Untersuchung von frühen Reflexionen mit der ETC
So, dann möchte ich an dieser Stelle die sehr wichtige Messung der frühen Reflexionen näher erläutern. Die Buchstaben ETC stehen als Abkürzung für Energy Time Curve. Diese Messung soll aufzeigen wie das Verhältnisses zwischen Direktschall und Diffusschall ist. Zur Messung der ETC wird der Schalldruckpegel (in dB) über der Zeit (in ms) aufgetragen.
Frühe Reflexionen sind Reflexionen des von den Lautsprechern abgestrahlten Schalls an Begrenzungsflächen oder Einrichtungsgegenständen. Dazu zählen unter anderem auch Wände, Decke, Boden, Tische, Regale, Menschen , Fenster, etc.
Es gilt jedoch schädliche von weniger schädlichen Reflexionen zu unterscheiden. Als schädlich werden Reflexionen bezeichnet, die maximal 15ms nach Eintreffen des Direktschalls am Hörplatz ebenfalls dort eintreffen. Umgerechnet bedeutet das, dass sämtliche Reflexionsquellen, welche eine maximale Laufzeitverlängerung von ca. 5m haben bedämpft werden sollten.
Weiteres zur Theorie hinter der Messung der Reflexionen mithilfe der ETC gibts hier: Wissenswertes zur ETC
Nun zum REW:
Wichtig: Bitte jeweils nur einen Lautsprecher messen und diese einzeln auswerten. Das macht erstens die Arbeit leichter und verhindert zweitens Effekte, welche durch eine nicht 100% mittige Mikroposition entstehen und die Stärke der Reflexionen verzerren.
Man findet die Auswertung der Energy Time Curve unter dem Reiter "Impulse" und wählt dort "Envelope ETC" an.
Rechts oben sollte unter "Controls" alles eingestellt sein wie im folgenden Bild:
Dann kommen wir zur eigentlich interessanten Einstellung, den "Limits".
Hier sollte die Zeitachse von Left = 0,000 bis Right = 0,015 reichen, Top = 0,0 und Bottom = -60,0 eingestellt sein.
Damit sieht das Diagramm ungefähr folgendermaßen aus:
Jetzt beginnt die Auswertung dieser Kurve. Beim Zeitpunkt t=0 (ganz links) haben wir einen Peak bis auf 0dB. Das ist unser Direktschall, welcher auf 0dB normiert wird, da uns anschließend die relative Stärke der Reflexionen interessiert.
Dieser einzelne Direktschall-Peak kann häufig auch etwas zerfleddern. Das liegt dann z.B. an mehreren Chassis des Lautsprechers, welche alle unterschiedliche Laufzeiten zum Hörplatz haben oder an Messfehlern. Jeder weitere Peak entspricht dem Eintreffen von Schallenergie am Mikrofon, also reflektiertem Schall. Diesen untersuchen wir nun weiter.
Man legt sich zunächst mithilfe der Maus eine blaue Linie bei -20dB in das Diagramm. Laut Studionorm sollte keiner der Peaks außer dem Direktschall oberhalb dieser Linie liegen. In der Praxis wird das aber normalerweise nicht zu erreichen sein. Daher sollte man sich nun sämtliche Peaks vornehmen, die noch oberhalb von ca. -15dB sind. Diese Peaks entsprechen jeweils einer starken frühen Reflexion welche wir verhindern sollten.
Im gezeigten Beispiel finden wir z.B. eine kurz aufeinander folgende Reihe an Reflexionen bei ca. 1,3 bis 1,7ms:
Aus diesen ca. 1,5ms können wir die Position der Reflexion berechnen. 1,5ms Laufzeitverlängerung entsprechen ca. 50cm Laufzeitverlängerung gegenüber dem Direktschall. In diesem Fall handelte es sich um die Reflexionen mehrerer Chassis (in diesem Fall eine Nubert NuVero 14)an der rechten Wand, da der rechte Frontlautsprecher sehr wandnah positioniert war.
Wie wir aus der obigen Gesamtansicht entnehmen können, gibt es noch zwei weitere starke Reflexionen, nämlich eine bei ca. 7 bis 7,3ms und eine bei ca. 8,5ms.
Bei der Reflexion mit ca. 7,2ms handelte es sich um die Reflexion an der 3m hohen Decke und bei den 8,5ms um die Reflexion an der rückwärtigen Fensterfront.
Man erkennt auch sehr schön, wie stark so eine Reflexion an der Fensterfront trotz des deutlich längeren Laufweges noch ist.
In der ETC kann man dann auch sehr schön die akustischen Maßnahmen ablesen. So wurde die frühe Reflexion an der rechten Wand (1,5ms) mithilfe eines Absorber bedämpft, das Resultat:
Im Direktvergleich von 0-2ms:
Viele Grüße
Berti