Servus Mankra,
du bist nicht alleine, das Thema hat mir auch lange Kopfzerbrechen bereitet. Da ich im Thema kein Experte bin, habe ich erstmal nur still mitgelesen.
Habe anfangs jeden Lautsprecher (3 Follhanks) individuell die Amplitude entzerrt nach dem Motto: weil ich es mithilfe des DSP halt kann. Mit der Folge, dass das Zusammenspiel der Front eher schlechter wurde.
Daraufhin stattdessen behutsam mit kanalübergreifend gleichen PEQs entzerrt, damit es keine Auslöschungen durch Phasendrehungen zwischen L+C+R gibt.
Zuletzt die Anbindung zwischen Sub und Tieftöner mittels gleichen PEQs (IIR) minimalphasiger gestaltet, da ich feststellen musste, dass in dem Übergangsbereich das Schallmaximum je nach Frequenz durch Phasenauslöschungen bedingt durch ursprünglich unterschiedlich gesetzte EQs in Sub+TT stark abwich. Was ja auch wahnsinnig ist: Man gleicht eine Phasenauslöschung (geringere Amplitude) durch Einsatz eines weiteren PEQs mutmaßlich aus und erzeugt damit wieder eine weitere Phasenverdrehung, die abermals Auslöschungen bewirkt. Da wäre wohl FIR ein Segen, was mein DSP (XP4080) jedoch leider nicht hat.
Die Forumsexperten haben es schon erwähnt: Eine geradlinige Phasenlage gibt es nur an einem (winzigen) Punkt im Raum. Da wir mit zwei Ohren hören und bei jeder Kopfbewegung automatisch eine Phasenverschiebung erzeugen, bedeutet auch, das wir dieses Ideal mit unseren Sinnesorgan nie erhören werden.
Eine wichtige Erkenntnis für mich ist auch, dass eine davonlaufende Phase nichts Schlimmes bedeutet:
Stell dir einen Sinuston vor, der bei 100Hz alle 10ms seinen Scheitelpunkt mit der höchsten Auslenkung hat. Bei 10kHz wiederholt sich der Scheitelpunkt bereits alle 0,1ms. Eine 30° Phasendrehung erzeugt hier 8µs Versatz. Diese kurze Verschiebung liegt irgendwo im hundertfach breiteren Maximum des Tieftöners. Die 30° Verschiebung bei 10kHz ist im 100Hz Sinus nur noch eine zeitliche Verschiebung von 0,3° zum Referenzpunkt. Soll heißen: eine kontinuierliche steigende/fallende Phase ist messtechnisch nur ein minimaler absoluter Zeitversatz, da der zeitliche Rahmen (360°) bei steigender Frequenz immer kürzer wird.
Ist vermutlich nicht wissenschaftlich korrekt, aber ich habe damit meinen Seelenfrieden gefunden. Es gibt soviel mehr Störfeuer durch Reflexionen, Resonanzen und Moden im Heimkino, das eine weglaufende oder ungleichmäßige Phasenlage eines Lautsprechers wirklich das kleinste Übel ist.
Gruß
Roland