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Man kann keine Kaspar Hauser Experimente durchführen (wurde oben bereits gesagt), man kann aber sehr gut beforschen, wie groß das Verlangen nach Kategorisierung ist, damit die Welt "handhabbar" bleibt.
Einzelne Personen und Familien können versuchen, Zuschreibungen und das erwarten bestimmter Performanz einzuschränken oder ihnen entgegenzuwirken. Diese Versuche werden aber nur eine eingeschränkte Wirkung entfalten und zwar nicht, weil sie prinzipiell untauglich sind, sondern weil sie letztendlich isoliert bleiben. Solche Prozesse kann man nur diachron erfassen, da sie sich über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende erstrecken.
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Ich würde kinodehemms Aussage vielleicht so verstehen, dass nicht jede Diskussion ihrem Gegenstand gerecht werden kann, wenn man davon ausgeht, dass sie völlig voraussetzungsfrei ist. Man kann Quantenphysik beispielsweise auch schlecht diskutieren, wenn die zugrunde liegende Mathematik nicht erarbeitet wurde.
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Auch wenn ich gerade keine Zeit habe, mich hier aktiv zu beteiligen.. Du hast doch sicher eine Geisteswissenschaft studiert, was du schreibst kommt mir als Kuwi ziemlich bekannt vor.
Ich bin tatsächlich Wissenschaftler aber nicht ausschließlich im Bereich der Kulturwissenschaft
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Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von wem oder was auch immer ist leider nichts, das vom Himmel fällt, sondern das jeden Tag herbeigeführt und erarbeitet werden muss.
Die Tatsache, dass es hier wenige Frauen gibt, könnte ebenso ein Beleg dafür sein, dass sie, da sie ja Mädchen waren, nie für das Thema begeistert wurden. Ich könnte jetzt hier gegenteilige Einzelbeispiele anbringen, die aber dazu führen, dass wir uns im Kreis drehen.
Der Ausspruch der Hebamme/des Geburtshelfers "es ist ein Junge/Mädchen" ist eben nicht ausschließlich indikativisch zu verstehen, sondern verändert Erwartungshaltungen, Zuschreibungen etc.
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Die chromosomale Bestimmung ist nur eine von konkurrierenden, die durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können, aber auch hier muss grundsätzlich erstmal verstanden sein, dass die Naturwissenschaften selbst nicht "natürlich" (also extrasprachlich, extramental) sind, sondern ebenfalls ein kulturelles Konstrukt.
Heisenberg hat es gut zugespitzt: ""Was wir beobachten, ist nicht die Natur selbst, sondern die Natur, die unserer Methode der Befragung ausgesetzt ist."
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In Bezug auf "sex/gender" greift "beigebracht" sicherlich deutlich zu kurz, aber das sollten wir hier jetzt doch nicht auch noch diskutieren!?
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Die einzelnen Fallbeispiele gehen, ich wiederhole mich hier, an der Grundsätzlichkeit des Problems vorbei. Strukturelle Gewalt kann nur diejenige Gruppe ausüben, die in der Machtposition ist, daher gibt es im Englischen auch die sehr wichtige Unterscheidung zwischen Racism und Racialism, Die Durchdringung der Konstruktion des Konzepts Race wird dabei vorausgesetzt.
Kurz gesagt wird man auch Menschen finden, die Lynchings lachend beigewohnt haben, ohne dass dies ein Beleg für deren Sinnhaftigkeit ist. Zudem müsste man, wenn man der Analyse solcher Artefakte wirklich gerecht werden wollte im Sinne der Audience Studies einmal untersuchen, bzw, Untersuchungen zur Kenntnis nehmen, in wie weit solche Reaktionen nicht auch historisch bedingt sind.
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Das ist ja gerade das perfide an der Strategie, dass Begriffe appropriiert und umgedeutet werden. Das fängt schon bei dem einfachen Wort "korrekt" an.
Wenn jemand es als korrekt empfindet und ansieht, dass man Menschen nicht durch Handeln (und dazu gehört auch Sprachhandlung) ausgrenzt, degradiert, verunmenschlicht, abwertet etc, dann sollte eine Gesellschaft in Gänze in der Lage sein, dies einfach als "korrekt" zu akzeptieren.
Stattdessen wird nicht selten das Wort "politisch" hinzugesetzt, womit eine Umdeutung einhergeht, die das Ausgangsverhalten als tadelnswert einzustufen versucht.
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Das Wort Rassismus ist übrigens fehl am Platz.
Da es ganz "offiziell festgestellt" keine Menschenrassen gibt, siehe die Diskussion zur Verwendung des Begriffs Rasse im Grundgesetz, gibt es auch keinen Rassismus.
Gilt dann aber auch für engl. sex ;)
Aber das ist ja leider der "Witz", dass diese Kategorien (gesamt)kulturell konstruiert werden und dadurch ihre Wirkmacht entfalten.
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Das ich etwas schwer glauben kann, steht direkt unter einem Zitat von mbischo und bezieht sich auch auf dieses.
Ja, und ich meine das absolut ernst, denn das Thema ist mir für (und sei es auch nur gespielte) Ignoranz deutlich zu wichtig.
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Mit den Begriffen "Mainstream" und "konform" kann ich in diesem Zusammenhang nichts anfangen, sodass ich nicht beurteilen kann, in wie fern wir in verschiedenen Ländern leben.
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Ich sehe hier eher nicht eine Rückentwicklung der Redefreiheit, sondern zum Glück, den Versuch sich eines Verhaltens zu befleißigen, welches nicht darauf abzielt, Menschen herabzuwürdigen, zu degradieren, zu diffamieren, zu objektifizieren oder anderweitig Machtstrukturen zu festigen, obwohl dies nie vollkommen gelingen kann, denn bereits die bloße Tatsache, dass jemand spricht und jemand anderes nicht, etabliert schon eine Machtstruktur.
Den strukturellen Aspekt darf man hier tatsächlich nicht aus den Augen verlieren, denn der macht den Unterschied zu den teilweise relativierend, teilweise auch nicht relativierend, sondern durchaus humoristisch, gemeinten Beispielen von Witzen auf Kosten ebenfalls privilegierter Gruppen.
Insofern taugt das Rekurrieren auf vormals nicht sanktionierte Verhaltensweisen nicht zwingend zur Ableitung des fortwährenden Gewünschtseins solchen Verhaltens in der Zukunft.
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Über Jahrhunderte und Jahrtausende haben Gesellschaften Diskurse und Mechanismen geschaffen und schaffen sie noch heute, die es erlaubten und erlauben, entlang mannigfaltiger Demarkationslinien (strukturelle) Gewalt und Macht auszuüben.
Diese Diskurse und Mechanismen haben die möglichst nicht als solche wahrnehmbare Privilegierung bestimmter Gruppen zum Ziel und zur Folge. Die VerAnderung (Reuter) von Menschen geschieht nun mal auch durch Sprache, denn diese beschreibt nicht in erster Linie oder gar ausschließlich Realität, sondern schafft sie durch Zuschreibungen.
Sicherlich darf man sich im Rahmen dessen, was durch die Rechtssprechung gedeckt ist, rassistisch, sexistisch, religionistisch etc. äußern, auch in Deutschland; man darf sich dann aber nicht beschweren, wenn diese Sprechakte als solche erkannt und benannt werden.
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Ich verstehe Nolans Werke eher als Stilübungen und nicht als Genrekino: Er arbeitet sich tatsächlich an den Kategorien der klassischen Narratologie in Bezug auf die Erzählung von Zeit ab. Memento spielt mit der Ordnung/Reihenfolge , Dunkirk mit der Dauer und Tenet muss ich noch sehen
Interessierten empfehle ich Following, den er auf 16mm gedreht hat.
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Wohl wahr; und das betrifft ja gar nicht mal in erster Linie nur Analogtitel, für die man, wie Du sagst, im Idealfall die Negative braucht und keine Kinokopie. Aus den Negativen könnte man immerhin noch etwas herausholen.
Toy Story wurde mit 1536x922 Pixeln gerechnet, aber ein 2160p Release muss natürlich sein ;)
Ähnlich schade wie Brothers in Arms -- in den 80ern komplett digital aufgenommen und daher absolut nicht mehr aufwertbar.
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In dem Falle schließe ich mich icebaers Vorschlag an, nicht zuletzt auch wegen der Stromversorgung.
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Was wäre denn die Preisgrenze für den Amp und käme ein Eigenbau hier auch in Frage?
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Ja, aber selbst für 4k als Endprodukt sollte man im Idealfall ja mit höherer Auflösung abtasten und da bin ich auch schon skeptisch, ob das gemacht wird.
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Ja sicher, das wiederholt sich regelmäßig in ähnlicher Form.
Ich frage mich nur, ob das analoge Ausgangsmaterial wirklich mit 8K gescannt wird. Ich erinnere mich noch, dass es als Baraka (70mm) digitalisiert wurde nur eine handvoll 8K scanner für Film gab; ist ja jetzt aber auch schon wieder 13 Jahre her...
Mir stellt sich neben der Auflösung dann, wie gesagt, eher die Frage nach der übrigen Restauration, die man im Grunde ja aber auch der Full HD Blu-ray angedeihen lassen könnte.
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Nein, ich bezog mich auf Bladerunner1974s Aussage zu Escape from New York: "Na ich kauf sowas - hab den schon als Blu-ray und zwei 4K Vö‘s. Und im Herbst kommt eine dritte 4K Vö dazu. Ig freu mich"
Damit will ich seine Entscheidungen nicht in Frage stellen, würde selbst für mich aber entscheiden, dass ich den dann nur einmal als UHD Disc kaufen wollen würde. Wobei auch ich z. B. die Laserdisc von Die Hard zweimal gekauft habe, was damals finanziell richtig weh tat. Aber teilweise hatte man für die LDs lediglich die VHS Master genommen und dann erst später "richtige" Veröffentlichungen nachgeschoben.