Nun aber zum zweiten Teil der Auswertung früher Reflexionen:
Wir haben bereits gelernt, wie wir frühe Reflexionen "entdecken" und anschließend auch entsprechend verhindern können. Was wir jedoch noch nicht beachtet haben, ist der Frequenzbereich, welcher durch die Reflexionen beeinflusst wird. Man muss sich vorstellen, dass der Frequenzgang des Schalls, welcher z.B. von einer seitlichen Wand reflektiert wird, nicht viel mit dem Frequenzgang auf Achse zu tun hat. Diese verbogenen Reflexionen bewirken die im obigen Beitrag genannten Verfärbungen im Klang. Besonders wichtig ist für das menschliche Gehör der Bereich zwischen 1000Hz und 8000Hz, da hier die Empfindlichkeit am größten ist und Verfärbungen am stärksten auffallen. Dieser Bereich ist zusätzlich verantwortlich für die Bühnenabbildung und Präzision im Klang.
Will man messen, wie sich diese Verfärbungen innerhalb der ersten 15ms (denn das ist der relevante Bereich für Verfärbungen) verhalten, so muss man im REW den Reiter "Decay" wählen:
Dort klickt man zuerst auf "Controls". Folgende Werte sollten dort eingestellt werden:
Slice interval (ms) = 15
Window(ms) = 500
Rise Time (ms) 0,1
Smooth 1/6
Unter "Limits" könnt ihr schon mal "Left" = 1000Hz und "Right" = 8000Hz setzen. Die Werte für "Top" und "Bottom" könnt ihr nachher einstellen, wenn ihr die Kurve vor euch habt.
Der nächste Schritt ist dann, links unten auf "Generate" zu klicken:
Nachdem ihr den Pegel entsprechend angepasst habt (Skalierung, entweder links mit der Maus oder im Menü "Limits": "Top" und "Bottom"), sollte das Diagramm in etwa so, wie das obige aussehen.
Die oberste Linie entspricht dem Frequenzgang zum Zeitpunkt t = 0,1ms, also beinahe dem Direktschall. Jede Linie darunter ist um 15ms versetzt. Die zweitoberste Linie zeigt also den Frequenzgang nach 15,1ms.
Uns interessieren nur diese beiden obersten Kurven. Alle anderen können mithilfe der Häkchen entfernt (abgewählt) werden.
Zwischen diesen beiden Kurven sollte sich nach Studionorm ein ungefähr konstanter Abstand von 10dB befinden. In normalen Räumen sind häufig 6dB schon gut.
Je gleichmäßiger und größer der Abstand zwischen den Kurven ist, desto weniger ist der Klang durch Reflexionen verfärbt.
Im Folgenden seht ihr ein Beispiel, wie ein Raum vor und nach der Behandlung der Reflexionen mit Absorbern aussieht:
Man erkennt sofort, dass der Abstand zwischen den Linien mit Absorbern wesentlich größer ist. Zusätzlich verlaufen die Linien schon gleichmäßiger.
Bei Fragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. Ich hoffe, diese Anleitung hilft euch weiter!
Viele Grüße
Berti