Hallo Andi,
das Problem beim Projizieren im hellen Raum ist die erhebliche Kontrastverminderung im projizierten Bild durch die vorhandene Raumhelligkeit.
Unter http://www.cine4home.de/Specials/ANSIvsONOFF/ANSIvsONOFF.htm ist ein ganz anschaulicher Beitrag bzgl. ANSI Kontrast vs. ON / OFF Kontrast zu finden. Wer diesen durchliest wird sehen, dass es in diesem Bereich kein richtiges ja oder nein gibt. (dennoch sollte jeder Interessierte diesen Artikel ruhig einmal lesen)
Das Ergebnis des Artikels gilt zudem für einen dunklen Raum, also der typischen Umgebung für’s Heimkino. (sollte hier also eigentlich zur Pflichtlektüre werden ...)
In hellen Räumen ist die Situation ein wenig anders.
Der theoretische Ansatz Deines Gedankens beruht vermutlich darauf, dass Du davon ausgehst dass die dunklen Bildpassagen bei einer Gain 18 Leinwand ebenso 18 fach heller werden wie die hellen.
Das ist natürlich richtig, aber …
jeder Projektor hat einen Kontrastfaktor X den er in absoluter Dunkelheit maximal erzeugen kann. Bei absoluter Dunkelheit macht eine „Hellraumleinwand“ entsprechend auch keinen Sinn. (außer ggf. für kleine LED Beamer)
Daher haben wir diesen Leinwandtyp auch Hellraumleinwand genannt.
In einem hellen Raum liefert der Projektor natürlich immer noch das Bild mit vollem Kontrastumfang aus, aber durch die starke Streuung auf der Leinwand ist ein mehr oder weniger großer Bereich (des Kontrastumfanges) für unser Auge einfach nicht mehr wahrnehmbar und somit verloren, da sich die Intensität nicht ausreichend von der Grundhelligkeit der Leinwand (durch das Raumlicht) abheben kann. Die Raumhelligkeit raubt uns so zusagen nicht nur den Schwarzwert sondern auch viele dunkle und ggf. mittlere Töne.
Mit einer Hellraumleinwand erhöht man nun – wie von Dir korrekt aufgezeigt – die Intensität aller reflektierten Signale um Faktor X (18, 26; wir werden wohl noch weitere Werte bekommen ...) . Dadurch wird dann ein nicht unerheblicher Teil an Bildinformationen, der auf einer Gain 1 Leinwand im hellen Raum unsichtbar war, wieder für das Auge sichtbar bzw. wahrnehmbar gemacht. Hierdurch ergibt sich dann die Erhöhung des InBild-Kontrastes. (Der hellste Punkt wird 18x heller, der dunkelste (vorher nicht sichtbare) bleibt aber so wie zuvor … )
Ich hoffe, dass mein Text verständlich ist; aber zur Vereinfach hier noch ein Beispiel: wenn man auf einer Gain 1 Leinwand z.B. grau mit 50% gerade nicht mehr vom Raumlicht unterscheiden kann, so würde dieser 50% Grauwert auf einer Gain 18 Leinwand 18 mal heller erscheinen, sich also noch deutlich abheben, zudem würden noch viele weitere Grautöne (> 50%) sichtbar werden die bei einer weißen Gain 1 Leinwand einfach verloren wären.
Zu Deiner Behauptung:
Nein – die Leinwand reflektiert nicht mehr. (Ich gehe davon aus, dass eine vernünftige Gain 1 Leinwand alles reflektiert was möglich ist und keine Verluste nach hinten, etc. hat.)
Hellraumleinwände haben keine Energiezufuhr sondern lediglich ein komplett anderes Reflexionsverhalten. Eine normale Leinwand reflektiert bzw. besser gesagt streut das einfallende Licht in nahezu alle Richtungen gleichmäßig. Eine Hellraumleinwand setzt nicht auf Streuung sondern auf gerichtete Reflexion.
Dies hat zwei Vorteile:
1. Die hohe Steigerung des Gainwertes und dadurch eine Kontraststeigerung (nur) in hellen Umgebungen
2. Streulicht welches nicht aus der Richtung des Projektors ( +- Betrachtungswinkel) auf die Leinwand trifft wird (bei korrekter Aufstellung) nicht zum Auge des Betrachters reflektiert; dadurch wirkt die Fläche einer Hellraumleinwand auch gleich noch etwas dunkler wie eine daneben/davor stehende Standardleinwand. (also auch dadurch noch etwas kontrastreicher ...)
Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen verständlich beantworten, kann diese aber gut verstehen, da ich in den letzten Jahren auch mal mit grauen und schwarzen Leinwänden Tests gemacht habe, die aber nur bis max. ca. 150 Lux hilfreich waren. (es ist wirklich erstaunlich wie gut eine Projektion auf ein schwarzes Tuch aussieht, wenn alle Wände / Decken / Böden auch dunkel sind; wir haben über 150 Tücher geprüft, bis wir uns für die letztendlich gewählte Technik entschieden haben, war eine sehr interessante Zeit …)
In dem einen Clip habe ich ja Testmuster aus dieser Zeit (DNP Supernova / Sony DynaClearScreen) zum Vergleich mit drin.
Für den Heimkinobereich (den ich bisher beruflich nicht betreue, Revosoft kümmert sich bisher ausschließlich um B2B-Kontakte, daher habe ich auch keinen Konflikt wegen des Hinweises hier im Forum gesehen, sondern hoffe lediglich darauf, dass anderen das Prüfen der 150 Tücher erspart bleibt ... (auch wenn man dabei viel lernen kann)) sollten diese beiden Leinwände bereits eine interessante Basis sein. Die Sony Leinwände gibt es manchmal gebraucht auch schon für wenige €, leider nur recht klein (80 Zoll) und zudem neigen die Seiten der Leinwand zum Wellen.
Wie ich vorhin gerade per Email erfahren habe, werden wir vermutlich ab ca. Sommer 2013 noch ein neues Produkt in unser Leinwandportfolio aufnehmen können, welches dann vermutlich auch im Heimkinobereich sinnvoll eingesetzt werden könnte. Eine optische Multilayerleinwand (mehr als 10 Layer) mit einem Gainwert von über 3. (Wäre eine schöne Lösung um die Lücke zwischen den Hellraumleinwänden und der aktuell verfügbaren Ware zu schließen …)
Die Proben die ich bisher (per Videovergleich) gesehen habe sehen sehr viel versprechend aus. Wenn die Massenfertigung die Qualität der bisherigen Samples erreicht, werden die anderen Anbieter optischer Leinwände sicherlich ausreichend Anreize erhalten Ihre Produkte gründlich zu überarbeiten. (Mehr sollte ich zu diesem Zeitpunkt dazu aber nicht preisgeben. Wenn wir die Leinwände bekommen haben, werde ich bestimmt wieder Youtube Clips einstellen; da wir für die Hellraumleinwände ein Händlernetz aufbauen werden um auch überregionalen Interessenten den Zugriff darauf mit einer Vor-Ort-Betreuung zu ermöglichen, wird dann vermutlich auch der eine oder andere Händler dabei sein, der dann ggf. auch Endkunden-Vertrieb betreibt, so dass die Multilayerleinwände dann auch für alle greifbar sein werden. )
Grüße aus Lübeck
Bodo Olschewski