Bei mir war gestern zum fünften Mal die Doppelnull zu Besuch,
Man lebt nur zweimal / You only live twice (1967).
Film: 7/10 - Ursprünglich sollte es sechs Filme mit Connery geben, doch während des Drehs zu Nummer Fünf entließ man ihn aus seinem Vertrag. Die Stimmung zwischen ihm und den Produzenten war zunehmend gereizt, er gelangweilt von der Rolle - und genervt von der anhaltenden Faszination, die James Bond auf das Publikum ausübte. Drehbuchautor Roald Dahl sprang kurzfristig auf Empfehlung seines Freunds Ian Fleming ein. Fand die Buchvorlage aber so ätzend, dass er sie in weiten Teilen ignorierte, und einen Plot ähnlich zu Dr. No aufspannte um in kurzer Zeit etwas brauchbares zu liefern. Immerhin, das Endergebnis fand er gut.
Die USA und UdSSR stecken mitten im Weltraumwettrennen, als eine amerikanische Kapsel spurlos mitten in einer Mission verschwindet. Bald darauf - natürlich beschuldigen die USA die UdSSR - kommt letzteren selbst eine Kapsel abhanden. Die Spannungen steigen, und wenn hier nicht schnell etwas passiert, droht der dritte Weltkrieg. Zum Glück gibt's den smarten Geheimagenten, der dem Spiel ein Ende machen soll. Da es nicht total überraschend ist ohne Spoiler: relativ schnell verdichten sich die Anzeichen, dass wiedermal SPECTRE dahinter steckt.
Das Budget, dass erneut kräftig angewachsen ist und mittlerweile an den 10 Mio $ kratzt, sieht man. Nicht so sehr an den Locations (obwohl es mit Abstand die meisten waren, die es bis dato in einem Film zu sehen gab) als vielmehr an den Sets. Unterwasserschnipsel gibt's auch diesmal wieder, hier ist aber eindeutig der Trend zu "mehr von allem" zu erkennen. Mehr Hubschrauber, mehr Bösewichte, mehr Verbündete. Wirklich, von allem viel, viel mehr.
Am Ende hat die Japan-Story weltweit ca. 120 Mio $ eingespielt. Erstmals ein Rückgang. Wurde das Publikum etwa auch Bond-müde? Wichtigste Kritikpunkte waren, dass es kaum eine Story gibt und der Film derart mit Gadgets vollgestopft war, dass hier wohl offenbar wer von der (kaum vorhandenen) Handlung ablenken wollte. (Hi Marvel! Sorry, musste sein). Besonders aus heutiger Sicht ist das Ganze wieder grenzwertig sexistisch und rassistisch (Bond als Japaner? Wir verkleiden ihn als Spock, sieht dann voll japanisch aus. Oha!). Immerhin - die Bondgirls die nicht nur Deko sind, sind erneut emanzipierter als in den Teilen zuvor. In den Rankings liegt der Film ähnlich wie der Vorgänger Thunderball im Mittelfeld. Der Film ist ein gutes Stück zu lang und manche Sequenz hätte drastisch gestrafft werden können. Trotzdem, ich fand ihn viel besser. Warum? Siehe Bild.
Bild: 6,5/10 - weiterhin schlechter als die ersten beiden Teile. Im letzten Drittel kommen ein paar Laufspuren zurück ins Bild, doch insgesamt ist das Cinemaskop Bild wieder deutlich besser als der gruselige Vorgänger. Genug Langeweile, kommen wir zum Kern.
Bond Fünf hat das Set. Den Vulkan. Zitiert von Kingsman bis Simpsons wohl der Archetyp der Bösewicht-Festung. Aber, Himmel, eine funktionierende Einschienenbahn, ein verschiebbarer Heliport, eine echte Minirakete. Das aufwendigste Set bis dahin und definitiv das coolste; was dann auch weidlich im (zu langen!) Finale genutzt wird. Sieht aber auch einfach ... cool aus. Raffinierte Weltraumaufnahmen (etwa zur gleichen Zeit wie 2001, aber 10 Jahre vor Star Wars) mit drehender Erde, Miniaturen, reinkopierten Männchen. 'N Selbstbau-Hubschrauber aus dem Pearl-Katalog der richtig fliegt; Kameramann John Jordan verlor einen Fuß beim Dreh, als er von oben einen Heli filmte und durch den Sog in den Roter geriet. Er blieb der Serie dennoch auch danach treu.
Ton: 5,5/10 (englisch DTS HD Master) - es bleibt wie gehabt. Surroundanteil geht gegenüber dem Vorgang etwas zurück, es kracht und scheppert wie zuvor und John Barrys Score wirkt mittlerweile richtig routiniert. Im Tonstudio diesmal Nancy Sinatra (nach dem Papa Frank abgewunken hat). Die war allerdings derart nervös, dass es über 20 Aufnahmen brauchte - aus denen die besten Teile zusammengeschnippelt wurden - um den Titelsong fertig zu haben.
Der Plot ist (wie Dahl ja offen zugibt) konstruiert und kaum vorhanden, der Film ist ein wenig zu lang - vornehmlich weil offensichtlich jeder Cent Budget auch auf die Leinwand musste. Special Effects Liebhaber allerdings können in verrückten Ideen, irren Sets und allen Varianten und Kombinationen von Trickaufnahmen schwelgen wie in keinem Teil davor.