Burstmessungen
Bisher hatte ich meistens Endstufen in der 150W-Klasse und etwas darüber vermessen. Da anhand dem grundsätzlichen Netzteilaufbau und der verwendeten Betriebsspannung die Dauer-Sinus Leistungsmessung recht nahe der "Spitzenleistung" entspricht, habe ich mich mit dem Thema nicht weiter beschäftigt und mich stattdessen auf die anderen relevanteren Parameter konzentriert.
Nun hatte ich in letzter Zeit öfters auch stärkere PA-Amps zur Verfügung und bei denen verhält es sich manchmal etwas anders.
Leistungsstarke (i.d.R.) PA-Endstufen können so viel Leistung abgeben, dass das Netzteil bzw. die Netzbelastung in kritische Bereiche gelangt. Bei der Messung mit Dauer-Signalen können schnell mal Leistungsaufnahmen von 4-8kW auftreten, welche das Netzteil in den thermischen Tod schicken kann, wofür es entsprechende Schutzschaltungen geben sollte, damit dies nicht geschieht.
Diese Schutzschaltungen regeln je nach Funktion und Bauform der Endstufe auch die Ausgangsleistung herunter. Damit ist es manchmal nicht möglich mit einem Dauer-Sinus Signal die maximale Ausgangsleistung zu vermessen. Hierfür gibt es andere Messmethodiken, welche ich bisher noch nicht behandelt habe und nun im folgenden kurz Beschreiben möchte.
Im Grundprinzip geht es darum, den Crest-Faktor zu erhöhen. Eine Möglichkeit ist dies über ein Rauschsignal zu bewerkstelligen (6dB oder 12dB), wobei für mich die Vermessung und Analyse dieses Signals schwierig ist (wird i.d.R. eher für Belastbarkeit von Lautsprecher(chassis) verwendet) und ich damit nicht verwende.
Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Burstsignalen. Hierbei wird über eine bestimmte Dauer ein Signal angelegt. Nach diesem Signal kommt ein zweites Signal, welches um einen bestimmten Wert ist, mit einer bestimmten Zeitdauer. Die Signalreduzierung kann z.B. ein definierter dB Wert sein oder auch ein Mutesignal, wobei ich ein Mutesignal verwende, da dies mit REW leichter zu erstellen ist. Je nach Signal-Pausen-Verhältnis kann jeder beliebige Crestfaktor eingestellt werden, was die Netzleistungsaufnahme und thermische Belastbarkeit erheblich reduziert.
Entscheidend ist hierbei noch, wann die Spitzenspannung gemessen wird. Ich habe mich dazu entschieden, am Ende des Burst die letzte Spitzenspannung für die Berechnung einer Burstleistung in diesem Zeitpunkt zu verwenden.
Hier gibt es nur wenige verbreitete Standards und man sieht auch, dass je nach verwendeten Parametern man fast jeden beliebigen Leistungswert messen kann. Hier ist das production partner Magazin relativ weit und habe von diesen im Prinzip meine zwei verwendeten Burst-Parameter auch übernommen. Dies ist ein 33ms Burst bei 1kHz und ein 825ms Burst bei 40Hz mit einem konstanten Crestfaktor von 7,8dB. Persönlich finde ich dies einen guten Kompromiss aus höherer Praxisbelastung (für LCR und 825ms für Subs) und reduzierter Leistungsaufnahme, was speziell für Mehrkanalmessungen und niederohmige Messungen ein großer Vorteil für mich ist.
Ein gutes Beispiel für die verschiedenen Angaben ist die SL-Werte von Dynacord. Bei dieser Serie sind im Datenblatt verschiedene Dauersignale (z.B. Continuous oder Rated THD) und auch ein Burstsignal (Dynamic-Headroom) für verschiedene Impedanzen angegeben.
Bei der L-Serie von Dynacord werden im Datenblatt (leider) nur noch die Burstsignal Werte angegeben (steht in derFußnote). Einem Anwender stehen somit nicht mehr alle Vergleichswerte zur Verfügung und schlimmer noch. Die Verkaufsgeschäfte geben unkommentiert irgendwelche Leistungswerte aus dem Datenblatt an, wodurch die Verwirrung für den Kunden maximal ist. Denn bei genauer Betrachtung hat die SL2400 exakt die gleichen Leistungsdaten wie die L3600FD! (Konnte dies anhand einer kürzlich durchgeführten eigenen Messung auch nachvollziehen). L3600 hört sich PR-mäßig besser an, als SL2400
Nachfolgend noch ein paar Fotos von meinen zukünftigen Zusatz-Messungen:
Hier ist ein 33ms Burst zu erkennen, welcher deutlich clippt.
burst 33ms clipping.jpg
burst 33ms clipping zoom.jpg