Interessant. Magst Du noch etwas zum Bildeindruck der beiden im Vergleich sagen?
Klar, kann ich gerne machen.
GERÄT:
Das Erste, was mir beim aufstellen bzw. auspacken aufgefallen war, ist das der Bragi sehr solide und robust gebaut ist. Da klappert nichts und das Gerät macht einfach einen sehr stabilen Eindruck. Das ist alles ziemlich präzise gefertigt. Da fällt meines Erachtens nach auch die Scheinpflug-Korrektur mit rein. Das im Zusammenspiel mit den verschiedenen erhältlichen Objektiven, hat man gute Voraussetzungen ein gutes Ergebnis auf die Leinwand zu bekommen.
LICHTQUELLE:
Ich war erst etwas skeptisch, was das Thema LEDs als Lichtquelle angeht, aber dieses Skepsis war eher durch Nicht-Wissen begründet. Gibt ja noch andere Hersteller und Geräte, die mit LEDs arbeiten. Ich konnte mir erstmal nicht vorstellen, dass man mit LEDs überhaupt genug Licht erzeugen kann und dann auch noch "gute" Farben dabei rauskommen. Die Skepsis hat sich mit Einschalten dann aber ziemlich schnell in Luft aufgelöst.
SCHÄRFE:
Die war wirklich richtig gut. Und da muss er sich schon mit dem Sony messen, der in puncto Schärfe die Messlatte schon hoch hängt. Die Schärfe des Bragi war "leider" so gut, dass beim Einstellen des Beamers aufgefallen ist, dass die Leinwand nicht 100%ig im Lot hing. Das Testbild des Bragi hat über die ganze Bildfläche verteilt "Objekte", anhand derer man die Fokussierung vornehmen kann. Da fiel das dann auf. Ich hatte - nach Kauf des Sony - die Leinwand mal abnehmen müssen, da ich an die Subs ran musste und beim Wiedereinhängen hab ich wohl nicht mehr ganz auf das Lot geachtet. Im Betrieb fiel der Schärfeabfall kaum auf (er war auch nur marginal), aber jetzt eben bei der Installation des Bragi.
Ist peinlich für mich, dass mir das nicht vorher aufgefallen ist, aber gut - so hat der Bragi dazu beigetragen, dass ich die Leinwand nochmal überprüft und dann im Lot korrigiert habe. Seitdem ist alles scharf. Hat auch der Sony jetzt auch was von.
VW5000 vs Bragi heißt auch LCOS gegen DLP. Es sind beide wirklich scharf und die Unterschiede zu benennen ist wirklich schwierig. Der Bragi ist auf jeden Fall auch bis in die allerletzte Ecke pickelscharf, was m.E. nach vor allem für die Qualität des Objektivs spricht. Der Schärfeeindruck profitiert zudem auch von der unglaublichen Homogenität des gesamten Bildes. Ich vermute, das ist, was oftmals als "DLP-Schärfe" bezeichnet wird.
Wenn ich ehrlich bin: an der Stelle hat mich der Bragi wirklich positiv überrascht.
FARBEN
Naja. Das hat mir dann wirklich die Schuhe ausgezogen. Tja, Barco kann Farben. So ist es wohl. Aber erst als der Bragi bei mir im Kino stand habe ich nachvollziehen können, was damit gemeint ist. Und hier - sorry, lieber Sony - sieht der VW5000 im direkten Vergleich kein Land. Das mag auch ein bisschen dem "Neu-Effekt" geschuldet sein und natürlich spielen auch persönliche "Bild-Präferenzen" mit eine Rolle. Aber ich fand es schon krass zu sehen, wie Filme, die man kennt, doch nochmal anders zur Geltung kamen.
SCHWARZWERT
Ha, das Sakrileg-Thema. Schwarzwert hier, Schwarzwert da und sowieso. Wie oft dreht sich immer bei Projektoren alles um diesen Schwarzwert. Auch ich nehme mich da nicht von aus, einfach weil seit Jahr und Tag das eines der prominentesten Themen überhaupt bei Projektoren ist. Und seien wir ehrlich - JVC und Sony haben hier viel investiert, den Schwarzwert gut hinzubekommen und das durchaus erfolgreich auch geschafft. Nun also Barco mit dem Bragi.
Und?
Ja, der Sony gewinnt. Durchzeichnung in dunkleren Szenen und Schwarzwert kann er besser. Aber ihr ahnt es schon, da kommt ein Aber....
Meine Haupterkenntnis ist, dass es einen fundamentalen Unterschied gibt zwischen "ich gucke mal einen A/B-Vergleich über eine Stunde zwischen zwei Projektoren z.B. beim Händler" und "ich habe den Beamer drei Wochen zuhause hängen und guck nur den".
Der schwächere Schwarzwert ist mir am Anfang direkt aufgefallen und ich habe geseufzt. Nach spätestens drei Tagen aber war das kein Thema mehr. Ich hatte mich an die Gesamtperformance des Bragi gewöhnt - im positiven Sinne. Die Farben haben mich wirklich immer und immer wieder positiv getriggert und die dunklen Szenen wurden nicht mehr als "nicht so gut wie der Sony" wahrgenommen. Nun sieht man aber auch das Dilemma: die Händler können die Geräte ja nicht immer wochenlang an mögliche Interessenten verleihen bis diese dann sich festlegen.
Was ich persönlich aber sagen würde, ist folgendes: ja, Schwarzwert kann man hoch gewichten für das eigene Sehempfinden, aber ich würde immer empfehlen, die GESAMTHEIT der Bildperformance als Maßstab zu nehmen. Es gibt so viele Faktoren, die ein gutes Bild ausmachen und der Schwarzwert ist nur einer davon. Und ich wette, dass so Mancher dann nochmal sein Mantra für den Schwarzwert überdenkt und relativiert. Es wäre schade, wenn man dem Bragi keine Chance gibt, nur weil man "gehört" oder "gelesen" hat, dass der Schwarzwert nicht so dolle sein soll. Da beraubt man sich der Möglichkeit eines wirklich tollen Gerätes, das eine weitere tolle Option im Projektorenmarkt ist.
HELLIGKEIT
In der Tat kam es mir so vor, dass die LEDs das an Lumen liefern was auf dem Papier steht. Das scheint aber bei Barco eh grundsätzlich so zu sein, dass Papierangaben auch tatsächlich erreicht werden. Wenn ich aber bei mir auf 3,50m 21:9 (meine max. mögliche Breite/Größe) gegangen bin, ist der Bragi im Vergleich zum Sony deutlich in die Knie gegangen. Dazu muss ich aber sagen, dass mein Leinwandtuch definitiv ein Schwachpunkt ist. Ich habe ein BS65K von Image Screens, das eine gute Struktur und hervorragende akustische Eigenschaften hat. Aber bei mir kürzlich durchgeführte Gain-Messungen haben eine Wert von gerade mal 0,5 ergeben. Da kann man sich vorstellen, was da an Licht geschluckt wird.
Insofern ist dieser Punkt relativ zu sehen: wer ein gutes Tuch mit besserem Gain-Wert hat als ich, wird den Bragi CS ohne Probleme auch auf 3,50m betreiben können. Wobei - mehr Licht geht immer.
SONSTIGES
Ich vermisse die FI vom Sony beim Bragi. Ich mag die einfach, auch wenn sie nur auf niedriger Stufe läuft. Aber sowohl beim MadVR ist es angekündigt für die Zukunft als auch Barco selber will das wohl nachliefern. Und mit Dynablack dürfte sich die Performance im "dunklen" Bereich auch beim Bragi nochmal steigern.
Für CIH-Leinwände finde ich den Bragi CS (oder den Njord CS oder HODR CS) eine tolle Sache. Im Zusammenspiel mit dem MadVR lassen sich da perfekte Setups mit der 5k-Auflösung realisieren. Ja, ist nur ein Wobble-Chip, aber mit dem hat Barco das super hinbekommen.
Die Wärmeentwicklung ist noch ein Faktor, der mir aufgefallen ist. Ich habe ja den Luxus eines separaten Technikzimmers. Aber mir ist aufgefallen, dass die Wärmeentwicklung deutlich weniger als beim Sony ist. Wobei das ein nicht ganz fairer Vergleich ist, weil beide in verschiedenen Lumenklassen spielen. Aber dennoch - für den Einen oder Anderen, der den Projektor im Kinoraum betreibt, vielleicht ein nicht unwichtiger Punkt.
Das Hochfahren dauert etwas länger als beim Sony, aber das interessiert eigentlich nicht wirklich. Also, mich zumindest nicht.
Lärmentwicklung - für mich logischerweise - kein Thema, aber Geräusche macht er und flüsterleise ist es jetzt nicht gerade. Das muss aber jeder für sich entscheiden, da sind ja die Empfindungen auch unterschiedlich. Beeindruckend ist aber, wenn er eingeschaltet wird, dann meint man für kurze Zeit er schmeisst die Turbinen an.
Und zu guter letzt: ich fand das Webinterface vom Bragi auch cool, stabil und gut durchdacht gelöst.
Fazit:
Ich find meinen VW5000 nach wie vor ein tolles Stück Technik, der ein spitze Bild zaubert. Und im gesamten Bildeindruck habe ich mich an ein sehr homogenes Bild mit einer tollen Balance von hellen zu dunklen Bereichen gewöhnt. Das sehe ich in der Tat als eine Stärke des Sony. Ich bin also überhaupt nicht unzufrieden damit und seine Helligkeit ist nach vor ein ganz großes Plus (gerade bei mir mit dem niedrigen Gain).
Der Bragi CS hat andere Stärken (und auch Schwächen), kann mich aber in der gesamten Performance echt überzeugen. Er ist vergleichsweise kompakt von der Bauweise und ein ausgereiftes Stück Technik. Man merkt definitiv, dass Barco Ahnung vom Projektorbau hat und viel Erfahrung da drin steckt.
Gibt man dem Bragi eine Chance, sich vorzustellen, bin ich sicher, dass er definitiv seine Fans findet. Ein tolles Gerät, das sich nicht vor den Epsons, JVCs oder Sonys zu verstecken braucht und definitiv einen Blick wert ist.
Äh, ist jetzt etwas länger geworden. Ich hoffe, ihr seid nicht eingeschlafen....