und Drehbuchautor Kevin McClory erstritt sich gerichtlich die Filmrechte da große Teile des Romans Ian Flemings auf seinen Ideen basierte. Je nun, hier also das Remake vom Film, nach der Originalvorlage, mit dem "Original"-Bond Sean Connery. Zwölf Jahre nach Diamantenfieber reist Connery auf die Bahamas um den alten Job ... noch mal zu erledigen 🤣Verworren und verwirrend, aber da müssen wir jetzt durch.


    SPECTRE bzw. Blofeld (mit erstaunlich vielen Haaren: Max von Sydow) krallt sich zwei Atomwaffen, bedroht die freie Welt. Bond ist eigentlich im Ruhestand (ha!), stolpert aber genauso wie knapp 20 Jahre zuvor in das Geschehen herein. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die "Double-Oh's" auf des MI6 Abstellgleis, Q hat kein Budget mehr für Gadgets und überhaupt gibt es eine Reihe Späßchen Richtung EON. Auch im Film kommt Connery aus der Rente und obwohl mit 52 zwei Jahre jünger als Moore in Octopussy, ist sein Alter Anlass für einen Schwung Sprüche. Es geht wieder Richtung Largo (Klaus Maria Brandauer), es gibt den ersten schwarzen Felix Leiter (Bernie Casey), eine wüst-überdrehte No. 12 von SPECTRE (Barbara Carrera) und als Largos Gespielin Domino Petachi (Kim Basinger). Basinger war schon zuvor als Bondgirl im Gespräch, hatte aber stets abgelehnt da sie sich ihre startende Karriere nicht verbauen wollte; der Start blieb aus - und setzte dann nach ihrem Auftritt an Connerys Seite doch noch ein 😉 Ach ja, selbstredend wird im Remake wie im Original getaucht und schließlich is' Ende gut, alles gut.


    Ein durchaus illustrer Cast: Brandauers Largo ist herrlich gut gespielt und liefert von nett bis fies alle Nuancen ab, Basinger darf mehr als den Herren im Kino sehnsuchtsvolle Seufzer entlocken (wer erinnert sich nicht an diese Werbung), von Sydow hat den Gravitas-Regler bei allen Wortbeiträgen auf Anschlag - nach Connerys Meinung hätte Bond schon immer mit "richtigen Schauspielern" besetzt werden sollen. Nach ein paar nicht so erfolgreichen Filmen bewegte sich seine Karriere übrigens gerade in die falsche Richtung und so willigte er der Rückkehr in den MI6 ein, lies sich allerdings das Recht zur weitgehenden Mitbestimmung in den Vertrag schreiben. Und Brandauer alleine gibt ihm Recht.
    Mit 36 Mio $ (davon 3 Mio für Connery) und 160 Mio $ Einspiel bei metacritic auf #7, den Tomaten auf #14 und imdb auf dem letzten Platz. Kein total verdrehtes Frauenbild mehr und für den "humoristischen Touch" ist in wenigen Szenen Rowan Atkinson zuständig (ja, der!). Trotzdem eher wirr und ohne die ganzen James BondTM MarkenzeichenEON fehlt einfach was.


    Bild: - kommt's aus der Telefonleitung (amazon prime) weis man's nie so genau. Cinemaskop, farbig. Aber bestürzend schwankend in der Qualität, was ich eigentlich nicht der Leitung zuschreibe. Manche Aufnahmen sehen richtig klasse auf, manche hätten selbst die allerersten DVDs rotwerden lassen. Connery wollte Donner (der das Script aber nicht mochte), man versuchte es bei Peter Hunt (der wegen seiner Verbindung zu EON nicht wollte). Schließlich nahm Irvin Kershner, der kurz zuvor Star Wars V inszeniert hatte, auf dem Chefsessel Platz.

    Eine Computerspiel-Sequenz sieht rasend teuer aus, auch beim Diebstahl der Sprengköpfe gibt's schöne Handarbeit-Tricks zu bewundern, manche Greenscreens (ich glaub' damals waren sie noch blau) sind nicht perfekt, aber die Action ist meist ganz ordentlich inszeniert. Leider kommt der Schnitt in keinen rechten Rythmus, ständig gibt es GROSSaufnahmen von Gesichtern (dazu atemberaubend unscharf) und selbst der Hauch mehr nackte Haut als drüben bei Moore (Bikinihöschen die mitunter zwischen die Körperteile rutschen die sie verdecken sollen und millimitergenau weggeschnittene Nippel) retten das Ding nicht. Es fehlt der Fluss.


    Ton: - siehe Bild. Receiver und Menü vermelden Dolby Digital+, aber nach einer halben Stunde habe ich alle Rears ausgeknippst, da kam nicht mal Rauschen. Schließt man die Augen hört man Connery nuscheln. Toll. Oder Basinger sprechen. *seufz*. Oder die männlichen Hauptdarsteller. Klingt ordentlich, die Leute sind vom Fach, macht Spaß. Soundeffekte sind okay-ish. Man wollte gerne James Horner (der mit seiner Musik für Star Trek II für Aufsehen gesorgt hatte), den Connery ablehnte, man wollte John Barry (ha, siehe oben). Schließlich wurde es Michel Legrand, der ein Jahr später mit Yentl sehr erfolgreich war - hier aber hörbar im falschen Film steckt. Seltsam unrund, ein Versatzstück aus zig Stilen, manche Actionsequenz minutenlang ganz ohne Musik. Da waren sich gar die Kritiker einig, dass das nix war und zum sehr blassen Ton gesellt sich damit der schlechteste Soundtrack (wenn wir den Erstling ausklammern, der praktisch keinen hatte) aller Zeiten.


    Kopf-an-Kopf verliert Connery gegen Moore, Fans durften dennoch zweimal in einem Jahr in einen Bondfilm gehen. Connery durchbricht am Ende die vierte Wand und beendet das 1983er Bond Kinojahr mit einem Augenzwinkern RIchtung Zuschauer. Beinahe übrigens wäre sein Freund Roger Moore zu sehen gewesen: Connery wäre eine Straße hinuntergegangen und jemand an ihm vorbeigegangen. Connery dreht sich um, um zurückzuschauen, der Kamerawinkel hätte sich verschoben und: Moore gezeigt, der sich seinerseits umgedreht hätte um Connery anzusehen und zu sagen: „never say never again!“ Leider konnten die beiden Produzent und Regisseur nicht von der Idee überzeugen. Dafür hätte ich glatt 'nen Extrapunkt gegeben.


    Roger Moore will return one final time as James Bond ...

    Octopussy (1983)

    Film: 6,5/10 - Bond Nummer 13 und Moores sechster Einsatz für den MI6. Damit zieht er mit Connery gleich ... fast, denn der kommt 1983 aus der Rente zurück und sagt niemals nie -- möglicherweise der Umstand, dem wir den erneuten Auftritt Moores zu verdanken haben. Mit 54 Jahren wurde er langsam zu alt und schauspielerisch empfand er Bond als (zunehmend) langweilig... unter anderen war wieder mal Timothy Dalton im Gespräch. Schließlich bekam EON Wind von Connerys Konkurrenzveranstaltung - und packte den Geldkoffer (4 Mio $ Gage und eine prozentuale Beteiligung am Einspielergebnis) aus. Das Risiko, mit einem neuen Darsteller gegen Connery anzutreten war dem Studio zu hoch. Damit nicht genug, wurde der Plot mit einer Vielzahl kreativer Actionsequenzen angereichert und um allerlei Versatzstücke herumgebastelt, von denen man sicher war dass sie funktionieren würden.


    009 erreicht mit letzter Kraft die britische Botschaft in Ost-Berlin und bricht dort tot zusammen. Dabei hat er: ein gefälschtes Fabergé-Ei. Der MI6 kann sich keinen Reim darauf machen, also wird Bond zu Sotherbys geschickt um bei der Versteigerung des echten Ei's eine Spur aufzunehmen. Über einige Verwicklungen läuft diese über den afghanischen Prinzen Kamal (Louis Jourdan) schließlich zur titelgebenden Octopussy (Maud Adams) die in einem schwimmenden Palast in Indien residiert, umgeben ausschließlich von Frauen (in Bikinis und Spandex, na klar!). Im Hintergrund ziehen erneut die Russen einige Fäden, und damit steht der 80er Jahre Plot.


    #24 bei den Tomaten, #21 bei imdb und #11 bei metacritic - auch wenn die Plätze hüpfen wird Moore im Schnitt die hinteren Ränge auf den Listen einfach nicht los. Bei 27 Mio $ Budget spielte der Film dennoch 187 Mio $ ein, so dass es vermutlich weitere Teile geben würde. Mit Maud Adams gab's ein recht emanzipiertes Bondgirl, ganz im Gegensatz zu ihrem Auftritt im "Mann mit dem goldenen Colt" rund zehn Jahre zuvor; genau, Adams spielte als einzige Darstellerin zwei Mal (zwei verschiedene Rollen) in der Reihe. Besonders den Actionszenen merkt man die fortschreitende Entwicklung an (siehe unten), die sind richtig gut gemacht und von John Glen routiniert inszeniert. Allerdings hat jemand den infantil-Humor-Regler wieder deutlich angezogen und der Film nimmt sich reichlich Zeit für Albernheiten, die m.E. bei Leslie Nielsen deutlich besser aufgehoben werden. Deutlich mehr sexuelle Anspielungen, die gleichfalls eher peinlich geraten sind, verwehren in meinem Buch dem 130 minütigen Film eine bessere Wertung.


    Bild: 6,5/10 - um das schnell loszuwerden, insgesamt ungefähr alles wie immer und technisch (in Form von Transfer von Location in des Zuschauers Heimkino) knapp unterdurchschnittlich. Aber ich deutete es schon an, erneut gibt es einen sichtbaren Sprung in der Umsetzung zu sehen. Los geht's vor dem Titel mit einer coolen Sequenz in der Bond in einem Minijet umherjagt und gar quer durch einen Hangar fliegt der am Ende in Flammen aufgeht. Der Jet wird, ganz Bondgadget, zusammengeklappt aus einem Pferdeanhänger gezogen und raste tatsächlich mit 250 Sachen durch die Luft - Stuntpilot J.W. "Corkey" Fornof wird zitiert mit "Das würde heutzutage keiner mehr machen, sie würden es einfach am Computer zusammenbasteln".

    Routiniert gefilmt und geschnitten sieht das richtig gut aus, genauso wie die aufwendige Sequenz später auf einem fahrenden Zug. Natürlich erkennt der aufgeklärte (abgeklärte?) Filmfreund den geschickten Mix aus on-location, green-screen, und Montagen - dafür dass vor 40 Jahren und ohne Computer entstanden ist sieht das aber richtig gut aus, und ehrlicherweise nicht so viel schlechter als eine ählniche Sequenz aus der jüngste Auskopplung eines anderen Agenten-Franchise 😉 Wenn ich mich nicht falsch erinnere, ist dies auch ein viel schießwütigerer Bond als in allen Vorgängern, bis hin zu sichtbaren roten "Einschüssen" mit denen die - gar in die Stirn! - getroffenen Schergen tot umfallen.


    Ton: 6,5/10 (englisch DTS HD Master) - erneut graduell besser als der Vorgänger. Klingt nach Peanuts, aber ich hatte kurz einen Blick auf Maud Adams im 74er Bond geworfen, und der klang schon hörbar schlechter. "Graduell besser" macht also über die Filme hinweg dennoch einen Unterschied. Wo das durch ist - zum ersten Mal wird's in den Actionszenen so richtig surroundig. Nicht nur ein verhalten auf die Rears gemischter Effekt, sondern eine durchgehende Klangkulisse; das hat richtig Spaß gemacht!

    Barry hat sein Techtelmechtel mit der Steuer zu Ende gebracht und ist zurück am Notenpult. So klingt dieser Bond nach dem total überdrehten Vorgänger wieder viel "geerdeter". Weiter werden Bläser behutsam durch Streicher ersetzt und das Thema wirkt stellenweise fast ein bisschen brav. Da natürlich auch er wusste, dass im gleichen Jahr Connery an den Start geht, flechtet er eine vielzahl Variationen des Themas in den Soundtrack ein um zu betonen, wer hier "der richtige" Bond ist; natürlich würde Warner das Thema nicht benutzen dürfen. Das geht bis zu einem indischen Flötenspieler, der das (wir erinnern uns: ursprünglich indische) Thema flötet; einer der gelungenen Gags im Film. Davon ab entscheidet sich Barry gegen indische Klänge (wie beispielsweise die Sitar), da ihm die nicht dramatisch genug für Bond erschien. Er schrieb die Musik zum diesmaligen Titel "All Time high", von Rita Coolidge gesungen, der ein bisschen langweilig vor sich hin plätschert. Die Lyrics steuerte Tim Rice bei - den mindestens Disney Fans kennen werden, steckt er doch hinter den Texten einer Vielzahl Musicals und Filme des Mäusekozerns ab den 90ern.


    Für Bondverhältnisse eine pfiffige Story, sehr feine Actionszenen (und endlich mal nicht Taucher, Hubschrauber und Ski) und kein hilfloses Bondgirl. 30 Minuten kürzer und um doofe Anspielungen und albernen Humor gekürzt wäre das der bisher beste Moore Bond für mich. So ist es, dem zum Trotz, immerhin noch ein guter.

    ( Ich bin offen für alles; Diskussion, Rezis, Umordnung des Themas. Ich wollte es nur irgendwo sammeln, damit ich einfacher mal nachlesen kann. @Moderatoren: Wenn hier ein Modus gefunden ist, einfach machen, passt alles für mich )


    olli : Du bist ja viiiiel gnädiger als ich ;) Als ich vor Jahren mal zwei Moore Bonds ohne Zusammenhang geschaut hatte, fand ich die Kampfszenen ganz schlimm. Jetzt, wo man chronologisch schaut, sieht man schon stark, wie sich das alles so entwickelt. In dem Kontext fand ich auch die gleichen Szenen gar nicht mehr so schlimm wie "ohne Zusammenhang".

    Das macht tatsächlich (für mich) einen großen Teil des Reizes aus, zu sehen wie sich (Trick)Technik, Schnitt, und alles andere über die Jahrzehnte entwickelt. Ich wüsste gar nicht, ob noch eine andere Reihe derart in Frage käme. Star Wars: viel zu große Sprünge, Mission Impossible - schon "in der Neuzeit" angefangen -- aber das wäre gleich mein nächste Projekt :)

    Es wäre für uns Moderatoren kein Problem Deine Rezensionen in diesem Thread zu sammeln indem wir sie hierher kopieren, d.h. sie bleiben auch im Filmthread erhalten.

    Dann wäre jeder Film ein Beitrag so wie jetzt im Filmthread (fände ich persönlich sogar besser als die Zusammenfassung nach Schauspieler).

    Wenn Du das möchtest sage gerne Bescheid.

    Wenn gewünscht kann ich diesen Beitrag wieder löschen um Deinen Thread clean zu halten.

    😊 Das ist sehr nett, aber ja nur 20 Sekunden Arbeit, die keim Problem sind. Ihr habt ja so schon alle Hände voll zu tun!