Gestern war es nach langer, langer Zeit wieder mal so weit: gut erholt und gut gelaunt hatte ich Lust, wieder mal diesen Klassiker zu sehen. Ich war gespannt, wie das in 4K im Heimkino bei mir aussehen würde und ob der Film noch funktionieren würde.
Der Film gab damals vor über 30 Jahren viel zu reden und hat mir auch bei meiner Drittsichtung ausgezeichnet gefallen. Die Femme Fatale Sharon Stone einfach grandios, die mich mit ihrem bezaubernden Lächeln an eine alte Liebe erinnerte. Ob schwarzhaarig oder blond, ob sexuell oder materiell: jeder hat eine Schwäche und ist nicht davor gefeit, sich in irgendeinem Spinnennetz zu verfangen. Und der Klassiker schlechthin dafür sind und waren seit jeher die Reize einer schönen Frau. Die Besetzung mit einer Newcomerin war IMO perfekt - keine bekannte Ikone und scheinbar nicht von dieser Welt.
Der Plot an sich mag in Summe konstruiert und realitätsfern sein, aber er funktioniert noch heute. Der Film hat eine wunderbar surreale und traumhafte Note, fast unausweichlich spitzt sich die Situation des Protagonisten Michael Douglas zu - gefangen im Dilemma, seine berufliche Pflicht vom Privatleben zu trennen. Dem Lächeln dieser Sphinx konnte auch er sich unmöglich entziehen.
Eingebettet spielt das Ganze in einer für mich ganz besonders faszinierenden Gegend: der San Francisco Bay Area. Von der mediterran wirkenden Aussicht von den Hügeln der Stadt auf die Bucht mit ihren prachtvollen Bauten, die Aussicht vom Appartement des Protagonisten auf die Transamerican Pyramid oder die auf mich unheimlich magisch wirkende Gegend nördlich der Staat ... viele dieser Locations kenne und hatte ich besucht - nicht zuletzt auf Grund der vielen Filme, die hier gedreht wurden. So genoss ich insbesondere die im Film wiederholt und ausführlich gezeigten pittoresken Fahrten von San Francisco nach Stinson Beach über den Shoreline Highway. Eine Fahrt, die ich wegen dieses Filmes vor ein paar Jahren selber machte. Denn dort, unmittelbar am Pazifik, hatte die Hauptdarstellerin ihr Beach House. Die Schönheit der Landschaft schafft IMO einen Kontrast zu den grauenhaften Verbrechen und der beruflichen Herausforderungen, denen sich Douglas konfrontiert sah. Ich genoss diese kurzen Unterbrüche im Spannungsbogen, vergleichbar mit dem Humor, welchen der Master of Suspense, Alfred Hitchcock, gerne einbaute, um die Anspannung bei den Zuschauern dann wieder zu erhöhen.
Sehr passend und auch wichtig empfand ich die Musik zum Film, die es schaffte, die richtige Stimmung und den passenden Rahmen zu schaffen. Gehört im Originalton mit sehr guter Sprachverständlichkeit der Dialoge. 1-2 mal wurde es eine Spur zu laut für meinen Geschmack. Der Film beweist einmal mehr, dass gutes Kino bestens auch ohne Bass-Urgewalten auskommen kann, wenn der Rest denn stimmt.
Passend auch das Ende ... was der Film nämlich gekonnt der Phantasie der Zuschauer überliess. Auch in dieser Hinsicht ging er wieder deutlich ungewohnte Wege: konträr zum Mainstream. Ganz seiner Linie treu bleibend: konträr ungewohnt, wie im Detail vorher auch an der einen oder anderen Stelle.
Film: 9,5
Bild: 7 (kein Hochglanz, aber passend zum Film).
Ton / Musik : 8,5