So, hab jetzt auch mal wieder Zeit für ein paar Filme gehabt. Auf letterboxd hab ich mir im Zuge der Criterion-Challenge (jede Woche ein anderer Film aus der Criterion Collection, wobei die Anforderungen je Woche unterschiedlich sind, zb. W1: Film aus 1984, W2: Film von Kurosawa, W3: Film von Godard, W4: Horrorfilm, usw.) im Jänner eine Liste an 52 Filmen zusammengestellt, die ich währen des Jahres weggucken wollte, idealerweise jede Woche einen Film.
Jetzt haben wir mittlerweile bald Anfang Juni, wurde also Zeit dass ich da in die Gänge komme ;) Vielleicht war es auch etwas unklug, als ersten Film auf der Liste ein über 3 Stunden langes Bergman-Werk zu wählen, den schaut man eben auch nicht einfach so - da muss die eigene Stimmung/Motivation schon passen Am Wochenende war es dann aber soweit:
Fanny und Alexander (1982, Film-Version, nicht die 5-stündige TV-Fassung)
Ich habe schon ein paar Bergman-Filme gesehen, wobei mir vor allem die Stunde des Wolfs und natürlich das siebente Siegel am Besten in Erinnerung geblieben sind. Fanny und Alexander (eigentlich aus 1982 und nicht aus 1984, dürfte mich da mit der Jahreszahl vertan haben) spiegelt die Geschichte rund um eine wohlhabende schwedische Familie zu Beginn des 20. Jahrhunderts wieder. Bergman schafft es dabei, den Zuschauer am Familienleben teilhaben zu lassen - man fiebert mit, wenn die einzelnen Familienmitglieder die großen und kleinen Schicksalsschläge bewältigen und dabei stets zusammenhalten - ein doch sehr positiver Film mit ein paar Mystery-Einschlägen, die zur speziellen Aura dieses Werks beitragen. Aufgrund der Länge musste ich ihn allerdings in zwei Sessions sehen.
4 von 5 Punkten für den Film. Geschaut habe ich die BD von Arthaus, teilweise im schwedischen Original, überwiegend aber auf Deutsch. Die Synchro ist sehr gut, der Ton in Ordnung, auch das Bild fand ich durchwegs gelungen.
Ikiru (1952)
Zweiter Film aus der Criterion-Challenge. Ich bin großer Kurosawa-Fan, allerdings hauptsächlich von seinen Filmen mit Samurai-Thematik. Ikiru zeigt das letzte Lebensjahr eines japanischen Beamten, welcher aufgrund einer Darmkrebs-Erkrankung nur mehr wenige Monat zu leben hat - und erst durch diese Diagnose erkennt, dass er einen Großteil seines Lebens nicht wirklich gelebt hat. Der Film selbst ist sehr ruhig erzählt, wobei ein Großteil der Handlung - typisch für Kurosawa - rückwirkend gezeigt wird. Ein äußerst humanistischer Film, welcher von seiner Botschaft nach wie vor aktuell ist, wenngleich die Erzählweise schon eher gemächlich dahinschreitet, vor allem für heutige Sehgewohnheiten. Kurosawa nimmt sich eben auch viel Zeit, den damals bestehenden japanischen Beamtenapparat in all seiner bürokratischen Manie vorzustellen - Erinnerungen an den Passierschein A38 werden wach .
(Knappe) 4 von 5 Punkten, das Bild der Criterion-BD ist für das Alter des Films sehr gut, der Ton (Japanisch in Mono) allerdings an manchen Stellen schon sehr rauschend. Definitiv kein Film fürs Heimkino, eh klor.
Nach zwei Autorenfilmen musste dann gestern noch ein filmischer Gegenpol her. Und welche Art von Film eignet sich dafür hervorragend? Richtig, ein Film aus dem vielerorts (zu Unrecht!) verkannten Subgenres des Bigfoot-Horrorfilms:
Abominable (2006)
Ein - nach einem Kletterunfall, bei dem auch seine Frau ums Leben gekommen ist - an den Rollstuhl gefesselter Mittvierziger kehrt ein halbes Jahr später zusammen mit seinem ignoranten Pfleger in die eigene Berglodge am Fuße des Unglücksortes zurück, um dort ein paar Tage zu entspannen (was für ein Einfall...). Glücklicherweise machen zeitgleich in der einzigen anderen Lodge im Umkreis auch fünf junge Damen Urlaub, was der Hauptprotagonist mittels Fernglas genauestens beobachtet (die obligatorische Duschszene inklusive ). Da sich just zu diesem Zeitpunkt auch noch ein Bigfoot aus seiner nahegelegenen Höhle traut, ist die Menage à trois aus Cliffhanger, Rear Window und Bigfoothorror perfekt Ich muss sagen, ich habe mich schon gut unterhalten gefühlt, der Film zählt definitiv zu den besseren Vertreten des Bigfoot-Genres (was per se jedoch noch keine große Leistung darstellt ). Der Hauptdarsteller spielt wirklich gut, auch der Schauspieler seines Pflegers gibt eine ansprechende Darstellung als ungläubiger Besserwisser inkl. Magnum-Gedenkschnauzer ab. Sogar ein paar B-Movie-Veteranen (Jeffrey Combs, Lance Henriksen) dürfen als Bigfoot-Futter herhalten. Über die schauspielerischen Qualitäten des restlichen Casts hüllen wir aber lieber den Mantel des Schweigens. Dafür gabs auch ein paar nette Effekte und gute Jump Scares - in Summe empfehlenswert, für Freude des gepflegten Bigfoot/Yeti/Kryptozoologie-Films sogar Pflicht!
(Knappe) 3,5 von 5 Punkten. Das Bild der amerikanischen Blu Ray war wirklich top und sehr detailliert, der Ton (in 5.1 abgemischt, Wiedergabe über Auromatic) war ebenfalls sehr ordentlich und hatte einige tolle Effekte über die Surrounds parat - not bad at all!